Grundig 2006GW: Probleme mit Lautstärkeregelung auf AM

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Christopher
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Grundig 2006GW: Probleme mit Lautstärkeregelung auf AM

Beitrag von Christopher »

Hallo!

Ich hatte mich in den letzten Tagen mal etwas über meinen Grundig 2006GW von 51/52 hergemacht, der schon länger bei mir rumsteht. Inzwischen spielt er auf allen Wellenbereichen wieder gut, hat aber noch ein Problem für das ich keine Erklärung habe.

Auf UKW und TA lässt sich die Lautstärke einwandfrei von max. bis auf 0 regeln, so wie sich das gehört.
Auf AM allerdings zeigt der Lautstärkeregler absolut keine Wirkung! :shock: Es spielt immer mit ca. geschätzter 3/4 Lautstärke egal wie ich am Lautstärkeregler rumdrehe. Die Tonblende funktioniert allerdings.

Ich habe keine Idee mehr woran es liegen kann. Inzwischen habe ich fast alle Teer-C's in dem Bereich und die UBC41 getauscht. Zeigt aber keine Änderung.

Eine Idee? Ein Scan des im Gerät liegenden Schaltplans habe ich unten angehangen.

Gruß Christopher :)
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Manne
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Beitrag von Manne »

Hallo Chris,

hast du auch den Elko 25µF getauscht?

Ich habe einen etwas ähnlichen 2001GW. Dort ging die Lautstärke bei den AM Bereichen nicht auf 0, war dann immer noch recht laut. Bei mir sitzt da ein 10µF. Als ich den getauscht habe, war bei runtergeregelter Lautstärke wieder (fast) Stille.

Gruß
Manne
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Christopher
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Beitrag von Christopher »

Hallo Manne!

Genau den Elko hatte ich nicht getauscht, weil er als einziger von allen noch die volle Kapazität hatte (Trotz Teer-Typ).
Aber danke für den Tipp, ich schmeiß den morgen mal raus.

Gruß Christopher :)
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Christopher
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Beitrag von Christopher »

Hallo Manne!

Habe den Elko ben getauscht. Volltreffer! Der war es. Die Lautstärkeregelung geht nun auch auf AM wieder! :D

Denke dir!

Und was lernen wir daraus: Traue niemals einem alten teervergossenen Elko, egal wie die oberflächlichen Messwerte mit Schätzeisen sind. :roll:

Gruß Christopher :)
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Radiomann
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Beitrag von Radiomann »

Hallo,

schön, dass damit (Elkoaustausch) der Fehler behoben ist.
Für nicht so versierte Bastler ist es natürlich interessant zu erfahren, warum dieser Elko zu dem geschilderten Problem führte, zumal er offensichtlich keinen Kapazitätsverlust aufwies.
Wer hat eine Erklärung? :roll:
Martin
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Beitrag von Martin »

der Unterschied zwischen einem Messgerät und einem Röhrenradio liegt in der Höhe der Spannung die angelegt wird. :wink:
Es dürfte ein Isolationsfehler sein.
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Beitrag von Radiomann »

Ja, sicherlich ein Iso-Fehler; aber das erklärt immer noch nicht den Fehler. Wenn ich es richtig sehe, handelt es sich um den Kathodenelko, oder :?:
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Radiowerkstatt
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Beitrag von Radiowerkstatt »

Wenn Ihr es wollt, verate ich es Euch dann!+
Zuletzt geändert von Radiowerkstatt am Fr Jun 05, 2009 18:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Radiomann
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Beitrag von Radiomann »

Hallo Johann,

bitte warte noch ein bisschen, vielleicht gibt es noch andere Vorschläge? :wink:
Didi
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Defekter Elko

Beitrag von Didi »

Hallo

Das hat etwas mit der Frequenz zu tun,welche der Kondensator nach Masse ableiten tut. Hat man oft in Schaltnetzteilen,für normale Siebung noch gut
aber im Schaltnetzteil unbrauchbar. Man kann auch einfach sagen der
ESR -Wert ist zu hoch. Mit einem normalen Kapazitätsmesser kann dieser schlecht ermittelt werden,da man unr die Kapazität messen kann und nicht den ESR Wert.

Gruß Didi
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Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Christopher,

darauf wäre ich jetzt nicht herein gefallen. Ich tausche immer alle teerhaltigen Kondensatoren ohne diese auf ihre Werte zu prüfen, da jegliche Bauform von Teerkondensator generell ein Fall für den Schrott ist.
Nach über 50 Jahren ist da nichts mehr in Ordnung.

Gruß

Roland
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Christopher
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Beitrag von Christopher »

Hallo Roland!

Tja, alle anderen Teer-Elkos hatte ich auch getauscht. Bis auf diesen. Den hatte ich eh als irgendwie unkritischer betrachtet als z.B. Kathodeneleko UL41 oder Ratioelko. Tja, man lernt immer wieder Neues. :o
Wenn Ihr es wollt, verate ich es Euch dann!+
Ja, verrate bitte! So ganz verstehe ich den Fehler nämlich immer noch nicht. :roll:

Gruß Christopher :)
Zuletzt geändert von Christopher am Sa Jun 06, 2009 13:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Radiomann
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Beitrag von Radiomann »

Hallo Johann,

da offenbar keiner von uns des Rätsels Lösung kennt, bitte auch ich dich um eine Antwort.
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Radiowerkstatt
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Text zum Fehler des Grundig 2006GW

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Freunde der Schaltungstechnik.
Dieses Fehlerbild des 200GW, bei dem es bei AM keine Leisestellung gibt,
ist fuer Techniker ein Leckerbissen.
Gut, wie man lesen kann, gibt es Leute, die loesen das Problem wie jedes, mit dem Loetkolben und der Materialkiste. Jedem sein UHL.

Das Mitglied "Didi" ist schon recht nahe dran, er koennte den Fehler theoretisch finden, das Wissen ueber Bauteile ist vorhanden. Im allgemeinen genuegt das auch.

Was mich angeht, ich habe keine Elkos und keinen Loetkolben, jedenfalls nicht im Dampfradio-Forum, da habe ich nur virtuelle Teile. Habe auch keine Erfahrung mit dem 2006 GW aber, es ist wie ein Raetsel das einfach geloest sein muss!
Ich habe den Fehler nach kurzem Nachdenken gewußt, weil Elektrotechnik sich erklaeren laesst was in der Natur nicht immer geht.

Der Fehler liegt wie alle jetzt schon wissen am Katodenelko der EBC41.
Nach "Didi" ist es der ESR (equívalent series resistance) Der liegt dem R3 parallel ist normalerweise wesentlich niederohmiger als R3.

Bild EBC41


Normalfall:
Die Strecke Diode- Katode der EBC richtet das ZF- Signal gleich. Der Stromkreis besteht aus R1, R2 und R3 in Serie. An R1/R2 tritt gewollt das NF- Signal und eine Gleichspannung auf.
Ist der ELKO parallel zu R3 in Ordnung, faellt an R3 keine nennenswerte Spannung ab.
Laut Kirchhoff, ist die Spannung in einem Stromkreis gleich den Wert der Widerstaende im Kreis.

Fehlerfall:
Nehmen wir an der Elko ist fuer NF hochohmig oder gar nicht vorhanden und das G1 ist mit dem LS- Regler an Masse gelegt, arbeitet die Schaltung als reinrassige GB- Schaltung. (Gitter-Basis)
Der Eingangswiderstand dieser Schaltung ist klein. Soll keine NF dort stehen, muss der ELKO auch niederohmig sein.
Ist er das nicht, spielt die Stufe um so lauter, je niederohmiger das G1 an Masse liegt Siehe UKW und FS- Tuner im Eingang, das G1 muss gut geerdet sein.

Noch kurz zum Elko, als Anlage nochmals das Ersatzbild eines Elkos nach Valvo- Unterlagen.

Elko- Bild

Dort sehen wir, dass bei gegebener Kapazitaet das RC also der Wechselstrom- Widerstand nach rechts gesehen mit F (Frequenz) immer kleiner wird. Bis zum Punkt ESR, ab da wirken alle Verluste so, dass der Widerstand nicht mehr abnimmt.
Bei einem schlechten Elko liegt der ESR vile hoeher als im Bild. Das ist ein typischer Verlauf nach Valvo vom 1983er Katalog ELKOS

Geht man weiter nach rechts, wirkt die Induktivitaet des Wickels, der Elko ist ja eine aufgewickelte Folie.
Das kann jeder leicht nachpruefen, in einer guten Schaltung, ganz gleich wo, liegt bzw. muss, parallel zum Elko eine Folien oder Keramikkondensator, der kompensiert die Induktivitaet, d.h. der Wechselstromwiderstand steigt nicht an. Beispiele gibt es dazu hunderte. Je hochwertiger die Schaltung oder deren Funktion, um so eher zwei oder drei Kondensatoren am gleichen Punkt um den breitbandig zu erden.

Ein aehnliches Prolem hatten wir schon mal hier:
http://dampfradioforum.de/htopic,539,ELKO.html

Mike Jordan 06. 06. 2009

EDIT: in der Begeisterung hatte ich das Schaltbild fehlerhaft erstellt, es aendert sich nur, dass die Diode EB(C) 41 nicht mit der Katodenspannung vorgespannt ist.
Das wesentlich ist ja, dass zwischen G1 und K im Fehlerfall eine NF- Spannung anfaellt!

Sorry!
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Zuletzt geändert von Radiowerkstatt am Sa Jun 06, 2009 17:12, insgesamt 3-mal geändert.
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Christopher
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Beitrag von Christopher »

Hallo!

Vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen! Ich muss eingestehen, dass mir die Funktion des Kathodenelkos überhaupt nicht klar war. Bei vielen moderneren Schaltungen mit EABC80 findet man diesen auch gar nicht.

Tja, da merkt man mal wieder. E-Technikstudium heute. :o
Nach 8 Semestern weiß ich zwar, wie ein Folienkondensator produziert wird und was Elektronen-Loch-Paare machen, aber was man mit diesen lustigen kleinen Teilen alles noch so außer Widerstandswürfeln machen kann ssgt einem da keiner.

Aber wenigstens habe ich Mike Jordans ausführungen verstanden.

Gruß Christopher :)