Einknopfbedienung

Grundlagenwissen für Anfänger und Fortgeschrittene. Alles was man über alte Radios wissen sollte und kann.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios, Gute und böse Kondensatoren
edi
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Einknopfbedienung

Beitrag von edi »

Einknopfbedienung...

...war eine zeitlang das erklärte Ziel der Entwickler, angesichts der "dampfbetriebenen" Geräte, die mit ...zig Hebeln, Einstellern und großen, skalierten Drehknöpfen eher einen Maschinisten benötigten, als daß sie für eine Hausfrau bedienbar wären.

Irgendwann waren dann Geräte meist mit zwei Knöpfen auf der Frontseite bedienbar, wichtig bei Geräten, die "blind" bedienbar sein mußten, wie Autoradios, in der Regel waren es Lautstärke und Abstimmung.

Ein Gerät, für das mit "Einknopfbedienung" geworben wurde, und das auch tatsächlich einen Multifunktionsknopf besaß, stellte Philips her.

Hier also der Joystick- Vorläufer "Einknopf":

Bild

Bild Bild

Der Knopf realisierte folgende Funktionen:
Ein/ Aus
Wellenschalter
Lautstärkeregler
Tonblende mit ZF- Bandbreitenregelung
Abstimmung mit Fein- und Grobantrieb (!)

Im ersten Bild der Knopf von vorn. Der Drehknopf in der Mitte ließ sich nach oben, unten und seitlich bewegen, ähnlich dem Joystick, einige Drehungen bewegten den Skalenzeiger langsam, nach 3-4 Drehungen wurde dann auf Grobantrieb umgeschaltet.
Das große Knebelrad mit den zwei Anfassern ist der Wellenschalter

Die Drehbewegung wurden über Seilrolle (im 2. Bild die messingfarbene und Rolle unten auf der Antriebsachse), übertragen, Vertikal- und Horizontal- Bewegungen über ein "Mini- Kardan"- Gelenk über Hebel an Bowdenzüge an entsprechend gestaltete Potentiometer, sowie parallel, ebenfalls über Bowdenzug an eine Umlenkmechanik, die die Spulen in den ZF- Filtern dreht.

Auf der Seilrolle lief ein übliches Skalenseil, dies übertrug die Bewegung auf ein dünnes Stahlseil, in einer Stahlaußenhülle, ähnlich Bowdenzug, das den Zeiger auf einer Glasstange führte.
Die Skala saß in einem einklappbaren Bakelit- Aufsatz auf der Oberseite des Radios.

Der Wellenschalter wurde über einen Metallhebel (erstes Bild links) betätigt.

Fazit: Technik und Feinmechanik vom Feinsten- beinahe Schweizer Uhrwerk. Kann sich das heute jemand für ein Radio vorstellen ?

Vielleicht weiß jemand hier im Forum den Gerätetyp, ich habe nur noch diesen Knopf.

edi
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Schumi
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Beitrag von Schumi »

Hallo Edi,

da gibt es mehrere Aachen Super Modelle (D52, D53, Truhen D54, D55) mit einem Monoknopf-Chassis, sowie 750, 890, 898A und 750A-30, alle ca. 1937/38.

Deinen Knopf kann ich nicht zuordnen, den D52 schließe ich aber aus, der steht bei uns im Museum. Er hat einen abweichenden Wellenschalter, ein Drehrad anstelle dieses Knebels.
Gruß
Schumi

Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
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edi
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Beitrag von edi »

Danke@Schumi, für den Hinweis, ich habe lange nach der Gerätebezeichnung gesucht, im Internet- Zeitalter nach "Einknopf gegoogelt, mit den konkreten Typen- Bezeichnungen und "Monoknopf" (muß man erst mal drauf kommen...) hab' ich das Gerät gefunden.

Nach dem Foto hier: http://tsf-philips.ovh.org/images/photos/898A.JPG dürfte es der 898 gewesen sein.

War tatsächlich ein Tischgerät, leider so "zerbombt", daß ich es nur noch schlachten konnte, immerhin fanden sich im Laufe der Jahre immer wieder einige Oldie- Freunde, die Einzelteile davon brauchen, Skala, Potis, Filter... nur der Drehko und der Knopf mit den Bowdenzügen sind noch übriggeblieben.

edi
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Beitrag von Emission »

Tja, habe Deinen Beitrag sehr interessiert verfolgt, aber Einknopf ohne Gerät ist wie einarmiger Bandit ohne Körper...ich verstehe durchaus Deine Suche danach...
Viel Erfolg!
heiter weiter!
edi
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Beitrag von edi »

Tja, habe Deinen Beitrag sehr interessiert verfolgt, aber Einknopf ohne Gerät ist wie einarmiger Bandit ohne Körper...ich verstehe durchaus Deine Suche danach...
Viel Erfolg!


Na ja, daß ich nochmal so ein Gerät bekomme, und das Ersatzteil benötige... nicht wahrscheinlich.
Aber vielleicht findet sich mal jemand, der genau dieses Teil braucht. So lange isses eben Anschauungsstück.

Immerhin ein Haufen Präzisions- Mechanik, "nur für ein Radio", die aufwendige Technik hinter dem braunen Bakelit- Joystick sieht man ja am kompletten Radio nicht.

edi
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Beitrag von amiga3000 »

Sowas was währe heute nicht mehr zu bezahlen. Aber dank mikroelektronik ist sowas an heutigen geräten günstig zu realisieren,und kleiner. Aber da fehlt die faszination,keine nechanichen teile mehr.
Mfg.
Mario