Regelmäßiges schauen in der Bucht lohnt sich manchmal richtig!
Gerade habe ich am Abend den digitalen Marktplatz aufgerufen und gleich die erste Anzige weckte sofort mein Interesse.
Ein Grundig 6199-Phono für 15€!
Natürlich war das Gerät als Altes Radio Defekt eingestellt.
Ich habe nicht lange gefackelt und den Mann gleich angerufen. Am Telefon konnte ich Ihn durch mein Einreden von einem Versand überzeugen.
Soweit so gut, kam also das Gerät am vorgestrigen Tage recht gut Verpackt bei mir an.
Jedoch war das Gerät anfangs schon ein häufchen Ehlend, total verdreckt, speziell unter der Plattenspieler-Klappe. Überall alte, feste Klebestreifen über dem Plattenspieler.
Den Tonarm hatte der Verkäufer mit Panzerband für den Versand festgeklebt

Jedoch war der eigentliche Zustand recht gut. Das Gerät wurde von seinen Erstbesitzern offenbar sehr pfleglich behandelt und selten benutzt.
Doch irgendwann vor nicht all zu langer Zeit muss es im Keller gelandet sein. Der Rost, die Korrosion an verschiedenen Schrauben, dem Scharnier und die gewellte Rückwand passten nicht zum Lack.
Leider befinden sich auch auf der rechten Seite frische Kratzspuren von Rauputz. Man sah das Gerät auf dem Bild auch in einer Staubigen Kellerecke stehen.
Sowas macht mich wütend und traurig, vermutlich sind Oma und Opa verstorben und dann wurde das Gerät einfach lieblos in den Keller verbannt...

Naja, nun ist es zum Glück in guten Händen.
Ich habe das Gerät nicht getestet, sondern am nächsten Tag gleich mal geöffnet und festgestellt das noch Alle originalen ERO100 verbaut waren, es schien kein einziges Bauteil getauscht.
Ebenfalls die Röhrenbestückung ist noch komplett unberührt. Alle Röhren tragen einen "Ape" Stempel von Grundig und haben auch keine starken einbrandstellen, dass auf wenig Benutzung hindeuten könnte.
Am gleichen Abend fing ich also mal an die ersten 15 Kondensatoren meiner frischen Bestellung zu verbauen und den völlig verdreckten Dreher zu reinigen.
Normalerweise bekommt man glatten Kunststoff ja mit einem Lappen und Alkohol sauber, hier musste ich mir aber mit Watte helfen, wo dies eigentlich das letzte währe das ich führ eine Reinigung einer solchen Oberfläche nehmen würde.
Am freien Tag darauf ging es aber dann richtig los! Um 10Uhr wurden die letzten Kondensatoren getauscht,
gegen Mittag bin ich dann mit dem Chassis nach draußen auf die Terrasse gegangen, hier ging es erstmal weiter.
Erstamal Alle Röhren raus und vorsichtig Putzen, dann das Chassis gründlich und vorsichtig vom Staub und Dreck befreit, die Fassungen gereinigt, den Tastensatz gereinigt, die Seilläufe geschmiert...
Nun war es soweit, das erste Einschalten. Ein bisschen Aufgeregt war ich schon.
Ich habe UKW gedrückt und die Skalenlampen sowie zwei der Funktionslampen leuchteten, die Röhren glühten. ABER, kein magisches Band, kein Ton, wie tot. Also wieder Aus, Chassis zur Seite gedreht und die Mess Spizen an sekundär an den Gleichrichter. Eingeschaltet, auf einmal zappte es unter dem Trafo und roch verbrannt, die EM84 leuchtete, schnell Stecker raus!

Ich drehte das als das Chassis um und schnupperte alles ab, es war offenbar nur der typische fehlerhafte schwarze 1kOhm Widerstand. Also habe ich Ihn gegen ein gebrauchtes, gutes Exemplar ersetzt.
Nun "fuhr" das Gerät hoch und es war auch einhergehend mit der leuchtenden EM84 ein rauschen zu hören, puh

Also Antenne dran, am Senderrad gedreht. Es kommt nichts rein

Kurzwelle dagegen war selbst Tagsüber vom Empfang sehr Klangstark, Mittelwelle war tot, Langwelle nur rauschen. Zwar veränderte sich dieses Rauschen aber weder die paar Franzosen noch die vertrauten Störsignale waren zu hören, hmm.

Als ich mir den UKW Tuner angesehen habe stand fest, dass er schonmal offen gewesen sein muss. Das sah man an den Schrauben, den Verkratzungen oben drauf um die Klammern aber auch am grauen Haftlack auf den Klammern über dem originalen Roten. So musste die Reparatur vermutlich von einer Radiowerkstatt gemacht worden sein, allerdings vor langer Zeit.
Als ich die Tastatur nochmal etwas durchschaltete wurde Langwelle und Mittelwelle manchmal kurzzeitig lebendig. Irgendwann hörte man die auf Mittelwelle nur noch als ein ganz schnelles "Pulsieren". Also nochmal gesprüht. Gedrückt, immernoch nichts.
Das Gerät spielte über TA aber bereits mit den 15 Watt Philips Boxen von meinem 1967er Capella Tonmeister sehr klar und kräftig

Den Dreher nahm ich mir zwischenzeitlich vor, hier war nur reinigen, Lager auswaschen und schmieren, Gummiteile waschen und einen Riemen aufsetzen nötig. Die Rolle und der Riemen sind noch recht weich und ohne Risse

Mittlerweile war es wieder Abend, so schaute ich mal im Forum nach Grundig 6199 und so bin ich bezüglich des UKW Problems zumindest fündig geworden! olli0371 hat mal ein Thema zu einer Korrodierten Drossel in seinem 6199 eröffnet.
So bin ich wieder zurück ans Gerät, jedoch musste ich lange inspizieren bis ich herausbekam wie ich den Tuner lösen kann ohne den äußerst Komplexen UKW 5-Fach Seilzug zu beschädigen...
Beim hineinleuchten bei gezogenen EC92 konnte ich an der linken Fassung bereits den abgegammelten, mit Grünspan übersähten Draht der Drossel erkennen.
Es brauchte einige Zeit, aber dann hatte ich die Box endlich offen und konnte meinen schon seit Stunden erhofften "Letzten Lötpunkt" setzen.
UKW funktionierte nun, jedoch meine ich dass der Empfang manchmal etwas Klopfempfindlich ist, war

Das Problem mit MW, LW ließ mir aber noch keine Ruhe...
Also mal mit dem Schraubendreher Alles abgeklopft, der Filter beim AM Drehko schickte mich dann auf die Falsche Fährte.
Als ich Ihn dann endlich mühevoll geöffnet bekam und begann nach losen Drähten zu suchen wurde ich enttäuscht, so war ich gezwungen das Projekt für diesen Tag abzubrechen, schließlich war ich ja auch geschafft...

Am heutigen Morgen bei besserem Licht ging es in die nächste Runde, nochmal die Ecke um den Filter abgeklopft, dann mal die ECH81. Als sich dann das Geräusch etwas veränderte dachte ich das Problem im Griff zu haben, austausch ECH81 rein. Wieder nix!, mist...

So habe ich mal gründlich den AM/TA Tastensatz links ganuer inspiziert. Nach unzähligem überfliegen der einzelnen Kontakte fiel mir irgendwann ein loses Drähtchen einer Drossel auf, dieses drückte ich gegen den Kontakt und Plötzlich war das typische AM Rauschen zu hören!

Ich testete nochmal Alle Wellenbereiche durch und ließ das Gerät spielen, fühlte Trafo, Filterelko , Übertrager ab.
Offenbar Alles ok.
So ging es endlich ans' ersehnte Zusammenschrauben, natürlich vorerst nur den Dreher rein und das Chassis grob hinein um vor dem endgültigem verschließen nochmal zu prüfen, Also Plattenspieler angelötet, und an TA angeschlossen.
Stecker rein, UKW, das Gerät heizte auf und war keine 10 Sekunden an, sofort fiel mir auf dass die EM84 leicht dunkel war und der Klang kam Verzerrt aus den Lautsprechern. Als ich hastig abschalten wollte stieg auch schon leichter Rauch unter EBF89, EF89 hervor und Gestank.
Ich drehte das Chassis um und untersuchte, irgendwann erspähte ich einen verkohlten Widerstand. Also wieder an den Computer, Schaltplan aufgerufen und durchsucht. Es handelt sich um einen 1kOhm Widerstand.
Ich habe unter dem Chassis nochmal Alles geprüft, eventuelle Verbindungen welche ich druch das Hantieren mit dem Chassis eventuell Kurzgeschlossen habe usw.
Ich habe den Widerstand nochmal gemessen, er hatte offenbar noch den korrekten Wert. Nochmal eingeschaltet, das Gerät hatte noch nicht aufgeheizt und der Widerstand war wieder heiß.
Also habe ich einen neuen eingelötet und eingeschaltet. Mehrmals kurz, keine aufwärmung. Also dann nochmal etwas länger. Ebenfalls blieb der Widerstand kalt und UKW spielte einwandfrei.
Dann richtete ich das Gerät für einen weiteren Testbetrieb wieder auf und nach dem Einschalten verzerrte sofort wieder der Klang und der Widerstand qualmte...
Ich dachte fast hätte ich es geschafft...

Wenn er fertig ist werde ich mal einen Reparaturbericht mit Bildern einstellen.
Der Widerstand sitzt im UKW Tuner, ich habe hier einen Ausschnitt aus dem Schaltplan mit dem gekennzeichneten Widerstand:
https://www.dropbox.com/s/1wh4hw24u0hgu ... g.PNG?dl=0