Wieder mal ein dicker Belgier - SBR 535

[paulchen]

Wie schon an anderer Stelle erwähnt hat vor einigen Monaten hier ein alter Belgier angeklopft und um Asyl gebeten.
Mich reizte seine ungewöhnliche Form und die auf den zweiten Blick tolle Skale.
Angekommen ist der Junge hier mit gebrochenen Skalenrahmen inkl. Fehlstück, fehlenden Knöpfen hinten und was auf den Bildern vorher nicht war, fehlenden Achsen der Potis hinten. Ansonsten trockener Lack und fehlender Netzröhre.
Funktion war nicht gegeben, Klappern beim drehen der Skale und viel Dreck.

Als erstes sich um die Optik gekümmert. Das war noch der einfachste Teil und recht schnell an zwei Abenden erledigt.


Ansicht der schönen Front.

Dann zur Technik.
Ich mußte alle Kondensatoren unterhalb des Chassis erneuern. Das wurde aufwendig mit der "Tarnmethode" gemacht, da es sich bei den originalen Pappröhrchen anbot. Auch der Doppelelko wurde ausgehöhlt und innen erneuert. Zwei Widerstände mußen ebenso erneuert werden. Die Glimmlampe war zwar in Funktion, aber innen völlig verspiegelt, also unsichtbar von außen. Da mußte was aus dem Fundus herhalten, was ich zum Glück hier hatte.
Als Netzröhre wurde eine RGN1051 genommen. Die drunter gelötetet Ersatzschaltung flog raus. Die anderen Exoten waren zum Glück neuwertig.
Dann noch der fehlende Skalenrahmen und die Knöpfe. Da gibt es zum Glück Karel und seinen tolle Seite über SBR. Was soll ich sagen... er hatte beides da. Meinen Rahmen hätte man zwar retten können, aber ehe ich da mit Nachgießen des kleinen Fehlstücks anfange... Da war das die bessere Lösung. Knöpfe auch noch bestellt und ich war für den Tag nur noch am grinsen.


Die Glimmlampe dient als Feldstärkeanzeige.
Wo andere einen Zeiger haben ist hier ein Lichtpfeil. Der wandert beim drehen der Skale von einer Zeile links bis nach rechts (hier bei MW sind das 4)

Am lustigsten war der Ersatz der fehlenden Potiachsen. Einmal ist dies der Klangregler, mit dem anderen kann man die Glimmstrecke einstellen und so eine "Eichung" für die örtlichen Verhältnisse machen.
Hier mußte ich die Potis zerlegen (1 x gebrochene Kohlebahn ) und mit anderen Achsen wieder aus zwei eine machen. Ging gut mit Kleber und ein wenig Gehirnschmalz.


Ansicht des Chassis von oben


Und nochmals mit der offen Rückwand

Raus kam ein nettes Gerät was mit Sicherheit nicht jeder hat.


Lustig ist das Brettchen was man unten nach vorn rausziehen kann. Der Sinn...???

paulchen

[hoeberlin]

Bei dem Brettchen sehe ich mehrere Möglichkeiten:
Kurze Bedienungsanleitung, oder persönliche Senderliste...., oder?

VG Henning

[Otto]

Na irgendwo muss man ja schließlich seine Kaffeetasse abstellen können.......
Paulchen, Glückwunsch zu dem Augenschmaus, da stimme ich Dir voll zu - sowas hat weiß Gott nicht jeder.

Freundliche Grüße Otto

[paulchen]

Danke!
Henning, Sendeliste sehe ich eher weniger, da man ja seine Skale da weiter oben hatte. Bedienungsanleitung ... hm, da gab es bestimmt bessere Möglichkeiten. Aber irgendwas mit Papieren wird es gewesen sein, man hat ca. 1cm Platz nach oben. Eventuell das Versteck des Geldes bei der nächsten Inflation . Leider habe ich keines mehr gefunden .
Zusätzliche Stellfläche ist meiner Meinung nach auch Blödsinn, da man dann ja alles vor den Knöpfen gestellt hat.
Bleibt wohl nur Ottos Tasse, da die Mutti die ja nach Gebrauch wieder im Küchenschrank verschwinden ließ .

paulchen

[frikkler]

Hallo Paulchen!
Ein sehr schönes Radio, das du da restauriert hast. Besonders schön finde ich den Leuchtpfeil in der Skale, so etwas ist mir bisher nicht unter die Augen gekommen.

Gruß,
Lukas

[radioschrat]

Für eine Kerze zur Beleuchtung der Skala bei Stromausfall wird das Brettchen wohl eher nicht gewesen sein, oder?

Vielleicht für einen Notizblock?

Es gab Zeiten, da wurden im Radio eine Menge Dinge durchgegeben, von denen die Jüngeren sich heute allenfalls noch an die Wasserstandsmeldungen oder den Seewetterbericht erinnern. Dazu kamen z.B. die täglich durchgegebenen Preise landwirtschaftlicher Produkte auf den Versteigerungen und - in Belgien besonders wichtig - am Wochenende die Uhrzeiten, zu denen in den verschiedenen Orten die per Sammeltransport angefahrenen Brieftauben aufgelassen wurden ("Tournai, heiter, 9.25 Uhr - Peruweltz, bedeckt, Regen, es wird noch abgewartet..."). Nach Weihnachten wurde gemeldet, welche Schulklassen wohlbehalten zum Wandern und Skifahren (classe de neige) in den Skigebieten angekommen waren. Letzteres noch bis vor ein paar Jahren.

Das alles hat es mal im Radio gegeben.

Ralf

[paulchen]

Das habe ich mir mal durch den Kopf gehen lassen.
Könnte sein, da hätte ich dann allerdings als SBR-Verantwortlicher noch eine Mulde einfräsen lassen, damit da noch ein Bleistift oä. Platz gehabt hätte.
Ja, ist schon komisch was es teilweise für Dinge gab, für die wir heute keine Erklärung mehr haben.

paulchen