Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Fragen

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EQ80
Kuba Komet
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Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Fragen

Beitrag von EQ80 »

Hallo,
habe das schlechte Wetter genutzt, dem RF 155 mal auf den Zahn zu fühlen. So sieht er von innen aus:
Bild
Erst Netzelkos formiert und vergrünspante Sicherung ersetzt. Dann noch die beiden 330p Eroid Papierkondensatoren parallel zu den primären AÜ-Wicklungen abgepetzt (sicher ist sicher) und das Gerät über Vorschaltlampe lansam hochgefahren:
Er spielt! Und gar nicht mal schlecht! Über externe HiFi-Lautsprecher kommt recht ordentlicher Klang raus. Bin positiv überrascht. Die ELL 80 scheint soweit auch noch o.K.
- Was mich wundert: die beiden 2k 2W Widerstände auf dem AÜ werden unterschiedlich warm. Siehe Bild, der untere ist schon ziemlich weiß geworden:
Bild
Und das Schaltbild:
Bild
Die unterschiedliche Erwärmung deutet auf einen unterschiedlichen Stromfluss an den beiden Widerständen hin. Also müssten die Widerstandswerte einschliesslich des Gleichstromwiderstandes der beiden AÜ-Wicklungen unterschiedlich sein. Richtig?
Weitere Fragen:
-kann ich die 330p an den Primärseiten einfach dauerhaft weglassen? Lautsprecher sind ja sekundär angeschlossen.
-Weder AM noch FM- Antrieb funktionieren. Die Drehkos sind aber freigängig. Es gibt also ein Problem an der Kupplung des Seilantriebs. Gibt es da eine schnelle, einfache Lösung (will die Totaldemontage vermeiden)?
Viele Grüße

Frank
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von BugleBoy »

Hallo

Es sieht so aus, dass Durolit noch als Koppelkondensator ist, bitte ihm erneuert, und gucken ob es danach stimmt.

Grüss
Matt
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von EQ80 »

Hallo Matt,
die Koppelkondis im RF 155 sind keine Doroliten. Da sind EROFOL II drin und die sind bekanntlich unproblematisch.
(Nebenbei für Insider: letzten Sonntag Kaufland-Flohmarkt: no Röhrenradios :angry: :hello: )
Viele Grüße

Frank
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BugleBoy
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von BugleBoy »

Ah, gut zu wissen.. Diodenladen (guck mal bitte Logo von Kaufland :-D ) hat mometan nicht zu bieten

Ich habe eben Plan ganz genau angeschaut, Schieflast bei beide 2K Widerstand.. wie schaut es mit Ohmische Werthaltigkeit von diese beide Widerstand und Überträger´s Wicklung aus. Da ist Überträger und Widerstand in reihe geschaltet und dann parallel geschaltet.

Meine Theorie sagt: Widerstand oder Überträger hat abweichende Werte (ich vermutet eher an Widerstand)

Grüss
Matt
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von nordmender »

EQ80 hat geschrieben:Hallo Matt,
die Koppelkondis im RF 155 sind keine Doroliten. Da sind EROFOL II drin und die sind bekanntlich unproblematisch.
(Nebenbei für Insider: letzten Sonntag Kaufland-Flohmarkt: no Röhrenradios :angry: :hello: )
Hallo Frank,
das mit den Erofol II geht so nicht ganz auf.
Habe in diesem Jahr schon mehr als 5 Stck aus Geräten unterschiedlicher Hersteller austauschen müssen.
Sie waren ebenso durchlässig,wie die braunen Hustenbonbons oder die weissen Neokond.
Die Erofol II sind um Klassen besser,aber eben auch anfällig.
Der einzige Kondensatoren Typ,bei dem ich in ca. 50 Jahren noch zählen könnte.
Das sind Sikatrop.
Zwar klotzig,mechanisch sperrig,aber ansonsten erste Sahne.
Geräte,die in den 60 Jahren damit bestückt wurden,hatten wir wegen schlechter C`s nicht mehr auf dem Reparaturtisch.
Überall,wo mehr als 10 Volt Gleichspannung an einer Seite anliegt,zweifle ich es einfach immer an,daß der Kondensator noch taugt.
Einseitiges Ablöten und messen mache ich wirklich immer.
Aber die ganze Sache mit dem Wechsel von C´s oder nicht,gehört m.E. als Thema grundsätzlich verboten.
Es bringt nur sinnlose Freds zuwege.

Claus
Wer mit der Röhre hört,der hört,wie es richtig röhrt :D
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von EQ80 »

@Nordmender: habe deinen Ratschlag beherzigt und messe an den Gittern der Endröhren tatsächlich eine kleine positive Spannung . Es sind aber nur etwa +12 mV auf beiden Kanälen (schlecht von oben zu messen mit dickere Messpitze, geht ziemlich eng zu). Für die Betriebssicherheit und die Lebensdauer der ELL 80 könnte tatsächlich ein Austauchs der EROFOLs angeraten sein. Habe ich aber zunächst nicht gemacht, die ELL ist auch so noch ziemlich munter... :mrgreen:

Zu den Werten der beiden Widerstände auf dem AÜ: der obere hat 2,08 KOhm, der untere 2,06 KOhm (Sollwert jeweils 2,00 KOhm). Erstaunlich, daß der geringfügig kleinere Wert offenbar zu deutlich mehr "Heizleistung" fürhrt.

Ansonsten habe ich mal den Sterro Decoder Kemo B 127 implantiert. Das war ja der eigentlich Zweck der Bastelei. Nach ewiger Sucherei habe ich tatsächlich noch einen 10-poligen Stecker für die Röhrenfassung gefunden und konnte so den Grundig-Phantomstecker original belassen. Es funktioniert prima! :mauge: :super:
Bild

Nur kurz das Trimmpoti eingeregelt und der RF 155 empfängt jetzt zahlreiche Sender in einwandfreiem Stereo.
Wurde ja auch Zeit, daß der bald 50 jahre UKW-Stereo vorbereitete Grundig endlich FM-Stereo wiedergeben kann. :mauge:

Mit der Betriebsspannung habe noch etwas improvisiert, und einen 9 Volt Block genommen. Soll = 4,5 bis 12 V und die kann ich aber nicht so einfach in Einwegschaltung aus der Heizspannung gewinnen. Evt. gehts mit Spannungsverdopplerschaltung oder ich muß doch an die Anodenspannung gehen mit Spannungsteiler.
Für die Decoder- Ein und Ausgänge habe ich statt der der Elkos jeweils 1,5MF Wima MKS genommen, geht prima! das Multiplexsignal wird im Grundig mit 0,47 MF ausgekoppelt, hätte mir den zusätzlichen C auf der Platine also sparen können. Aber sicher ist sicher!
Es bleibt noch zu tun:
-Glühlampe 7V 0,1A der Stereo-Anzeige gegen LED ersetzen
-manueller Stereo/Mono Schalter im Kemo schaltet gegen Plus UBat. Decoder. Im Grundig wird gegen Masse geschaltet. Die Automatic im Decoder arbeitet aber prima, manuelle Umschaltung kann man entbehren.

Freue mich ansonsten über Kritik und Anregungen. :hello:
Viele Grüße

Frank
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von hf500 »

[quote="EQ80"]
- Was mich wundert: die beiden 2k 2W Widerstände auf dem AÜ werden unterschiedlich warm. Siehe Bild, der untere ist schon ziemlich weiß geworden:
[/quote]

Moin,
zu den Widerstaenden habe ich schon einige Vermutungen hier gelesen, auch deren Widerstandswert (der Unterschied ist praktisch belanglos). Was fehlt: Wie gross ist der Spannungsabfall ueber jedem Widerstand?

73
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von herrmann »

Soll = 4,5 bis 12 V und die kann ich aber nicht so einfach in Einwegschaltung aus der Heizspannung gewinnen.
Das verstehe ich grade nicht :?: Die Heizspannung beträgt 6,3 Volt, liegt also im Sollbereich. Kleinen Brückengleichrichter, Elko, 7805 Spannungsregler, noch 'nen Elko und fertig ist die Lauge, ich seh grade das Problem nicht.

Zu Deinen unterschiedlich verfärbten Widerständen: C24 und C25 hast Du ja abgeklemmt, mess die doch mal auf Feinschluss durch. Ausserdem würde ich mir C64 und C65 genauestens anschauen.
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von röhrenradiofreak »

Brückengleichrichter geht aus folgendem Grund nicht: Die Heizung liegt, wie bei den meisten Röhrenradios mit E-Röhren-Bestückung, mit einem Anschluss auf Masse. Hängt man daran einen Brückengleichrichter und schließt dessen Minus-Ausgang auch wieder an Masse an, hat man über eine Diode dieses Brückengleichrichters einen "halben Kurzschluss" in den Heizkreis gebaut. Dann sollte die Netzsicherung auslösen. Tut sie das nicht, brennt der Netztrafo ab.

Was aber geht, ist eine Spannungsverdoppler-Schaltung:
Spannungsverdoppler2.jpg
Zwei Dinge habe ich im Schaltplan unterschlagen: Die Kapazität der Elkos, sie hängt von der Stromentnahme ab. Wenn es nur ein paar mA sind, würde ich 100 µF probieren. Und parallel zu den Dioden sollte man keramische Kondensatoren mit einigen 10 nF schalten, sonst konnte es zu Schnarren aufgrund von Kommutierungsstörungen der Dioden kommen.

Dahinter den Spannungsregler mit dem benötigten Wert. Wenn die Masseanschlüsse sinnvoll gewählt wurden und keine unerwünschten Kopplungen zwischen parallel verlaufenden Leitungen bestehen (diese Schaltungen sind etwas anfällig dafür), steht einem brummfreien Betrieb des Stereodecoders nichts mehr im Wege.

Lutz
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Re: Grundig RF 155 von 1966 erste Tests erfolgreich mit Frag

Beitrag von EQ80 »

Hallo herrmann und Lutz,
mein Beitrag ist ja schon ein paar Tage alt, aber danke für die Rückmeldungen.
@herrmann: ich hatte schon nicht ohne Grund von Einweggleichrichtung gesprochen. Die Begründung, weshalb ein Brückengleichrichter hier nicht funktioniert, hat ja Lutz dankenswerterweise perfekt geliefert! :super:
Die Idee mit der Spannungsverdopplerschaltung hatte ich natürlich auch schon, nur die Umsetzung wartet noch...

Ich wollte mit meinem Beitrag ansonsten vor allem zeigen, wie einfach und kostengünstig man den Grundig Stero-Decoder durch neuzeitliche Technik ersetzen kann und zum experimentieren anregen...
Viele Grüße

Frank