Warum ich Tropydurs hasse. Oder: der Grundig 3198.

[holger66]

Aus einer Sammlungsauflösung bekam ich für 15 Euro einen Grundig 3198 in gutem Zustand, allerdings noch nicht einmal mehr rudimentär spielbereit.

Aufgemacht - reingeguckt - bööööh ! Alles voller WIMA-Tropydur, seht selbst, wie viele ich zur Strecke bringen konnte:



Kreuz und quer übereinander gelötet waren alleine im Tastenaggregat 6 Stück davon. Man riskiert unweigerlich, daß sich nachher irgendwelche Drähte berühren, die das nicht sollen. So war es hier auch: die EM wollte auf UKW nichts anzeigen, da mußte ich noch ein wenig für Ordnung sorgen.

Aber nun spielt er wieder "volle Lotte". Die ELL80 war erstaunlicherweise noch völlig in Ordnung, also konnte sie drin bleiben.



Ist an sich wegen des eckigen Gehäuses gar nicht mein Fall, ich werde den sicher aber vor Weihnachten mit dem Hinweis auf die Holzausführung "Rüster" (paßt zu manchen IKEA-Möbeln) und den UKW-Bereich bis 104 MHz an den Mann bringen können.

Ach ja, die Endstufe hat es in sich - das ist doch mal was, oder ?



H.

[SABA78]

Hallo Holger,

da hast Du aber ne Menge Ungeziefer rausgeholt!

Ich habe den 4198. Den konnte ich für 10€ in neuwertigem Zustand beim Second-Hand erstehen. Grund: Totalausfall. Ursache: Tropydur
Vermutlich war der Kasten schon sehr lange ausgefallen und wurde weggestellt.
Auf Grund der gleichen Ursache kam ich auch zu einem fast neuwertig aussehenden Wildbad 11. Ebenfalls Totalausfall wegen Tropydur. Auch der Wildbad fiel früh aus und wurde in Leintücher verpackt im Schrank gelagert, bis die Eigentümerin verstarb und das Gerät weggeworfen werden sollte...

Das ist dann der einzige Vorteil der Tropydurs - man kann an "geschonte" Geräte kommen. Andererseits sind aus dem gleichen Grund bestimmt noch mehr gute Geräte in die Tonne gewandert.

Die ELL80-Endstufe macht sicher ordentlich Musik


Gruß,
Daniel

[Walterh]

Hallo Holger

Interessante NF-Schaltung mit der ECC83, dem "C" der EABC80 und drei Aü's. Und wie ich Grundig kenne, werden die drei Lautsprecher nicht nur laut sondern auch gut und voll tönen, nicht?

Viele Grüsse, Walter

[rettigsmerb]

Moin Holger,

wie es ausschaut, tauschen wir beide ja gerade Kondensatoren um die Wette! Im Grundig 5295 waren es auch 32 Stück, davon der eine oder andere richtig schön versteckt.
Dass die Endröhre das bei Deinem Gerät überlebt hat ist wohl reines Glück gewesen - möge sie es noch lange weiter tun. Die eine ELL80 aus meinem letzten Rep.-Fall war auf einem System quasi zu Tode gegrillt, was man an den am Glaskolben niedergeschlagenen Metallabdampfungen im Bereich der Anodenblechlochungen und dem schon leicht vergehenden Getter sogar ganz deutlich erkennen kann.
Ist der 3198 eigentlich auch so hoch empfindlich auf UKW wie der 5295?
Äußerlich schaut Dein 3198 zumindest auf dem Foto ja noch richtig gut aus. Hast Du da schon etwas dran gemacht?

[holger66]

Hallo Walter,

vom Klang her würde ich denken, daß Anfang der 60er-Jahre bei Grundig ein Umdenken eingesetzt hatte: der 3198 ist nicht das erste Gerät aus diesen Jahren, das ich hören konnte. Es klingt höhenlastiger, als die eher präsenzbetonten Radios, die so 5 oder 6 Jahre älter sind. Man dreht unwillkürlich den Höhenregler etwas zurück. Den Baßregler kann man auch nicht ganz aufdrehen, weil es bei baßlastiger Musik und etwas mehr Pegel sonst schnell bumsig wird. Das liegt entweder an der heute üblichen Modulation und/oder an der womöglich bröseligen Dichtung des großen Lautsprechers, ich habe den nicht abgebaut, da der Schallwandstoff noch sauber ist.

Hallo Herbert,

ja, der UKW-Empfang ist ausgesprochen empfindlich, aber auch trennscharf, meine Prüfstation Musiq3 aus Lüttich auf 99,5 Mhz bringt er trotz des auf 99,2 Mhz benachbarten und viel stärkeren WDR2 Langenberg an der langen Antenne ungestört herein.

Das Gehäuse habe ich nur vom Dreck befreit, Knöpfe, Tasten und Skala wie üblich gereinigt. Sehr verdreckt waren die beiden Blecheinsätze an den Klangreglern, die habe ich ausgebaut und mit der classicweißen Farbe meines Oldtimers gesprüht. Das paßt haargenau.

Hallo Daniel,

die Tropydur sind wirklich die schlimmsten unter den alten Kondis. Ein alter Radiomeister meinte mal: die waren, als sie neu waren, in den Tropen dicht, daher heißen die so....the White Man’s Burden !

Gruß
Holger

[holger66]

Herbert, noch eine Ergänzung:

die ELL80 hat vermutlich überlebt, weil ihr Kathoden-R früh genug aufgegeben hatte, man sieht den auf dem oberen Bild auch, wenn man genau hinschaut.

H.

[BugleBoy]

Gutso, Fusistor ist verbaut

hatte mal aus Spass Tropydur an Hochfrequenzofen Schwingrkeis gehängt und der blubbert dauerend bis ganze Kleid auf Tisch runtergetropft und am ende ist Kondensator quasi neuwertig, aber ohne Kleid

http://www.dampfradioforum.de/viewtopic ... ur#p161099

Grüss
Matt

[achim1]

Das Schlimmste an den Tropydur ist, dass sie nur sehr aufwändig zu fälschen sind

[Klarzeichner]

Hallo zusammen,

die trickreiche Endstufe kann man ja unterschiedlich betrachten.
a) Geniale Idee, mit einer Doppelendpentode gleichzeitig eine Gegentaktendstufe und zwei Eintaktendstufen zu realisieren
oder
b) Was für eine Kompromisstechnik, nix halbes und nix ganzes.

Ich tendiere in Anbetracht der gemäßigten Preisklasse eher zu a), denn der Erfolg, sprich der Klang, gibt dem Maxe und seinen Technikern Recht.

Gruß
Stefan

[holger66]

Hallo Stefan,

die geniale Idee hatte 1960 eines unserer Mitglieder hier im DRF....

H.

[Cassian]

Meine Güte - schön wäre es, wenn man dieses Schaltungswissen noch dokumentieren und somit retten könnte, bevor es unwiederbringlich verloren ist ...

LG Cassian

[Mork_vom_Ork]

Ich hatte kürzlich ein Philips Saturn 653/4E/3D auf meinem Reparaturtisch - da waren ähnliche Massen an Trypoduries verbaut. Er spielte zwar (nach Angabe des Verkäufers) noch - probiert habe ich das aber sicherheitshalber nicht. Erst nach der Kondikur durfte er ans Netz und es hat alles gut funktioniert! Etwas enttäuscht war ich von den Bässen - bei meiner Capella 753/4E/3D klingen die doch gaaaaanz anders (ok - ist auch ein anderes Gerät mit etwas größeren Lautsprechern)...

[Klarzeichner]

Hallo Holger,

ich weiß. Wir meinen bestimmt den selben...

Gruß
Stefan