Nordmende Othello U320

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Herby59
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Nordmende Othello U320

Beitrag von Herby59 »

Hallo,
bin neu hier im Forum. Habe 3 Röhrenradios.
Einen Nordmende Othello U320, einen Schaub Lorenz Goldklang 58,
und einen Löwe Opta Rheinperle.
Bei dem Nordmende habe ich ein Problem.
Das Radio spielt sehr gut, aber nur auf der linken Seite. Auf der rechten Seite
sind die Lautsprecher ohne Funktion.
Habe den Nordmende bei ebay gekauft und nach dem 1. Einschalten was alles gut.
(alle Lautsprecher ok.) doch nach 2 min kam ein lautes brummen und rechts kommt kein Ton
mehr raus.
Vielleicht kann mir jemand helfen, woran das liegen kann.
Danke.
Bild
Grüße aus München
Herbert
8bitrisc
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von 8bitrisc »

Hallo,
das Foto zeigt, daß das Radio von innen recht sauber ist. Desweiteren fallen die großen weißen Kondensatoren an den Übertragern auf. Die sehen irgendwie nicht nach den "üblichen Verdächtigen" aus. Ich gehe davon aus, daß schon mal jemand am Radio was getauscht hat. Generell kann man aber davon ausgehen ein über fünfzig Jahre altes Radio ohne grundlegende Inspektion und zumindest Austausch von problematischen Bauteilen keine lange Freude bereiten wird.

lies mal hier: http://www.dampfradioforum.de/viewforum.php?f=2

und hier: http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=4364

Gruß Johannes
Herby59
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Herby59 »

Soll ich diese Kondensatoren wechseln ?
Oder kann es an einer Röhre liegen ?
Grüße aus München
Herbert
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Vagabund
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Vagabund »

Das dürften durchaus die originalen Kondensatoren sein, nämlich die Neokon, diese zählen überhaupt zu den üblichen Verdächtigen der üblen Sorte, diese solltest Du alle ausnahmslos rauswerfen und gegen neue Kondensatoren tauschen.

Klingt alles so, als hättest Du das Radio nach langer Zeit ans Netz genommen, das richtet bei diesen Röhrengeräten meist grossen Schaden an.
Du hast also einen klassischen Fehler begangen, bei dem jeder Laie erstmal abwinkt und das als Humbug abweist. Wenn Du Glück hast, ist nur irgendwo ein Widerstand abgeraucht, starkes Brummen deutet auf einen der Becher-Kondensatoren hin, wenn ein Kanal auf einmal streikt, kann es auch den Ausgangsüberträger erwischt haben.
Röhren? Wenn er vorher ging, glaube ich nicht, tippe ich nicht drauf.

Vielleicht solltest Du Dir erstmal etwas Wissen aneignen, denn solche Fehler (wenn sie auch jeder vielleicht mal gemacht hat) lassen sich echt vermeiden.

Ich würde JETZT das Radio erstmal jemandem überlassen, der sich damit auskennt.

Nix für ungut...ist nicht böse gemeint.
Viele Grüße
Philipp

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Herby59
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Herby59 »

Danke für die Antworten.
Ich habe das Radio vo einer Woche bei ebay gekauft.
Die Beschreibung war folgende:
"Das Gerät ist komplett, und wenn man ihn
einsteckt leuchtet alles, wie es sein soll.
Beim Überprüfen des Radios habe ich festgestellt.
Das Radio mit KW/MW/LW/UKW hat einen guten Empfang.
Sauberer und klarer Klang.
Beleuchtung funktioniert gut.
Das magische Auge leuchtet gut.
Alle Tasten , Regler und Schalter funktionieren einwandfrei und leichtgängig."
ebay Artikel Nr.: 221472483482
Ich denke durch den Transport ist was passiert, denn die Ferritantenne ist lose dringelegen. Habe ich zu spät gesehen.
Der Verkäufer hat den Netztecker im Gerät vor dem Versenden reingelegt.
Ich denke das der Stecker den Schaden verursacht hat.
Nach dem ich den Boden aufgemacht hatte, sind zwei kleine Blechstreifen rausgefallen !
Ich werde die Kondensatoren tauschen.
Viele Grüße
Herbert
Grüße aus München
Herbert
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Vagabund
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Vagabund »

Servus Herbert,

sorry, ich will da net dagegen reden, aber der Stecker oder die lose Antenne sind sicher nicht die Ursache.
Fakt ist, man sollte Dampfradios nicht so einfach ans Netz nehmen, das hast Du getan. Ob es vorher funktioniert hat, ist nebensächlich. Beim Verkäufer ist es halt noch gut gegangen, dich hats nun aus Unwissenheit erwischt.
Wechsle die Kondensatoren und vermeide bitte ab jetzt, das Radio einzuschalten, nicht das noch mehr Flöten geht.

Edit: Also, ich habe mir die Auktion angesehen und kann nichts schlechtes feststellen. Aber auch der Verkäufer hat unwissentlich eingeschaltet. Wie gesagt, bei Dir ging es noch, damit musst Du jetzt umgehen. Das machen wir jetzt. Weisst Du, was eine Vorschaltlampe ist? Hast Du einen Trenntrafo, vielleicht sogar geregelt? Was sind Deine Kenntnisse/Erfahrungen im Umgang mit Röhrenradios? Hast Du Multimeter/Meßkenntnisse? Kennst Du Dich mit Strom/Spannung aus?
Die Fragen sollten wir zuerst mal klären. Ein Röhrenradio ist nicht einfach mal so hingestellt.

Aber jetzt nicht den Mut verlieren, ist nun blöd gelaufen, aber jetzt gehen wir mit System ran, dann wird das schon wieder.
Viele Grüße
Philipp

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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Herby59 »

Danke für die Antwort,
die Kondensatoren habe ich bestellt.
Habe nochmal geschaut, es ist ein Widerstand mit 220 ohm auf der rechten Seite verbrannt.
Messgerät habe ich, löten kann ich auch, Regeltrafo hab ich nicht kann ich aber ausleihen.
Bischen Erfahrung? na ja.
Widerstand hab ich auch bestellt.
Habe keinen Schaltplan, Aber ich denke 220 ohm 2 W müßte passen.
Viele Grüße
Herbert
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Vagabund »

"müsste passen" ist auch so ne Sache. Lass uns mal nach einem Schaltplan fragen.
Den werden wir sicher noch brauchen.

Der Trenntrafo ist jetzt nicht unbedingt lebensnotwenig, da das Gerät ja netzgetrennt ist, wäre aber zum "Hochfahren" nicht schlecht.
Achte bei den Kondensatoren auf die Spannungsfestigkeit. Die neuen sollten genau so oder höher spannungsfest sein. Die Kapazitätswerte dürfen geringfügig abweichen.
Viele Grüße
Philipp

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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von paulchen »

Die Widerstände passen schon. Laut Plan sollten die je 1/2W haben.
Das sind die Kathodenwiderstände der Endröhren.

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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Bosk Veld »

Hallo Herbert,

zu Deinem Radio paßt dieser Schaltplan (natürlich von Jupp :)):

http://www.dampfradioforum.de/viewtopic ... 298#p99298

Gruß, Frank
Die nächsten Termine Versender von Elektronik und Dampfradiobedarf

Es muss nicht immer alles Sinn machen. Oft reicht es schon, wenn's Spaß macht.
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von röhrenradiofreak »

Vagabund hat geschrieben:Klingt alles so, als hättest Du das Radio nach langer Zeit ans Netz genommen, das richtet bei diesen Röhrengeräten meist grossen Schaden an.
Das klingt so, als wenn ein Röhrenradio, das nach langer Zeit ohne gewisse Vorsichtsmaßnahmen ans Netz angeschlossen wird, in jedem Fall sofort explodiert, abfackelt oder in sonstiger Weise schrottreif wird.

Dass es Schaden anrichten kann, wenn man ein Röhrenradio nach langer Standzeit ohne weiteres ans Netz anschließt, ist unbestritten. Um dieses Risiko zu minimieren, sind gewisse Maßnahmen dringend zu empfehlen. Aber dass meist großer Schaden entsteht, halte ich doch für ein wenig übertrieben. In vielen Fällen wird das Radio nicht oder nicht richtig funktionieren, vielleicht löst die Sicherung aus oder ähnliches. Das ist zunächst einmal kein großer Schaden, und der Besitzer sollte sich spätestens jetzt um die fachgerechte Beseitigung der Fehler kümmern.

Lutz
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Vagabund »

Nunja Lutz, vielleicht hast Du recht, aber ich habe schon von Ausgangsüberträgern gehört... und das wäre für jemanden, der den passenden Ersatz NICHT in der Kiste hat, doch eher ein großer Schaden, oder?
Aber wollen wir mal nicht darauf rumreiten, wie immer haben alle recht, es wird in diesem Fall hoffentlich nix großes sein. Vielleicht geht er auch schon wieder nach dem Austausch der Kondensatoren und des Widerstandes.
Viele Grüße
Philipp

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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von hf500 »

Moin,
die Schaeden, die "einfach mal einschalten" anrichten kann:
Bei Geraeten mit Entstoerkondensatoren im Netzteil kann bei primaerseitigen Kondensatoren die Sicherung ansprechen oder sogar das Chassis unter Spannung stehen. Bei sekundaerseitigen Kondensatoren am Trafo kann dieser ueberlastet werden, ohne dass die Sicherung anspricht. Entstoerkondensatoren hat Nordmende nicht verwendet.
Haeufiger sind Fehler durch defekte Koppelkondensatoren in der Endstufe, die Endroehre wird ueberlastet. Bei defekten "Klangfarbenkondensatoren" an der Anode der Endroehre gegen Masse wird das Netzteil und die Primaerwicklung des Ausgangsuebertragers ueberlastet. Merkt man das nicht rechtzeitig, kann der Uebertrager beschaedigt werden.
Des Weiteren koennen defekte Kondensatoren noch andere Funktionsstoerungen erzeugen, die entweder "keine Funktion" oder durchgebrannte Widerstaende ergeben.

Die groesste Gefahr liegt also darin, Endstufe und Netzteil zu ruinieren. Bekommt man ein altes Radio, _MUSS_ unbedingt die Netzsicherung auf korrekten Wert geprueft werden. Zun oft findet man ueberbrueckte (Alufolie) oder zu starke Sicherungen. Die Netzsicherungen sind im Wert, gemessen an der normalen Stromaufnahme, relativ "stark" bemessen, weil sie den Einschaltstrom des kalten Heizkreises ertragen muessn. Sie werden bei maessigen Ueberlastungen im Geraet nicht unbedingt ansprechen, ein zu grosser Wert erhoeht die Gefahr fuer Schaeden, wenn man nicht gerade von grober Ueberlastung sprechen kann.

Ach ja, nach einiger Zeit brummt ein Kanal, faellt dann aus und der Katodenwiderstand der Endroehre ist verbrannt: Das tun, was man vorhat, alle Papierwickelkondensatoren im NF-Teil tauschen. Die betreffende Endroehre wurde wahrscheinlich durch einen defekten Koppelkondensator ueberlastet und damit auch ihr Katodenwiderstand. Wenn man schon dabei ist, alle Roehrenfassungen auf Platinen nachloeten.

73
Peter
Zuletzt geändert von hf500 am Do Jul 10, 2014 20:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von Herby59 »

DANKE für den Schaltplan !!!
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Re: Nordmende Othello U320

Beitrag von röhrenradiofreak »

@Peter: Alles richtig, was Du schreibst. Nur: wie oft passiert es wirklich, dass infolge schlechter Kondensatoren ein Ausgangsübertrager abraucht oder ein vergleichbarer Schaden entsteht? Es ist zwar nicht auszuschließen, ich kann mich aber an einen solchen Fall nicht erinnern (unter der Voraussetzung, die Du schon genannt hast: dass die korrekte Netzsicherung eingesetzt ist). Und ich hatte viele Radios in den Fingern, die von ihren Besitzern bzw. Vorbesitzern aus Unkenntnis ohne Revision betrieben bzw. wieder in Betrieb genommen wurden.

Deshalb störten mich die Worte "meist großer Schaden", das stimmt so nicht. Es sei denn, man versteht unter "meist" eine Wahrscheinlichkeit im einstelligen, vermutlich sogar im unteren einstelligen Prozentbereich. Natürlich ist jeder derartige Folgeschaden einer zu viel und sollte daher vermieden werden, deshalb möchte ich die Vorsichtsmaßnahmen an sich gar nicht in Frage stellen.

Um auf den konkreten Fall zurück zu kommen, mit dem dieses Thema eröffnet wurde: Bei einem Nordmende-Stereo-Radio, Baujahr 1959/1960, funktioniert ein Kanal nicht. Das Radio ist zwar, wie bei Nordmende in dieser Zeit üblich, mit etlichen Papierkondensatoren bestückt, es hat aber, wie Du selbst schreibst, weder primär- noch sekundärseitig Entstörkondensatoren am Netztrafo, und die erwähnten Kondensatoren zwischen Anode Endröhre und Masse hat es auch nicht. Außerdem wäre zu erwähnen, dass die Ausgangsübertrager bei Nordmende-Radios dieser Baujahre nicht eben zu den besonders empfindlichen gehören, die bei Überlastung gleich durchbrennen. Deshalb ist es falsch, dem Fragesteller zu antworten, was wie ein Vorwurf klingt: Uiui, da Du das Gerät einfach so angeschlossen hast, ist jetzt wahrscheinlich ein großer Schaden entstanden, und wenn nicht, hast Du noch einmal großes Glück gehabt.

Allen anderen Dingen, die hier geschrieben wurden, kann ich zustimmen, auch dass das Radio überprüft und überholt werden sollte. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es durch den unbedachten Anschluss ans Netz zu Folgeschäden gekommen ist, halte ich in diesem Fall für nahezu Null!

Lutz