TFK PC(C)88: Verschiedene Bauformen?

[Cassian]

Grüß Euch,

ich habe in einem kleinen Röhrenkonvolut u.a. diese drei Telefunken-Röhren gefunden. Die Beschriftung ist teils schon sehr schlecht lesbar. Stimmt es, dass es sich bei den beiden äußeren um PC88 und bei der mittleren um eine PCC88 handelt?






Falls ja, wie kommt es zu den verschiedenen Bauformen der PC88 (küzerer Kolben, Goldpins ...)?

Danke für Eure Bestimmungshilfe (so etwas wie die Philips-Codes sehe ich hier leider nicht)!

LG Cassian
(der natürlich neugierig ist, ob er wieder auf "Voodoo-Exemplare" gestoßen ist )

[Grundig97]

Hallo Cassian,

Von links nach rechts:

PC86, eine Triode, die aussieht wie eine der PCC88 und der hohe Glaskolben;
PCC88, Doppeltriode;
PC88, einfache Triode mit halboffenem System und kurzem Kolben sowie meist Goldpins

Alles drei Spanngitterröhren, deshalb die Einbuchtungen in den Anoden, und sehr gut für HF geeignet

Es handelt sich garnicht um verschiedene Bauformen der PC88, sonder sind 3 verschiedene Röhren mit ähnlichem Einsatzbereich

Grüße, Oliver

[rettigsmerb]

... wobei die PCC88 für Cascode-Vorstufen in VHF-Tunern von Fernsehgeräten entwickelt wurde. In manchen Werbebroschüren wurde sie als "Wunderröhre" angepriesen. Okey - die Röhre ist schon etwas Feines, man würde sie heutzutage als "HighTec" Bauteil bezeichnen, da sie aufgrund der (damals gerade erfundenen und zur Serienreife entwickelten) Spanngittertechnik mit einer vergleichsweise hohen Steilheit, einhergehend mit kleinem Durchgriff und sehr niedrigen Rauschwerten daher kommt.

Die ebenfalls sehr steilen und rauscharmen PC86 und PC88 fanden in den ersten UHF-Tunern von Fernsehgeräten Verwendung. Sie wurden allerdings schon sehr bald durch frühe UHF-Germaniumtransistoren verdrängt.

[glaubnix]

Hallo allerseits,

die gelbe Zusatzbeschriftung "Ter" lässt vermuten, dass die Röhren aus einem NordMende (FS)Gerät stammen. Hat jetzt aber nichts mit der eigentlichen Röhrenfunktion zu tun. -- Es sind zwar keine Voodoo-Röhren, aber immerhin sind zwei davon mit der Telefunken-Raute im Sockelglas ausgestattet! Es gibt Spi...r (Spezies), welche dies für etwas besonderes halten.

[Cassian]

Danke, Oliver, Herbert und Peter, für Eure Informationen!

Es handelt sich garnicht um verschiedene Bauformen der PC88, sonder sind 3 verschiedene Röhren mit ähnlichem Einsatzbereich

Dass eine PC88 etwas anderes ist als eine PCC88, wäre mir gerade noch klar gewesen. Ich gestehe aber, dass ich mich zunächst nur an den verwischten Beschriftungen orientiert und gedacht habe, drei PCC88 vor mir zu haben, und erst ein Blick ins Innere mich eines Besseren belehrt hat ... "halboffenes System" heißt, dass das Anodenblech nicht rundherum geschlossen ist?

(...) man würde sie heutzutage als "HighTec" Bauteil bezeichnen, da sie aufgrund der (damals gerade erfundenen und zur Serienreife entwickelten) Spanngittertechnik mit einer vergleichsweise hohen Steilheit, einhergehend mit kleinem Durchgriff und sehr niedrigen Rauschwerten daher kommt (...)

Ja, das mit dem Spanngitter ist bei Jogi sehr schön dokumentiert. Vielleicht könnt Ihr mir noch helfen, das Schnittbild in der Mitte ganz zu verstehen: Die Kathode mit dem Spanngitter rundherum befindet sich zwischen den beiden Gitterholmen. Oben und unten zwei Anodenbleche je System, und der Stromfluss zwischen Kathode und Anode findet nur in der Mitte, an der Stelle mit dem geringsten Abstand, statt? Das heißt, die restliche Fläche der Anodenbleche dient nur der Abfuhr der "überschüssigen" Wärmeenergie des Heizfadens sowie der Verlustleistung aufgrund des Anodenstroms?

Danke und lG
Cassian

[Grundig97]

Hallo Cassian,

"halboffenes System" heißt, dass das Anodenblech nicht rundherum geschlossen ist?

Ja, genau so hab ich das gemeint. Bei der PC88 sieht man von außen auf das Spanngitter und die Kathode, da das Anodenblech nur auf einer Seite der Kathode ist. Das sieht man am besten, wenn man die Röhre heizt.

Gruß, Oliver

[Martin]

PC86 + 88 sind eine extrem schwingfreudige Spezies.
Die sind eigentlich speziell für den Betrieb in Gitterbasis-Schaltung konstruiert, also mit HF-mäßig geerdetem Gitter.
Das erkennst du schon an der Sockelbelegung, das Gitterchen ist mir drei Pins des Sockels verbunden damit man es so gut wie nur irgendmachbar erden kann.
Bei Betrieb dieser Röhren in der radioüblichen Kathodenbasisschaltung können PC 86 + 88 auf die Idee kommen in sehr hohen Frequenzbereichen unkontrolliert zu schwingen.
Diese Schwingungen können derart hoch sein daß man sie mit bastlerüblichen Methoden nichtmehr nachweisen kann.
Beim Basteln mit diesen Trioden ist das unbedingt zu berücksichtigen. Aus diesem Grunde ist es auch kein Problem wenn das Gitter halboffen gebaut ist, es ist ja eigentlich dann die "Abschirmung".
Der Betrieb in Abschirmbechern ist somit auch dringend ratsam
Bei UKW-Tunern die eine Vorstufe in Gitterbasisschaltung besitzen kann so eine Röhre natürlich zeigen was sie am besten kann * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* mit verdrosselten Heizleitungen...

lG Martin

[radio-volker]

Servus,
Stimme ich dir zu, absolut.
Habe ähnliche Erfahrungen mit der E180F, das ist ja eine mächtig steile Röhre, die ich in Doppel Gegentakt Endstufe betreibe in meinem kleinen Arbeitszimmer als Stereoendstufe, 6 Stück pro Platine. Wenn man alle Pins auf der Platine verbindet, gibt es keine Probleme, aber wehe einer ist nicht angeschlossen.