Altersforschung am Imperial

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Audion
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Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Hallo Forum,

während der Restauration meines Staßfurter Imperial GW 48 bin ich
auf eine Ungereimtheit gestoßen:

Das Alter, bzw. das Herstellungsdatum ist unklar oder auch widersprüchlich:

Auf der Bodenabdeckung steht innen mit (vermute) weißem Fettstift groß
geschrieben: 13.09.1937

Auf dem Lautsprecherkorb ist ein Stempelaufdruck: 10.Jan. 1938

Mir stellt sich die Frage: Wann wurde das Radio hergestellt ?

1937 wäre passend zum GW 48, das ist das 37er Modell.

Aber das Datum auf dem LS paßt nicht. Oder das Radio hätte ca.
4 Monate im Werk verbracht....? Ahem...kann doch nicht sein.....

Oder wer schreibt das Datum auf das Bodenblech, wenns den LS noch garnicht gab ?

Kann mir das irgendwie nicht erklären.......

Kann mir da jemand etwas auf "die Sprünge" helfen ?

Anbei 2 Bilder dazu.

VG

Karl - Heinz
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Stereo_Record
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Stereo_Record »

War denn alles noch original und unangetastet? Ansonsten könnte es ja sein, dass in der langen Zeit einmal der LS gewechselt wurde.
Grüße,

Bernd
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Audion
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Hallo Bernd,

daran dachte ich auch.

Aber das ganze Radio war, oder wirkte zumindest, noch unangetastet.

An den Chassis-Schrauben waren noch die originalen Pertinax-Plättchen
in den Gummihülsen eingelassen.

Der LS-wirkte "Original-verpackt" im berühmten Stoffsäckchen.

Das heißt, der Knoten von der Schnur zum Fixieren war "intelligent"
geknotet. Also so, wie ab Werk.

Seltsam - Seltsam.............. :?:

VG

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paulchen
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von paulchen »

Bei solchen Überlegungen muß man grundsätzlich unterscheiden zwischen Gehäuse und Chassis (Innenleben). Nicht selten (oder sogar recht oft) wurden die Gehäuse als Fremdarbeit ausgeführt und dann ans Werk geliefert. Wann diese Gehäuse dann endgültig verbaut wurden steht auf einem ganz anderen Papier. Das sehe ich diese 4 Monate als nicht ganz tragisch an. Ist zwar eine recht lange Zeit, aber das sollte noch im Rahmen sein.
Unabhängig davon steht das Datum ja hier eher auf der Serviceluke als auf dem Gehäuse, oder? Das lässt ja noch mehr Raum für Spekulationen :wink: .

paulchen
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Audion
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Ja, ich sehe das so wie Paulchen.

Fiktion:

Gehäuse wurden fremdgefertigt, in entsprechenden Tischlereibetrieben.

Von dort wurden "Serien" von Gehäuse geliefert.

Die wurden bei Staßfurter zwischengelagert.
Hier Wareneingang: 13.09.37 - entsprechend markiert.

Im Januar oder Februar 38 wurde nochmal eine Serie vom Imperial GW48 aufgelegt,
wegen Händlerbedarf.

Mein Radio wurde ausgestattet mit einem der 37er Lagergehäuse.
Das Chassis wurde eingebaut, zusammen mit einem LS von Jan. 38.

Ich meine zu wissen, die haben ja wie alle anderen Radiohersteller nicht einen Typ am
laufenden Band produziert, sondern immer mal andere Modelle, so, wie sie (mehr oder weniger gut)
verkauft wurden.
Da gabs schon Produktionspläne, welcher Typ von wann bis wann aufs Band kam.

So würde es gedanklich passen.

War es so, oder spinn ich jetzt kompletten Käse ?


VG

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Binser
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Binser »

Sehe ich genauso...

dem handschriftlichen Datum auf der Bodenplatte würde ich zur Alterbestimmung keine Bedeutung beimessen. Geräte, Gehäuse und Teile waren stets gestempelt. Vermutlich ist das handschriftliche Datum der Lagereingang der Marge an Bodenplatten.
Die Rundfunkgerätesaison lief immer von August bis August. Der Imperial 48GW stammt aus der Saison August 1937 bis August 1938. Beide Daten liegen exakt im Bauzeitraum.

Grüße,

Jörg
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Audion
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Gut, dann paßt es so...... :super:

Kann ich heute Nacht bestimmt gut schlafen :P

VG

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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Chassis - Nr. 1 3 0 8 (gaaanz knapp noch zu lesen, ist ein Schablonen - Aufdruck, verschreppelt)

Ist das eine hohe Zahl, oder eher "niedrig" ?

VG

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Binser
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Binser »

Hallo Karl - Heinz,

schwer zu sagen, habe keine Daten über Produktionszahlen. Kann Dir noch grobe Daten lieferen, einschätzen musst Du das Gerät dann selbst:

1937/38 war Imperial mit 7 Modellen aus 3 Chassistypen auf dem Markt, den Einkreisern "Modell 28", den 6-Kreis-Supern "Modell 48" und dem Vorstufen-Spitzensuper "Modell 98". Die 28er und 48er gab es sowohl als Allstrom sowie Wechselstrom-Variante und in beiden Ausführungen des 48ers auch als Musikschrank.
In der Saison baute Imperial 33.000 Geräte und hatte einen Marktanteil von 2,54%.

Preislich lag der 48GW mit RM 298,- auf der Linie der Vergleichgeräte anderer Hersteller. Die Allstrom-Variante war RM 19,- teurer als die Wechselstrom-Variante und wurde vermutlich in deutlich geringeren Stückzahlen gebaut als die W-Ausführung.
Das billigste Geräte der Saison war der VE301W mit RM 59,-, das teuerste der Körting Transmare 38 mit RM 745,-. Das billigste Imperial Gerät der 28W mit RM 158,- und das teuerste der 98W mit RM 398,-.

Meine Schätzung ist, dass vom 48GW ca. 4000 Stück gefertigt wurden. Die Seriennummer passt also etwa zum Januar 38 und 5-monatiger Produktionszeit.

Grüße,

Jörg
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Hallo Jörg,

danke für die informativen Hinweise zum Staßfurter.

Die Firma gab es glaube ich nur bis 45

Danach "verstaatlicht" - also von den DDR-Ganoven geklaut.

Hieß dann glaube ich VEB RFT "Stern"

Historisch also ein durchaus interessantes Radio.

Was ich auch noch nicht verstehe:

Der Ein/Aus- und Lautstärke-Regler besteht aus einen großen
flachen Knopf, und einem kleinen Knöpfchen, was davor gesetzt ist.

Als ich den Apparat das erste mal sah, dachte ich oh der hat eine variable Bandbreite.

Aber beide Knöpfe sitzen auf einer gemeinsamen, vorne kleiner abgesetzten Achse.

War das nur Optik, Blickfang, "for Show", um eine hochwertige Technik zu suggerieren,
oder nur Spielerei ?

VG

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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Audion hat geschrieben:Was ich auch noch nicht verstehe:

Der Ein/Aus- und Lautstärke-Regler besteht aus einen großen
flachen Knopf, und einem kleinen Knöpfchen, was davor gesetzt ist.

Als ich den Apparat das erste mal sah, dachte ich oh der hat eine variable Bandbreite.

Aber beide Knöpfe sitzen auf einer gemeinsamen, vorne kleiner abgesetzten Achse.

War das nur Optik, Blickfang, "for Show", um eine hochwertige Technik zu suggerieren,
oder nur Spielerei ?

VG

Audion

Hier ein paar Bilder:

2 getrennte Knöpfe auf einer Achse.

Die Achse ist aber einteilig. Keine Tandemachse o. dergl.

Verbaut ist ein kombinierter Ein/Aus-Schalter und ein Poti für die Lautstärke.

Warm also sind hier 2 Knöpfe montiert ?

VG

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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Binser »

Hallo Karl-Heinz,

der verbaute Netzschalter ist eindeutig zu neu. Er dürfte aus den späten 50er Jahren stammen. Original ist ein Poti mit durchbohrter Achse, durch die ein dünner Stift mit einem Schalthaken für einen Kippschalter geführt wird. Hier machen die beiden Knöpfe Sinn...

Zudem ist der neue Schalter nur einpolig geschaltet, was bei Allstromgeräten auch schon damals nicht zulässig war (zweipolige Netztrennung).

Habe ein Bild vom 48W gefunden. Der Schalter dort ist original, nur eben in einpoliger Ausführung. So sah das Ding mal aus:
schalter.jpg
Die Knöpfe an Deinem Gerät sehen übrigens auch nicht original aus. Eher 50er Jahre VEB...

Grüße,

Jörg
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Hallo,

im Vergleich zu anderen Bildern erscheinen mir die Knöpfe als Original.

Bild 1) ist ein Prospektbild von Staßfurter.

Bild 2) vermutlich auch ein altes Bild.

Hier ist nur 1 flacher Knopf rechts zu sehen, ohne Kombi mit dem kleinen Knopf.

Bild 3, 4) sind "meine" Knöpfe.

Bild 5) vom Imperial 48 Musikschrank 37,
der wohl baugleich war mit dem GW 48
Hier ist die Knopfform identisch, hier auch wieder ein kleiner Knopf zum Ein/Ausschalten.

Daß mein Poti nicht original ist, war mir unbekannt. Dafür ist aber die Achslänge und
die Absetzung für den kleinen Knopf schon verdächtig "passend".

Bist Du sicher, daß hier getauscht wurde ?

Ich habe noch ein Makro gemacht von dem Poti, um die Bedruckung zu entziffern.
Falls das ein VDE-Zeichen ist, dann weiß ich nicht, ob der VDE 1937 so ein Label hatte.
War damals meines Wissens der NS-Bund Deutscher Technik.....(NSBDT)

VG

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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von Audion »

Hallo,

hier das Poti in groß:
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paulchen
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Re: Altersforschung am Imperial

Beitrag von paulchen »

Hallo Jörg!
Zudem ist der neue Schalter nur einpolig geschaltet, was bei Allstromgeräten auch schon damals nicht zulässig war (zweipolige Netztrennung).
Da haben sich dann aber einige renommierte Firmen zumindest der Pläne nach dann nicht daran gehalten. Das fängt bei A an (AEG) über G (Graetz), M (Mende) bis zu S (Siemens). Und sicher auch noch mehr. Bist Du Dir da sicher?
Und laut Plan auch Stassfurt. Denn da ist nur einen einpolige Trennung vermerkt.

Hier für mich originale Knöpfe an einem 48W
Bild Bild Bild

paulchen