Neuerwerb und viele Fragen zu Nordmende Fidelio 56 3D

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atsafine
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Re: Neuerwerb und viele Fragen zu Nordmende Fidelio 56 3D

Beitrag von atsafine »

Guten Morgen,

und vielen Dank Lutz. Wie gesagt, der Brumm macht sich schon bei zugeregelter Laut-
stärke bemerkbar, das kommt dann wohl vom Netztrafo. Oder kommen da noch andere
Komponenten in Frage?
Aus dem Lautsprecher kommt der Brumm, wenn der Regler aufgedreht wird. Das wäre
demnach der große Elko.
Die Kondensator-/Widerstandskombination habe ich abgeschirmt ersetzt, nachdem ich
entsprechende Warnungen gelesen hatte. Der Brumm ist nach dem Austausch der Kon-
densatoren auch nicht lauter geworden.
Die Bodenplatte ist mit dem Chassis verbunden, ich kann noch mal nachsehen, ob der
Draht vielleicht einen Wackler hat, ich glaube eher nicht.
Das mit dem Abstand ist so eine Sache. Bei ruhiger Musik bzw. leisen Passagen höre ich
das Brummen problemlos auf fünf Meter, bei U-Musik eigentlich gar nicht. Deswegen ist für
mich nicht so leicht einzuschätzen, ob der Brummpegel noch ok oder schon zu laut ist.
Da ich gern Klassik höre, gibt es immer wieder ruhige Passagen und dann brummt es halt.


Viele Grüße und ein schönes Wochenende, Carsten
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röhrenradiofreak
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Re: Neuerwerb und viele Fragen zu Nordmende Fidelio 56 3D

Beitrag von röhrenradiofreak »

Wenn man das Brummen schon aus 5 m Entfernung hört, ist es zu laut.

Dass auch bei zugedrehtem Lautstärkeregler ein Brummen zu hören ist, muss nicht bedeuten, dass es vom Trafo kommt. Möglicherweise hat das Brummen bei aufgedrehtem Lautstärkeregler die selbe Ursache wie das lautere Brummen bei aufgedrehtem Lautstärkeregler.

Der große Elko (100 + 50 µF) kommt als Verursacher in Frage, das wäre kein seltener Fehler. Bevor Du in einen neuen Elko * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt*, solltest Du zwei Dinge testen:

Hat der Elko einwandfreien Massekontakt? Der Minuspol liegt am Gehäuse und sollte dadurch Kontakt mit Masse haben, dass der Elko auf dem Chassis festgeschraubt ist. Manchmal ist diese Verschraubung locker, oder die Auflagefläche ist verschmutzt oder oxidiert.

Zum Testen, ob der Elko selbst Kapazität verloren hat, kann man probehalber einen anderen Elko parallel schalten. Dieser soll eine Kapazität von 22 bis 47 µF und eine Spannungsfestigkeit von mindestens 400 Volt haben. Solche Elkos findet man oft in modernen Geräten, die ein Schaltnetzteil haben. Bitte unbedingt auf die Polung achten: der Pluspol gehört an einen der beiden Lötanschlüsse des alten Elkos (die beiden Anschlüsse kann man nacheinander durchprobieren) und der Minuspol an Masse. Und, noch wichtiger: an dieser Stelle liegt eine Spannung von bis zu etwa 350 Volt an, das ist lebensgefährlich. Wenn es mit dem parallel geschalteten Elko nicht mehr oder sehr viel weniger brummt, ist der große Elko reif für den Austausch.

Lutz
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Re: Neuerwerb und viele Fragen zu Nordmende Fidelio 56 3D

Beitrag von atsafine »

Das wäre schön, wenn ich auf diesem Weg den Brumm minimieren könnte.
Jetzt habe ich noch kleinere Unklarheiten: woran erkenne ich die 50µF- und
woran die 100µF-Seite? Im Schaltplan steht einfach nur C100 und es sind zwei
Ellkos eingezeichnet. Ist der 100µF Elko der am Gleichrichter?
Und wieviel mehr Kapazität wäre sinnvoll? 50...100% mehr?

Da ich keine geeigneten Widerstände zur Entladung des Elkos habe: kann
ich das eingeschaltete Radio einfach durch Steckerziehen vom Netz trennen,
um den Elko spannungsfrei zu kriegen? Oder tu ich damit einem anderen Bauteil weh?

Herzlichen Dank, Carsten
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röhrenradiofreak
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Re: Neuerwerb und viele Fragen zu Nordmende Fidelio 56 3D

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die 100 µF-Kapazität gehört an den Gleichrichter.

Obwohl ich schon sehr viele Nordmende-Radios in den Fingern hatte, ist mir noch nie aufgefallen, dass es bei etlichen Geräten des Modelljahres 1956 nicht in den Schaltplänen steht. Ab Modelljahr 1957 hatten alle Nordmende-Radios einen Dreifachelko mit 3 x 50 µF, da stellt sich diese Frage nicht mehr.

An dem Elko müsste in irgendeiner Weise gekennzeichnet sein, welcher Anschluss zur 100µF- und welcher zur 50µF-Kapazität gehört. Zum Beispiel durch unterschiedliche Kabelfarben oder durch Symbole, die in den Nieten der Lötfahnen eingeprägt sind.

Ich würde die Kapazität der Ersatzelkos entsprechend der Originalwerte nehmen. Wenn sonst alles in Ordnung ist, ist das Netzbrummen damit so leise, dass kein Anlass besteht, die Kapazität zu vergrößern.

Aber vielleicht solltest Du erst einmal herausfinden, ob es überhaupt an dem Elko liegt. Wie das geht, hatte ich ja schon geschrieben.

Ob Du das Radio normal ausschaltest oder den Netzstecker ziehst, macht keinen Unterschied. Wichtig ist, dass das Radio in diesem Moment schon einige Minuten in Betrieb war. Wenn es nur kurz in Betrieb war, sind die Röhren noch nicht aufgeheizt und die in den Elkos gespeicherte Ladung kann nicht abgebaut werden. Vor Arbeiten an diesen Elkos sollte man sicherheitshalber immer nachmessen, ob dort noch gefährliche Spannung anliegt.

Lutz
atsafine
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Re: Neuerwerb und viele Fragen zu Nordmende Fidelio 56 3D

Beitrag von atsafine »

Ich werde auf jeden Fall den Massekontakt überprüfen, bevor ich den Elko tausche.
Den parallel zu schaltenden Testelko habe ich nicht, wenn der Massekontakt in Ordnung
sein sollte, werde ich dann wohl direkt einen 100µF und einen 50µF bestellen, dann
kann ich den 50µF zum Prüfen verwenden. Das alles wird sich noch ein paar Tage
hinziehen, weil jetzt erstmal der Urlaub vor der Tür steht.

Bis hierhin vielen Dank und schöne Grüße, Carsten
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atsafine
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Re: Neuerwerb und viele Fragen zu Nordmende Fidelio 56 3D

Beitrag von atsafine »

Hallo,

inzwischen habe ich den Massekontakt des Kondensators überprüft, der war in Ordnung.
Dann habe ich parallel zu den 100µF einen 47µF Kondensator geschaltet. Das ließ den Brumm
deutlich leiser werden. Als nächstes habe ich den alten Kondensator ausgebaut und die neuen
eingebaut. Jetzt ist der Brumm noch leiser als mit der parallelgeschalteten Kapazität, das
finde ich sehr erfreulich. Vielen Dank für die genaue Anleitung an Lutz!
Meine nächste Frage betrifft die Hochtöner: was ich da von den tieferen Instrumenten noch
höre (aus dem Übergangsbereich der Frequenzweiche?), zerrt ein bißchen, nicht sehr laut.
Wißt ihr einen Trick, um diese Verzerrungen loszuwerden?

Insgesamt bin ich ziemlich beeindruckt von dem Radio, es klingt um einiges besser, als ich erwartet
hatte. Den Kauf bereue ich überhaupt nicht und das Transistorradio landet jetzt erstmal in einer
Ecke.
Da fällt mir noch eine Frage ein: kann ich an den externen Lautsprecheranschluß auch zwei
Lautsprecher anschließen? Sind die eingebauten Lautsprecher dann stillgelegt oder müssen die
abgelötet werden, wenn ich nur den oder die externen Lautsprecher hören will? Und für welche
Impedanz ist der Anschluß ausgelegt?


Viele Grüße, Carsten
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Re: Neuerwerb und viele Fragen zu Nordmende Fidelio 56 3D

Beitrag von hf500 »

Moin,
bei den Dampfradios wird der Aussenlautsprecher einfach dem eingebauten parallelgeschaltet. Ausgelegt sind die Anschluesse fuer 5 Ohm, 4 Ohm Lautsprecher passen also. Mit Aussenlautsprecher muss die Endroehre mit den etwa 2,5 Ohm effektiver Last klarkommen, weil Roehrenverstaerker dieser Bauart kurzschlussfest sind, macht es ihnen nichts aus. Nur sinkt durch die Fehlanpasung etwas die Leistung und der Klirrfaktor steigt an. Unterm Strich bleibt alles aber noch etraeglich.

Man sollte nur wisen, dass
-der Verstaerker des Radios nie ohne Last (also Lautsprecher oder gleichwertiger Ersatzwiderstand) betrieben werden sollte(*) und
-dass der Verstaerkerfrequenzgang auf die Geraetelautsprecher und ihre Einbausituation, also das Gehaeuse, abgstimmt ist. Man sollte daher nicht erwarten, dass ein Aussenlautsprecher so gut wie das Radio selbst klingt. Die Aussenlautsprecher waren damals nur Zusatzlautsprecher, damit es bei grossen Raeumen auch in der entfernten Ecke noch etwas toent oder dass z.B. die Kueche oder ein anderer Raum mitvesorgt werden kann. Man hatte zu der Zeit oft nur ein Radio (die Dinger waren teuer, auch als Kofferradio) im Wohnzimmer und das musste mit Reichweite versorgt werden ;-)

(*)Ein gangbarer Weg des Schutzes ist es, innen an den Zweitlautsprecheranschluss einen Widerstand um die 30 Ohm/2W zu loeten. Der sorgt fuer genuegend "Grundlast" und nimmt im Normalbetrieb kaum Leistung auf. Ohne Belastung des Ausgangsuebertragers kann es bei Aussteuerung zu Ueberschlaegen im Uebertrager oder an der Roehrenfassung kommen.

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Peter