Nassreinigung Sony-TV KV-M1400D

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mrossx
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Nassreinigung Sony-TV KV-M1400D

Beitrag von mrossx »

Hallo Leute,

ich habe hier gebraucht einen Sony Trinitron-TV (ein kompaktes kleines Ding) erstanden.
Werde wohl mal die Elkos tauschen (das Bild zappelt ein bisschen), ansonsten scheint er gut zu tun.

Ausserdem (und daher mein Posting...) würde ich dem Dingens aber gerne auch mal nass reinigen, da man so am leichtesten den Staub und auch die Gerüche loswird, die sich nach Einschalten bei Erwärmung im Raum verbreiten.

Muss ich bei dieser Art TV was beachten bei der Nassreinigung der Platinen? Lautsprecher nicht mitreinigen, eh klar. Bildröhre hinten vorsichtig feucht abwischen damit die Graphitschicht nicht abgeht. Kann man den Rest mit Spüli-Wasser-Lösung einsprühen, einwirken lassen, abduschen, mit destilliertem Wasser nachspülen, reichlich (1 Woche) trocknen lassen? Meines Wissens sind die hier verbauten Teile alle recht unkritisch, wollte mir aber mal eure Meinung einholen. Oder sind der HF-Teil, oder die gezeigten R-und C-Trimmer ggf. anfällig? Die Trimmpotis scheinen eine nicht besonders toll verkapselte Variante zu sein. Oder diese Textilband-Umwicklung des Bildröhrenhalses?

Gibts besser geeignetes als (warme) Spüli-Lösung aufzusprühen? Platinenreiniger mit Lösungsmittel wollt ich nicht verwenden, der Platinenlack (Lötlack etc) soll ja draufbleiben (erfahrungsgemäss dünsten die Platinen nach Entfernen des Lacks verstärkt aus).

Viele Grüße,
Marc
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eabc
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Re: Nassreinigung Sony-TV KV-M1400D

Beitrag von eabc »

Eine Naßreinigung mit Ausschluß der bereits benannten Bauelemente ist durch aus Zielführend, wenn du auch noch eine Druckluft Trocknung anwenden kannst, besonders intensive Trocknung benötigt die Hochspannungsstufe mit Ablenkwicklung und das Netzteil.
M.f.G.
harry

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Re: Nassreinigung Sony-TV KV-M1400D

Beitrag von mrossx »

Unter der Gummi-Anodenkappe habe ich (rings um den Anoden-Anschluss der Röhre) einen sehr dünn aufgetragenen, Vaseline-artige, geruchlosen Fettfilm auf der Bildröhre entdeckt. Wurde das dort vom Hersteller zwecks Isolation (luftdichter Abschluss gegen Sprühentladungen?) angebracht, oder handelt es sich um eine Verschmutzung?

Viele Grüße,
Marc
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SABA78
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Re: Nassreinigung Sony-TV KV-M1400D

Beitrag von SABA78 »

Zeilentrafo, Tunerbaustein(e) und sonstige empfindliche Indukitiväten sollte man vorher entfernen. Speziell da wo im Betrieb Hochspannung anliegt sollte man vorsichtig sein!

Ich würde das Chassis mit Glasreiniger einsprühen, dann mit einem dicken weichen Pinsel alles einmassieren und hinterher mit Pressluft trocken pusten. Falls keine Pressluft zur Verfügung steht entweder Fön oder mit destilliertem Wasser nachspülen und gut trocknen lassen.

Wenn es sich nur um Staub handelt greife ich zu Staubsauger und Pinsel. Nur bei sehr schmutzigen Geräten wende ich die Nassreinigung an.
Gruß,
Daniel


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Re: Nassreinigung Sony-TV KV-M1400D

Beitrag von mrossx »

Habe mich jetzt für eine reine Trockenreinigung (verschiedene Pinsel) entschlossen, plus eine sehr vorsichtige (Q-Tips mit Fensterreiniger) Reinigung rund um den Zeilentrafo, wo sich immer am meisten Dreck ansammelt. So dreckig ist das Gerät ja insgesamt nicht.
Die einzige Stelle wo die Platine etwas vollgesifft ist, ist in der Nähe eines kleinen Übertragers in der Nähe des Zeilentrafos. Der Übertrager hat so eine Art Wachsschicht auf aussen auf dem Kern, die ist offenbar über die Zeit durch die Wärme zunehmend über die Platine gekrochen, in ca. 3 cm radius. Nichts katastrophales.
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Re: Nassreinigung Sony-TV KV-M1400D

Beitrag von mrossx »

Der Elkotausch ist beendet. Nun sollte für die nächsten 25 Jahre Ruhe sein :wink:

Die Service-Manual für diesen TV findet man mit etwas Suchen als PDF im Netz, mit allen Platinen-Layouts und Bestückungsplänen und Teilelisten.

Damit alle was davon haben, hier die Teileliste der Elkos, die ich getauscht habe. Dies gilt für den Sony TV Typ KV-M1400D. Andere Typen haben teils andere (mehr/weniger) Kondensatoren, ist aus der Service-Manual zu ersehen.
"crit." markiert Elkos im Umfeld der Schaltnetzteile, diese müssen durch entsprechend geeignete (low-ESR, niedrige Induktivität, Ripple-Fest bei hohen Schaltfrequenzen) getauscht werden.
dX/rY heisst Durchmesser X mm, Rastermaß Y mm.

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1	0,47uF 50V	d5 crit.
3	1uF 50V		d5
1	1uF 350V	d6
2	2.2uF 50V	d5
1	3.3uF 50V	d5
4	4.7uF 50V	d5
1	4.7uF 160V	d6 105°
7	10uF 50V	d5
1	10uF 250V	d10
1	22uF 25V	d5
8	22uF 50V	d5
1	22uF 50V	d5 105°	crit.
1	22uF 250V	d10/r5 crit.
1	33uF 50V	d5 (verbaut im Gerät: 16V!)
3	47uF 16V	d5
7	47uF 50V	d5 (verbaut im Gerät: 16V)
1	47uF 50V	d6
4	100uF 16V	d6.5
1	100uF 16V	d5 105°
1	100uF 25V	d6.5
1	100uF 50V	d7
1	100uF 160V	d18/r8; hohe bauform; crit.
1	220uF 400V	d30; rm: 4 anschlüsse!; crit.
1	330uF 16V	d7
1	470uF 16V	d10/r5
1	470uF 25V	d10
1	470uF 35V	d10/r5 crit.
1	470uF 50V	d10 crit.
2	1000uF 25V	d10; crit.
1	2200uF 16V	d12/r5
Einige Überraschungen gab es doch:
  • Der Ladeelko des Schaltnetzteils 220uF/400V hat recht ungewöhnliche Anschlüsse, recht massiv. Zum Anbringen des neuen Elkos (Rastermaß passte um 2 Millimeter nicht..) mussten die Bohrlöcher minimal größer ausgefräst werden. Dank der recht massiven Kupferflächen rund um den Elko kein Problem, noch genug Futter da.
  • Einige Elkos waren laut Teileliste 50V-Elkos, im Gerät verbaut waren aber 16V-Elkos. Hier hat man vermutlich im letzten Moment (oder innerhalb der Serienlaufzeit) noch Optimierungspotential erkannt.
Die Elkos habe ich ausnahmslos gegen 105°-Typen getauscht. Im Original-Zustand waren nur rund um den Zeilentrafo 105°-Typen verbaut, sonst 85°. Im Zweifel habe ich auch (wo der Aufpreis vernachlässigbar war und größere Mengen benötigt wurden), eher die spannungsfestere Variante gekauft.
Die gewählten Panasonic-Kondensatoren Serie EB bzw. FR haben eine hohe Ripplestromtoleranz und eine hohe Lebensdauer. Zusammen mit der im Zweifel eher höher gewählten Spannungsfestigkeit reichlich überdimensioniert.

Insgesamt schien das Gerät rückblickend schon recht solide gebaut was die Elkos angeht, möglicherweise würde man auch noch ein paar Jahre mehr mit den alten Elkos rauskriegen. Aber so habe ich hoffentlich erstmal meine Ruhe für die nächsten Jahren.
Keine augenscheinlichen Verschleisserscheinungen bei den Elkos. Nachmessen konnte ich bisher nicht, möglicherweise kann mir da Matt mal etwas Hilfestellung leisten :wink:

Hier noch die Bestell-Listen für Farnell und RS. Gab leider nicht alle Teile bei nur einem Versender, oder eben dann teils nur in riesen Stückzahlen.

Code: Alles auswählen

Farnell-Bestellnr.	Bestellte Menge	Produktbeschreibung	Hersteller-Teilenummer
2346597	5	50PX0R47MEFC5X11 ALU-ELKO, 470NF, 50V, RADIAL	50PX0R47MEFC5X11
2346264	5	50YXJ1M5X11 ALU-ELKO, 1UF, 50V, RADIAL	50YXJ1M5X11
1907216	1	ECA2VHG010 ALU-ELKO, 1UF, 350V, RADIAL	ECA2VHG010
2079140	2	EEUEB1H2R2S ALU-ELKO, 2.2UF, 50V, RADIAL	EEUEB1H2R2S
2079138	1	EEUEB1H3R3S ALU-ELKO, 3.3UF, 50V, RADIAL	EEUEB1H3R3S
2079133	4	EEUEB1H4R7S ALU-ELKO, 4.7UF, 50V, RADIAL	EEUEB1H4R7S
8813124	1	UPS2C4R7MPD ALU-ELKO, 4.7UF, 160V, RADIAL	UPS2C4R7MPD
2079146	7	EEUEB1H100S ALU-ELKO, 10UF, 50V, RADIAL	EEUEB1H100S
1831304	1	250BXC10MEFC10X16 ALU-ELKO, 10UF, 250V, RADIAL	250BXC10MEFC10X16
2063079	10	EEUFR1H220B ALU-ELKO, 22UF, 50V, RADIAL	EEUFR1H220B
1673465	1	EEUEE2E220 ALU-ELKO, 22UF, 250V, RADIAL	EEUEE2E220
9692940	1	ECA1HHG330 KONDENSATOR, ALU-ELKO, 33UF, 50V, RAD	ECA1HHG330
2217571	15	EEUFR1H470 ALU-ELKO, 47UF, 50V, RADIAL	EEUFR1H470
2760333	6	EEUFR1E101 ALU-ELKO, 100UF, 25V, RADIAL	EEUFR1E101
1800677	1	EEUFR1H101B ALU-ELKO, 100UF, 50V, RADIAL	EEUFR1H101B
1800648	1	EEUFR1E331B ALU-ELKO, 330UF, 25V, RADIAL	EEUFR1E331B
1800634	1	EEUFR1C471B ALU-ELKO, 470UF, 16V, RADIAL	EEUFR1C471B
1800650	1	EEUFR1E471B ALU-ELKO, 470UF, 25V, RADIAL	EEUFR1E471B
1907239	1	EEUFR1V471L KONDENSATOR, ALU-ELKO, 470UF, 35V, RAD	EEUFR1V471L
1800685	1	EEUFR1H471B ALU-ELKO, 470UF, 50V, RADIAL	EEUFR1H471B
1907238	2	EEUFR1E102B ALU-ELKO, 1000UF, 25V, RADIAL	EEUFR1E102B
2479889	1	EEUFR1C222B CAP, ALU ELEC, 2200UF, 16V, RAD	EEUFR1C222B

RS Components:
2x    Kondensator Elko radial PW 200V 100uF   RS Best.-Nr.: 7153142
1x    Alu Kondensator 159 PUL 400V 220uF     RS Best.-Nr.: 7492368
Das Plastikgehäuse habe ich übrigens (nach zwischenzeitlichem, vorsichtigen Ausbau der Bildröhre) mit Bref gereinigt, da kam eine Menge Dreck raus, obwohl der TV sonst eigentlich recht sauber war (stammte augenscheinlich aus einem sehr gepflegten Haushalt).