Lautstärkeregeler ohne Funktion Nordmende Elektra 58

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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recycler
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Lautstärkeregeler ohne Funktion Nordmende Elektra 58

Beitrag von recycler »

Hi,

hab gestern mein erstes Phono-Radio (Braun 300) von einem Sammler abgeholt und noch ein Bastel Nordmende Elektra '58 mitgenommen, weil der Kofferaum noch nicht voll war. :D

Das Elektra spielt, aber sehr leise. Stromaufnahme ist etwa 40 Watt gemessen. Habe das Gerät heute mal grundgereinigt (vorsichtig ausgeblasen, Fassungen und Kontakte mit Bremsenreiniger gereinigt, ausgeblasen und die Röhren leicht benetzt mit Kontaktspray wieder eingesetzt. Insgesamt ist die Lautstärke auf allen Kanälen sehr gering. Der Lautstärkepoti ist ohne Funktion (ich kann aber mit dem Multimeter Widerstandsänderungen im ausgeschaltetem Zustand messen). Der Poti hat später auch noch einen kleinen Spritzer Kontaktspray erhalten, aber ohne Änderung. Habe testweise nachweislich funktionierenden EABC80 (Vorstufe) und EL84 (Endröhre) getauscht - keine Änderung.

Mir ist aber ein noch nicht gewechselter Teerkondensator (andere Kondensatoren hat der Vorbesitzer schon getauscht) aufgefallen, der direkt vom LS-Poti zur Vorstufenröhre geht (siehe Bild). Ist ein 0,01 yf + 10 M Ohm. Verstehe ich das richtig und es ist ein Kondensator mit integriertem 10 Mega-Ohm Widerstand (kenne sowas bisher nicht)? Habe einen solchen aber nicht, derzeit nur 0.01 yf als Keramik (Typ 103) ohne Widerstand. Soll ich den testweise mal einsetzten, oder wie weiter vorgehen? Welcher Kondensator ist es eigentlich lt. Schaltplan (C83? oder C82 der direkt hinter R50 sitzt):

Vielen Dank

recycler (Michael)

Bitte um Verständnis, arbeite mich gerade erst ins Hobby ein
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Fernmelder
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Re: Lautstärkeregeler ohne Funktion Nordmende Elektra 58

Beitrag von Fernmelder »

Moin,

der Widerstand ist wichtig :!:


Der geht an das Gitter der EABC Triode. Ohne den "hängt" es in der Luft. Er zieht es also auf Chassispotential. In der Digitaltechnik würde man sagen ein Pull Down zur definierten Zustand.

Also entweder aus dem Kondensator bauen: Also einfach abrollen und in der Mitte im Röllchen steckt der drin, oder eben ersetzen. Du könntest ihn auch drin lassen und dann so noch benutzen und zusätzlich einen neuen KOndensator dran hängen. Wichtig ist das der alte Kondensator zumindest einseitig abgeklemmt ist, sonst schaltest du ja quasi den alten und neuen prallel = Schlecht.


Also wichtig isser :hello:
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Re: Lautstärkeregeler ohne Funktion Nordmende Elektra 58

Beitrag von rettigsmerb »

Der 10MegOhm Widerstand ist sogar sehr wichtig, da er den Arbeitspunkt der Triode der EABC80 einstellt! Dieses Röhrensystem bezieht nämlich seine negative Gittervorspannung nur aus dem Anlaufstrom, der durch die Glühemission der Kathode zum Gitter entsteht. Wird der Elektronenüberschuss nicht ausreichend abgeführt, "stopft" sich die Röhre quasi selbst zu und sperrt, da das Gitterpotenzial zu stark negativ ist. Andererseits würde bei einem zu kleinen Ableitwiderstand zuviel an Elektronen nach Masse abgeführt, was den Arbeitspunkt zu weit nach oben verschiebt an die Sättigungsgrenze des Anodenstromes. In beiden Fällen wäre das Niederfrequenzsignal an der Anode mehr oder minder stark verzerrt.

Nun wird auch ersichtlich, warum der Koppelkondensator (Bestandteil dieser "Integrierten Schaltung") unbedingt "dicht" sein muss. Ein Leckstrom führt unweigerlich zu einem zu hoch liegenden Arbeitspunkt.

Ersetzen kann man diese RC-Kombo ohne Probleme durch einen Einzelwiderstand von 10MegOhm, der von Pin 8 der EABC80 nach Masse gelötet wird und einen Einzelkondensator von 10nF, ebenfalls einerseits am Pin 8 und das andere Ende am Ls-Poti.
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eabc
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Re: Lautstärkeregeler ohne Funktion Nordmende Elektra 58

Beitrag von eabc »

Hallo Michael,

@.... Welcher Kondensator ist es eigentlich lt. Schaltplan (C83? oder C82 der direkt hinter R50 sitzt):

C83 (im Schaltplan des Elektra 58) ist der NF-Koppel C und sitzt wie üblich zwischen der Anode der NF- Vorstufenröhre und dem Steuergitter (G1) der NF-Endröhre.

Die C und R Kombination am Lautstärkeregler ist C97 und R57 im Schaltplan des Elektra 58.
M.f.G.
harry

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Re: Lautstärkeregeler ohne Funktion Nordmende Elektra 58

Beitrag von recycler »

So,

heute ist meine Kondensatorenlieferung gekommen und ich hab den ausgelaufenen 100 pf am Poti erneuert (dann ging das Radio wieder prima). Vorsichtshalber noch die Kombi-Teerbombe so geschaltet, dass nur der 10 M Ohm-Widerstand blieb (hab ich gemessen, der war gut) und einen neuen 10 nF Kondensator eingelötet.

Lautstärkeregeler geht wieder und das Radio empfängt auf allen Kanälen. Leider geht das Magische Auge nicht (oder nicht wirklich sichtbar), aber ich habe keinen Ersatz und eine neue Röhre sprengt das Budget bei weitem. Mal sehen, vielleicht findet sich eine halbwegs ordentliche Gebrauchte.

Zwischenzeitlich hatte ich mich noch um die Optik gekümmert und neben kleinen Reinigungsarbeiten noch eine Schellackbehandlung spendiert.

Ist ein nettes Radio geworden für 10.-- Einkauf und vielleicht 2.-- Teile.

Ciao und viele Dank

recycler (Michael)

P.S.: Morgen geht es dann mit dem Parsifal-Stereo und der Kondensator-Kur weiter.
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Blue Fox
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Re: Lautstärkeregeler ohne Funktion Nordmende Elektra 58

Beitrag von Blue Fox »

Hallöle,
Leider geht das Magische Auge nicht (oder nicht wirklich sichtbar), aber ich habe keinen Ersatz und eine neue Röhre sprengt das Budget bei weitem. Mal sehen, vielleicht findet sich eine halbwegs ordentliche Gebrauchte.
Das ist ein leidiges Thema. Eine wirklich gut leuchtende EM34 wirst Du nicht für kleines Geld bekommen.

Dazu gibt´s drei alternativen:
Erstens so:http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren ... egener.htm
Darüber wird hier gerade drüber diskutiert (vielleicht mal einlesen): http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=17027

Zweitens könntest Du die russische 6e5c einbauen.
Siehe hierzu: http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren ... 2/6E5C.htm
Die gibt´s als Neuteil schon wesentlich billiger. Der Einbau geht mit nur kleinen Änderungen an der Röhrenfassung. Das Leuchtbild ist halt etwas anders, und die üblicherweise angebotene Röhre ist ein wenig dicker als die EM34. In meiner Elektra habe ich sie dennoch einbauen können. Ob man mit dem anderen Leuchtbild klarkommt, ist Geschmacksache.

Man könnte aber zum Dritten auch eine UM4 besorgen (was leider nur unwesentlich einfacher und preiswerter sein wird, als eine gute EM34 zu finden - voll allem, wenn die UM4 nachweislich noch gut leuchtet). Die Spannungen stimmen zwar nicht genau über ein, die Differenzen wären aber noch tollerierbar. Es müsste jedoch die Fassung gänzlich umgelötet und die Heizspannung verdoppelt werden (per Kaskade oder einem eigenen Trafo).

Ich habe die ersten beiden Varianten schon hier und da durchgeführt. Wobei mir die russische Röhre doch lieber ist. Das finde ich dann doch ein wenig eleganter, als eine EM34 mit einer Kaskade restlos "leerzupressen". ;)

Gruß,

Volker

PS: Glückwunsch zu dem feinen Radio. Wenn das Gehäuse wirklich noch so propper ausschaut, wie auf dem Foto, sind die 12 Euronen bestens angelegt. So günstig bekommt man sonst selten ein Elektra in halbwegs vernünftigem Zustand. :super:
Die Kinder von heute sind Tyrannen! Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer.
Sokrates, griech.Philosoph, 469-399 v.Chr.

Das halbe Leben besteht aus Warten. In der anderen Hälfte versucht man sich zu erinnern, worauf.
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Re: Lautstärkeregeler ohne Funktion Nordmende Elektra 58

Beitrag von recycler »

@ Volker: Danke für die Tipps zur EM 34. Kaskade ist wohl was ich bisher so gelesen habe nicht von Dauer. Damit hatte der Vorbesitzer an der Elektra auch schon gebastelt.

Ich denke die Russenvariante ist die sinnvollste Lösung. Wie wäre es, wenn wir dort mal zusammen bestellen, also einen größeren Posten EM34, EL84 usw.?

Vielleicht finden sich ja im Forum ein paar Interessierte zusammen. Die Radioschlachterei, das Röhrenhorten ohne Ende und die Preistreiberei find ich zum Kotzen, ebenso wie das Geschäftemachen mit sog. selktierten Röhren. Hab da neulich eine sehr interessante Seite von einem Elektro-Ing. (und Röhrenkenner) gefunden.

Das Elektra-Gehäuse schaut auf dem Bild besser aus. Das war ziemlich runter. Hab es leicht abgeschliffen, etwas retouchiert und dann die Schellackbehandlung. Mir gefällt es. Nicht perfekt, aber etwas Patina ist für mich o.k.

Ciao

recycler (Michael)