Hallo,
an dieser Stelle mache ich mal einem etwas ausholenden Exkurs zum Selektografen ("Resonanzkurvenschreiber") SO81. Schaltplan und Anleitung sind vorhanden, gebe ich bei Bedarf gern weiter.
Wie viele der Geräte aus der damaligen DDR und vor allem dieser damaligen Zeit, ist auch der SO81 einfach genial oder genial einfach konstruiert. Wie man's nimmt. Für den Service "auf dem Lande" vorgesehen und offenbar weniger für hochtechnisierte Einsätze in Forschung und Entwicklung, sind diese Geräte (vergleichsweise zu Westgeräten) elektrisch relativ (!) einfach aufgebaut: wenig Röhrenstrufen, aber diese mit z.T. mehrfachen und komplexen Funktionen. Quarzstufen, um intern zu kontrollieren oder abzugleichen, sucht man meistens vergebens. Entweder waren die zu teuer, oder man war der (politischen?) Ansicht, sie nicht zu benötigen - jedenfalls hat man sie offenbar gemieden wie der Teufel das Weihwasser.
Dafür sind in vielen dieser Geräte um so mehr "skurrile" Eichfunktionen drin, um der Frequenzdrift durch die unvermeidliche Erwärmung Herr zu werden. Nicht umsonst musste man ja diese Geräte lt. Anleitung erst einmal mindesten 30 Minuten "warmlaufen" lassen.
Die Senderfrequenz des SO81 wird nicht mittels Meißner- oder ECO- oder sonstwas für einem klassischen HF-Oszillator erzeugt, sondern mit einem - hundsordinären Multivibrator (der mit 50Hz gewobbelt wird). Dessen einzige frequenzstabilisierende Maßnahme ist oder war es, in den Heizkreis der zuständigen Röhren einen Urdox-Widerstand zur Stabilisierung der Heizspannung zu legen (sic!). Ich habe keinen drin, war in beiden meiner SO81 (Werkstatt- und z.T. schon etwas ausgeschlachtetes Ersatzgerät) nicht mehr drin und ich weiß es nicht, ob diese Urdoxe heute noch leicht oder nicht mehr beschaffbar wären.
An dieser Stelle wäre ich dankbar für Informationen dazu. Dann würde ich mir so einen Urdox wieder einschrauben. So habe ich dessen Fassung einfach überbrückt.
Die Netzspannung und somit die Heizspannung sind heutzutage ausreichend stabil - sozusagen. Und wenn - dann geht dessen Schwankung ja ohnehin mit in die durchzuführende Eichung des SO81 ein! Ist also auch nicht sooo das Problem.
Die Eichung... Für jeden der umschaltbaren 6 AM-Frequenzbereiche des Multivibrators hat es nun einen mit umschaltbaren und abstimmbaren Schwingkreis, dessen Frequenzbereich im Prinzip identisch ist mit dem des Multivibrators. Die Skala des SO81 ist mitnichten die des HF-Senders, sondern nur die - der Schwingkreise!
Überspitzt formuliert heißt das: Ich weiß eigentlich nur dadurch, welche AM-Senderfrequenz ich gerade abgebe, indem ich
a) anhand der Skala die Frequenz des Schwingkreises "Eichkreis" einstelle, der bei an diesem Punkt auf Resonanz gehen soll, z.B. meine 468 kHz oder 10,6 MHz im anderen Frequenzbereich
b) dann stimme ich mittels "Senderfrequenz" den Multivibrator so ab, dass seine gesendete Frequenz den Schwingkreis auf den anhand der Skala eingestellten Wert = Resonanzpunkt bringt
c) diesen Resonanzpunkt lege ich auf die Osziröhre mittels "Senderfrequenz" = Abstimmung des Multivibrators mittig und somit stimmen Skalenanzeige und Senderfrequenz überein.
"Von hinten durch die Brust ins Auge" sozusagen! Das ist an und für sich genial, denn jede Drift, z.B. durch Alterung und Wärme, kann somit kompensiert werden.
Und nun kann ich mit "Eichen / Messen" den Schwingkreis aus der HF rausschalten und schalte stattdessen die HF-Ausgangsbuchse an - die HF geht ins Prüfobjekt und über den Eingang des SO81 wird nun die Kurve des Prüfobjektes angezeigt.
Witzig, aber geht! Bei FM hingegen ist mir das alles nicht wirklich koscher. Will sagen, im Bereich 7, dem FM-Bereich, ist die UKW-Skala zu sehen. Die Senderfrequenz wird hier nicht mit dem Multivibrator, sondern mittels einem separaten Schmetterlingsoszillator erzeugt. Dessen Drehko ist mit dem des Eichkreises gekoppelt (logisch, denn ich brauche ja wieder eine Skalenanzeige). Die HF dieses Senders gelangt nicht galvanisch geführt, sondern tatsächlich "irgendwie innerhalb des SO81 in der Gegend herumstrahlend" an die HF-Ausgangsbuchse.
PS:
Ich liebe diese alten Meßgeräte-Kisten. Sie erscheinen mir zeitgemäß zu den Prüfobjekten. Die analogen Skalen sind heutzutage nachteilig, ja! Aber da habe ich mir mal einen digitalen Zähler zugelegt, mit dem ich alle meine alten "VEB-Prüfsender" immer mal wieder kontrollieren und ggf. abgleichen kann, von "Kalibrieren" möchte ich nicht sprechen.
Gruß Michael