Röhrenradio Bass brummt

[Manuel.]

Hallo,
ich habe letztens ein eigentlich sehr gut erhaltenes Nordmende Othello 55 Röhrenradio gekauft. Seit gestern kann man jedoch leider häufig ein sehr störendes Brummen hören. Dieses kommt vor, wenn Sprache und/oder basslastige Geräusche zu hören sind (kommt nach Hörtest wohl auch aus dem Tieftöner) und auch nur dann, wenn das Gerät schon seit einer Weile läuft. Nur mit sehr erhöhter Lautstärke konnte ich das übertönen. Kann mir jemand sagen, welches Bauteil in diesem Radio dafür verantwortlich ist? Ich habe beim letzten Reinigen ein paar (ERO-)Kondensatoren gesehen, die schon aufgebläht sind (habe es seitdem auch nicht wieder eingeschaltet). Wenn ich diese ersetze, sollte das Problem dann gelöst sein, oder könnte noch etwas anderes wichtig sein? Da das mein erstes Röhrenradio ist, habe ich noch nicht viel Ahnung davon.

Für Antworten bin ich sehr dankbar.

MfG Manuel

[eabc]

Hallo Manuel,
willkommen im DRF

Wechsel bitte grundsätzlich alle Papierwickel Kondensatoren und Elkos dann besteht größte Hoffnung das es nicht mehr so stark brummt.
Reinige auch die Potis und den Wellenschalter. Anleitungen dazu findest du hier im Forum zu Hauf
Auch erhöhst du mit dem Wechsel der Kondensatoren die Betriebssicherheit .
Solange dieser Wechsel noch nicht vollzogen ist, lasse den Netzstecker draußen.

[Mork_vom_Ork]

Hallo Manuel,

ich kann mich den Ausführungen von Harry nur anschließen! Schmeiß' bitte alle Papierkondis (ERO + Co.) raus. Auch gibt es noch weitere "kritische Kondensatoren" - siehe Aufstellung hier im Forum! Auch solche Teile gehören grundsätzlich gewechselt (bspw. weitere Teerkondensatoren - in Glasröhrchen, oder in gepresster Form).

Schon aus Gründen der Betriebssicherheit sollte das erfolgen! Zwar sind nicht alle Kondis für die Betriebssicherheit wichtig, aber gewechselt gehören sie dennoch. Wäre nichts das erste Gerät bei dem sich der Trafo rauchend verabschiedet weil ein Kondensator durchschlägt...

Bis dahin - wie Harry schon schrieb - Stecker draußen lassen!

[Manuel.]

Schonmal danke für die Antworten! Habe schon nach passenden Kondensatoren geschaut und bin fündig geworden, aber bei einem bin ich mir nicht sicher. Darauf steht: 0,01µF grün + 10MΩ rot. Durch was könnte ich den ersetzen? Und zu den Potis: gibt es eine Anleitung dazu, wie man diese richtig ausbaut? Habe nur was zu neuen Verstärkern gefunden.

MfG Manuel

[TheJukeboxMan]

Das ist eine Kombination von zwei Teilen in einen Gehäuse. Du kannst diese Kombination durch zwei Einzelteile ersetzen, einmal den Kondensator und einmal den Widerstand. Im Schaltplan kannst du sehen, wie du das dann genau anschließen musst.
Diese Kombination ist besonders typisch für Nordmende-Radios.

Die Potis kannst du einfach ausbauen, indem du die Muttern an der Poti-Achse entfernst. Evtl. musst du noch ein paar Kabel ablöten (am Besten ein Foto machen, wie alles angeschlossen ist) und dann kannst du das Poti entfernen.

[tgrassner]

Du kannst auch erstmal den Widerstand messen. Ist er gut, belasse das Bauteil, knipse nur den Anschluss des C ab und löte nur einen neuen C ein. Diesen dann noch optimalerweise mit Schirmung (Drahtwickel reicht) versehen und diese auf Masse legen.

Du solltest auch ausnahmslos alle weissen Neokon rausschmeissen, die sehen zwar gut aus, sind aber dennoch defekt. Die Siemens Styroflex sind idR alle noch gut und können verbleiben.

[klausw]

Hallo Manuel.
Aus Deinem Steckbrief lese ich, dass Du a) neu hier bist und b) "nur" über elektrische Grundkenntnisse verfügst. Das ist nicht böse gemeint und überhaupt kein Problem, da man Dir helfen wird.

Ich gebe nur folgenden Tipp vorweg, da die sicherlich allermeisten von uns hier schon "Lehrgeld" bezahlt haben:

Der Kondensatortausch an einem Gerät wie dem Othello ist recht umfänglich. Dabei passieren auch dem versierten Reparateur Fehler, nämlich dass man versehentlich ein neues Bauteil einseitig an falscher Stelle anlötet.
Tipp also: Bilder mit Digi-Kamera, bevor man ein Bauteil abknipst und ein neues verlötet. Nach jedem ersetzten Bauteil oder spätestens jedem zweiten ersetzten Bauteil Funktionsprobe des Gerätes, ob es plötzlich schlechter als vorher wurde. Dann kann man eigene Fehler noch aufspüren.

Gruß
k.

[tgrassner]

Guter Tipp vom Klaus. So solltest Du das machen. Willst Du 100% auf Nummer sicher gehen, dann knipse die Bauteile stramm ab, so dass Du noch die Beinchen an den originalen Lötstellen hast. Beinchen schön mit Glasfaserpinsel reinigen, die Drähte der neuen Bauteile als Spirale wickeln, aufstecken und verlöten. Alternativ beide Drähte nebeneinander oder auf Stoss in vorgewickelte Spiralen stecken. Diese Verbindung ist sicher und lässt sich leicht wieder lösen! Man muss nur aufpassen, dass die originale Lötstelle nicht zu heiss wird.

löt1.jpg

löt2.jpg

[Manuel.]

Alles klar, danke für die Tipps, ich werde sie dann auf jeden Fall beachten! Das mit den Potis habe ich jetzt auch raus. Jetzt heißt es für mich erstmal abwarten, bis die bestellten Teile da sind.

[hf500]

Moin,
bei der Gelegenheit den Siebkondensator fuer die Anodenspannung der NF-Triode (in der EABC80) auf 0,47µF aendern. Beim Othello56 ist das C81, duerfte beim 55 genauso sein. Die Spannung fuer die NF-Triode muss so brummfrei wie moeglich sein und der groessere Kondensator kostet auch nicht viel mehr. C81 duerfte leicht zu finden sein, ein recht grosses Ding. Dagegen ist ein 0,47µ/630V heutiger Fertigung geradezu winzig.

73
Peter

[Manuel.]

So, Teile sind angekommen, nur ist mir gerade beim Entfernen der alten Kondensator-Widerstand Kombination aufgefallen, dass dieser irgendwie mit einem Anschluss mit dem Chassis verbunden war... Bin gerade einfach vorsichtig, da ich mir nicht sicher bin, wie das so passen kann. Kann ich das wieder so anschließen, wie es vorher war (mit den neuen Bauteilen) oder eher nicht? Vielleicht übersehe ich auch nur etwas... S. Bilder - die sagen wahrscheinlich mehr aus.

[tgrassner]

Das Bauteil hat eine Schirmung, die auf Masse liegt. Die solltest Du auch wieder nachbauen.

[Manuel.]

So, ich habe die ersten Teile angelötet, jedoch ist das Gerät schon nach der ersten Funktionsprobe nicht mehr zu benutzen (brummt nur noch, der eigentliche Sound ist so leise, das man ihn nur direkt vorm Lautsprecher hört). Die Lautstärke lässt sich gar nicht mehr einstellen. Beim Löten habe ich jedoch gemerkt, dass mir das Ganze zu schwer fällt... Gelötet habe ich zwar schon öfter, aber für die kleinen Bauteile des Radios bin ich zu zittrig. Von daher habe ich mich dazu entschieden, das Radio von jemand anderes reparieren zu lassen (habe schon einen Fachmann in meiner Nähe gefunden). Ich hätte zwar gerne etwas mehr Erfahrung gesammelt, aber ich möchte das Radio durch meine ungeschicklichkeit echt nicht komplett zerstören... Es ist halt äußerlich sehr gut erhalten und der Sound ist eigentlich echt klasse (mein jetziges Soundsystem ist dagegen kompletter Müll und ich werde es mit dem Radio ersetzen, wenn es wieder geht). Ich werde hier nochmal bescheid geben, wenn es repariert ist/ich noch Fragen habe. Auf jeden Fall nochmal vielen Dank für die sehr ausführlichen Antworten!