Restauration meiner Philetta BD273U

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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rettigsmerb
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von rettigsmerb »

Decoder:

Rollbl. = Rollblock-Kondensator
isol. = isoliert (also mit Plastiküberzug über dem Gehäuse)
75° = zulässige max. Umgebungstemperatur
~ = Wechselspannungsfestigkeit

Keramische Kondensatoren sollen NICHT in Niederfrequenzsignalwegen verwendet werden, da sie zu so genannter "Mikrofonie" neigen. Das kann sich in hässlichem Rückkopplungspfeifen oder -Brummen bei größer aufgedrehter Lautstärke bemerkbar machen.
Zum Abblocken/Fortleiten von Hochfrequenz sind sie hervorragend geeignet, man findet sie daher auch meist in HF oder ZF-Schaltungen.
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BugleBoy
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von BugleBoy »

Hallo Herby,

Keramik Klasse l hat diese Effekt nicht, dafur sehr klein in Kapazitat.

Keramik Klasse ll hat diese Effekt,
Habe sogar Tuteweise unvrauchbare Hochspannungskondensator :wut: hat extrem spannungsabhangige Kapazitat und viel Mirkofonie.....wenn ich uberlegt, den als Tonabnehmerkristall-Ersatz nehmen kann.

Gruess
Matt
すみません
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klamic
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von klamic »

Dann dürfte das Thema Kondensatoren eigentlich durch sein. Danke an Alle die mir hier zur Seite stehen! :hello:
Zusammenfassung:
Es werden alle Kondensatoren getauscht, die in der Service-Ersatzteilliste mit "Elko", "Rollbl.Kond." bzw. mit der Wechselspannungsfestigkeit "250V~" gekennzeichnet sind.
Alle Kondensatoren, die an äußere Anschlüsse liegen, werden gegen Klasse Y2-Kondensatoren getauscht. Am Antenneneingang mit Keramik-Scheibenkondensatoren Y2. An TA- und Lautsprecheranschluss mit Folien-Kondensatoren Y2.
Alle anderen zu wechselden Kondensatoren als Elektrolyt- bzw. Folienkondensatoren in ihren angegebenen Spannungsfestigkeiten.
Die maximal zulässige Umgebungstemperatur bei neuen Kondensatoren liegen meiner Kenntnis nach immer über 75°C.

Etwas Sorge bereitet mir noch die Bezeichnung "isol.". Herbert hat ja schon etwas dazu geschrieben: Plastiküberzug über dem Gehäuse des Kondensators. Wie kann ich mir das mit dem Überzug vorstellen?
Und dann noch das Thema Ratio-Elko. Gehen 4,7µF anstatt 5µF in Ordnung?
Liebe Grüße, Klaus.

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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von achim1 »

Der Überzug ist in der Regel Schrumpfschlauch und betrifft die beiden Elkos. Elkos haben eigentlich immer einen Schrumpfschlauch drüber. Elkos haben große Toleranzen. Ob 4,7 oder 5µ ist völlig irrelevant.

Gruß,
Achim
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klamic
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von klamic »

Danke Achim für die Hinweise! Aber wieso "betrifft die beiden Elkos"?
In der Service-Ersatzteilliste ist nur der Kathoden-C an der NF-Stufenröhre UL84 mit "isol." bezeichnet, der mit einer Metall-Schelle und unterlegtem Pappstreifen (soll dass die Isolierung sein?) auf dem Chassis montiert ist. Also nur Einer.
Aber da sind noch zwei Andere (sicherheitrelevante Trenn-C´s am TA-Anschluss) die so mit Schelle und Pappstreifen auf dem Chassis montiert sind. Meinst Du die Beiden?
Und wenn ja, egal. Dann werde ich eben alle Drei mit schickem Schrumpfschlauch überziehen. Liegen ja alle Drei bei entsprechend eingestecktem Stecker mit ihrer Außenhaut am spannungsführendem Chassis.

Ich denke meine Informationen über Kondensatoren reichen jetzt aus. Bestellung ist raus. Jetzt ist mir aufgefallen: Der Antikradio-Restored liegt ja quasi bei mir um die Ecke. Könnte die Sachen ja fast zu Fuß abholen. :)
Liebe Grüße, Klaus.

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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von achim1 »

Der Ratio-Elko ist auch mit Schrumpfschlauch isoliert. Da du eh beide Elkos wechseln solltest, ist das auch völlig egal weil die serienmäßig immer isoliert sind.
Geh mal nicht so furchtbar genau nach der Liste. Mitunter ist bei Philips einfach das eingebaut worden was grade da war. Das stimmt nicht immer zu 100% überein.
Auch die Werte im Schaltplan können bei einigen Teilen abweichen.
Aber vermutlich ist mit "isoliert" auf der Teileliste gar nicht das Bauteil an sich gemeint, sondern die Tatsache, dass das betreffende Bauteil zusätzlich noch isoliert montiert wird. Im Falle des 100µ Elkos also tatsächlich der Pappstreifen. Ich würde gleich einen Elko mit 100µ 25V oder 63V nehmen. Die modernen Typen sind deutlich kleiner als die Originale so dass man zu der nächst höheren Spannung greifen kann. Beim Ratio Elko wären das 100V. Damit ist er immer noch kleiner als das Original. Geht ja recht eng zu in der Philetta.
Leider sind bei den neuzeitlichen Kondensatoren und Widerständen die Anschlussdrähte deutlich dünner und weicher, so dass bei fliegender Verdrahtung der Aufbau labiler ist. Bei längeren Drähten kann es sinnvoll sein, da ein Stück Schrumpfschlauch drüberzuschieben. Oder wenn man es möglichst originalgetreu haben will ein Stück Gewebeschlauch.

Gruß,
Achim
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von klamic »

Geh mal nicht so furchtbar genau nach der Liste
Aber ziehmlich genau muss ich mich ohne Erfahrung ja zunächst an die Vorgabe der Liste halten. In wie weit ich mich von den Vorgaben entfernen kann, könnt ja nur ihr alten Hasen mir sagen. Und ohne diesen Tipps wäre ich heute mit meinem Wissensstand nicht da, wo ich gestern noch war. :danke:
Und bevor es an den Austausch der Kondensatoren geht, wenn sie denn da sind:
In meiner Philetta von 1957 finde ich auch ein paar Widerstände mit Farbringen. Wurden diese schon damals eingesetzt oder sind die schon einmal getauscht worden? Gibt es da auch "böse" Widerstände? Und weiß jemand den Grund warum diese beiden Netzteil-Elkos in so einem großen Becher untergebracht wurden?
Liebe Grüße, Klaus.

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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von eabc »

Moin moin Klaus,
@...Und weiß jemand den Grund warum diese beiden Netzteil-Elkos in so einem großen Becher untergebracht wurden?

Je höher die anliegende Betriebsgleichspannung desso besser muss die Isolierung gegen unerwünschten Massestromfluß sein, deshalb die zunehmende Packgröße bei zunehmender Kapazität und Spannungsfestigkeit.
M.f.G.
harry

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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von achim1 »

Hallo Klaus,
ich würde mich in erster Linie an den Werten orientieren, die in dem Radio verbaut sind. Es gab da schon öfter Anweichungen zwischen dem Plan und den tatsächlich verbauten Teilen.
Ja, Farbringe gab es damals auch schon und es gibt auch ein paar böse Widerstände. Ich würde die rot umrandeten mal nachmessen. Das sind die häufigsten Kandidaten die gerne mal hochohmig werden.
http://s14.directupload.net/images/131220/wjgbuxzm.jpg
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von klamic »

Ihr seit so gut zu mir!
@achim: An Hand des Fotos vom "Gemüsegarten" konnte ich die Widerstände lokalisieren.
Na, dann kann es ja bald los gehen mit dem operativen Eingriff. Die Widerstände habe ich als "Niedervolt-Bastler" natürlich nicht unbedingt in den entsprechenden Wattzahlen vorrätig. Ich werde sie, wie vorgeschlagen, ersteinmal nur durchmessen. Und falls faule Werte dabei raus kommen entsprechende besorgen.
Liebe Grüße, Klaus.

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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von achim1 »

Bis auf den 240 Ohm Widerstand kannst du die alle mit normalen 1/4 Watt ersetzen.

Gruß,
Achim
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von klamic »

Kurzer Zwischenstandsbericht: Meine Philetta glüht wieder! :bier:
Chassis musste nicht gewaschen werden. Gründliches entstauben reichte. Kritische Widerstände gemessen, alle im grünen Bereich. Böse und sicherheitsrelevante Kondensatoren getauscht. Auch den Becher-Kondensator. Anschlusskabel erneuert. Gehäuse etc. gereinigt und poliert. Sieht wieder ganz schön aus. Mal abgesehen von den Gebrauchsspuren. Und der Sound aus der kleinen Kiste ist wiedereinmal Beeindruckend. :D
Womit ich noch nicht zufrieden bin, ist der von mir zugeschnittene Stoff über dem Lautsprecher. Also Stoff schräg schneiden ist ja mal wieder was für Experten.
Die Lautsprecher-Membran hat einen kleinen Riss. Sollte bzw. kann man das kleben?
Wie putzt ihr die Röhren ohne dass die Beschriftung abgeht? Die sucht ja schon bei normalen Wasser das Weite.
Das Gehäuse wird an einer Stelle (linke, hintere Ecke) ziemlich Heiß. Ist das in Ordnung?
Und dann ist da bei keiner bzw. kleiner Lautstärke ein leiser Brumm. Typisch für Allstromgeräte?
Vielen Dank an Alle die mich bis hier begleitet haben! Schöne Weihnachten! :hello:
Liebe Grüße, Klaus.

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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von achim1 »

Hi Klaus,
den Riss in der Membran solltestdu reparieren sondt wird der Größer.
Es gibt, wie immer, versch. Auffassungen was die Vorgehensweise betrifft. Ich persönlich repariere so was mit ein paar Lagen Klopapier das mit verdünnten Holzleim mit etwas Überlappung über den Riss gepinselt wird. Man kann das mit Farbpigmenten einfärben damit es nicht so auffälllt. Gut funktionieren auch Baumwollflocken mit 5min Epoxi.

Die Röhren lassen sich ganz gut mit Bremsenreiniger säubern. Der Dreck geht nicht so gut weg wie mit Wasser, dafür ist die Schrift gegen den Reiniger wesentlich resistenter. Schonen sollte man sie trotzdem.

Dier Wärme kommt von dem großen Heizwiderstand. Das ist normal und macht dem Bakelit nichts aus.

Einen schwachen Brumm haben die meisten Röhrengeräte. Wenn du die Siebelkos gewechselt hast kannst du nicht mehr tun. Ein Brumm könnte aber auch von einer Röhre stammen. Evtl. mal austauschen. Dass die Allstromphilettas stärker brummen als die mit Trafo konnte ich eigentlich nicht feststellen.

Wir würden uns über ein paar Bilder freuen.

Gruß,
Achim
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von frikkler »

achim1 hat geschrieben: Wir würden uns über ein paar Bilder freuen.
Auf jeden Fall :mrgreen:
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Re: Restauration meiner Philetta BD273U

Beitrag von klamic »

Bilder reiche ich natürlich gerne nach. Wenn ich den Lautsprecher mit pigmentierten Klopapier :wink: repariert habe.
Aber jetzt mal noch etwas anderes: In einem anderen Thema habe ich gerade etwas davon gelesen, dass der Wert des Netzteil-Lade- bzw. Sieb-Kondensators, also der Becher-Kondensator, auch zu groß sein kann. Jetzt bin ich etwas beunruhigt. Anstatt 100/50µF habe ich jetzt einen neuen 100/100µF eingebaut. Nach dem "Arbeits-Schaltbild von Hans M. Knoll (Radiomuseum.org)" wäre es der Netzteil-Sieb-Kondensator, der jetzt einen größeren Wert hat. Ist meine Beunruhigung berechtigt?
Liebe Grüße, Klaus.

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