Selengleichrichter austauschen

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Grundig4085
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Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Grundig4085 »

Hallo,

bisher habe ich immer gelesen wenn ein Selengleichrichter gegen einen SI-Gleichrichter ausgetauscht wird muß man
einen Widerstand in Reihe schalten um den alten Spannungsfall und damit die ursprüngliche Anodenspannung wieder herzustellen.
Selen.JPG
Ich habe jetzt erfolgreich bei einem Grundig 5490 folgendes gemacht :

- Gleichrichter geöffnet
- Alte Selenplatten entnommen
- Gleichrichterbrücker mit 1N4007 aufgebaut
- im + Zweig zwei BZY97C8V2 Z-Dioden eingefügt, die machen 175 mA Zenerstrom und werden nur mit 120 mA belastet.

damit konnte ich die Ausgangsspannung um 16,4 V senken und liege damit ziemlich genau auf Soll nach Plan.

Die Dioden konnte ich komplett im originalen Gleichrichtergehäuse einbauen und das ganze wunderbar dadurch tarnen.

Bis jetzt läuft das ganze Problemlos und ich bin auf eure Meinungen gespannt.

Gruß Stefan
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Bosk Veld
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Bosk Veld »

Hallo Stefan,

da habe ich aus verschiedenen Gründen Bedenken:

1. Da der Strom nicht mehr begrenzt ist, überschreitet der erste Aufladestrom des Ladeelkos den Durchschnittsstrom um ein vielfaches. Je nach Innenwiderstand des Trafos kann er ohne weiteres die 1-A-Grenze überschreiten. Zwar nur für ein paar Millisekunden, trotzdem wird evtl. der zulässige Höchststrom der Z-Dioden überschritten. Prüfen!
2. Auch der Stromflußwinkel ist geringer als bei einem linearen Widerstand. Der zyklische Spitzenstrom wird die 175mA ebenfalls überschreiten.
3. Die Stromsprünge, die durch den harten Siliziumdioden-Knick entstehen, werden ebenfalls nicht bedämpft und stören evtl. Lang- und Mittelwelle.
4. Wenn Halbleiter (in diesem Fall die Z-Dioden) das Zeitliche segnen, werden sie nicht unbedingt hochohmig wie Widerstände, sondern bilden auch mal Kurzschlüsse. In so einem Fall würde die Gleichspannung am Ladeelko evtl. viel zu hoch.

Gruß, Frank
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Grundig4085
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Grundig4085 »

Hallo Frank,

zu 1 - da ist was dran. Bis jetzt gabs aber keine Probleme - ich habe zigmal den Kaltstart durchgespielt
zu 2 - der Spitzenstrom darf auch deutlich höher sein laut Datenblatt ( 1,8 A ). Ich habe auch über eine längere Zeit die Temperatur der Dioden überwacht,nach einer Stunde Dauerbetrieb konnte ich sie ohne Probleme mit dem Finger berühren ( abgeschaltet natürlich ).
zu 3 - Störungen habe ich keine festgestellt, während bei reinen SI-Gleichrichtern das sehrwohl der Fall war. Ich vermute der Zenerknick ist nicht ganz so scharf wie der normale Knick einer SI Diode.
zu 4 - das stimmt, ich sehe es deshalb als Langzeit-Versuch an um Erfahrungen zu sammeln

Es ist eine Idee die ich weiter verfolge. In anderen Geräte habe ich so die Netzteilspannung auch schon deutlich senken können.

Wäre doch wenn es dauerhaft funktioniert eine Alternative zu den Bratofix die irgendwo montiert werden müssen.

Gruß Stefan

An Admin : wenn das Thema hier nicht passt - gerne in passendes Unterforum verschieben.
halder
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von halder »

Hallo Stefan,

die Zenerdioden werden zu heiß werden. 8,2 Volt mal 120 mA sind ca. 1 Watt Leistung. Das werden die nicht lange mitmachen.
mfG
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Grundig4085 »

Hi,

die machen 1,5 W laut Datenblatt. Da hatte ich schon drauf geschaut.

Deshalb habe ich auch 2 mit 8,2 V gewählt.

Gruß Stefan
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Bosk Veld
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Bosk Veld »

Die 1,5W gelten bis 60°C Umgebungstemperatur. Dazu müssen die Dioden die Wärme gut ableiten können. Liegen sie am Metallgehäuse des Gleichrichters an?

Für 10ms können sie 1,8A ab. Guck Dir doch mal den ersten Ladestrom nach dem Einschalten auf dem Oszilloskop an. Falls er höher ist als diese Grenze, werden die Dioden außerhalb der Spezifikation betrieben. Sie müssen dann nicht kaputtgehen, können aber.

Gruß, Frank
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von GeorgK »

Also ich sage mal, die Volker Methode ist OK und auch Technisch nachvollziehbar.

http://elektronikbasteln.pl7.de/ersatz- ... radio.html

Oder es meldet sich ja mal Johann dazu Wort :hello:
Der Arbeitsplatz
http://up.picr.de/9757217ajq.jpg
Die Homepage
http://www.oldradio.de.tl/Home.htm

"Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“

Matthias Claudius
Grüsse Georg
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Georg K.

Nett, dass Du mich ins Spiel bringst.
Stefan hat damit zwar nicht das Rad neu erfunden, aber in erster Naeherung hat er was gedacht.
Wie oder woher geht mich nichts an.
Viele Jahrzehnte Technik, lassen es aber zu, dass es nicht das erstemal ist, sowas zu erwähnen, oder in Frage zu bringen..
[b]Stefans Version hängt ab, vom Trafo -Primär- und Sekundär -Innenwiderstand und dem Ladeelko. Wenn er sagt er habe den Einschaltstromstoß im Griff, O.K. [/b]

Im RMorg gibt es einen Vorgang zum Thema.

http://www.radiomuseum.org/forum/seleng ... ltung.html

Zwei Fachleute unterschiedlicher Qualität haben sich dort zusammen mit mir, zum Thema ausgiebig geäussert.
Mehr will ich dazu nicht sagen, denn wenn der Vorwiderstand ein "Brat-dings" sein soll, und die Z-Dioden nicht ? Watt bei 16Volt und 120mA bleiben "WATT" und damit Wärme und nicht Kühle, ob ohmisch oder als Zehnereffekt.

gruss vom johann
Zuletzt geändert von Radiowerkstatt am So Jan 11, 2015 14:57, insgesamt 1-mal geändert.
halder
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von halder »

Hallo Frank,

die 1,5 Watt gelten nicht bei 60° C Umgebungstemperatur, sondern nur, wenn die beiden Anschlußdrähte am Gehäuse der Zenerdiode auf max. 6o°C gehalten werden können. Wenn die Dioden einfach nur über die Luft ihre Wärme abgeben können, vertragen sie vieleicht eine Verlustleistung von 0,3 oder 0,4 Watt.
mfG
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Bosk Veld
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Bosk Veld »

Da hast Du recht, die Anschlußdrähte können die Wärme wesentlich besser ableiten. Bei SMD-Bauteilen ist das ähnlich, da richtet sich der Temperaturanstieg auch stark danach, auf welche Kupferflächen sie gelötet sind.

Gruß, Frank
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Grundig4085 »

Hallo,

ich werde bei Zeiten einen Testbetrieb starten und mal die Temperatur sowie Spitzenstrom etc mit Oszilloskop messen.

Bin mal gespannt was bei rum kommt.

Gruß Stefan
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Grundig4085 »

Hallo,

ich habe gestern mal die Zeit gefunden den Oskar anzuschließen und
den Ladestrom zu oszilloskopieren.

Hierzu habe ich in der Minusleitung vom Gleichrichter einen 1 Ohm Widerstand eingefügt und
darüber den Ladestrom gemessen.

Einschaltstromstoß :
Ladestromspitze 0,5 A Div.jpg
Einstellung 0,5V / Div = 0,5A / Div und 5 ms / Div

Mehrfacher Versuch :
Ladestromspitzen 0,5 A Div.jpg
Höchster Peak um 2,4 A, da hätte ich nicht mit gerechnet.

Nach 10 Minuten im Dauerbetrieb :
Ladestrom 0,1 A Div.jpg
Einstellung 0,1V / Div = 0,1A / Div und 2 ms / Div

Peaks mit 0,48 A regelmäßig.

Die Z-Dioden haben das über 2 h im Dauertest mitgemacht, habe Sie aber trotzdem
wieder herausgenommen und gegen einen 120 Ohm Widerstand getauscht.
Die Spitzen waren mir dann doch zu hoch.
Ich denke aber mit ausreichend leistungsfähigen Dioden wäre das machbar.

Schönen Sonntag noch !

Gruß Stefan
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Stefan.
So mancher haette sich da lieber weggeduckt!
Ganz sicher ist, mit einer passenden Z-Diode ging es.
Gruss johann
Zuletzt geändert von Radiowerkstatt am So Jan 11, 2015 16:03, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Grundig4085 »

Hallo Johann,

warum wegducken? Prinzipiell geht es ja, habe aber die Spitzenströme unterschätzt. :shock:

Sprich Ri vom Trafo ist niedriger als gedacht.

Die Spannungen stimmen und das Radio spielt perfekt. :D

Gruß Stefan
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Bosk Veld
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Re: Selengleichrichter austauschen

Beitrag von Bosk Veld »

Danke fürs Oszillografieren!
Grundig4085 hat geschrieben:Ich denke aber mit ausreichend leistungsfähigen Dioden wäre das machbar.
Ok, passend dimensionierte Z-Dioden würden nicht zerstört.

Deine Absicht war ja, Leistung und dadurch Platz für dicke Lastwiderstände zu sparen, so wie ich das verstanden habe. Prinzipiell ergibt sich aber auch mit Z-Dioden kein besserer Wirkungsgrad. Das Radio braucht einen bestimmten Durchschnittsstrom bei einer bestimmten Durchschnittsspannung, und am Vorwiderstand fällt "überflüssige" Spannung ab. Die zu verbratende Leistung und damit die Hitzeentwicklung steht fest, egal ob mit Vorwiderstand oder mit Vor-Halbleiter.

(Eine - wenn auch sehr kleine - Wirkung hat Deine Schaltung trotzdem: Je nach Trafo erhöhen sich durch die höheren Spitzenströme auch seine Kupfer- und/oder Eisenverluste, sein wirksamer Innenwiderstand erhöht sich und bei angeschlossenem Verbraucher sinkt die Spannung. Der Effekt ist aber eher akademisch.)

Interessante Aufgabe, einen nachgebauten Selengleichrichter mit dem Originalgehäuse zu tarnen. Als Vorwiderstand würden sich wohl ganz gut SMD-Dickschicht-Widerstände eignen. Bei der Baugröße 2512 gibt es die mit 2 Watt; man könnte auf einer kleinen Platine mehrere hintereinanderschalten und sie - für die Wärmeabfuhr - an die Innenwand des Gehäuses drücken, mit der entsprechenden Isolierung.

Gruß, Frank
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