Hallo,
Siemens kommt bei mir nicht oft auf den Tisch, daher mal ein Resümee:
Das Gerät war aüßerlich in einem stark Nikotinisierten, aber nahezu unbeschädigtem Zustand.
Die Innereien ließen auf eine sachgerechte Lagerung bei zivilen Temperaturen und Feuchtewerten schließen.
Wie immer wenn ich anfange, mache ich erst einmal gründlich sauber. Das war aufgrund der Hinterlassenschaften von Zigaretten (oder sicher eher Zigarren) kein rechter Spaß, vor allem nicht, da im Bereich der Ferritantenne/UKW Tuner jemand mit Sprühöl hantiert hatte, sicher schon vor vielen Jahren.
Da offensichtlich alle Teile vorhanden waren, zuerst einmal Röhren ziehen und 20kOhm vorgeschaltet.
Beide schon geknallten Entstörkondensatoren Primärseitig für immer entfernt.
Wellenschalter und Potis mit etwas Reinigung / Schmierung versehen, das mögen die nach über fünfzig Jahren.
Dann langsam beide Doppelladeelkos und den Selenblock wieder ans Arbeiten gewöhnt.
Der Selenblock erwies sich als nicht mehr verwendbar und wurde pragmatisch durch einen Siliziumblock mit Vorwiderstand ersetzt.
Die Ladeelkos waren nicht inkontinent und hielten die Spannung- schon mal gut, da ich wenn möglich gerne alles soweit möglich original lasse.
Vor dem Röhren stecken habe ich aus Sicherheitsgründen (ECL82 und EF86 wachsen nicht mehr auf Bäumen) die Koppel- C's im Endstufenbereich (Malzbonbons, drei Stück) getauscht gegen Neuware Folie.
Spannung drauf, Radio läuft auf allen Wellen.
Wenn da bloß nicht ein komisches Prasseln wäre. Hört sich nach schlechtem Kontakt Wellenschalter/Register/Leiseschaltung an.
Aber es klingt immer gleich? Egal wie die Schalter betätigt werden ?
Prüfung der Stufenarbeitspunkte ergibt fliegende Spannung um 0V an der Anode der EF86, statt etwa 60V.
Als Ursache erwies sich ein hochohmiger (>20MOhm) 220k Anodenwiderstand der EF86.
Und- Prasseln weg, nun macht der Apparat richtig Alarm dank Gegentaktendstufe und neuem Gleichrichter.
Der Empfang ist auf allen Wellen sehr gut und Trennscharf.
Klangtechnisch stört etwas (!) die recht starke Lautstärkeabhängige Frequenzkorrektur, die ist recht deutlich hörbar. Aber das gibt es bei anderen Herstellern ja auch.
Das Gerät ist technisch vom Aufbau des Chassis und Schaltungsdesign mit das beste, das mir aus der Zeit je unter gekommen ist:
- Servicefreundlich
- gute Bauteilqualität
- Top Mechanik
Ich frage mich nur, warum Siemens damals in dem teuren Segment ein solches Gerät mit billigst anmutenden Plastikteilen und generell eher einfach gemachten Details versah- Der Kunde schaut ja nicht zuerst innen rein...
Zumal das Furnier und der Lack 1a gemacht waren.
Gruß
Matthias
Reparatur Siemens H8 Luxussuper
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Reparatur Siemens H8 Luxussuper
viele Grüße,
Matthias.
Matthias.
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Re: Reparatur Siemens H8 Luxussuper
Hallo Matthias,
das Gerät hatte ich auch mal hier. Nachdem ich diesen Fehler dank Jupps Vorarbeit abstellen konnte:
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=32&t=6396
habe ich es für richtig gutes Geld verkaufen können, da das Gehäuse praktisch neuwertig war. Im Gegensatz zu der Qualität des Chassis und der Verarbeitung fand ich die Lautsprecher eher etwas armselig, weswegen mir das Gerät klanglich auch nicht wirklich gefiel, es tat mir also nicht weh, es abzugeben und dem Geldbeutel tat es gut....
Gruß
Holger
das Gerät hatte ich auch mal hier. Nachdem ich diesen Fehler dank Jupps Vorarbeit abstellen konnte:
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=32&t=6396
habe ich es für richtig gutes Geld verkaufen können, da das Gehäuse praktisch neuwertig war. Im Gegensatz zu der Qualität des Chassis und der Verarbeitung fand ich die Lautsprecher eher etwas armselig, weswegen mir das Gerät klanglich auch nicht wirklich gefiel, es tat mir also nicht weh, es abzugeben und dem Geldbeutel tat es gut....
Gruß
Holger
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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Re: Reparatur Siemens H8 Luxussuper
Interessanter Bericht, hätte ich mal vorher danach gesucht. Aber ehrlich gesagt war der Widerstand auch schnell gefunden, da er unmittelbar sämtliche Stufenwerte zu Nonsens machte. Den 100k, der bei euch mürbe war hatte ich neben einigen anderen Kandidaten auch gemessen, war OK.
Ein besonderes Rauschen habe ich auch nicht bei dem Gerät, nicht mehr als andere.
Ich glaube das mein Objekt aber auch nicht sehr viel benutzt worden ist, sogar die EM hat noch recht gute Leuchtkraft und hat Siemens Stempel.
Da werden wohl irgendwann noch ein paar dieser feinen Widerstände kommen.
Ich tausche aber grundsätzlich außer an sicherheitsrelevanten Stellen nur noch nach bedarf, also bleiben die andern erst mal drin.
Gruß
Matthias
Ein besonderes Rauschen habe ich auch nicht bei dem Gerät, nicht mehr als andere.
Ich glaube das mein Objekt aber auch nicht sehr viel benutzt worden ist, sogar die EM hat noch recht gute Leuchtkraft und hat Siemens Stempel.
Da werden wohl irgendwann noch ein paar dieser feinen Widerstände kommen.
Ich tausche aber grundsätzlich außer an sicherheitsrelevanten Stellen nur noch nach bedarf, also bleiben die andern erst mal drin.
Gruß
Matthias
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Matthias.
Matthias.
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Re: Reparatur Siemens H8 Luxussuper
Danke für die Vorstellung des H8 mit Fehlerbeschreibung, Matthias.
Ich besitze den Vorgänger, also den H7 mit gleicher Röhrenbestückung, der hier: http://www.radiomuseum.org/r/siemens_luxussuper_h7.html . Da ist momentan noch ein sporadisch auftretender Fehler (Geräusche, Lautstärkeschwankungen) drin. Werde mir die Kohlemassewiderstände die Tage auch mal genauer ansehen...
Zur Optik: könnte es sein, daß wir die Geräte zu sehr aus unseren heutigen Sichtweisen beurteilen. Will sagen: Plastik gilt heute eher als billig im Vergleich zu Holz. Aber 1957/58 könnte es genau anders gewesen sein: Plastik als neues Designelement und als Material des Fortschritts... Nur mal so als Erklärungsversuch.
@Holger: der H8 verwendet ja ovale Hauptlautsprecher, der H7 (leider nur) einen runden Hauptlautsprecher. Sind die beim H8 verwendeten Ovallautsprecher wirklich soviel schlechter, wie die anerkannt guten Siemens-Rundlautsprecher?

Ich besitze den Vorgänger, also den H7 mit gleicher Röhrenbestückung, der hier: http://www.radiomuseum.org/r/siemens_luxussuper_h7.html . Da ist momentan noch ein sporadisch auftretender Fehler (Geräusche, Lautstärkeschwankungen) drin. Werde mir die Kohlemassewiderstände die Tage auch mal genauer ansehen...
Zur Optik: könnte es sein, daß wir die Geräte zu sehr aus unseren heutigen Sichtweisen beurteilen. Will sagen: Plastik gilt heute eher als billig im Vergleich zu Holz. Aber 1957/58 könnte es genau anders gewesen sein: Plastik als neues Designelement und als Material des Fortschritts... Nur mal so als Erklärungsversuch.
@Holger: der H8 verwendet ja ovale Hauptlautsprecher, der H7 (leider nur) einen runden Hauptlautsprecher. Sind die beim H8 verwendeten Ovallautsprecher wirklich soviel schlechter, wie die anerkannt guten Siemens-Rundlautsprecher?
Viele Grüße
Frank
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Re: Reparatur Siemens H8 Luxussuper
Hallo Frank,
ich schob den für meinen Geschmack mäßigen Klang schon auf die Lautsprecher. Keine saftigen Bässe, mulmiger Grundtonbereich usw. Den runden Siemens-Lautsprecher aus dem H7 kenne ich aus dem Großsuper G51. Der klingt viel, viel besser.
Diese Ovalen sind für meinen Geschmack schon "zu oval" und auch sehr leicht, was aber erst merkt, wenn man die Schallwand mal ausbaut.
H.
ich schob den für meinen Geschmack mäßigen Klang schon auf die Lautsprecher. Keine saftigen Bässe, mulmiger Grundtonbereich usw. Den runden Siemens-Lautsprecher aus dem H7 kenne ich aus dem Großsuper G51. Der klingt viel, viel besser.
Diese Ovalen sind für meinen Geschmack schon "zu oval" und auch sehr leicht, was aber erst merkt, wenn man die Schallwand mal ausbaut.
H.
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- Kuba Komet
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Re: Reparatur Siemens H8 Luxussuper
Danke, Holger für die Erläuterungen. Kann mir jetzt auch in etwa vorstellen, wie die H8-Lautsprecher aussehen. Die sind dann wohl auch nicht mehr aus Siemens-Produktion...
Viele Grüße
Frank
Frank