"Todesleuchten" bei ELL80 ?

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Robin
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"Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von Robin »

Ich habe ja nun schon eine Zeit lang meine Arabella Stereo von 1966.
An einem Abend so um 23Uhr habe ich Sie eingeschaltet und über TB etwas leise Musik laufen lassen, nach einer Zeit bin ich dann ungewollt eingeschlafen und gegen 6Uhr Morgens weckte mich die Truhe mit krachen, knistern, knacken und rauschen vom linken Kanal. :shock:
Im Grunde waren das für mich typische Hinweise für mögliche Kontaktprobleme, denn genau so hört sich das ja an. Dann habe ich aber später bemerkt das es sich offenbar um ein thermisches Problem handelt, denn die ersten 2-3 Minuten läuft die Truhe problemlos, also mal an den Röhren etwas gerüttelt ob es evtl. Kontaktprobleme im Sockel sind, aber auch nicht. So legte ich Sie also erstmal still.
Heute hatte ich dann im Zimmer etwas umgeräumt und die Truhe bei der Gelegenheit nochmal auf gemacht und getestet, als Sie schon etwa 5min am Stück lief fiel mein Blick auf die zwei Endröhren, denn die des linken Kanals leuchtete in den kräftigsten orange und lila Farbtönen auf. Ein wirklich schöner, aber gleichzeitig schlechter Anblick! :|

Soweit ich weiß tritt dieses leuchten auf wenn die Röhre wohl aus verschiedenen Gründen Luft gezogen hat und somit im Sterbeprozess ist, oder gibt es noch einen anderen Grund?
Die Bedampfung oben in der Röhre ist aber noch vollständig erhalten. Die Kondensatoren wurden vom Vorbesitzer bereits vor Jahrzehnten ersetzt.
Ich hoffe nicht das der Grund die lange Betriebszeit am Stück ist, die ELL80 ist wohl nicht gerade billig. :wut:
rettigsmerb
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von rettigsmerb »

Hi Robin,

dieses Leuchten kann ein Indiz dafür sein, dass sich in der Röhre Gasmoleküle befinden. Wenn dem tatsächlich so ist, ist es nach meiner Erfahrung nach wenigen Tagen dann endgültig vorbei, die Röhre gibt den Geist endgültig auf. Aber Vorsicht! Bis das soweit ist, kann die Röhre einen beträchtlich höheren Anodenstrom ziehen, der im ungünstigsten Fall Folgeschäden wie einen defekten Ausgangsübertrager verursachen kann. Es empfiehlt sich also, dem Fehler sofort auf die Spur zu kommen und entsprechend zu handeln.
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röhrenradiofreak
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ja, für neue ELL80 werden heute zwischen 30 und über 70 Euro verlangt.

Ich habe vor etlichen Jahren in der Bucht einige gebrauchte gekauft, für Preise im mittleren einstelligen Bereich. Das findet man heute wohl nicht mehr.

Da eine EL95 einer Hälfte einer ELL80 entspricht, kann man zwei EL95 anstelle einer ELL80 adaptieren.

Lutz
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Glühte denn auch das Anodenblech orange oder war das nur wirklich innen in der Röhre das orange farbene Leuchten. In dem Fall gebe ich rettingsmerb recht, sollte allerdings das Blech auch orange glühen ist die Röhre überlastet, z.B. durch einen defekten Koppelko am Steuergitter des Systems. Auch möglich wäre ein defekter Bypass-Ko von der Anode gegen Masse. In allen Fällen solltest du dringend die Ursache herausfinden. Beide Defekte schicken die Röhre in kurzer Zeit in die ewigen Jagdgründe! Die teure ELL80 lässt sich durch die PLL80 ersetzen, dazu versteckt man einen kleinen 12V Heiztrafo im Gehäuse des Radios, der nur diese Röhre heizt.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von Robin »

Hallo und danke für die Antworten! :danke: Ich hatte schöne Fotos gemacht, und mir fällt auf das im Grunde nur das Blech die Farben verursacht. Ist es evtl. noch nicht zu spät?
Das Glas scheint wohl doch nicht mit zu leuchten, ließ sich bei genauem betrachten der Bilder feststellen.
Zuletzt geändert von Robin am Sa Nov 28, 2015 18:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von rettigsmerb »

Sollte tatsächlich "nur" das Blech glühen, könntest Du Glück haben und die Sache durch Fehlersuche, z.B. an den Koppelkondensatoren den Steuergittern der ELL80, Pins 2 und 6, noch retten. Klemme diese Kondensaoren einmal einseitig ab und schaue, ob das Glühen immer noch auftritt. Während dessen kann auf dem Kanal natürlich nichts gehört werden, da die Systeme der Röhre ja nicht mehr angesteuert werden.
Robin
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von Robin »

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paulchen
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von paulchen »

Der Fehler hört sich fast identisch mit einer ELL80 an, die ich mal in meinem Tannhäuser 8004 hatte.
Ein Kanal ging nach 5-10min immer aus. Die Röhren untereinander getauscht - eindeutig die ELL80.
Neue eingebaut und seitdem (ca.2 Jahre her) absolut Ruhe.

paulchen
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von glaubnix »

eine mögliche Massnahme zur Klärung des Sachverhaltes wäre, die "leuchtende" Röhre gegen die andere auszutauschen.
Wenn die "Schadröhre" weiterhin glüht ist sie als Täter entlarvt. - Nur kurzzeitig betreiben.

Das Leuchten sieht beeindruckend aus, habe ich in der vollen Pracht bisher noch nicht gesehen. Auffallend ist auch, dass das
Schirmgitter heftig glüht. Diese Farbe ist man sonst von glühenden Anoden gewöhnt.

Paulchen war wohl einige Nanojahre schneller...
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von Elko »

röhrenradiofreak hat geschrieben:Ja, für neue ELL80 werden heute zwischen 30 und über 70 Euro verlangt.

Ich habe vor etlichen Jahren in der Bucht einige gebrauchte gekauft, für Preise im mittleren einstelligen Bereich. Das findet man heute wohl nicht mehr.

Da eine EL95 einer Hälfte einer ELL80 entspricht, kann man zwei EL95 anstelle einer ELL80 adaptieren.

Lutz

Genauso ist es - und hier ist die Schaltung für diesen Adapter:
Adapterschaltung.JPG
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noli turbare circulos meos

Mit Röhrengruß
Martin
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Rette die ELL80! Noch ist es nicht zu spät! Wenn das Anodenblech glüht und auch das g2 ist die Röhre effektiv total überlastet. Schaue mal nach ob von der Anode des "Glühkolbens" ein 1nf bis 5nf Korrektur Ko an Masse geht, bitte tauschen und tausche auch den Ko der an das g1 geht! Wenn du schon am reissen bist, wie man bei uns sagt, dann mache den Tausch auch gleich beim anderen Kanal! Danach prüfe bitte noch den Kathodenwiderstand und den Kathodenelko, beim geringsten Zweifel gleich mittauschen. Den Röhrentausch kannst du natürlich auch sofort machen, um auszuschliessen, das die Röhre keinen Fehler hat.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von hf500 »

radio-volker hat geschrieben:Servus,
Auch möglich wäre ein defekter Bypass-Ko von der Anode gegen Masse. In allen Fällen solltest du dringend die Ursache herausfinden. Beide Defekte schicken die Röhre in kurzer Zeit in die ewigen Jagdgründe!
Moin,
lasse mich an deinem Gedankengang teilhaben, wie kommst du darauf?

Ein durchgeschlagender Kondensator von Anode nach Masse ueberbrueckt die Roehre und nimmt sie aus der Schusslinie. So weit, so gut. Pentoden duerfen aber nicht ohne Anodenspannung betrieben werden, solange die Schirmgitterspannung anliegt. So weit, so schlecht.
Der an der Anode liegende Kondensator mit Durchschlag schliesst aber das Netzteil komplett kurz, die Schirmgitterspannung wird aus der Anodenspannung erzeugt. In Gefahr ist in diesem Fall das Netzteil selbst und der Ausgangsuebertrager, der bei einem Roehrchen mit 24mA Anodenstrom primaer gerne mit "Engelshaar" gewickelt wird. Sollte das Netzteil robust genug sein, das eine Weile mitzumachen (bei dem Nordmende kann man davon ausgehen, es ist gut dimensioniert), dann gilt die Sorge dem Ausgangsuebertrager, er ist ausreichend, aber nicht uebertrieben ausgelegt.

Daher wiederhole ich nochmal einen bekannten Tip: Den Kondensator von Anode nach Masse, so es ihn gibt, von Masse trennen und parallel zur Primaerwicklung nach +B schalten. Schlaegt er jetzt noch durch, schliesst er nur die Primaerwicklung kurz, weiter passiert nichts, ausser, das man auch nichts mehr hoert. Ausserdem sinkt noch seine Spannungsbeanspruchung um den Wert der Anodensgleichpannung. Er muss nur noch die Anodenwechselspannung aushalten, die am Gleichstromwiderstand der Wicklung abfallende Spannung faellt nicht ins Gewicht.

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Peter
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die Diskussion um den zwischen Anode und Masse geschalteten Kondensator ist nicht zielführend. Denn es gibt ihn in diesem Gerät nicht.

Nordmende hat diesen Kondensator immer parallel zur Primärwicklung des AÜ bzw. eines Teils davon geschaltet, manchmal in Reihe mit einem Widerstand. Das gilt auch für die Gegentaktendstufen mit ELL80.

Das Leuchten sieht beeindruckend aus. Ich würde als erstes die beiden ELL80 gegeneinander tauschen. Wenn der Fehler mitwandert, also die selbe ELL80 am anderen Einbauplatz auch leuchtet, ist es die Röhre.

Lutz
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Habe den Schaltplan nicht, kann ich also nur akzeptieren. Sagen wir mal so; Wenn es mein Radio wäre, ausser dem Röhrentausch, würde ich als reinen Grundsatz die Gitterko' s tauschen und die Kathodenkombination kontrollieren und danach messen.
Gruss aus Trient,
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Re: "Todesleuchten" bei ELL80 ?

Beitrag von Robin »

Ich habe die Röhren untereinander getauscht und Ihr werdet lachen, Keine der Beiden ist zum Glühwürmchen geworden :lol:
Die Truhe lief ca. 5 Minuten Test, das Krachen trat dafür aber erneut auf dem linken Kanal auf, somit kann man wohl davon ausgehen das die ELL80 zum Glück "am Stück" geblieben ist.
Zuvor trat das leuchten recht schnell auf, lag aber wohl daran das die Röhren noch vorgeheizt waren, das Schauspiel hatte ich ja zuvor nicht beobachtet. Daher kenne ich die Zeitspanne nicht wann es leuchtet.
Aufjedenfall wollte ich das der anderen Röhre nicht antun, solange zu warten bis Sie auch leuchtet...