Grundig 4035 W / 3D

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radiobastler
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Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von radiobastler »

Habe bei einem Grundig 4035 W / 3D einen etwas schwachen UKW Empfang. Mit der eingebauten Dipolantenne ist der Empfang nur sehr schwach, mit einem ca 2m langen Draht bekomme ich am Auge vollausschlag mit gutem Empfang. Ist das bei dem Gerät normal? Alle Kondensatoren sind neu. Der UKW-Tuner ist mit zwei EC92 aufgebaut. Habe schon daran gedacht, die zu wechseln.
Ich frage deshalb, weil ich mit anderen Radios mit der eingebauten Dipolantenne guten Empfang habe.
Gruß Stephan

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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von röhrenradiofreak »

Besteht die eingebaute Dipolantenne aus einer Folie? Wenn ja, prüfe die Kontaktierung der Zuleitung sowie die Leitfähigkeit der Folie selber.

Eingebaute Dipolantennen sind immer ein Kompromiss zwischen Empfangsleistung und einfacher Handhabung. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Radio mit einer externen Antenne besser empfängt, auch wenn diese nur wenig länger als der Gehäusedipol ist. Um zu testen, ob es nur daran liegt, nimm 2 Kabel von je etwa 0,75 m Länge, schließe sie an die Antennenbuchsen an und lege sie so um das Gehäuse, wie es ungefähr dem Verlauf des eingebauten Dipols entspricht. Ist die Empfangsleistung jetzt ähnlich wie mit dem Gehäusedipol? Dann hat es nur mit der Geometrie des Gehäusedpiols zu tun, dieser ist ansonsten in Ordnung.

Lutz
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von hoeberlin »

Ergänzend muss bei Grundig Geräten aus dieser Zeit beachtet werden, dass die ggf. Außen vorhandenen Messingzierleisten Teil des Dipol sind, sei es, dass die direkt angeschlossen sind, oder aber auch dann, wenn sie offenbar keine elektrische Verbindung haben.

Auch die Lautsprecherverkabelung enthält üblicherweise kleine Spulen (UKW Drosseln), die dazu dienen, dass die Seitenlautsprecher sich nicht negativ auf den Einbaudipol auswirken.

Vielleicht hilft das weiter.

Viele Grüße Henning
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von radiobastler »

Ich habe vergessen zu erwähnen, das ein externer Dipol nicht viel besser war (war korrekt ausgerichtet).
Gruß Stephan

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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von röhrenradiofreak »

Na dann ist der Gehäusedipol jedenfalls nicht die Ursache.

Vielleicht ist der Ausstellungsort des Radios aus irgendwelchen Gründen ungünstig. Wie verhalten sich vergleichbare Radios am selben Standort? Wenn sie deutlich besser empfangen, könnte es sein, dass eine EC92 im Grundig-Radio schlapp ist, oder dass es eines Abgleichs bedarf.

Lutz
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radiobastler
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von radiobastler »

Das Radio gehört leider nicht mir. Ich habe es vor einigen Jahren mal restauriert. Jetzt war das Russenauge defekt und der Ton leise. Am Russenauge hatte die Heizung Verbindung mit der Kathode und EL84 verbraucht. Das Radio wird viel benutzt, eine verbrauchte EC92 wäre nicht abwegig.

Im Vergleich mit zwei anderen Radios ist der Empfang etwas schlechter, was mich vermuten lässt, das es normal ist, zumal der Unterschied zwar deutlich spürbar, aber nicht so riesig ist. Ist die Konstruktion des Tuners daran schuld, obwohl dieses Radio doch zu den besseren Geräten zählt, oder nicht?
Gruß Stephan

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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von hoeberlin »

Hallo, nochmal,
Nachdem feststeht, dass der Einbaudipol offenbar nicht die Ursache ist, sollten zunächst alle Gleichspannungen im ZF Teil geprüft werden.

Mein Grundig 1090 hatte auch plötzlich schlechten Empfang, dort war die Ursache ein defekter Abblockkondensator am Steuergitter der ZF Röhre.

Nachdem der gewechselt war, war alles wie vorher.

Vielleicht hilfts,

Viele Grüße Henning
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von röhrenradiofreak »

Mit 11 FM-Kreisen gehört der Grundig 4035 zu den besseren UKW-Empfängern. Allerdings gab es im Modelljahr 1954/55 durchaus noch Unterschiede in der UKW-Empfangsleistung vergleichbarer Radios. UKW war noch keine 5 Jahre auf dem Markt und es gab durchaus noch Optimierungspotential. Deshalb sollte man aus einem Vergleich mit einem Radio, das ein paar Jahre später gebaut wurde, nicht vorschnell auf einen Defekt im Empfangsteil schließen.

Den besten UKW-Empfang haben Geräte aus den 60er Jahren. Meine Eltern besitzen einen Grundig RF122. Die UKW-Empfangsleistung dieses relativ einfach aufgebauten Gerätes ist unschlagbar. Vor der Einführung der Privatsender konnte ich damit mit einer Dachantenne AFN Stuttgart auf 102,4 MHz empfangen - über eine Entfernung von fast 500 km.

Lutz
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Otto
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von Otto »

Da hatten die sonst sehr sparsamen Schwaben sicher einen Verstärker auf dem Kahlen Asten, denn auf Ukw ist normalerweise nach spätestens 150 Km schluss. Das hat nichts mit der Qualität des Empfängers zu tun, sondern liegt an der Erdkrümmung.
Ich lasse mich jedoch gerne belehren, auf welche wundersame Weise Ukw über 500 Km zu empfangen ist.
Hier empfange ich als entferntesten Sender HR 3 aus Frankfurt, das aber nur, weil die Hessen nicht aus Frankfurt senden, sondern sicher noch einen Sender auf halber Strecke im Odenwald haben.

Freundliche Grüße Otto
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von paulchen »

Also ich denke schon, daß man von diesem Empfänger eine mehr als durchschnittliche Empfangsleistung erwarten kann.

Wenn das Radio früher richtig empfangen hat und jetzt mit dem Dipol nicht mehr, aber mit einer anderen Antenne dann doch, sollte eventuell die Anpassung nicht mehr stimmen.
Habe jetzt hier vom Eingangsteil (Antennekreis) nicht die Schaltung, aber da würde ich mal sehen, ob alles sitzt und nicht dran rumgedreht wurde.

Steht das Radio frei? Wenn oben drauf etwas anderes, metallisches steht, ist die Dipolleistung stark eingeschränkt, weil völlig verstimmt. Das kann auch ein anderes Radio sein mit seinem Chassis!

paulchen
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von radiobastler »

Als ich das Radio zur Restauration auf dem Tisch hatte, war die Empfangsleistung ok, aber nicht überdurchschnittlich. Der Besitzer des Radios meinte, das der Empfang schlechter heworden ist. Dummerweise habe ich das Radio in der Firma restauriert und den Empfang bei mir zu Hause nicht probiert. Jetzt hatte ich das Radio aber zu Hause stehen.

Tja, das ist jetzt schwer einzuschätzen. Ich werde erstmal zwei EC92 besorgen. Versuch macht klug. Mein Bekannter ist mit seiner Familie jetzt auch noch weggezogen. Ich habe jetzt also gerade keinen Zugriff aufs Radio.

Um das mal zusammen zu fassen: Die Empfangsleistung sollte also mindestens durchschnittlich sein.

Ich muss das also noch mal genau überprüfen.
Danke für eure Tipps.
Gruß Stephan

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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von röhrenradiofreak »

Otto hat geschrieben:Da hatten die sonst sehr sparsamen Schwaben sicher einen Verstärker auf dem Kahlen Asten, denn auf Ukw ist normalerweise nach spätestens 150 Km schluss. Das hat nichts mit der Qualität des Empfängers zu tun, sondern liegt an der Erdkrümmung.
Der Sender, den ich damals empfing, sendete mit 100 kW vom Fernmeldeturm Stuttgart aus. Es war nicht nur ein kurzzeitiger Überreichweitenempfang, sondern der Sender war mindestens über mehrere Wochen in unterschiedlicher Qualität zu empfangen, von stark verrauscht bis rauschfrei. Über die Feldstärke kann ich nichts sagen. Von mehreren Radios, die mir zur Verfügung standen, war der Sender mit diesem am besten zu hören. Das wollte ich eigentlich ausdrücken.

Wie groß die Reichweite eines UKW-Senders ist, hängt bekanntlich von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Antennenhöhe und Empfindlichkeit des Empfängers. Aktuell besitze ich eine drehbare, 6 m hohe 4-Element-UKW-Antenne mit empfindlichem Empfänger dran. Damit kann ich nahezu alle Sender im Umkreis von etwa 150 km in rauschfreiem Stereo hören, darüber hinaus etliche Sender, die bis zu etwa 300 km entfernt sind.
radiobastler hat geschrieben:Der Besitzer des Radios meinte, das der Empfang schlechter heworden ist.
Na das ist doch ein Hinweis darauf, dass irgendwas nicht mehr ganz in Ordnung ist. Die EC 92 kommen für diesen Fehler in die engere Wahl. Vor allem die, die in der Vorstufe sitzt.

Lutz
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von radiobastler »

Wieso hat man diese Konstruktion mit zwei EC92 gewählt, Doppeltrioden gab es doch schon.
Gruß Stephan

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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von EQ80 »

Hallo Stephan,
diese Frage ist absolut berechtigt, zumal seinerzeit die ECC 85 quasi als verbesserte ECC 81 schon auf dem Markt war. Aber deine Frage ist nicht neu. Siehe z. B. hier:
http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=166
Da hat sich ein kompetenter Mann, der auch hier schreibt, umfassend zu geäußert. Kannst dich da ja mal reinlesen.
Es darf sicher behauptet werden, daß Grundig dem 4035 als "Oberklassenradio" einen recht hochwertigen UKW-Teil spendiert hat. Neben den beiden EC 92 in der HF sind die beiden ZF Penthoden ein weiteres Indiz hierfür. Richtig abgeglichen und mit einwandfreien Röhren sollte das Gerät auf UKW hinsichtlich Empfindlichkeit und Trennschärfe die üblichen Standardgeräte mit ECC 85 und nur einer ZF-Penthode übertreffen.
@ Lutz: ich bin etwas verwundert, daß ausgerechnet ein Standardempfänger, wie der Grundig RF122 mit ECCC 85 und nur einer ZF-Penthode die besten Empfangsleistungen bringen soll. Da hätten sich Grundig oder andere Hersteller aufwendigere FM-Teile ja gleich sparen können... :mrgreen:
Ansonsten werfe ich mal den Grundig 6099 und Baugleichheiten in den Ring. 14 UKW-Kreise und wieder 2 EC92 im "Frontend"! :hello:
Viele Grüße

Frank
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Re: Grundig 4035 W / 3D

Beitrag von röhrenradiofreak »

EQ80 hat geschrieben:ich bin etwas verwundert, daß ausgerechnet ein Standardempfänger, wie der Grundig RF122 mit ECCC 85 und nur einer ZF-Penthode die besten Empfangsleistungen bringen soll.
Ich im Grunde auch. Aber dieses Radio empfängt nun einmal Sender, die mit kaum einem anderen Radio zu hören sind. Als ich vor ein paar Wochen samstags bei meinen Eltern war, stellte ich Radio Bremen ein, um den Beat-Club zu hören. Der Empfang war einwandfrei - bei einer Entfernung von knapp 150 km, nur mit dem Gehäusedipol, ohne Außenantenne.

Übrigens hat der RF122, wie alle anderen Standardgeräte auch, für UKW zwei ZF-Stufen: die ECH81 und die EAF801. Beim 4035, um die es in diesem Thread eigentlich geht, sind es sogar drei: eine EF89, dann die ECH81 und als dritte eine EAF42. Die EF89 hatte ich zunächst übersehen bzw. falsch zugeordnet. Deshalb revidiere ich meine Einschätzung von gestern: er muss einen ordentlichen UKW-Empfang haben, sonst wäre es eine Fehlkonstruktion.

Lutz