Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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radio-volker
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Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Zum Glück kenne ich diese Krücke, habe schon mehr als Einen davon repariert! Das Radio hat zwar einen Netztrafo, aber das ist ein Spartrafo und daher liegt ein Netzpol am Chassis. Wer da vorher nicht genau liest, was auf der Rückwand steht, kann aber mächtig eine gefunkt bekommen. Diese Sparbauweise war in Italien lange Zeit üblich, diese Geräte mussten wenig kosten und man sparte sogar am UKW-Tuner mit der ECC85, einen geschlossenen Tuner sparte man ein, deshalb sitzt der Dreck auch überall tief drin und die Ko's sind auch oft morsch im Tuner. Die ECC15 ist natürlich eine ECC85, das Radio hat eine Mischbestückung mit U- und E-Röhren, wie damals üblich auch für den Tonempfang der beiden Fernsehkanäle 1 und 2, die es hier gab. Bereiche sind KW, MW, UKW und TV1 sowie TV2. Der Empfang ist so lala, empfindlich waren diese Geräte nie, wozu auch, bei den wenigen UKW Stationen, die es hier gab in frühen Zeiten: 2 Stück: RAI I und RAI II! Hauptsache Oma konnte Radio Maria hören, die Stimme des Vatikans ist bis heute überall hörbar hier, ist der Empfang auch noch so gestört, Radio Maria bekommst du immer klar und deutlich in Italien, auf UKW, MW und KW, überall und allerorten selbst auf dem Ortlergipfel auf über 3500m Höhe! Das Gerät kräht schon wieder munter vor sich hin, aber es war eine Totalkur angesagt! Es war alles vergammelt innen drin, Feuchtigkeit, Mäusedreck und jede Menge verklebter Staub, noch ein paar kleine Brummprobleme in der NF beseitigen und dann diese Plaste Gebisskrücke wieder zusammen montieren.
Aber immerhin, wieder ein Relikt gerettet, und Nachbars Oma kann morgen dann die Frühmesse hören, ich bin halt ein braver "Pfadfinder", oder?
Also erstmal der Schaltplan des Magnafon FM217, da könnt ihr dann sehen, wie dieses Sparmodell zusammengeschustert wurde:

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So sieht das Plasteteil nach der Reinigung aus, ein halber Liter Flüssigreiniger und 5 Liter warmes Wasser gingen dabei drauf.

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Bereit zum Ausbau, muss aber einen Behelfslautsprecher zum Probieren anlöten. Der Originallautsprecher ist mit Plastiknieten (verschweisst!) befestigt, also ohne Gehäusebruch kaum ausbaubar!

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Der High Tech UKW-Tuner!

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Unteransicht des einigermassen gereinigten Chassis, da drin ist alles hinüber und muss fast alles ersetzt werden.

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Soweit bin ich schon und er spielt schon wieder, mal sehen, wo der lästige leise Brumm herkommt.

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Alles sauber und geputzt jetzt, der Brumm kommt irgendwo von der UABC rein, wenn ich die abschirme, ist der Brumm weg.

Na dann mal sehen, wann ich heute abend zum Bier komme.....


Kleiner Zusatz: Brummproblem ist gelöst, Poti hatte schlechte Masseverbindung und ein neuer 10Meg am Gitter der UABC wollte es auch, muss jetzt noch eine Handvoll Widerstände einbauen, mit jedem Neuen wird es besser, also ist das Gerät in ein/zwei Stunden fertig und Nonna Lisa kann morgen dann die Messe hören..
Und ich komme zu meinem Bier :bier:
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von klausw »

Schönes Gerät. Erinnert technisch ein wenig an die Einstiegsgrundigs der Mittfünfziger, bzw. wenn man die Röhrenbestückung betrachtet -> an Philips Philitina.

Gruß
k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Die Nonna ist zufrieden, alles funzt gut und habe dafür 3 Flaschen besten Rotwein nach Hause gebracht.
Gruss aus Trient,
Volker
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Walterh
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von Walterh »

Hallo Volker

Der High-Tech UKW-Tuner könnte gut aus der gleichen Schmiede kommen wie der vom Mivar Rodi...Weisst Du von wem?
UKW_Tuner_Mivar.jpg
Übrigens auch so ein Gerät mit Netztrafo in Spar-Ausführung......

Viele Grüsse, Walter
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Nein leider nicht, die kauften die bei einem Subunternehmer ein.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von holger66 »

Boah, das ist aber armselig. Weiß jemand, was das Gerät in Lire gekostet hat und wieviel das zu damaligem Kurs in DM umgerechnet wäre ? Das wäre doch mal interessant....

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Diese Billiggurken kosteten zwischen 150000 und 300000 Lire, den Kurs der 60-iger jahre habe ich jetzt nicht im Kopf, meine aber 1 Mark waren wohl so um 2000 Lire damals. Der Kurs schwankte ja auch enorm. Nebenbei war die Kaufkraft in Italien wesentlich geringer als in D, ein Angestellter verdiente so um die 3-400000 Lire im Monat bei guter Bezahlung. Für ein Radio kannst du beruhigt ein bis zwei Monatslöhne ansetzten in der damaligen Zeit.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von McCormick »

Hallo

Mein Körting Excello 53 hat ooch nen Spartrafo. So selten scheint das gar nicht zu sein.

Gruß
Franz
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Gut möglich, weil eine Riesenmenge von diesen Sparradios wurde aus Italien importiert und dann bei Quellemann und Neckerelle verkauft, bevor die dann aus der Tätärä importiert wurden.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von Elko »

Aber in Italien wurde doch sicher nicht nur solche Billig-Ware produziert.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Italien keine Radios vom Schlag eines Othello oder Freiburg usw. hergestellt wurden.

Auf einem Bild sehe ich auch eine ECH81 aus ital. Fertigung, die offensichtlich gewechselt wurde, weil sie beim Abschlusskonzert nicht mehr mitspielen durfte. Wäre interessant zu erfahren, auf welcher Qualitätsstufe diese
Röhren standen.
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Martin
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Solche aufwendigeren Radios waren sehr selten, auch Stereo-Radios weil Stereo in Italien relativ spät eingeführt wurde, das war dann schon die Transistor-Epoche. Aber meistens Importware.
Bekannt sind mir aber keine aufwendigen ausgetüftelten Radios, da das Radio seit Einführung des Fernsehens in Italien nur noch ein Nischenereignis war und etwas für Oma und Radio Maria. Die besten italienischen Radios sind immer noch Vorkriegsware, da gab es auch Super Spitzenempfänger. Nach dem Kriege war die grosse Krise, die erst Mitte der siebziger Jahre zu Wohlstand und Konsum führte. Bis dahin waren die Röhrenradios eher billige Massenware als Ersatzbestückung in der Küche wo man dann auch die beiden RAI-Sender auf UKW hören konnte. Und Oma Radio Maria von morgens bis abends. Die anderen sassen vor der Glotze und Oma in der Küche am warmen Herd, strickte oder putzte Gemüse.
Es gab allerdings eine hervorragende Röhrenproduktion in Italien von der Fivre. Und man erfand sogar eigene Röhrenserien mit eigenem Röhrencode, die Magnadyne Serie für Fernseher und Radio. Telefunken und Siemens produzierten lange Zeit Röhren hier in der Nähe vom Milano (Monza), auch Philips nistete sich hier ein und die Amis von RCA. Traditionell ist Italien Amiland, es gab vor, während und nach dem Kriege hier vorwiegend amerikanische Röhren und somit Unmengen von Radios mit US-Bestückung, nach dem Kriege liessen die Amis hier geradezu Riesenmengen jeglichen Kriegsmateriales zurück, in Neapel lagen ganze Schiffe voll mit Jeeps, LKW, Funken und sonstigem elektronischen Material, es gab zig Millionen von Röhren jeder Art, ihre Panzer- und Artilleriebestände übergaben sie komplett an die neue italienische Armee, aber nur per Leih- und Pachtvertrag.
Deswegen findet man auf Flohmärkten hier vorwiegend US-Material bis heute, oder manchmal noch die WE-Röhren der ehemaligen Wer-macht-was. Die Deutschen liessen nämlich auch alles Material zurück, die wollten einfach nur nach Hause. Ich habe im Stall immer noch eine alte Torn-Eb Funke und einen 10W Lorenz Panzersender.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von Elko »

Das erklärt vielleicht auch folgendes:

Habe mal einen Trafo aus einem Körting Berlin mit Ausgangsübertrager auf EBAY verkauft - der ging nach Bari an die dortige Hochschule.
Der Käufer hat sich sehr über den Trafo gefreut und gab mir folgende Bewertung:

DALL'ITALIA: TUTTO BENE, GRAZIE. ALLA PROSSIMA ASTA ! CIAO !!!
Körting Radio, Röhrenradio Berlin - Stereo, Art.-Nr. 821/60 (Nr.140691883496)

Auch ein Freudenstadt 15M ging nach Italien - und zwar nach Capoliveri (Insel Elba).
Auch dieser Käufer war ganz begeistert von dem Gerät. Er nannte es wörtlich "eine schöne Deutsche"!
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Hat aber bestimmt auch nett gekostet der Transport auf die Inseln, ist nämlich ein Extratarif hier.
Aber i.d.R. freuen sich die Italiener immer wie kleine Kinder, wenn sie was Schönes bekommen.
Ich habe hier noch so eine kleine Pravox Gurke nur für MW komplett mit den Magnadyne Röhren bestückt. Das war eine Konstruktion aus dem Ostblock und wurde hier über die PC (kommunistische Partei) vertrieben, süsses kleines Gerätchen. Die bauten das im Comecon und hier steckte man nur noch die Röhren rein, eigene Röhren wurden weniger besteuert.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von ColonelHogan9162 »

McCormick hat geschrieben:Hallo

Mein Körting Excello 53 hat ooch nen Spartrafo. So selten scheint das gar nicht zu sein.

Gruß
Franz
Grundig hat's auch oft gemacht, das 970 hat nen Spartrafo, und in der DDR kam das auch oft vor, das Sternradio Sonneberg Sekretär 696/57 gabs als All-und Wechselstromer, die Wechselstromversion mit E-Röhren hat auch nen Spartrafo drin.
Gruss
Andi
Was kann schöner sein auf Erden als von Röhren beschallt zu werden
Was kümmert es die stolze Eiche wenn sich ein Borstenvieh dran wetzt

All that we see or seem is but a dream within a dream? E.A.Poe
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Re: Gefährliches Radio Magnafon Gebissgurke FM217

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Grundig produzierte hier Radios im Trentino (Trient/Rovereto) mehr als 40 Jahre lang, diese Spartypen-Radios hat olle Max wohl von den Italienern abgekupfert. Konnte man wieder ein paar Pfennige/Lire sparen.
Gruss aus Trient,
Volker
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