Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
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Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Hallo!
Nachdem ich aktuell mein erstes Radio mit GL-Röhre erfolgreich wieder zum Leben erweckt habe, beschäftigt mich folgende Frage: Worin liegt eigentlich der Vorteil einer GL-Röhre gegenüber dem doch häufiger zu findenen Selen-GL? Ok - die Röhre geht einfacher zu tauschen. Und sonst? Gibt es noch andere Pluspunkte?
Danke für Eure Meinungen!
Nachdem ich aktuell mein erstes Radio mit GL-Röhre erfolgreich wieder zum Leben erweckt habe, beschäftigt mich folgende Frage: Worin liegt eigentlich der Vorteil einer GL-Röhre gegenüber dem doch häufiger zu findenen Selen-GL? Ok - die Röhre geht einfacher zu tauschen. Und sonst? Gibt es noch andere Pluspunkte?
Danke für Eure Meinungen!
Viele Grüße
Markus
Markus
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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Hallo Markus,
Selengleichrichter waren seinerzeit quasi der erste "Halbleiterersatz" für die Hochvakuum-Gleichrichterröhren. Der Se-Gl. hatte mehr Vorteile ggü. der Röhre, nicht umgekehrt. Er brauchte keine Heizung, war kleiner, erzeugte weniger Abwärme was insgesamt einen wesentlich besseren Wirkungsgrad bedeutete.
Als nachteilig erwies sich das Langzeitverhalten von Se-Gl's, denn sie sind einem Alterungsprozess unterworfen. Und der beschleunigt sich, wenn der Gl. nur WENIG benutzt wird oder gar in einem Lager unbenutzt vor sich hin schlummert!
Natürlich altern auch Röhren. Das hängt aber im Wesentlichen von der Belastung und deren Zeitdauer ab. Eine 50 Jahre lang im Lager vergessene Röhre hat durchaus noch die volle Leistungsfähigkeit.
Siliziumgleichrichter kamen erst gegen Mitte der 1960er Jahre auf, wurden aber zunächst bevorzugt in Fernsehgeräten verwendet und ersetzten dort die mitunter recht anfälligen Se-Plattengleichrichter. Zu dieser Zeit war der Röhrengleichrichter in der Rundfunk- und Fernsehtechnik schon längst obsolet und abgelöst.
Selengleichrichter waren seinerzeit quasi der erste "Halbleiterersatz" für die Hochvakuum-Gleichrichterröhren. Der Se-Gl. hatte mehr Vorteile ggü. der Röhre, nicht umgekehrt. Er brauchte keine Heizung, war kleiner, erzeugte weniger Abwärme was insgesamt einen wesentlich besseren Wirkungsgrad bedeutete.
Als nachteilig erwies sich das Langzeitverhalten von Se-Gl's, denn sie sind einem Alterungsprozess unterworfen. Und der beschleunigt sich, wenn der Gl. nur WENIG benutzt wird oder gar in einem Lager unbenutzt vor sich hin schlummert!
Natürlich altern auch Röhren. Das hängt aber im Wesentlichen von der Belastung und deren Zeitdauer ab. Eine 50 Jahre lang im Lager vergessene Röhre hat durchaus noch die volle Leistungsfähigkeit.
Siliziumgleichrichter kamen erst gegen Mitte der 1960er Jahre auf, wurden aber zunächst bevorzugt in Fernsehgeräten verwendet und ersetzten dort die mitunter recht anfälligen Se-Plattengleichrichter. Zu dieser Zeit war der Röhrengleichrichter in der Rundfunk- und Fernsehtechnik schon längst obsolet und abgelöst.
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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Außer bei Körting. Die haben bis 1968 noch in einigen Radios die EZ80 verbaut.
Lutz
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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Hihi, hattense wohl noch ein paar verstaubte Kartons voll im Keller liegen, die unbedingt weg mussten. Wegschmeißen wäre ja blöd gewesen, oder?röhrenradiofreak hat geschrieben:Außer bei Körting. Die haben bis 1968 noch in einigen Radios die EZ80 verbaut.
Lutz



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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Moin Herbert!
Schönen Dank - und schon hab' sch wieder wat jelernt...
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Viele Grüße
Markus
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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Hi
Körting ist spitze!
Bei den Radios find ich blöder, daß oft Spartrafos eingebaut worden sind.
Und ab 1968 hat es bereits das Modulchassis bei den Fernsehern gegeben!
Grüßle
Franz
Körting ist spitze!
Bei den Radios find ich blöder, daß oft Spartrafos eingebaut worden sind.
Und ab 1968 hat es bereits das Modulchassis bei den Fernsehern gegeben!
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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Je nach dem, was du machen willst bietet auch die Röhre einen Vorteil: Die Anodenspannung kommt erst, wenn die Röhren bereits angeheizt sind. Bei Selen liegt sie unmittelbar nach dem Anschalten an.
Viele Grüße
Max
Viele Grüße
Max
Ich sammele keine Radios. - Die haben sich von selbst angesammelt!
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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Noch ein Hinweis zum Betrieb von Hochvakuum-Gleichrichterröhren:
Es ist ratsam, bei Geräten mit Röhrennetzgleichrichter nach dem Abschalten mindestens 5 Minuten zu warten, bevor wieder eingeschaltet wird.
Technischer Hintergrund:
Bei einem "kalten Anfahren" steigt der Emissionsstrom allmählich mit Aufheizen der Kathode an - sozusagen ein "Sanftanlauf", bei dem der Ladeelko langsam "mitgeht" und Ladung aufnimmt. Das verkraftet jede Gleichrichterröhre klaglos (solange im Gerät nicht andere Fehler vorliegen!)
Im Gegensatz dazu stellt ein "heißer Start" mit noch nachglühender, emissionsfähiger Kathode für die Gleichrichterröhre einen enormen Stress dar. Schließlich muss sie jetzt quasi gegen den Kurzschluss des noch ungeladenen Ladeelko "ankämpfen". Besonders empfindlich reagiert darauf die VY2, die im DKE1938 verwendet wird. Hier passiert es, dass das wegen der damaligen Materialknappheit schon sowieso zu schwach dimensionierte Anschlussbändchen zur Kathode überlastet wird und durchschmilzt. Ärgerlich, besonders dann, wenn die Röhre vorher noch gute Werte hatte - leider ist sie nicht mehr zu retten.
Eine Ausnahme stellen direkt geheizte Gleichrichterröhren dar. Die Heizfäden haben wenig Masse, kühlen daher nach dem Abschalten in wenigen Sekunden aus und sind ausreichend stabil. Sie sind für den schnellen Ladestromanstieg ausgelegt. Hier gilt es jedoch besonders zu beachten, dass die Kapazität des Ladeelkos gemäß Röhrendatenblatt unbedingt eingehalten wird. Zu große Elkos würden die Heizfäden, die ja gleichzeitig die Kathoden sind, überlasten und früher oder später zerstören!
Es ist ratsam, bei Geräten mit Röhrennetzgleichrichter nach dem Abschalten mindestens 5 Minuten zu warten, bevor wieder eingeschaltet wird.
Technischer Hintergrund:
Bei einem "kalten Anfahren" steigt der Emissionsstrom allmählich mit Aufheizen der Kathode an - sozusagen ein "Sanftanlauf", bei dem der Ladeelko langsam "mitgeht" und Ladung aufnimmt. Das verkraftet jede Gleichrichterröhre klaglos (solange im Gerät nicht andere Fehler vorliegen!)
Im Gegensatz dazu stellt ein "heißer Start" mit noch nachglühender, emissionsfähiger Kathode für die Gleichrichterröhre einen enormen Stress dar. Schließlich muss sie jetzt quasi gegen den Kurzschluss des noch ungeladenen Ladeelko "ankämpfen". Besonders empfindlich reagiert darauf die VY2, die im DKE1938 verwendet wird. Hier passiert es, dass das wegen der damaligen Materialknappheit schon sowieso zu schwach dimensionierte Anschlussbändchen zur Kathode überlastet wird und durchschmilzt. Ärgerlich, besonders dann, wenn die Röhre vorher noch gute Werte hatte - leider ist sie nicht mehr zu retten.
Eine Ausnahme stellen direkt geheizte Gleichrichterröhren dar. Die Heizfäden haben wenig Masse, kühlen daher nach dem Abschalten in wenigen Sekunden aus und sind ausreichend stabil. Sie sind für den schnellen Ladestromanstieg ausgelegt. Hier gilt es jedoch besonders zu beachten, dass die Kapazität des Ladeelkos gemäß Röhrendatenblatt unbedingt eingehalten wird. Zu große Elkos würden die Heizfäden, die ja gleichzeitig die Kathoden sind, überlasten und früher oder später zerstören!
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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Spartrafos gab es bei anderen Herstellern auch. Meiner Meinung nach bei vielen sogar deutlich mehr als bei Körting.McCormick hat geschrieben:Körting ist spitze!
Bei den Radios find ich blöder, daß oft Spartrafos eingebaut worden sind.
Denn unter den ca. 30 Körting-Schaltplänen, die ich besitze, ist nur ein einziges Gerät mit Spartrafo (Excello 53 W). Beispielsweise bei Grundig ist der Anteil (gefühlt) größer.
Lutz
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Re: Gleichrichterröhre vs. Selen-Gleichrichter
Moin!
Philips hat auch recht lange Röhrengleichrichter verbaut.
Der Grund war wohl, die Röhren haben sie selber gebaut, Selengleichrichter hätten sie zukaufen müssen.
Gruß Gerrit
Philips hat auch recht lange Röhrengleichrichter verbaut.
Der Grund war wohl, die Röhren haben sie selber gebaut, Selengleichrichter hätten sie zukaufen müssen.
Gruß Gerrit