Reparatur Huth 12 P

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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JonnyB
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Reparatur Huth 12 P

Beitrag von JonnyB »

Hallo zusammen,

ich habe ein Huth 12 P in den Fingern und versuche mich an der Reparatur. Beim Durchmessen sind mir ein paar Dinge aufgefallen, bei denen ich gerne die Meinung von Fachleuten hören würde, bevor ich da etwas falsch mache (habe das Radio noch nicht am Netz gehabt).

Mein Gerät ist die Version II, d.h. Endröhre LD 2 statt RV 12 P 2000. Dafür sollen im Schaltplan die geklammerten Werte gelten (s. Bild). Der Elko unter der Kathode der LD 2 scheint mir nicht ganz geheuer; Ohmmeter kommt kaum über 30 k. Im Gerät habe ich den Elko mit 700 mikroF und 6/8V gefunden. Meine Fragen:

1. Lt. Schaltplan sollte doch da ein 250 mikroF rein - was hat das für eine Auswirkung?
2. Stimmen die Spannungswerte?
3. Kann mir jemand erklären, wozu der Elko da ist?
4. Was heißt "16-32 mikroF" bei den Siebelkos? Ist der Wert egal?
5. Der 400 Ohm-Widerstand vor dem Gitter ist drin, obwohl bei der LD2-Version als gestrichelt scheinbar nicht vorgesehen - was macht das?
6. Den 1MOhm darunter messe ich mit 1,4MOhm - austauschen?

Hat vielleicht jemand Bilder von unten, damit ich sehen kann, wie das Original aussah? Mir scheinen einige Teile schon ersetzt worden zu sein.

Ich versuche mich mit meinen begrenzten Kenntnissen in die Reparatur einzuarbeiten und das Gerät wieder zum Laufen zu bringen; freue mich über jede Hilfe!

Danke im Voraus!
Huth-12P-b.jpg
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hf500
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Re: Reparatur Huth 12 P

Beitrag von hf500 »

JonnyB hat geschrieben: 1. Lt. Schaltplan sollte doch da ein 250 mikroF rein - was hat das für eine Auswirkung?
2. Stimmen die Spannungswerte?
3. Kann mir jemand erklären, wozu der Elko da ist?
4. Was heißt "16-32 mikroF" bei den Siebelkos? Ist der Wert egal?
5. Der 400 Ohm-Widerstand vor dem Gitter ist drin, obwohl bei der LD2-Version als gestrichelt scheinbar nicht vorgesehen - was macht das?
6. Den 1MOhm darunter messe ich mit 1,4MOhm - austauschen?
Moin,
1. 3.das ist der Katodenelko der Endroehre. Seine Aufgabe ist es, den Katodenwiderstand fuer den NF-Wechselstrom kurzzuschliessen, damit an dem Widerstand keine Gegenkopplung auftritt. Das wuerde die Verstaerkung reduzieren.
Der Wert ist unkritisch, wenn da grosszuegige 700µ drin sind (einer EL84 werden 50-100µ gegeben), dann kann man es dabei belassen. Bei Ersatz 470µ werden auch nicht auffallen, so ein Basswunder wird das Geraet nicht sein ;-)
Der Wert des Katodenwiderstandes muss dagegen fuer die jeweilige Roehre passen (390 oder 680 Ohm bei Ersatz, bei dem winzigen Strom reicht 1/2W).

2. Kann man erst sagen, wenn man das komplette Schaltbild hat. Bei Gleichrichtung direkt aus dem Netz sieht das plausibel aus
4. Im Prinzip ist das egal, aber wir haben es hier mit einer Roehrengleichrichtung zu tun, bei der eine Roehre verwendet wird, "die als Gleichrichter nicht geboren wurde". Fuer jede Gleichrichterroehre ist im Datenblatt die max. Groesse des Ladekondensators angegeben, zu gross ueberlastet die Katode durch die Ladestromspitzen. Da hier gestrichelt eine zweite Gleichrichterroehre in Parallelschaltung zu sehen ist: 16(15)µ bei einer Roehre, 33µ bei zweien.
5. Dieser Widerstand ist bei Roehren ab einer gewissen Steilheit erforderlich, um sie am wilden Schwingen im UKW-Bereich zu hindern. Der typische Wert ist bei moderneren Roehren 1k Ohm. Wenn hier der Widerstand "unnoetigerweise" drin ist, schadet es auch nicht.
6. Sollte man machen, wer weiss, welcher Mechanismus der Widerstandserhoehung zugrunde liegt. Im Zweifel wird der veraenderte Widerstand rauschen oder krachen. Es ist der Gitterableitwiderstand der Endroehre.

Der Bestueckung nach ist es ein typisches Nachkriegsradio, als es kaum Teile gab und man sich aus den Restbestaenden des Heeres bediente. Die RV12P2000 wurde als Universalroehre fuer alles Moegliche verwendet, sie war in einigermassen grossen Mengen relativ billig verfuegbar. Das Radio stammt aus einer Zeit, als es gefuehlt an jeder Strassenecke eine "Radiofabrik" gab, die meisten sind schnell wieder eingegangen. Noch bis etwa Mitte der 50er Jahre gab es in Westdeutschland eine recht grosse Anzahl Radiohersteller, man muesste mal nachsehen, wie lange Huth noch ueberlebt hat oder was daraus wurde.

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Peter
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Re: Reparatur Huth 12 P

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo zusammen,

nach den spärlichen Informationen, welche man im Internet findet, hat LORENZ nach dem Krieg 1945 und 1946 u.a. den Typ 12P im ehemaligen HUTH-Werk in Hannover fertigen lassen.

Die Fa. HUTH selbst ging bereits in den 1930-er Jahren Konkurs.


Grüße

Martin
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Re: Reparatur Huth 12 P

Beitrag von JonnyB »

Danke für die Hinweise!

Nochmal zum Katodenelko: Nach Entladung und 1 Min Messung komme ich auf 19 kOhm. Das sieht nicht gut aus, oder? Ist in diesem Fall eine Formierung des Elkos eine Option, oder wann macht die Sinn?

Unten hänge ich das ganze Schaltbild an; kann man daraus erkennen, ob der Wert von 6/8V für den Elko stimmt?

Grüße vom Bodensee!
Huth-12P.jpg
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Re: Reparatur Huth 12 P

Beitrag von olli0371 »

Hallo,

der Kathodenelko scheint deiner Messung nach nicht kurz geschlossen. Somit kannst du das erst mal so lassen. Wenn du später das Gerät einschaltest solltest du beim langsamen Hochfahren der Betriebsspannung die Kathodenspannung messen. Ist sie im Sollbeteich dann ist das ok.
Dann speist du ein Signal in die Nf und testest probehalber einen neuen Elko parallel zum Alten.
Ändert sich der Klang deutlich, so ist der alte Elko unbrauchbar.
Meist ist es so, dass die Teile ausgetrocknet sind und keine Kapazität haben. Ab und an erlebt man aber Überraschungen.
Formieren tut der Elko dann beim Probelauf von selber. Wegen der Sicherheit solltest du die Spannung aber beobachten.

Grüße
Oliver
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Re: Reparatur Huth 12 P

Beitrag von hf500 »

Moin,
das Radio geht auf die 70 zu. Da sollte im Intersse der Betriebssicherheit alles, was Papierwickelkondensator oder Elko ist, ausgetauscht werden. Zumal auch damit gerechnet werden sollte, dass die Bauteile jener Jahre nicht unbedingt die hoechste Qualitaet haben mussten. Sie mussten nur ein paar Jahre funktionieren koennen.

Die 5nF im Netzeingang und parallel zur Anodenwicklung fliegen erstmal ersatzlos raus. Der Eine kann im Fehlerfall das Chassis unter Strom setzen, der andere wenigstens die Sicherung oder schlimmer, den Netztrafo gefaehrden.

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Re: Reparatur Huth 12 P

Beitrag von JonnyB »

Nochmal danke für alle Hinweise - werde mich nochmal etwas tiefer in das Thema "Kondensatorenkunde" einarbeiten. Aber nochmal die Frage: Hat jemand Bilder vom Originalzustand des Gerätes (Chassis von unten), damit ich einen Eindruck bekomme, was da schon gemacht wurde?
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olli0371
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Re: Reparatur Huth 12 P

Beitrag von olli0371 »

Hallo,

was auch immer du tust. Du solltest überlegen was du mit dem Gerät willst. Möchtest du das Gerät täglich nutzen? Dann hast du schon Hinweise bzgl Betriebssicherheit bekommen.
In diesem Fall solltest du zumindest die von dir ausgebauten Teile beim Gerät belassen.
Willst du das Gerät einfach mal zeigen und das Gerät ist kein Dauerläufer? Dann solltest du so wenig wie möglich verändern und genau überlegen welche Kondensatoren wirklich für andere Bauteile gefährlich werden können.
Ein getrockneter Kathodenelko der nicht kurz geschlossen ist gehört sicher nicht dazu.

Grüße
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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Re: Reparatur Huth 12 P

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ich kann zwar nicht mit den gewünschten Bildern dienen, habe aber eine Bemerkung dazu:

Es wird unter Umständen schwierig bis unmöglich sein, den genauen Originalzustand dieses Radios festzustellen. Denn es wurde in der unmittelbaren Nachkriegszeit, der sogenannten Notzeit, gebaut. Damals hat man alles, was irgendwie dazu geeignet war, ein komplettes Radio entstehen zu lassen, verbaut. Je nach Verfügbarkeit wurden Bauteile unterschiedlicher Hersteller oder aus älterer Produktion verbaut, oder es gab Schaltungsänderungen usw. D.h. ein Gerät gleichen Typs muss ursprünglich nicht genauso wie Dein Exemplar aufgebaut gewesen sein.

Nur wenn man im Radio Bauteile vorfindet, die zweifelsfrei neueren Datums sind, oder frische Lötstellen, unsachgemäß eingebaute Teile oder dergleichen, kann man davon ausgehen, dass nachträglich etwas repariert und ggf. verändert wurde.

Lutz