Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Blue Fox
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Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von Blue Fox »

Hallöle,

in der letzten Zeit hatte ich wieder mehr Gelegenheit, mich um meine Röhris zu kümmern.

Ich hatte da noch ein schönes kleines Grundig TK25 im Keller stehen. Erst lief es grundsätzlich. Dann hatte ich eine C-Kur gemacht. Anschließend war der Klang kraftvoller, und alles zufriedenstellend.

Zunächst...
bis es dann bei der Wiedergabe immer nach kurzer Zeit anfing zu blubbern.

Erstmal die betreffenden Röhren gegen andere getauscht - keine Besserung. Ich hab´s dann erstmal beiseite gestellt, da noch andere - nicht immer auf´s Hobby bezogene - Aufgaben auf mich warteten. :roll:

Neulich machte meine Saba Mainau 125-Truhe merkwürdige Geräusche. Im linken Kanal fing´s kurz nach dem Einschalten an zu Pfeifen. Dann machte es "Plapp", bevor ich das Gerät wieder ausstellen konnte. Als ich die Rückwand abnahm, lag auf dem Boden unter dem Chassis ein etwas getoasteter Widerstand.

Hmpf, wo issn der her? - Den Schaltplan hatte ich ja schon vom Freudenstadt, der stimmt soweit überein. Erstmal darein geschaut und mit der Schaltung verglichen, dann hatte ich schon den Übeltäter: der Wiederstadt stammte vom Kahtodenaggregat des linken Kanals.

Die EL95 hatte wohl einen Schluss, und daher an der Kathode soviel Strom gezogen, dass es den Widerstand überhitzt und der sich daraufhin beleidigt abgelötet hat.

Einen neuen Widerstand und eine andere EL95 später: Alles wieder im Lot, Spannung und Strom sind in Ordnung.

Das TK25 hatte ich dann gestern nochmal zwischen. Irgendwo in der Endstufe müsste doch der Fehler zu finden sein...
Erstmal schauen, was die Teile drum herum so sagen.
Als erstes habe ich (eher zufälligerweise) das Kathodenaggregat überprüft. Da der Elko ja neu war, hatte ich den Widerstand im Verdacht und diesen als erstes einseitig abgelötet. Denkste aber auch nur, der war in Ordnung. Also wieder angebraten, das Teil.

Hmm..., messen wir doch nochmal die Gitterspannung. Nee, lass erst noch mal hören. Also ein Tonband aufgelegt, und das Gerät angestellt.

Ergebnis: Blubbern weg, auch bis zur vollen Lautstärke sauberer Klang (meine Frau hat´s vom Keller bis zur ersten Etage gehört, obwohl der Fernseher im Wohnzimmer lief. :lol:

Anscheinend hatte ich beim Einlöten des neuen Elkos den Widerstand nicht wieder richtig eingelötet. Der hat sich wohl irgendwann selbständig gemacht und seine vorgegebene Lötöse an der Röhrenfassung verlassen haben. So kann man sich wunderbar unnötige Fehler einbauen. :x

Jedenfalls habe ich jetzt wieder etwas dazugelernt. Das nächste Kathodenaggregat soll ruhig kommen... :lol:

Gruß,

Volker
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Otto
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von Otto »

Blue Fox hat geschrieben: Anscheinend hatte ich beim Einlöten des neuen Elkos den Widerstand nicht wieder richtig eingelötet. Der hat sich wohl irgendwann selbständig gemacht und seine vorgegebene Lötöse an der Röhrenfassung verlassen haben. So kann man sich wunderbar unnötige Fehler einbauen. :x

"Man" kann sich solche Fehler sicher nicht einbauen, denn "man" kann richtig löten. Manchem Hobbybastler unterlaufen solche Fehler allerdings schon, davon bin ich überzeugt.
Ach ja, noch etwas. Kann mir jemand erklären, was ein Kathodenaggregat ist und wo genau in welchem Radio dieses Gerät welche Arbeit verrichtet?

Freundliche Grüße Otto
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qekjunior
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von qekjunior »

Otto hat geschrieben: "Man" kann sich solche Fehler sicher nicht einbauen, denn "man" kann richtig löten. Manchem Hobbybastler unterlaufen solche Fehler allerdings schon, davon bin ich überzeugt.

hey otto,

gemach, gemach: bevor "man" richtig löten kann muß "man" das erstmal lernen. du bist bestimmt auch nicht mit dem lötkolben in der hand vom himmel gefallen? :wink: und "man" lernt eben am besten durch einen fehler, den "man" als solchen erkannt hat.

zumindest mir erging es so. im sabaforum wurde einmal die sinnigkeit der quasi originalen methode besprochen. seither entlöte ich die entsprechende stelle möglichst vollständig, stecke die beinchen durch das loch, biege um und löte wieder an - in der hoffnung das nie wieder öffnen zu müssen :lol:

unser hobby besteht für viele eben aus basteln, dabei lernen wir stänig dazu und ich finde das toll!

bitte misverstehe das nicht als respektlosigkeit. im gegenteil, v.a. wenn jemand wirklich kann und weiß, was er tut. aber deine worte empfand ich zum frühstück etwas entmutigend. :roll:

nix für ungut :hello:

schöne grüße
andi
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Otto
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von Otto »

Hi Andi,

wahrscheinlich bin ich wieder von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Zu Deiner Aufklärung : als ich vom Himmel gefallen bin, hatte ich in der Tat einen Lötkolben in der Hand. Den hatte mir der Klapperstorch in die Hand gedrückt, bevor er mich losgelassen hat. :mrgreen:

Freundliche Grüße Otto
rettigsmerb
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von rettigsmerb »

Jaja - Kinders betet, Papa lötet... :mrgreen:

Zurrück zur Frage "Was ist ein Kathodenaggregat".
Nun - hiermit ist die Kombination aus Kathodenwiderstand mit parallel gelegtem Kondensator oder Elko gemeint, die von der Kathode einer (End-)Röhre nach Masse führt. Der Widerstand bestimmt dabei die Gittervorspannung und damit den richtigen Arbeitspunkt der Röhre, während der Kondensator eine wechselstrommäßige Gegenkopplung darstellt. Von der Größe des Kondensators ist die untere Grenzfrequenz abhängig, die noch übertragen wird. Je größer der Kondensator ist um so tiefer ist sie.

Für Geräte mit einer EL84 z.B. hat der Widerstand einen Wert von etwa 200 Ohm, der Elko 50...100µF. Damit wird der Arbeitspunkt auf etwa -6Volt Ug1 eingestellt.
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Otto
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von Otto »

Danke, Herbert, für die erschöpfende Auskunft. Früher habe ich das für ein RC- Glied gehalten, je nach Kombination
Tief- oder Hochpass, um auf den Begriff Aggregat zu kommen muss man das lat. aggregare aber schon sehr großzügig auslegen.

Freundliche Grüße Otto
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Radiomann
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von Radiomann »

Selbst wenn man mit viel Fantasie den Begriff "Kathodenaggregat" verwenden mag - in der elektrotechn. Fachliteratur bleibt er unüblich.

Es wäre auch ungewöhnlich, bei 2 Bauteilen gleich von einem "Aggregat" zu sprechen. :lol:
rettigsmerb
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von rettigsmerb »

Naja - eine Kraftstoff-Einspritzdüse nennt sich im Englischen "atomizer", obwohl wir auch hier noch vom atomisierten Zustand doch ein wenig weiter weg sind, gell :mrgreen: Aber es stimmt schon - unter einem "Aggregat" versteht man normalerweise etwas anderes, ein etwas strukturell komplexeres Gebilde.

BTW: In der Kälte- und Klimatechnik nennt sich z.B. der Kompressor als Ganzes einfach "Das Aggregat".
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glaubnix
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von glaubnix »

Hallo allerseits,
Rettingsmerb hat geschrieben: ...während der Kondensator eine wechselstrommäßige Gegenkopplung darstellt.
... das sollte man so nicht stehen lassen, denn: Der Kondensator unterbindet die durch den Widerstand verursachte Stromgegenkopplung bis zu der Zeitkonstane welche durch Rk//(1/S+Ra/µ) in Verbindung mit Ck dargestellt wird. --- Ich gehe davon aus, dass da ein Schreibfehler vorlag.

Weiterhin meine ich, dass man den Ausdruck "Katodenaggregat" nicht als neuen Bergriff weder in der Elektrotechnik noch hier im Forum aufnehmen sollte. Es gibt bereits genügend Möglichkeiten, diese Bauteilekombination ausreichend zu definieren, welche mit üblichen Bezeichnungen der allgemeinen Fachliteratur konform sind.

Ich könnte auch ein Radiogerät am Ende z.B. "Rundfunkempfangsaggregat" bezeichnen...der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt.
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von rettigsmerb »

jou - auch wieder wahr. Hab mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt, sorry.
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Blue Fox
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von Blue Fox »

Hallöle,

naja, ich bin kein gelernter Elektroniker/Eletrotechniker, habe allerdings seit meiner Pubertät schon des öfteren mal einen Lötkolben in der Hand gehabt. Ich weiß also auch, wo das heiße Ende ist. :lol:

Nachdem ich vor gut fünf Jahren unser gemeinsames Hobby entdeckt (und damit auch meine Löterfahrung intensiviert habe), habe ich bis heute über 20 Geräte instandgesetzt. So ein Fehler ist mir dabei bis dahin auch nicht untergekommen.

Allerdings ist´s in so einem Tonbandgerät (ist ja auch nicht das Größte) hier und da ziemlich eng. Da ich das Teil nicht bis zum letzten auseinanderpflücken wollte, musste ich halt mit dem Lötkolben zwischen anderen Bauteilen und Leitungen hindurch, um an die betreffende Stelle zu kommen. Viel Bewegungsfreiheit war da nicht. Ich denke, da ist´s verständlich, wenn einem mal was "herausrutscht".

Es gibt bestimmt auch andere, erfahrenere Hobbykollegen, die mal ein Bauteil oder eine Leitung falsch verbunden, oder sich im Wert eines Bauteils vergriffen haben.

Praktisch gesehen bin ich sicherlich nicht perfekt, und theoretisch muss ich auch noch einiges lernen. Solche Ereignisse haben ja auch einen gewissen Lerneffekt. :wink:

Zum Schluß eine Anmerkung:
Bitte keine weitere Diskussion darüber, ich nehme solche Spitzen nicht allzu Ernst. Aber wegen solcher Äußerungen sind hier schon Streitigkeiten vom Zaun gebrochen, die leider zum Verlust von Forumskollegen geführt haben. Das sollte nicht sein.

Gruß,

Volker
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von klausw »

WER hat sich noch nie einen Fehler selbst eingebaut?
Und zwar völlig egal, ob man etwas falsch verdrahtet hat, eine einzige Lötstelle unerkannt unsauber ausgeführt hat...oder..oder... Auch dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wie auch der thread zum Thema an anderer Stelle hier im Forum zeigt.

meint (schmunzelnd)
k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von Gery »

Nobody is perfect! :hello:
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holger66
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von holger66 »

klausw hat geschrieben:WER hat sich noch nie einen Fehler selbst eingebaut?
Und zwar völlig egal, ob man etwas falsch verdrahtet hat, eine einzige Lötstelle unerkannt unsauber ausgeführt hat...oder..oder... Auch dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wie auch der thread zum Thema an anderer Stelle hier im Forum zeigt.

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k.
Kann ich nur unterschreiben ! Bisher habe ich sie alle selbst wieder gefunden. Eigene Fehler andere Leute suchen zu lassen, ist aber oberpeinlich.

H.
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rettigsmerb
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Re: Kathodenaggregat, das ubekannt Wesen...

Beitrag von rettigsmerb »

So etwas hatte ich auch schon. "Das Radio hat vorher noch gespielt, nach Wechsel der Kondis gings auf keinem Wellenbereich mehr". Jo - kein Wunder, wenn man den Schirmgitterabblock-Kondi der ECH81 am Steuergitter anlötet. Als ich es dem Kollegen zeigte, wechselten die Gesichtsfarben...