Kennt jemand dieses Nachkriegsradio?

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röhrenradiofreak
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Kennt jemand dieses Nachkriegsradio?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ein Bekannter hat das nachstehend abgebildete Gerät gefunden und mir vermacht. Nach einer mehrstündigen Aktion spielt es wieder einwandfrei. Leider fehlt die Rückwand, und es ist auch kein Firmen- oder Typenschriftzug vorhanden. Mich würde interessieren, wer es hergestellt hat. Von etwa 1946 bis 1948 stellten die Firma Lorenz und zahlreiche Kleinfirmen ähnliche Radios her. Ich habe aber bisher keine Abbildung eines identischen Gerätes gefunden.

Es handelt sich um einen Einkreiser mit drei Röhren RV 12 P 2000 und einem Selengleichrichter. Die Wellenbereiche sind MW und LW, umschaltbar mit einem rückseitigen Kippschalter, der wohl ursprünglich als Netzschalter für hohe Ströme gedacht war. Ein weiterer, normal dimensionierter Kippschalter an der linken Seite dient als Ein/Aus-Schalter. Die drei Drehknöpfe sind für Antennenkopplung, Sendereinstellung und Rückkopplung.

Außer den Röhren scheinen etliche Teile, z.B. der Drehko und die Siebkondensatoren, aus professionellen Geräten (Wehrmacht) zu stammen. Ansonsten sind u.a. zwei Kondensatoren des Herstellers Frako enthalten, im Pertinaxröhrchen, aufgedrucktes Fertigungsdatum 10/45. Das waren außer dem Selengleichrichter die einzigen Teile, die elektrisch wirklich defekt waren.

Obwohl das Gerät keinen Kurzwellenbereich hat, enthält die Skala auch einen Kurzwellenbereich, der von 15 bis 50 m reicht.

Die Größe des Gehäuses ist 46,5 x 27 x 20 cm (B x H x T). Das Gerät enthält einen permanentdynamischen Lautsprecher mit 20 cm Durchmesser. Das Chassis ist zum größten Teil aus Aluminium.

Besonderheit ist der mangelhafte Berührungsschutz: die beiden Schrauben, mit denen das Chassis befestigt ist, liegen an der Gehäuseunterseite offen. Da es ein Allstromgerät ist, führen sie je nach Polung des Netzsteckers Netzspannung. Auf den nach vorn offenen Drehknöpfen waren Pappscheiben aufgeklebt, die aber recht ungleichmäßig von Hand ausgeschnitten waren. Dort saßen ursprünglich sicher andere Abdeckungen.

Auf dem Bild fehlt die Holzleiste links neben dem Lautsprecherausschnitt, die muss ich noch anfertigen.

Also: hat jemand dieses Gerät schon einmal gesehen?

Lutz
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Nachtfalke
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Beitrag von Nachtfalke »

Hallo röhrenradiofreak
Das was du hier bekommen hast ist ein ganz typisches Selbstbaugerät der unmittelbaren Nachkriegszeit. Damals konnte sich der versierte Radiobastler in Fachgeschäften entsprechende Komponenten kaufen und diese mit Dingen die er schon hatte wie z.B. der Röhren kombinieren und so für wenig Geld ein Radio bauen. ( die RV12P2000 ist eine der häufigsten Wehrmachtsröhren fast jeder Bastler hatte sowas früher in der Bastelkiste da sie nach dem Krieg zu tausenden "entsorgt" wurden )
Mein früherer Seniorchef hat nach dem Krieg Elektronikschrott der Wehrmacht gesammelt und in grösserem Umfang solche Radios gebaut und ist damit reich geworden.
Um sie billiger zu machen hat man oft den KW - Teil weggelassen aber weil sie eine Standardskala hatten ist dieser eben doch darauf zu sehen.

Viele Grüße: Walter
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röhrenradiofreak
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Beitrag von röhrenradiofreak »

Hallo Walter,

danke für die Info. Dass damals viele derartige Geräte von Bastlern gebaut wurden, ist mir bekannt. Die Verarbeitung des Gerätes, das ich hier habe, sieht mir aber doch eher nach einem Serienprodukt aus. Zum Beispiel sind sämtliche Durchbrüche im Chassis gestanzt. Das hat sicher kein Bastler gemacht.

Lutz
klausw
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Re: Kennt jemand dieses Nachkriegsradio?

Beitrag von klausw »

Hallo Lutz,
hast Du ein Foto aus dem Radioinneren?

Ich habe ein Gerät von LORENZ, das ähnlich aussieht (was nichts heißt), aber kleiner ist und mit 2x NF2 bestückt wurde. Vielleicht ergeben sich ja zufällig Parallelen im Aufbau, wenngleich ich vorwegschicken muss, dass mein Gerät ein Presspappechassis hat.

k.

k. steht für klaus

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(Friedrich II.)