Problem mit UKW Tuner

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Niko
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Problem mit UKW Tuner

Beitrag von Niko »

Hallo,
ich repariere derzeit ein Tonfunk Violetta W332, die Reparatur war auch sehr erfolgreich, bis auf ein Problem mit dem UKW-Tuner.

Vor dem Kondensatorentausch habe ich das Gerät nicht getestet. Jetzt - d.h. nach dem Tausch aller Teerkondensatoren - funktionieren NF-Teil und die AM-Bereiche super.
UKW spielt manchmal kurz mit Zischen und Rauschen, bleibt meistens aber ganz stumm. Dann fängt es nach kurzer Zeit an verbrannt zu riechen. Den Grund dafür konnte ich schnell lokalisieren: ein 10kOhm/1W Widerstand im UKW Tuner wurde sehr heiß.

Ich habe leider keinen passenden Schaltplan, da es von diesem Gerät wohl unzählige Varianten gab, aber der folgende Plan passt ungefähr (bei mir: 2x EC92). Der betroffene Widerstand ist markiert:

Bild

Der Fehler liegt wohl im Bereich der rechten EC92. Folgendes habe ich gemessen:
Wenn die rechte EC92 gezogen ist, kokelt nichts und über dem Widerstand fällt keine Spannung ab. Vorher und nachher messe ich ca. 250 Volt.
Ist hingegen die rechte EC92 eingesetzt, messe ich vor dem Widerstand 175V, danach ca. 3V :shock:. Irgendwo fließt also viel zu viel Strom - aber wo?

Der UKW-Tuner wurde augenscheinlich noch nie geöffnet. Ein Fehler beim Kondensatorentausch kann es eigentlich nicht sein, denn ich habe am UKW Tuner ja garnichts geändert. Die EC92 habe ich auch schon getauscht - keine Änderung.

Woher kann dieser komische Fehler noch kommen?

Viele Grüße,
Niko
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paulchen
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von paulchen »

Löte doch mal Spaßeshalber den 60pF Kondensator ab und schaue was passiert.

paulchen
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Niko
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von Niko »

Okay vergesst es - ich habe gerade festgestellt, dass ich zwischen EC92-Anode und Masse beliebige Widerstandswerte einstellen kann, indem ich an der Röhre wackele. Das funktioniert erstaunlich genau und zuverlässig, fast wie ein Potentiometer. :lol:.

Es scheint also, als wäre die Pertinaxfassung hinüber. Na toll, im UKW-Tuner rumbasteln kann doch nur Ärger geben... :roll:
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paulchen
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von paulchen »

Das hatte ich bei einem 4010W von Grundig auch schon. Die habe ich auch herausoperiert und eine keramische Fassung rein gesetzt. Ging erstaunlich gut.
Ich mußte nix neu abgleichen oder so. Hat mich auch erstaunt. Danach war ich sogar ein wenig stolz auf mich :lol: .
Ich würde es riskieren.

paulchen
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Niko
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von Niko »

Hm. Hätten die ihren Pertinaxschrott nicht woanders einbauen können? Das wird echt eine komplizierte Operation. Ich habe aber alles versucht, ich kriege da keine dauerhafte Isolation mehr hin. Selbst wenn es mit dem Messgerät mal gut aussieht - die 250 Volt schlagen immer durch.

Eine ganz ganz unschöne Lösung wäre, den Metallkontakt aus der Fassung zu entfernen, und den Draht direkt an den Röhrenpin zu löten. Ich glaube fast, so muss ich es machen. Das Risiko eines Totalschadens ist sonst einfach zu groß. Dann halt einen Hinweiszettel ins Gerät, warum das gemacht wurde. Hmmm.... :?

Niko
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paulchen
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von paulchen »

Bevor Du sowas machst, poste hier mal ein Bild von dem Tuner mit seinen Außenmaßen, der Erkenntlichkeit der Befestigung und wie/wo der Dreko da raus kommt.
Ich habe hier was in der Hand, wo ich nicht weiß, ob das passen könnte.

paulchen
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von Frequenzmonarch »

Hallo Niko, die Tonfunkgeräte sehen zwar wie die anderen Röhrengeräte edel aus und haben oft ein ausgefallenes Design, sind aber mal grob gesagt "Billiggeräte". Die meisten wurden über Quelle vertickt; ist das Gegenstück zu den "Neckermann" Radios von Neckermann die von Körting/DDR produziert wurden. Heute würde man solche Geräte z.B. bei Aldi finden.
Was ich damit sagen möchte: Bei Geräten der unteren Preisklasse werden auch entsprechende Bauteile verwendet; irgendwo muß der Preis ja her kommen. Ich selbst hab 3 Tonfunkgeräte und ein Chassis. (Eines der Geräte ist eine Truhe) Bei denen hab ich auch festgestellt, das die Pertinaxfassungen nachgelassen haben und die Röhren mehr oder weniger locker sitzen. Das ist natürlich nicht gut für den Kontakt! Sitzen die Röhren zu locker oder gibt's Kurzschlüsse, sollte die Fassung gewechselt werden. Was bei den Tonfunk-Geräten auch häufig auftritt sind durchgebrannte Netztrafos; von meinen 4 Tonfunks haben zwei einen defekten Netztrafo. Neue Trafos wickeln lassen macht keinen Sinn; ist teurer als der Wert des Gerätes. Da heißt es warten auf ein Schrottchassis mit intaktem Trafo.

Ich würde versuchen die Fassung zu wechseln! Evtl. sind auch die Kontakte korrodiert; da schweißt es auch gerne an den Kontakten!

Gruß Frank
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Niko
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von Niko »

Hallo,
@ Frank: ja, habe ich auch schon gelesen. Der Netztrafo meines Radios hat auch eindeutige Brandspuren, wird aber nicht übermäßig heiß, also nochmal Glück gehabt.

Hier ein paar Fotos des Patienten:

Bild

Bild

Bild

Bild

Die auf dem letzten Foto links (mehr oder weniger) sichtbare Fassung ist es.
Die Maße BxHxT des Tuners, von vorne gesehen, sind: 4,3 x 6,5 x 12 cm. Befestigt ist er mit 4 Schrauben in der Bodenplatte, Drehko gibt es nicht ;).

Niko
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paulchen
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von paulchen »

Sorry, bei der doch speziellen Bauform muß ich passen. Meiner hat zwar eine ECC85 drin (eigentlich UCC85) ist auch aus einem Tonfunk. Meine Hoffnung war, das es da Parallelen gibt. Dem ist leider nicht so. Der mechanische Teil passt nun gar nicht.
Aber nochmal zu Deinem Problemkind. Die Fassung ist doch von oben angenietete, oder? Kannst Du die nicht von außen ausbohren (also die Nieten)? Die paar Lötstellen unten drinnen sollten sich doch machen lassen, oder? Dann oben was neues rein und fertig. Einzig die Befestigung könnte ein wenig fummelig werden, aber zur allergrößten Not gibt es ja Klebstoffe.

paulchen
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Niko
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von Niko »

Ja, die Nieten ausbohren kriege ich noch hin, aber die Unterseite wird halt schwierig. Da muss ich mir erstmal eine feinere Lötspitze besorgen, mein 40W-Kolben ist viel zu groß.
Immerhin, die Maße der Conrad-Novalfassung passen gut, dann habe ich da keine Probleme. Also gut, ich versuche es.

Niko
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von klausw »

Am Auswechseln der Fassung wirst Du nicht vorbeikommen. Das ist aber auch in diesem Fall machbar, so man keine zittrigen Hände hat.
Da hat sicherlich jeder so seine eigene Methode.
Ich habe mir, wenn die Platzverhältnisse beengt waren und ich eine Fassung tauschen musste, so beholfen, dass ich die Pins nicht abgelötet habe, sondern die Lötösen der alten Fassung mitsamt ihren Verbindungen abgeknipst habe, und zwar genau über jeder Lötöse. Dazu braucht's einen sehr filigranen Seitenschneider (gibt's z.B. von KNIPEX).
Ich tat dies, weil ich es als vorteilhaft empfand, an enger Stelle nicht noch verdrillte Anschlüsse mittels Lötkolben freilöten zu müssen.

Die Fassung kann danach entfernt werden und, nach Einsetzen der Neuen, habe ich die verbliebenen Stummel mit den neuen Lötösen verlötet. Mit dieser Methode hatte ich nirgendwo Probleme.

Neue Fassungen habe ich in aller Regel mittels M3-Schrauben und Muttern befestigt. Die Mutter dabei an die Unterseite der Fassung ankleben, dann muss man später die M3-Schraube nur noch von oben einschrauben.

k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von Niko »

Hallo,
ich habe es geschafft - die EC92 ist jetzt in einer neuen Keramikfassung und scheinbar hat alles geklappt, der erste Fehler ist beseitigt.

Allerdings habe ich jetzt ein lautes 100Hz Brummen (Tipp: Stimmgerät für's Handy zeigt die Frequenz sehr genau an) bei UKW. Der Vorbesitzer hatte auch gesagt, dass das Gerät sehr laut brummen würde. Die NF und LMK sind nach wie vor in Ordnung, die beiden EC92's auch. Im "Hintergrund" ist bei UKW der Radioton zu hören, das magische Auge schlägt normal aus.

Wenn das jetzt die andere Fassung ist... :twisted:

Niko
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paulchen
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von paulchen »

Na da gratuliere ich doch mal!!
Wenn erstmal so eine Operation gemacht ist, sollte der Weg zu anderen, größeren Schritten nicht mehr ganz so weit sein. Und das Selbstvertrauen steigt mit jedem Erfolgserlebnis.

Zu dem Brummen.
Versuche doch mal raus zu bekommen, ob die 100Hz eventuell erst beim Umschalten von AM zu FM in die Leitung kommen. Denn Du sagst ja, daß die bei AM und bei reiner NF nicht da sind. Es könnte ja sein, das die über die Leitung vom Ratio zum Umschalter auf die Leitung "gebrummt" werden (kenne das Gerät jetzt nicht von unten).
Dann wäre es recht einfach.

paulchen
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von weiser_uhu »

...man kann auch den fraglichen Tuner über eine kurze geschirmte Leitung an eine andere "gehende" ZF/NF hängen um zu kontrollieren, ob der Fehler im Tuner ist...oder einen intakten Tuner im fraglichen Gerät einspeisen. Da sieht man, ob der Fehler aus dem Tuner oder aus dem "Rest" kommt....

Bei so komplizierten Operationen wie Röhrensockelwechsel mache ich immer viele Fotos, damit man den Einbau der BE erkennt (jeweils ein Foto pro entnommenes BE). Gratulation zum Erfolg! Das ist toll, dass Du das geschafft hast. :super:

Grüße vom
-charlie-
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Re: Problem mit UKW Tuner

Beitrag von röhrenradiofreak »

Mach mal den Oszillatortest mit dem zweiten Radio, wie hier im Forum schon mehrfach beschrieben.

Ist das Signal, das das zweite Radio empfängt, auch verbrummt? Dann gelangt auf irgendeine Art eine Brummspannung in den Oszillator. Das könnte von der Heizwechselspannung der EC92 kommen, oder die dem Tuner zugeführte Anodenspannung ist ungenügend gesiebt. Auch ein Fehler in der EC92 wäre möglich.

Sind alle Masseverbindungen innerhalb des Tuners und zwischen Tuner und Chassis wieder ordnungsgemäß hergestellt? Wenn die Kathode (Stift 7) der EC92, an der Du die Fassung gewechselt hast, an der Fassung direkt mit einem der Stifte 3 oder 4 (Heizung) verbunden ist, dann ist es sehr wichtig, dass die Masseverbindung dort kurz ist und guten Kontakt hat. Sonst wird ein Brummanteil von der Heizwechselspannung in die Kathode eingekoppelt und moduliert den Oszillator, siehe oben.

Lutz