Emud Volkssuper

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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achim1
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Emud Volkssuper

Beitrag von achim1 »

Hallo Gemeinde,
gestern abend hab ich obiges Radio abgeholt. Artikel.Nr. 121338488633
Äusserlich in sehr gutem Zustand, Gehäuse makellos.
Also gleich aufgeschraubt und Chassis ausgebaut (seltsame Konstruktion)
Das Radio hat nur 3 Röhren und scheint mir sehr merkwürdig aufgebaut.
Röhren hatten mäßige bis schlechte Messwerte, also gegen neue getauscht, die Teerkondis und dien Sieb-Elko hab ich gewechselt, Aussenantenne dran und eingeschaltet.
Das Radio spielt, aber gar nicht gut. Auf UKW sind nur wenige Sender zu empfangen und die klingen alle irgendwie nicht richtig sauber und sind, bis auf den sehr kräftigen Ortssender, sehr leise. Die Lautstärke hängt extrem von der Feldstärke des Senders ab. Das kenne ich bei keinem anderen meiner Kleinradios. Auch die Sendereinstellung ist seltsam. Es gibt einen relativ großen Bereich den man durchfahren und dabei die beste Wiedergabe suchen muss. Alles schwammig und unpräzise und mit leichten Verzerrungen.
Am Siebelko konnte ich statt der angegebenen 330V lediglich 170V messen. Laut Schaltplan erfolgt die Gleichrichtung durch eine Diode. Ich vermute das ist eine Art 1-Weg-Selengleichrichter.
Den hab ich probeweise durch eine Si-Gleichrichterdiode und einen 500Ohm Widerstand ersetzt bis die Spannung mit dem Schaltplan übereinstimmte.
Auf UKW spilet das Radio dadurch etwas kräftiger, aber immer noch unbefriedigend, auf den AM Bändern prasselt es dann nur noch. Mit dem Original Gleichrichter funktioniert MW so einigermaßen.

Ich hab dann noch den UKW-Tuner geöffnet und einen 1M Widerstand getauscht der 1,5M hatte. Das hat aber nichts wesentliches geändert.
Das ganze Radio ist eine seltsame Konstruktion. Es scheint keinen Ratiodetektor zu geben. Beim Verdrehen des (riesigen) Drehkos werden gleichzeitig zwei Kerne im UKW-Tuner über eine Kurvenscheibe in zwei Spulen versenkt.

Ich weiss jetzt nicht was ich machen soll.
Kennt jemand diese Konstruktion ?
Kann es sein, dass diese Art Radio einfach nicht besser funktioniert?
Fehler finde ich keine mehr.
Von der Optik her gefällt mir das Radio ganz gut, aber mit diesen Leistungsmerkmalen würde ich von einer Restauration absehen.
Wäre für einen Tipp dankbar.

Viele Grüße,
Achim
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paulchen
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von paulchen »

Muß mir mal den Plan anschauen (oder Du stellst ihn ein). Denke mal von der Beschreibung und dem Aufbau her hat das Radio einen Flankendemodulator. Das würde dann zu der Geräteklasse und dem Baujahr passen. Mal so als erster Hinweis.

paulchen
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paulchen
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von paulchen »

PS: Welche Variante hast Du genau? Ich habe hier was zu lesen.

paulchen
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von paulchen »

Und zum dritten mal ich.

http://www.radiomuseum.org/forum/emud_w ... g_u_s.html

Den gezeigten Link mit der Funkschau habe ich gemeint. Den hatte ich auch auf dem Rechner.

paulchen
achim1
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von achim1 »

Danke Paulchen. Der Plan ist leider stark beschädigt, ich werde heute nacht versuchen ihn zu restaurieren und dann einstellen. Den Artikel aus dem Link hatte ich bereits gelesen (wenngleich nicht wirklich verstanden :? )
Das ist das Gerät: http://www.radiomuseum.org/r/emud_volkssuper_w.html

Gruß,
Achim
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von saarfranzose »

hier mal brauchbare Schaltpläne:

Emud_Volkssuper_Ulm_W44.zip
Gruß,
Jupp
------------------------------
Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)
c4mobil

Re: Emud Volkssuper

Beitrag von c4mobil »

Wow,

mit der Röhrenbestückung, das nenn ich mal "minimalistisch" :lol:
Allzu viel kann man da wahrscheinlich nicht erwarten.

Gruß, David
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von röhrenradiofreak »

Dem stimme ich zu. Das Signal durchläuft bei UKW-Empfang insgesamt nur vier Verstärkerstufen. Bei einem "normalen" Radio sind es sechs. Die mit dem Triodensystem der ECL113 realisierte Audionschaltung dürfte zwar einiges wettmachen, aber nicht bewirken, dass die Empfangsleistung der "normal" aufgebauten Radios erreicht wird.

Dass die Lautstärke von der Feldstärke abhängt, kommt daher, dass das Radio bei AM-Empfang keine Schwundregelung und bei UKW-Empfang keine Begrenzung hat. Letztere ist bei dieser Schatung auch gar nicht möglich, weil sie mit Flankendemodulation arbeitet. Bei einer Begrenzung des Signals, wie in "normalen" UKW-Empfängern, würde diese Art der Demodulation nicht funktionieren.

Den besten UKW-Empfang erreicht man, wenn die Senderwahl nicht genau auf die Sendermitte, sondern auf eine Flanke des Signals abgestimmt wird, wie bei Empfängern mit Flankendemodulation üblich.

Trotzdem eine sehr interessante Schaltung, die zeigt, mit wie wenig Aufwand man einen UKW-Superhet aufbauen kann. Das Radio war, wie so manches andere Gerät von Emud aus dieser Zeit, mit 140 DM im unteren Preis- und Qualitätssegment angesiedelt. Dass es ein ähnliches Gerät (65W) auch mit einer weiteren ZF-Sufe gab und ab Modelljahr 1955 einen Nachfolger mit fast normaler Röhrenbestückung, zeigt, dass man mit der Performance dieses Radios wohl nicht immer zufrieden war.

Lutz
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von achim1 »

Ich danke euch sehr für die vielen Infos. Vielleicht ist ausser dem Selengleichrichter gar kein weiterer Fehler mehr vorhanden. Aber warum funktionieren die AM-Bänder mit der SI-Diode nicht mehr?
Was mich auch wundert: Der preisunterschied zu einer Philetta betrug demnach nur 50 DM. Von der gesamten Qualität, den Empfangseigenschaften und dem Klang sind die beiden Radios aber gar nicht zu vergleichen.
Hab ich eine Chance auf einen originalen Gleichrichter? Wohl kaum....

Ich werde das Radio wohl doch restaurieren...

Gruß,
Achim
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von BugleBoy »

achim1 hat geschrieben: .............Aber warum funktionieren die AM-Bänder mit der SI-Diode nicht mehr?................
Gruß,
Achim

Diode ist auch ne Mischer, erzeugt Störung, es gab ja Empfänger mit Diode als Mischer (eher in Radar-Band)
Bedämpft (= an Diode parallel schaltet) ihm mal mit 1nF kondensator, Spannungfestigkeit mindenst 1kV (630V ist grenzwertig)
Probiert mal aus :-)

Grüss
Matt
すみません
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von röhrenradiofreak »

achim1 hat geschrieben:Was mich auch wundert: Der preisunterschied zu einer Philetta betrug demnach nur 50 DM. Von der gesamten Qualität, den Empfangseigenschaften und dem Klang sind die beiden Radios aber gar nicht zu vergleichen.
Viele Teile, die einen Großteil des Preises ausmachen, werden bei jedem Radio gebraucht: Das Gehäuse, der Lautsprecher, das Chassis, der Ausgangsübertrager, der Drehko, die Skala mit allem was dazugehört usw. Außerdem handelt es sich bei den Philettas um Großseriengeräte, was man schon allein daran erkennt, dass man sie heute noch überall findet. Emud hat deutlich kleinere Serien produziert, da waren die Einsparmöglichkeiten durch Stückzahleffekte sicher viel begrenzter.

Einige Philettas aus der selben Zeit (BD233, 234 und 243) haben für UKW-Empfang auch gerade mal eine Verstärkerstufe mehr als der Emud-Volkssuper. Deren UKW-Empfang war sicher nicht so gut wie bei der 1954 erschienenen BD244U und den Nachfolgern, welche im UKW-Teil eine UCC85 und somit für UKW-Empfang 6 Verstärkerstufen hatten. Letztere kosteten knapp 200 DM, beim damaligen Lohnniveau war das schon ein merkbarer Unterschied zu den 140 DM für den Emud-Volkssuper, der sogar ein größeres Gehäuse hatte. Die großen Stückzahlen, in denen die Philettas verkauft wurden, legen aber nahe, dass deren Preis/Leistungsverhältnis nicht schlecht war.

Lutz
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von klausw »

Hallo Achim.

Auf Deine Eingangsfrage, ob es sein kann, dass dieses Radio nicht besser funktioniere, kann ich Dir ein glattes Ja als Antwort geben.

Es wurde ja schon geschrieben, dass Du die frühe Variante des Volkssupers hast. Ich besitze den Emud UTW, der FM-seitig ähnlich sein dürfte.
http://www.radiomuseum.org/r/emud_favorit_utw.html
Mehr als Ortssender (UKW) ist da kaum drin.

Selbst der letzte EMUD Volkssuper, das 1956er Modell, das schon mit anderem Gehäuse und tatsächlich 9 FM-Kreisen aufwartet, wurde noch mit (FM) Flankendemodulator hergestellt. Für das Jahr 1955 eine "mutige" Verkaufsentscheidung.
http://www.radiomuseum.org/r/emud_ulm_1.html
Ich besitze das Gerät und naturgemäß befriedigt auch dieses Gerät FM-seitig für heutige Verhältnisse nicht. Es besitzt bei der Sendereinstellung das für Flankengleichrichter übliche "schwammige" Verhalten, das eine Sendereinstellung neben dem eigentlichen Maximum erfordert. Für einen 9 - Kreiser - FM wirklich keine Glanzleistung.

Dennoch kann man sicherlich an Deinem Gerät noch einiges optimieren.
Die Spannungen sollten sich im Bereich der im Schaltplan ausgewiesenen Spannungen bewegen. Die Röhren müssen gut sein, hier evtl. mehrere Exemplare durchprobieren.
Der Abgleich sollte "optimal" sein. Eine gute UKW-Antenne (ausprobieren bringt viel) hilft.

Es gibt aber vom Konkurrenten Grundig ein ähnliches Gerät: den Grundig 810, welchen ich besitze.
FM-seitig nur ein 5-Kreiser mit insgesamt 3 Röhren (also vergleichbar Deinem EMUD 44) ist auch bei diesem Gerät heutzutage wenig UKW-Befriedigung zu erzielen.
Beschreibung desselben hier:
http://www.radiomuseum.org/r/grundig_810_810w.html
http://www.radiomuseum.org/forumdata/up ... nd_810.pdf

In der Preisklasse, in der diese Geräte angesiedelt wurden, nahmen die Kunden das hin. Wahrscheinlich wurde mit diesen Geräten ohnehin überwiegend AM gehört. Der Einbau eines (schwachen) FM-Teils taugte aber als Verkaufsargument, da um 1952/53 Geräte ohne UKW praktisch nicht mehr verkaufbar gewesen wären.

Gruß
k.

k. steht für klaus

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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von achim1 »

Danke Klaus,
die ECL 113 ist Nos, die die drin war hat immer noch 75%. Akustisch ist kein Unterschied feststellbar. Die ECH ist meine Referenzröhre und über jeden Zweifel erhaben. Die EC92 hat 112%. Zu meiner zweiten Röhre (65%) ist ein minimaler Unterschied zu bemerken.

Der Klang hat halt irgendwelche, schwer zu definierenden, aber hwahrnehmbare Nebengeräusche, ist nicht wirklich klar und rein und die Lautstärkeunterschiede der einzelnen Sender sind gewaltig.

Die Sannung am Siebelko liegt rund 70V zu niedrig. Aber da kann ich nichts machen. Dieser komische Dioden-Gleichrichter ist nirgends zu bekommen und die probeweise eingesetzte BY xx mit Vowiderstand bringt zwar eine geringfügige Verbesserung bei UKW, hat aber den Totalausfall der AM-Bänder zur Folge.
Wenn meine Infos stimmen, dann stammt das Gerät von 1953. Pech für den damaligen Käufer. 1954 kam bereits die BD 254U die in einer ganz anderen Liga spielt.

Ich werde mal ein par Bilder des Chassis einstellen. Vielleicht hat jemand eine Idee zu dem Gleichrichter.

Gruß,
Achim
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von BugleBoy »

すみません
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Re: Emud Volkssuper

Beitrag von röhrenradiofreak »

Genau. Wie Matt schon geschrieben hat, musst Du der Diode einen Kondensator (Kapazität: etwa 100 pF bis 1 nF, Spannungsfestigkeit: mindestens 1000 V) parallelschalten, dann wird der Empfang auch damit einwandfrei funktionieren.

Dass der UKW-Empfang verrauscht und nicht verzerrungsfrei ist, liegt am Konzept dieses Radios und kann, wie auch schon weiter oben geschrieben wurde, durch eine gute Antenne und eventuell durch einen sorgfältigen Abgleich verbessert werden. Aber die Empfangsleistung und den Klang eines "normalen" UKW-Radios wirst Du nicht erreichen.

Warum die Sender sehr unterschiedlich laut sind, hatte ich schon geschrieben. Von "normalen" UKW-Radios sind wir in dieser Beziehung verwöhnt, weil sie ab einer bestimmten Empfangsfeldstärke überhaupt keine Lautstärkeunterschiede mehr zeigen.

Lutz