Hartnäckiger Kurzschluss

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
Forumsregeln
Regeln
Impressum
Benutzeravatar
röhrenradiofreak
Geographik
Geographik
Beiträge: 10253
Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: östliches Niedersachsen

Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von röhrenradiofreak »

Vergangenes Wochenende ergatterte ich auf einem Hofflohmarkt günstig ein Grundig 3040.
http://www.radiomuseum.org/r/grundig_mu ... 040_1.html

Die Netzsicherung war durch, Grund dafür war ein Kurzschluss auf der Anodenspannung. Schnell fand ich heraus, dass eine Strecke des Selengleichrichters einen satten Schluss hatte. Also habe ich den Gleichrichter ausgeräumt und mit vier Dioden 1N4007, vier 1 kV-Keramikkondensatoren und einem 100 Ohm-Widerstand gefüllt. Der wird jetzt ewig halten.

Aber der Kurzschluss war immer noch da. Der Ladeelko, Teil eines Dreifach-Elkos mit 50 + 50 + 8 µF, hatte auch einen Kurzschluss. Vielleicht hat er den durch den defekten Gleichrichter verursachten Wechselstrom übel genommen.

Ich konnte es kaum glauben, dass der Kurzschluss danach immer noch nicht beseitigt war. Unter der Fassung der ECL86 ist ein mit dem Chassis verbundenes Kupferband angelötet. Darunter lag ein mit der Anodenspannung verbundenes Kabel, dessen Isolation durch die Hitze völlig zerbröselt war.

Nun endlich gab das Radio die ersten Töne von sich. Es folgen die üblichen Arbeiten, die ich zum Teil noch erledigen muss: Reinigung der Tastatur, Austausch des einzigen Papierkondensators (parallel zu einem Teil der Primärwicklung des AÜ), der nur noch ein paar k Ohm hatte, Gängigmachen beider Drehkoachsen, Austausch der durchgebrannten Skalenlampen, Reparatur der verschlissenen Umschaltkupplung für die Skalenantriebe und Aufpolieren des Gehäuses.

Der Empfang ist auf allen Wellenbereichen sehr überzeugend. 1964/65 waren die Röhrengeräte nun einmal ausgereift. Schade nur, dass das Design, sagen wir mal, nicht jeden anspricht.

Lutz
c4mobil

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von c4mobil »

.
Benutzeravatar
amiga3000
Geographik
Geographik
Beiträge: 2859
Registriert: So Jul 13, 2008 17:51
Wohnort: Rigodulum

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von amiga3000 »

Ja,den Grundig hab ich auch. Meinen bekam ich ohne Röhren. Ich war froh,eine ECL86 erstanden zu haben,sogar kostenlos. 1. Testlauf,fehlanzeige,da schmorte gleich ein Widerstand neben der ECL86,diese hatte nen kurzschluss. Glück gleich 2x,wieder eine ECL86 bekommen,seit dem spielt es tadellos. Schöner warmer klang,nur die Kupplung geht nicht,das alte Grundig problem,habe die so eingestellt,das wenigstens UKW geht. Optich ist das radio noch gut erhalten,aber vom Styling sind die wirklich nicht die schönsten.
Mfg.
Mario
Benutzeravatar
Elko
Transmare
Transmare
Beiträge: 747
Registriert: Di Apr 23, 2013 9:33
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von Elko »

Hallo Lutz!

Glückwunsch zum Gerät. Bei den paar kleinen Schwei.........reien, die der Tech-Teufel versteckt hat, hat er sich leider den Falschen ausgesucht.
Ich hoffe, Du hast genügen ECL 86 zu Hause. :)
Das Design find ich gar nicht schlecht. Ist natürlich Geschmacksache. Man hat sich damals eben vom Gelsenkirchner Barock langsam Richtung Norden bewegt.
Auch ein 15M gefällt nicht unbedingt jedem.
noli turbare circulos meos

Mit Röhrengruß
Martin
Benutzeravatar
Vagabund
Geographik
Geographik
Beiträge: 2337
Registriert: Sa Mär 30, 2013 10:24
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von Vagabund »

Da bin ich ja mit meinem Beifang 3160 und RF122 noch richtig gut bedient in Sachen Design.
Gibt aber doch Menschen, die das gerade jetzt wieder hipp finden. Trotzdem muss ich sagen, Lutz, finde ich es klasse, daß Du dich trotz des Designs nicht dazu hinreissen lässt, das Gerät zu entsorgen und es wieder auf Vordermann bringst. :super:
Ich würde es wohl auch so machen, auch wenn wir alle wissen, dass die Würfel im Regal versauern.
Viele Grüße
Philipp

"Lohnt es sich denn?" fragt das Hirn. "Nein aber es tut so gut!" antwortet das Herz.
maxnix
Freiburg Automatic
Freiburg Automatic
Beiträge: 247
Registriert: Mo Feb 16, 2015 10:47
Kenntnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Wohnort: Hohenlohe

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von maxnix »

Lutz schreibt :

den Gleichrichter ausgeräumt und mit vier Dioden 1N4007, vier 1 kV-Keramikkondensatoren und einem 100 Ohm-Widerstand gefüllt

der Ersatz durch 4 x 1N4007 und nachgeschaltetem Widerstand ist mir durch intensive Beschäftigung mit diesem Forum geläufig und klar
. Dagegen lese ich von 4 Keramikkondis zum ersten Mal. Vielleicht kann Lutz oder ein anderer Spezi hierüber aufklären. Am Besten mit Angabe der exakten Werte oder kleiner Schaltskizze.

Wäre vielleicht auch für andere Neulinge interessant.

schon mal danke sagt
Rudi
Benutzeravatar
ColonelHogan9162
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1269
Registriert: Fr Dez 07, 2012 18:24
Wohnort: Hamburg

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von ColonelHogan9162 »

maxnix hat geschrieben:Lutz schreibt :

den Gleichrichter ausgeräumt und mit vier Dioden 1N4007, vier 1 kV-Keramikkondensatoren und einem 100 Ohm-Widerstand gefüllt

der Ersatz durch 4 x 1N4007 und nachgeschaltetem Widerstand ist mir durch intensive Beschäftigung mit diesem Forum geläufig und klar
. Dagegen lese ich von 4 Keramikkondis zum ersten Mal. Vielleicht kann Lutz oder ein anderer Spezi hierüber aufklären. Am Besten mit Angabe der exakten Werte oder kleiner Schaltskizze.

Wäre vielleicht auch für andere Neulinge interessant.

schon mal danke sagt
Rudi
Ich kanns nicht so genau erklären, also nur mal vorab im allgemeinen
Jeweils 10nF über alle 4 Diodenstrecken, denn die Siliziumdioden lassen Spitzenpeaks der Sinuswellen stärker durch als Germanium und die schafft der Siebelko nicht ganz zu glätten, sodaß gerade auf AM leichtes Störbrummen den Empfang beeinträchtigt
Irgendwo hatten wir das Thema schonmal aber
vielleicht könnten speziell Matt oder Herbert das nochmal genau erklären :?:

Gruss
Andi
Was kann schöner sein auf Erden als von Röhren beschallt zu werden
Was kümmert es die stolze Eiche wenn sich ein Borstenvieh dran wetzt

All that we see or seem is but a dream within a dream? E.A.Poe
Benutzeravatar
BugleBoy
Geographik
Geographik
Beiträge: 4252
Registriert: Mi Apr 25, 2012 16:30
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von BugleBoy »

Also, kurz wird ich schreiben...Handy

Selen-Gleichrichter hat grosse Sperrschichtkapazitat, Bereich Nanofarad.
SI- Diode (GE und Roehren ebenso) hat wenig Sperrschichtkapazitat, von einige picofarad bis zu hundert pF. Effekt ist abstimmbare Brummen wenn man Schaltvorgang von Diode nicht mit nanofarad-grosse Kondensator bedaempft wird.

Auch dass Selen nicht besonders schnell in Schaltvorgang ist.

Das Entstoerung braucht Selen aus diese Gruende nicht.

Gruess
Matt
すみません
Benutzeravatar
ColonelHogan9162
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1269
Registriert: Fr Dez 07, 2012 18:24
Wohnort: Hamburg

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von ColonelHogan9162 »

Ist die Duplexkupplung noch genauso gebaut wie in den älteren Typen 3068 etc, also mit auf den Mitnehmerrollen aufgeklebten Gummiringen
der meist aushärtet ist, Bimsstein-konsistenz annimmt und deshalb rutscht und unschöne Schleifgeräusche macht?
In dem Fall hab ich ein Stück aus der Schaumstoffunterseite eines Mauspads ausgeschnitten und angeklebt, das greift allerbestens

Eine gewöhnliche Gummiunterlegscheibe mit passenden Aussen-und innendurchmesser und entsprechender Stärke tuts genauso.
Nur muss man in jedem Fall die Kupplung komplett ausbauen und zerlegen was für den wiederzusammenbau einen Seillaufplan erfordert

Gruss
Andi
Was kann schöner sein auf Erden als von Röhren beschallt zu werden
Was kümmert es die stolze Eiche wenn sich ein Borstenvieh dran wetzt

All that we see or seem is but a dream within a dream? E.A.Poe
röhrenfan2011
Royal Syntektor
Royal Syntektor
Beiträge: 483
Registriert: Mo Jan 31, 2011 13:03
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Delmenhorst (nahe Bremen)

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von röhrenfan2011 »

Hallo! :hello:
maxnix hat geschrieben:
Lutz schreibt :

den Gleichrichter ausgeräumt und mit vier Dioden 1N4007, vier 1 kV-Keramikkondensatoren und einem 100 Ohm-Widerstand gefüllt

der Ersatz durch 4 x 1N4007 und nachgeschaltetem Widerstand ist mir durch intensive Beschäftigung mit diesem Forum geläufig und klar
. Dagegen lese ich von 4 Keramikkondis zum ersten Mal. Vielleicht kann Lutz oder ein anderer Spezi hierüber aufklären. Am Besten mit Angabe der exakten Werte oder kleiner Schaltskizze.

Wäre vielleicht auch für andere Neulinge interessant.

schon mal danke sagt
Rudi
Bei Radios macht man das eigentlich sehr selten. Jedoch wird es bei Verstärkern sehr oft gemacht.

Die Parallelkondensatoren dienen dazu hässliche Störgeräusche zu vermeiden.
Die Dioden haben eine nichtlineare Kennlinie und sind deshalb gute Modulatoren. Deshalb können Netzgleichrichter interne oder externe Hochfrequenzen mit der niederfrequenten Netzspannung modulieren und sehr blöde Störgeräusche hervorrufen, die man dann nur schwer in den Griff bekommt.
Wenn zwei unterschiedliche Frequenzen auf eine Diode treffen, ist mit Demodulation oder Modulation zu rechnen. Die parallel geschalteten Kondensatoren sollen das verhinden, sie sollen die Dioden hochfrequenzmäßig kurzschließen.

Dafür wird meistens in der Graetzbrücke jeder Diode ein Kondensator mit 100nF parallel geschaltet.
Gruß
Niklas
Benutzeravatar
Bosk Veld
Geographik
Geographik
Beiträge: 2710
Registriert: Sa Jan 09, 2010 15:49
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Sauerland

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von Bosk Veld »

Hallo Andi,
ColonelHogan9162 hat geschrieben:Nur muss man in jedem Fall die Kupplung komplett ausbauen und zerlegen was für den wiederzusammenbau einen Seillaufplan erfordert
Das habe ich auch mal gedacht, es geht aber auch ohne Ausbau: http://www.dampfradioforum.de/viewtopic ... 323#p65323

Gruß, Frank
Die nächsten Termine Versender von Elektronik und Dampfradiobedarf

Es muss nicht immer alles Sinn machen. Oft reicht es schon, wenn's Spaß macht.
Benutzeravatar
röhrenradiofreak
Geographik
Geographik
Beiträge: 10253
Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: östliches Niedersachsen

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die drei Antworten zu den Kondensatoren an den Gleichrichterdioden treffen die Sache in etwa.

Dadurch, dass die Dioden viel schneller schalten als ein Selengleichrichter, und womöglich auch durch den relativ scharfen Knick in ihrer Kennlinie, können, periodisch mit der Netzfrequenz, sehr kurze Spannungsspitzen entstehen. Diese enthalten Frequenzanteile, die bis in den UKW-Bereich reichen können. Folge ist ein durch Brummen bzw. Schnarren gestörter Empfang.

Ob dieser Effekt auftritt, hängt von den Dioden und von der Schaltungsumgebung ab, sogar von der Führung der Verdrahtung. Oft gibt es keine Störungen. Ich habe aber auch schon erlebt, dass die Störungen so massiv waren, dass überhaupt kein brauchbarer Empfang möglich war und sogar benachbarte Radios gestört wurden (das war zugegebenermaßen nicht bei einem Röhrenradio, sondern bei einem kleinen Transistorradio). Um solchen unbliebsamen Überraschungen vorzubeugen, baue ich immer diese Kondensatoren ein und bin dann auf der sicheren Seite.

Wenn man einen Blick in die Schaltpläne industriell hergestellter Geräte mit Siliziumgleichrichter wirft, stellt man fest, dass manche Geräte diese Kondensatoren haben, andere nicht. Selbst bei Geräten eines Herstellers ist das nicht einheitlich. Es kommt halt auf den Einzelfall an, ob sie benötigt werden.

Was das Design betrifft: Da das Radio nicht sehr groß ist und sehr gut spielt, hoffe ich, dass es eines Tages eine Aufgabe als Küchen- oder Arbeitsplatzradio oder so bekommt. Bei mir würde es in der Tat nur herumstehen.

Lutz
Benutzeravatar
saarfranzose
Geographik
Geographik
Beiträge: 5932
Registriert: Mi Jul 22, 2009 17:27
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: 66763 Dillingen

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von saarfranzose »

röhrenfan2011 hat geschrieben:...Dafür wird meistens in der Graetzbrücke jeder Diode ein Kondensator mit 100nF parallel geschaltet.
100nF lassen aber doch schon richtig massiv Wechselstrom durch?

Ich nehme i.A. die kleinen blauen 4,7n-Perlchen aus Schaltnetzteilen.
Gruß,
Jupp
------------------------------
Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)
hf500
Geographik
Geographik
Beiträge: 2091
Registriert: Do Jul 08, 2010 21:17

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von hf500 »

Moin,
100nF sind bei 50Hz noch nicht gross spuerbar, ihr kapazitiver Widerstand ist gross gegenueber dem Rest des Kreises und daher kann man auch 100nF an dieser Stelle einsetzen.

Diese Kondensatoren sollen, wie oben beschrieben, dafuer sorgen, dass keine HF in den Gleichrichter eindringen kann. Das kann zu "Abstimmbarem Brumm" fuehren. HF dringt in den Gleichrichter ein, wird dort mit Netzfrequenz moduliert und wieder abgestrahlt. Erkennbar daran, dass es umso staerker brummt, je staerker der empfangene Sender ist. Das Problem trat schon bei Roehrengleichrichtern auf, weswegen da in aller Regel die Sekundaerwicklungen des Trafos kapazitiv ueberbrueckt werden, desgleichen ist ein kleiner Kondensator parallel zu den Gleichrichtestrecken nuetzlich.

Durch die relativ grosse Kapazitaet ist bei Selengleichrichtern abstimmbarer Brumm selten aber auch nicht unmoeglich. In hartnaeckigen Faellen hilft nur eine stromkompensierte Doppeldrossel direkt vor dem Netztrafo, manchmal muss es ein komplettes Netzfilter sein.

73
Peter
Benutzeravatar
röhrenradiofreak
Geographik
Geographik
Beiträge: 10253
Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: östliches Niedersachsen

Re: Hartnäckiger Kurzschluss

Beitrag von röhrenradiofreak »

Es kommt natürlich auf die Spannung an.

Bei den in einer Anodenspannungsversorgung üblichen Spannungen fließen durch einen 100 nF-Kondensator einige mA, die den Netztrafo zusätzlich belasten. Deshalb verwende ich in solchen Fällen Kondensatoren mit einigen 100 pF bis einigen nF.

Bei Netzteilen für Transistorgeräte sind 100 nF kein Problem: die Ströme sind bei den kleinen Spannungen so gering, dass sie nicht ins Gewicht fallen.

Lutz