Radio gesucht

[achim1]

Hallo Jungs,
könnt ihr mir sagen, welches Röhrenradio der 50er bis max. Anfang 60er Jahre die besten Empfangseigenschaften und den besten Klang hat?
Danke und viele Grüße,
Achim

[nordmender]

Hi,
es gab nicht das eine Radio der 50'er oder 60èr mit zugleich bestem Empfang und bestem Klang.
Es hat unter den mehrere Hundert Modellen so einige gegeben,die sich von der Masse abhoben.
Das hatte dann aber meist auch sehr abgehobene Preise.
Die Einschätzung ist nun heute oft von rein subjektiver Betrachtung gesteuert,wenn es als DAS GERÄT auserkoren wird.
Und natürlich vom realen oder hochgelobten ( gepushten ) Kaufpreis.
Das ist meine völlig unvoreingenommene Sicht.
Aber da wird jetzt sicher eine Lawine losgehen,von grüner Pappe bis zu ultra-höchst-super-was weiss-ich-noch-was-Schnickschnack.
Bin auf den weiteren Verlauf von diesem Fred gespannt!

[rettigsmerb]

Ich grinse schon leicht in mich hinein, denn eben dieser Geschmack ist von sehr, sehr subjektiver Prägung. Die einen schwören auf wummerde Bässe, andere lieben klirrende Höhen... - und eben genau diese Bandbreite von Klangeigenschaften decken unsere Veteranen ab. Was dem einen als "ausgeglichen" ankommt, ist dem anderen "zu flach" oder "in den .... über/unterbetont"... - man könnte das endlos fortsetzen. Meine bescheidene wie unmaßgebliche Meinung: Ausprobieren. Vielleicht bietet sich ja die Möglichkeit des Probehörens verschiedener Geräte. Und wenn es dem persönlichen Geschmack gefällt, sollte die Suche beendet sein...

[hoeberlin]

Mutige vor...?
Meine Favoriten für:
Besten UKW Empfang ... Körting Royal Syntektor. Die Schaltung ist einzigartig, muss allerdings auch perfekt funktionieren, und wenn nicht, dann gibt es sicher nur ganz wenige Leute, die diese Geräte wieder zur vollen Leistungsfähigkeit bringen können.
Besten Klang ... Das ist natürlich subjektiv, aber wer kristallklare Höhen, und abgrundtiefe Bässe ( bei allerdings nur durchschnittlicher Ausgangsleistung ) haben möchte, dem sei eine Philips Capella 753 empfohlen. Da werkeln insgesamt 4 Endstufenröhren in zweikanaliger Anordnung als eisenlose Endstufen. Die Capella hat dann auch gleich einen 6-fach Senderspeicher (mechanisch/ elektromotirisch)

Wer ein solides Gerät sucht, mit gutem Klang und guten Empfangseigenschaften, zu günstigem Preis, dem darf ich als Geheimtipp ein Saba Meersburg W3 empfehlen. Durch den riesengroßen Lautsprecher hat dieses Gerät auch mit nur einer El84 einen guten Klang, wozu auch der im Zentrum des Lautsprechers angeordnete Elektrostat beiträgt, wenn er denn funktioniert.

Wer etwas extravagantes sucht, der möge ein EAW Amati in Betracht ziehen, mit 2 elektrodynamischen Lautsprechern, einem supersoliden Gehäuse, und einer Gegentaktendstufe mit 2 x EL11, das Gerät verbraucht allerdings 100 Watt aus der Steckdose...

Dann zum Schluss noch einen Anti-Tipp... Braun Schneewittchensarg, Design schön, wers mag, Technik einfachst, Klang....., wie zu erwarten bei Blechdose mit einem Lautsprecher....

Meint Henning

[achim1]

Mir ist klar, dass die Frage etwas provokant war. Aber ich konnte ja schlecht nach allen Modellen fragen die gut klingen.
Danke schon mal für die Antworten. Vielleicht kommen noch weitere hinzu. Derweil werde ich mal nach den genannten Modellen googeln.
Wie ihr vielleicht wisst, liebe ich die Kleinradios wie Philetta, Komtess, ect.
Aber wenn die erste Euphorie verflogen ist, muss man sich doch eingestehen, dass der Klang halt doch ein wenig hinter den Infinity kappa 8.2 herhinkt.
Von daher suche ich für das Wohnzimmer etwas mit voluminöserem Klangbild.

Gruß,
Achim

[Christoph]

Was die Empfangseigenschaften angeht, wäre vielleicht im allgemeinen darauf zu achten, dass das Radio eine zusätzliche ZF-Stufe hat.
Die meisten arbeiten auf UKW ja mit E(C)H81 und EFxx als ZF Verstärker. Die etwas besseren Geräte haben zB zwei EFxx oder EFxx und EBFxx.
Beispiel:
Nordmende Carmen: ECH81, EF89
Nordmende Tannhäuser: ECH81, EF89, EF89

Zu erwähnen wäre neben der Syntektorschaltung vielleicht noch der Siemens M7 mit PCC84 als Koskodenvorstufe im UKW Teil. In wievern der aber wirklich besser ist kann ich noch nicht sagen, da mein M7 noch nicht ganz fertig ist.

Nach dem Klang zu fragen ist meiner Meinung nach genau so sinnvol wie die Frage "welches Radio sieht am schönsten aus"? Das ist Geschmackssache.
Ich glaube um das zu beurteilen muss man selbst hören.

[roady43]

...
Wie ihr vielleicht wisst, liebe ich die Kleinradios wie Philetta, Komtess, ect.
Aber wenn die erste Euphorie verflogen ist, muss man sich doch eingestehen, dass der Klang halt doch ein wenig hinter den Infinity kappa 8.2 herhinkt.
Von daher suche ich für das Wohnzimmer etwas mit voluminöserem Klangbild.

Gruß,
Achim

Und dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie gut die Kleinradios oft klingen: meine Lieblinge sind da z.B. Telefunken Jubilate S, Loewe Opta Bella modern und Philetta deluxe.

Objektive Beurteilung ist natürlich ziemlich unmöglich aber subjektive Meinungen finde ich oft spannend und inspirierend: Amati - WOW!

Bezüglich Wohnzimmerradio neben der HiFi-Anlage*) bin ich zwischen Optik versus Klang am abwägen (2 unüberwindbare Gegensätze?): Philips Carmen (1946–1949 ohne UKW), Nora Egmont oder z.B. Mediator Stereo MD5213A/76 (1965), AEG 6077WD (1957/1958), Philips Jupiter 463 (1956/1957). Oder doch der Amati? Könnte allen Ansprüchen gerecht werden... Wer hat einen abzugeben?

Frohes Finden!
Michael

*)Ital. Röhrenvorstufe (Aloia) und Martin Logan Sequel an ATC SPA2-150: wer erhält den Ehrenplatz?

[paulchen]

So Du solche Eierlegende Wollmilchsau suchst, kannst Du Dich an "normalen" Radios (wie sie hier bereits genannt wurden) auslassen, oder gleich was besseres kaufen.
Ich beziehe mich dabei auf die Röhrenreceiver der frühen bis mittleren 60 ziger Jahre. Mit dem Design muß man natürlich klarkommen.
Klanglich sind sie auf jeden Fall eine Offenbarung, zumindest an den originalen Boxen. Das ist in jedem Fall was anderes als aus dem Radio direkt. So es die jeweilige Ausgangsleistung der Geräte zulässt kann man das auch mal an neueren Boxen versuchen. Das kann allerdings nach hinten losgehen (Wirkungsgrad).

Denke mal, jeder der mal zB. ein Opus 2550 oä. an den richtigen Boxen gehört hat wird mir zustimmen. Auf jeden Fall viel räumlicher als jedes 3-D Radio.

paulchen

[EQ80]

Hallo Achim,
irgendwie kommt die Frage bekannt vor. Zum Thema Klang gibt es hier einiges zu lesen mit typischen Gerätebeispielen der Spitzenklasse:
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=5&t=15556
Zum Thema Empfangseigenschaften: diese sind bei den Spitzengeräten ab Mitte der Fünfziger natürlich auf hohem Level im UKW-Bereich. Hennig nannte schon die einzigartige Syntektor-Schaltung bei einigen Körting/Neckermann Geräten. Dennoch, man muß nicht unbedingt den Royal besitzen.
Ich selbst habe hier den "Luxus Syntektor", den ich für unterschätzt halte und der immer mal günstig zu erwerben ist: Syntektor-Schaltung, Gegentakt-Endstufe mit 2 EL 84, üppige Lautsprecherausstattung. Kleine Schwächen im Tiefbass zeigt der relativ klein gehaltene 210 mm Hauptlautsprecher von Isophon. Der Royal hat aber den gleichen drin.

[radiofreddy]

ich glaube, wenn man sich einen groben Überblick verschaffen will, kann man die Radios der Fünfziger Jahre in drei Gruppen einteilen:

Klein- und Spezialradios
Standard-Mittelklasse
Spitzenmodelle

Bei den Herstellern kann man für die Fünfziger Jahre sagen, dass Grundig und Saba bundesweit den Ton angegeben haben, Philips der technische Aussenseiter war, und die übrigen Hersteller technisch dem Zug gefolgt sind, der durch Grundig und Saba angeführt wurde.

Die Empfangsleistung auf UKW ist bei allen Radios ab Baujahr 1953/54 auch nach heutigen Maßstäben ausreichend gut. Von der Verstärker- und Lautsprecherausstattung sah es so aus, dass die kleinen und mittleren Radios eine Eintakt Endstufe mit ungefähr 4 Watt Ausgangsleistung besaßen. Ab Etwa Mitte der Fünfziger kam der 3D-Klang auf, und damit gab es auch bei diesen Radios üppigere Lautsprecherbestückungen, davor mussten diese Radio mit einem oder zwei Lautsprechern auskommen. Gegentaktendstufen und umfangreichere Lautsprecherbestückung gab es nur bei den Spitzenmodellen, manche Hersteller ( z.B. Graetz ) hatten über viele Jahre gar keine Tischradios mit Gegentaktendstufe im Programm. Der Klangunterschied zwischen Eintakt- und Gegentaktendstufe ist auch oft nicht so aufregend wie zunächst vermutet.

Dem HiFi-Klang nach heutigen Maßstäben kamen die großen Philips Radios ( z.B. Capella 753 ) am nächsten. Sie waren mit eisenlosen also übertragerlosen Gegentaktendstufen bestückt. Damit das funktioniert, waren hochohmige Lautsprecher nötig. Der Klang ist nicht so basslastig wie von den anderen Röhrenradios, hat aber eine Transparenz und Klarheit, die schon den großen Elektrostaten von Quad o.ä. nahekommt.

Was auch noch zu beachten ist, ist, dass die Radios heute oft sehr viel schlechter klingen, als sie könnten, weil einfach die Bauteile alt und tot sind. Eigentlich sind fast alle Radios, die heute zum Verkauf angeboten werden, Kandidaten für eine Totalrevision, und da sind die Standard-Mittelklasseradios natürlich sehr viel einfacher in den Griff zu bekommen als ein Saba Freiburg mit Motorsteuerung oder ein Philips Capella, an dem eigentlich alles speziell ist.

Wenn es einfach just For Fun sein soll, würde ich ein Gerät aus der Grundig Zauberklang-Serie nehmen, die mit Vierfach- oder Fünffach-Equalizern bestückt waren. Die sind häufig und billig zu bekommen, und das Größte davon, das 5080, hat eine Gegentaktendstufe mit 15 Watt, aber nicht den ganzen störanfälligen Schnickschnack, mit dem z.B. die Saba Automatikgeräte zu amüsieren wissen. Und wenn Du bereit bist, Aufwand in die Instandsetzung zu stecken, dann würde ich es mit einem Capella 753 versuchen. Das ist klanglich unter den Röhrenradios eine völlig neue Erfahrung.

Ach ja - die fettesten Geräte waren in den Fünfzigern immer in Truhen eingebaut. Wenn Du genügend Platz hast, solltest Du auch mal nach einer Spitzentruhe Ausschau halten. Hierzu vielleicht dieser Thread:

http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=5&t=15712

Die Truhen haben meist die Vorteile, gegenüber dem adäquaten Tischgerät billiger zu sein, weil sie so unhandlich sind, und beim Verstärker und den Lautsprechern besser bestückt zu sein.

Gruß Frank

[ColonelHogan9162]

Erwähnenswert wäre noch das Blaupunkt Palma um 1957-58.
Hat bei 2 Lautsprechern und 2 Festklangschaltern "Hifi-Normal-Sonor-Solo" und den üblichen Reglern
nen guten Klang und mit ner zusätzlichen ZF-Stufe (2x EF89) nen Bombenempfang

[Radio Martin]

Hallo Achim,

Mein Favorit ist auch die Philetta de Luxe, sie ist allerdings von 1963/64. Aus den 50ern wäre es bei mir das Grundig 3088 von 1957/58(http://www.radiomuseum.org/r/grundig_ko ... 088_1.html)oder das Graetz Polka 613 von 1958/59(http://www.radiomuseum.org/r/graetz_polka_613.html) was allerdings einen miserablen Empfang auf MW hat.


Gruß
Martin

[achim1]

Danke Euch für die zahlreichen Tipps und anregungen. Truhe scheidet aus Platzgründen leider aus. Eine philetta de Luxe habe ich, könnte aber nicht sagen dass sie besser klingt als eine normale Philetta. Also werde ich mal nach den genannten Moddellen Ausschau halten und mich dann auch von der Optik leiten lassen.

Gruß,
Achim

[Vagabund]

Was mich absolut wundert, ist die Tatsache, dass noch niemand eine Elektra im Kompaktsegment genannt hat. Ich war von meiner 56er regelrecht erstaunt, welch erwachsenen Klang sie für so eine kleine Kiste bringt.

[Radio Martin]

Hallo Philipp,
Ich habe ja auch eine Elektra 56, finde aber wenn ich meine Philetta oder Bella höhre, fehlen da die Höhen. Ansonsten klingt sie super und hat auch einen guten Empfang. Hier zu denb von mir empfohlenen Empfängern:
Oder auch nochmal hier:http://www.radiomuseum.org/r/graetz_polka_613.htmlhttp://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_bella_700w.htmlhttp://www.radiomuseum.org/r/philips_ph ... 21a_b.html

Und noch mal die Elektra:http://www.radiomuseum.org/r/nordmende_elektra_56.html


Gruß
Martin