Problemkondensatoren identifizieren

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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DCC51
Philetta
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Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von DCC51 »

Hallo,
erstmal möchte ich sagen, ein super Forum habt ihr hier! Ich habe bereits still viel gelesen, nun meine erste Frage.
Ich habe mein erstes Röhrenradio geschenkt bekommen (Telefunken Concertino 55/TS), dieses funktioniert auch tadellos, bis auf das Magische Auge, welches ich aber mittels Kaskade wieder ins Leben rufen konnte.
Das Radio läuft zwar einwandfrei, trotzdem möchte ich die Problemkondensatoren alle tauschen, um das Radio alltagstauglich zu machen. Ich konnte bereits die Teerkondensatoren dank der "Kondensatorkunde" identifizieren. Nun eine Frage zu dem Kondensator in meinem Radio (siehe Bild) sind das 0,1 uF oder 1 uF ? Für mich sieht das wie 0,1 uF aus, obwohl ich trotz gründlichem hinsehen kein Komma sehen konnte.
Bild
Die folgenden Kondensatoren (Rot umrandet) sind in Ordnung laut Kondensatorkunde? Sie sind meines Erachtens nach Styroflex C's von Rowel. Diese wollte ich nicht tauschen, nur die Elkos und Teeries.
Bild
Bild


Desweiteren habe ich einen Teerkondensator mit 0,008uF kann ich als Ersatz einen mit 0,01uF verwenden?
Kann ich für einen 0,002uF, 2x0,001uF Parallel geschaltet verwenden?
Kann ich statt 0,015uF, 0,01 uF verwenden?

Ich weiß, es sind viele Fragen, aber das ist mein erstes Röhrenradio welches ich restaurieren möchte.
Grüße
Markus
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Re: Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von Radiobastler58 »

Hallo Markus!

Ich würde dir empfehlen erst mal einen Schaltplan von dem Radio zu besorgen (guck mal auf der Schaltplanseite).

Vermutlich ist es ein 0,1µF, im Schaltplan siehst du das sofort!

Überprüf dann auch deine anderen Werte, die kommen mir vom Wert her etwas komisch vor...

Wenn du 2 Kondesatoren mit 0,1µF parallel schaltest, bekommst du 0,2µF!

Gruß

Eckhard
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röhrenradiofreak
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Re: Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von röhrenradiofreak »

Es gibt in diesem Radio tatsächlich zwei Kondensatoren mit 8 nF:

C85, dieser sitzt am Lautstärkeregler und dient für die gehörrichtige Lautstärkeregelung. Das bedeutet, es ist im Grunde ein frequenzbestimmendes Bauteil. Wahrscheinlich hätte es keine große Auswirkung auf den Klang, wenn Du ihn durch einen mit 10 nF ersetzt. Auf der sicheren Seite bist Du, wenn Du den Wert 8,2 nF einbaust.

Und C10, das ist der Gitter 2-Abblockkondensator der ECH81. Diesen kann man problemlos durch 10 nF ersetzen.

Bei dem Kondensator, den Du zuerst genannt hast, handelt es sich wahrscheinlich um C51, dieser müsste in der Nähe des Ausgangsübertragers sitzen. Er hat 0,1 µF. Kondensatoren mit dem Wert 1 µF kommen in diesem Radio nicht vor.

Lutz
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Re: Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von m@ces »

Die Antwort auf deine Frage, ob man statt 0,015 auch 0,01 uF verwenden darf würde mich auch interessieren, da ich auch Neuling auf dem Gebiet bin und wieder ein neues Radio da habe. Aber leider nur Kondensatoren mit 0,15uF daheim, die die originalen 0,1uF Teerkondensatoren ersetzten sollen. Macht dieser Kapazitätsunterschied etwas aus?
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Re: Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von eabc »

In der Regel sollte diese geringe Kapazitätsabweichung im Röhrenradio keine Probleme machen
M.f.G.
harry

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Re: Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von hf500 »

Moin,
etwas, was man als Neuling lernen muss: Man muss sich nicht an _jeden_ Bauteilewert sklavisch halten. Alle Bauteile haben Toleranzen (die alten Papierkondensatoren 20%), das kann man ausnutzen, oder der Wert ist unkritisch und der vorhandene wurde aus wirtschaftlichen oder Platzgruenden gewaehlt. Kondensatoren groesserer Kapazitaet bauen bei gleicher Spannungsfestigkeit groesser, auch wenn moderne Kondensatoren bei gleichen Daten kleiner sind (besonders Elkos sind stark geschrumpft).
Wenn man Erfahrungen gewonnen hat und auch die Theorie der Schaltungen versteht, weiss man, wo man bei den Daten abweichen darf und wo nicht.

Nochmal "Teerkondensator". Wir wissen zwar alle, was damit gemeint ist, aber es ist so nicht korrekt und es stoert mich auch etwas. Kondensatoren werden nicht nach ihrer Vergussmasse bezeichnet (hier ist es Bitumen), sondern nach ihrem Dielektrikum, also der Isolation zwischen den Belaegen. Die bitumenvergossenen Kondensatoren sind fast immer Papierkondensatoren, zwischen den Belaegen (Alufolie oder aufgedampftes Aluminium (MP-Kondensator)) befindet sich speziell behandeltes Papier. Die Vergussmasse wird rissig, Luftfeuchtigkeit dringt ein und das Papier verliert seinen Isolationswiderstand.
Spaeter gab es auch kuntharzumhuellte Papierkondensatoren (z.B. Wima Durolit). Neu sind es gute Kondensatoren gewesen und wegen ihrer Umhuellung kann man sie als unverdaechtig empfinden. Die Erfahrung zeigt aber, dass auch diese Kondensatoren getauscht werden sollten, denn das Papier zieht Wasser durch die Umhuellung (Diffusion). Messbar am schlechter werdenden Isolationswiderstand (meist noch harmlos) und groesser werdender Kapazitaet (reines Wasser hat eine hoehere Dielektrizitaetskonstante als Papier (meine NOS-Bestaende an Durolit zeigen inzwischen eine Verdoppelung der Nennkapazitaet)). Streng genommen sind diese Erscheinungen keine Qualitaetsmaengel. Die Bauteile und die damit gebauten Geraete wurden fuer eine Betriebsdauer von etwa 10 Jahren ausgelegt, inzwischen werden die juengsten "Dampfradios" etwa 50 Jahre alt. Etwa 1964 stellte man von Papierkondensatoren auf Kunstfolienkondensatoren um.

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Peter
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Re: Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von DCC51 »

Danke schonmal soweit. Nun habe ich alle Kondensatoren finden können und bestellt. Leider finde ich keine Bezugsquelle für einen 8nf Kondensator. Ich habe einen Shop gefunden, der aber 5,95€ Versand haben möchte und für einen 0,65€ Bauteil nochmal 5,95€ Versand zu zahlen, sehe ich nicht ein. Gibt es jemand hier im Forum der mir einen 8nF Kondensator mit 125V Spannungsfestigkeit verkauft?
Grüße
Markus
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Re: Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von eabc »

Hallo Markus,

der 8nF C ist vermtl. am Lautstärkeregler, nimm einen 10nF ab 125 V oder mehr und gut ist's, eine Unterschieb wird wohl kaum hörbar sein.
M.f.G.
harry

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Re: Problemkondensatoren identifizieren

Beitrag von röhrenradiofreak »

Anzumerken wäre, dass dür C85 eine Spannungsfestigkeit von wenigen V ausreicht (aber einen Kondensator mit einer so niedrigen Spannungsfestigkeit wird man kaum finden).

Bei C10 sollten es allerdings mindestens 400 V sein.

Lutz