Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

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2_Stroker
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo zusammen,

Die Empfangsqualität von KW,MW und LW ist bei mir in der Region eher dürftig.
Durch die Stillegung vom "Beromünster" in der Deutschschweiz und "Sottens" in der französischen Schweiz habe ich keinerlei Referenzstationen mehr im eigenen Land. :angry:
Vielleicht kurz zu meinem groben Standort: Ich lebe in der Nordwest-Schweiz (paar Km bis zur französischen Grenze). In der Nähe der Uhren-Stadt "Biel-Bienne". Sind die Berge am schlechten Empfang schuld?

Mit meiner Phillips Stella empfing ich in den frühen Abendstunden ein paar englishe, amerikanische und Fernost-Radiostationen. Hierbei wurde einfach "hoch-professionell" ein 5m Draht vom obersten Stock aus dem Fenster gehängt. ;-)

Der Grund warum ich die Spannungen ursprünglich so genau messen wollte war jener, weil mein Zauberklang ein Bakelit-Gehäuse besitzt und darunter keine Service-Klappe. Es würde mich natürlich stark nerven, wenn ich nun das ganze Chassis eingebaut hätte und dann merke, dass ich alles wieder demontieren muss den Fehler zu suchen. :x
Die UKW Empfangsleistung ist übrigens der absolute Hammer! Ich hatte noch nie so ein Radio mit einer derart guten Empfangsleistung! Alleinig ein 30cm langes Kabel genügt, um alle CH-Sender zu hören.


Gruss
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röhrenradiofreak
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von röhrenradiofreak »

In diesem Fall ist es eindeutig, dass der AM-Oszillator schwingt. Dass das digitale Messgerät dort einen falschen Gleichspannungswert anzeigt, könnte daran liegen, dass es mit der überlagerten HF nicht klar kommt.

Hast Du den Generator direkt an die Antennenbuchse des Radios angeschlossen? Dann ist 0,5 V viel zu viel. Die Eingangsempfindlichkeit liegt auf den AM-Bereichen ungefähr im Bereich von 10 bis 20 µV. Da ist es klar, dass das magische Auge bei 0,5 V selbst dann voll ausschlägt, wenn die Eingangsempfindlichkeit des Radios wegen eines Fehlers zu gering ist. Entweder Du stellst eine Amplitude unter 1 mV ein, oder Du schließt das Kabel nicht direkt an, sondern legst es nur daneben.

Die zu geringe Spannung an G2 und G4 der ECH81 kann auf einen Leckstrom des 22 nF-Kondensators C21 zurückzuführen sein. Das kann man nicht mit dem Ohmmeter messen, weil der Leckstrom bei dessen Messspannung viel zu klein ist, er steigt mit der Spannung überproportional an. Also kann man ihn nur indirekt messen. Löte den Kondensator mal einseitig ab, die Spannung an dem betreffenden Anschluss der Röhre darf sich dadurch nicht ändern. Wenn doch, ist der Kondensator defekt.

Lutz
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo zusammen,

Mein Signalgenerator ist ein eher "preiswerteres" Modell und unterstützt daher keine Ausgangsspannungen unter 0.5Volt.
Aus diesem Grund habe ich den Minus-Anschluss des Generators mit dem Radio-Chassis verbunden und das Plus-Kabel mal neben das Radio gelegt (Distanz probeweise zwischen 5-20cm)

Der Empfang ist sehr schlecht, man muss das Kabel schon an die Ferrit-Antenne halten, damit man vollen Empfang hat. Oder ist vielleicht meine Vorgehensweise nicht richtig?

Den Kondensator am Gitter der ECH81 mit Wert 22nF wurde im Zuge der Restauration ersetzt. Natürlich kann auch der Defekt sein, ich werde den Leckstrom mal messen.

Gruss
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Sorry für den Doppel-Post, aber es gibt gute News! :D
...Es ist kaum zu glauben, aber ich habe an einer Steckdosenleiste mit dem Radio gearbeitet, wo auch zwei Ladestationen für Bohrmaschinen-Akkus plus eine Stereoanlage hängen (Klassischer HF-Seuchenherd, da Schaltnetzteile).

Als ich dann eine "saubere Steckdose" fand, habe ich mit der Kabelrolle 5m Kabel durch den Raum gelegt und dann das Radio angeschlossen.
Das Ergebnis: 2 Mittelwellensender von den franz. Nachbaren empfangen plus ein schwach empfangener deutscher Sender und es war noch nicht einmal eine Antenne angeschlossen(!). Es hat mir anscheinend den ganzen AM-Empfang lahmgelegt!
Ich werde mir in Zukunft eine kleine Zwischenbox mit Netzdose bauen, wo ein Netzfilter integriert ist. So entstehen am Radio keine Basteleien.

Die Spannungen lasse ich nun so wie sie sind im Moment, solange der Empfang da ist. Den 22nF Kondensatoren habe ich geprüft, auch er funktioniert wie er soll. :super:

Gruss
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von röhrenradiofreak »

So ist das leider heute. Schaltnetzteile verseuchen vor allem die Mittel- und Langwelle so massiv mit Störungen, dass oft kaum noch Empfang möglich ist. Wie manche moderne Geräte die EMV-Vorschriften hinsichtlich Störaussendung einhalten, ist mir ein Rätsel.

Das Netzfilter wird dagegen nur bedingt helfen, denn es kann hauptsächlich Störspannungen zwischen den Adern wegfiltern. Gegen Störspannungen, die als sogenannte Gleichtaktstörung auf allen Adern parallel vorhanden sind, hilft es wenig. Gegen Störungen, die sich als Feld durch die Luft ausbreiten, gar nicht. Bevor Du also in ein Netzfilter * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt*, solltest Du, wenn möglich, testen, ob es ausreichend hilft. Mitunter ist es wirkungsvoller, ein Filter am störenden Gerät anzuordnen, um zu verhindern, dass die Störungen überhaupt erst über längere Netzleitungen angestrahlt werden.

Lutz
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von BugleBoy »

Und eine interessante Nebenotiz.

Alte Tektronix 7904 Oszi aus 1971, hat bereits Schaltnetzteil und ist laut Freund relativ störstrahlarm.
Wobei Schaltnetzteil-Technologie bereits antik ist (Thyristor-Schaltnetzteil)

Grüss
Matt
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das ist richtig, ältere Schaltnetzteile stören in der Regel nicht so sehr. Das liegt daran, dass die Schaltflanken dieser Netzteile nicht so steil sind wie bei modernen Schaltnetzteilen. Bei heutigen Schaltnetzteilen versucht man, die Schaltvorgänge möglichst schnell zu machen, weil das die Schaltverluste verringert. Neuentwickelte Halbleiter, die immer schneller schalten können, machen vieles möglich, was vor wenigen Jahrzehnten zumindest extrem teuer gewesen wäre. Dann sind in den Schaltflanken aber auch entsprechend mehr hochfrequente Anteile enthalten. Wenn dann noch an Filtern und Abschirmungen gespart wird, ist das Ergebnis eine massive Störverseuchung der Umgebung.

Lutz
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von weiser_uhu »

... in dem Zusammenhang gleich mal eine Frage:
Ich hab einen Laptop, von dem ich auch Musik abspiele. Das geht wunderbar, solange er mit der eingebauten Batterie läuft.
Sobald man das Netzteil ansteckt, hört man in den Musikpausen (die sonst muksmäuschenstill sind) ein zirpen, rauschen, Impulse.
Das kommt natürlich vom Schaltnetzteil. Manche Netzteile machen aber "bestimmte Dinge", die zum Ladevorgang nötig sind, also bewußt Impulse, die auch ausgewertet werden (Ladezustand), sodass man nicht einfach Filter dazwischenschalten kann (ist meine Vermutung).
Habt Ihr da eine Idee? Primärseitig hab ich schon mit und ohne Schutzerdung probiert, hilft alles nicht.

Grüße vom
-charlie-
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ColonelHogan9162
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von ColonelHogan9162 »

Nicht nur das - Auch HF-Signale im 430MHz-Bereich kommen wohl auch hinzu, der ist dermassen überfüllt mit allem möglichem Quatsch,
wer weiß, was da alles an zirpen und zischen herkommt. :Schulterzuck:
Jeder Mist bis hin zum Lichtschalter ist heutzutage Funkgesteuert
Alleine die realen Reichweiten weichen von den Angaben um mehrere 100% in Richtung nach oben ab.

Obwohl meine nächstgelegensten Nachbarn mindestens 30meter entfernt sind hab ich zb im Funkkopfhörer so gut wie immer irgendein Fernsehprogramm weil anscheinend irgendein Fernsehfetischist den ganzen Tag vor der Glotze hockt oder die Kiste durchlaufen lässt.
Soviel schonmal zum ganzen QRM auf den cm-Bändern.

Ich kenn auch die Probleme mit AM. Mittelwelle ist unter 1000MHz fast den ganzen Tag über mit Brumm gestört, kein Sender zu kriegen. Langwelle unter 200 KHz ebebso.
Kurzwelle ist dagegen OK.
Zieh ich den internen Dipol raus und steck den Langdraht rein, ist alles OK und es kommen etliche Sender klar rein, wo vorher tote Hose war.
Und auf etlichen Frequenzen, auch UKW ist ständig dieses Blubb-Blubb-Diit zu hören was auch digitalen Ursprungs sein muss.

Wenn das Handy lädt, ist über alle AM-Bänder ein Püüp-Püüp zu hören und das :mauge: tanzt dazu im Rhythmus Samba. :roll:
Sobald die Taschenquatsche fertiggeladen hat hörts auf, auch wenn das Ladeteil noch drinsteckt, die Ladeimpulse reichen durch die ganze Wohnung.
Letzens hab ich auf dem alten Sony-Receiver mit Digianzeige nach nem KW-Sender gesucht den ich empfing um die genaue QRG festzustellen
Überall ein ständiges pulsierendes Pfeifen. :angry:
Ich hatte schnell den Satreceiver in verdacht der in der Nähe steht, also Stecker raus und-tatsächlich - Ruhe im Kettenkasten. :lol:

Auch auf UKW ist um 100MHz ein ständiges Brumm, so daß der NDR Kultur bei 99,2 oft nur verbrummt reinkommt und das ist hier der stärkste Sender, der immer :mauge: Vollauschlag bringt. :wut:
Dreh ich das Gerät um 90Grad ist meistens Ruhe.
Aber wer will schon so ein Möbelstück von Radio quer auf den Tisch oder ins Regal stellen :mrgreen:
Gruss
Andi
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weiser_uhu
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von weiser_uhu »

Andi, das "Blubb Blubb Diiiet" könnte eine Radarantenne sein, die "macht es so".
Ich hab in der Nähe einer Radarstation einmal mit meiner Videokamera Aufnahmen gemacht, da ist das Signal sogar aufs Band gekommen, allein durch die Streustrahlung. Die Signale "hauen voll rein", gehen ja mit brutalster Energie gebündelt raus :( . Direkt in den Strahl sollte man nicht kommen.
Das war auf dem höchsten Berg von Madeira, da haben die Amis noch eine Radarstation.
Auch zu Hause sind fast alle Bänder "vergiftet".
Grüße vom
-charlie-
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von 2_Stroker »

Bonjour,

Jetzt bemerke ich auch, dass ein Netzfilter gar nichts bringt. Was willst du den HF-Dreck im Netz bis zum Radio filtern, wenn auch sonst überall HF "in der Luft liegt". :angry:

Ich habe im Übrigen mit ein bisschen Aufwand nen tollen Empfang hinbekommen! Habe ein 0.75mm2 Kabel genommen, am einen Ende was schweres befestigt und aus dem Fenster geworfen :mrgreen:
Dann runter in den Garten und das Kabel wie ne Wäscheleine gespannt.

Nachbaren fragten mich schon, ob ich mit dem Teil mit der CIAkommuniziere....
Das wohl eher nicht, aber Hauptsache guten Empfang!

Gruss
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Re: Grundig Zauberklang 1060 Spannungen?

Beitrag von rettigsmerb »

Grüezi

na - das ist ja erfreulich. Dann wünsche ich Dir allzeit guten Empfang, solang noch AM-Sender auf den klassischen Wellenbereichen senden.

au revior mon ami!