Ich war wirklich jahrelang auf der Suche nach so einem Gerät, genauer seit diesem alten Thread hier:
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=3753
Unsere Experten hatten damals sehr ausführlich Eigenschaften, Vor- und Nachteile dieser ungewöhnlichen Schaltung ausgebreitet und sogar Messungen an so einem Chassis durchgeführt. Nun kam aber auch damals schon heraus, daß diese Geräte wirklich recht selten sind. Die kleineren Goldsuper-Modelle aus der Zeit gibt es gelegentlich, auch die späteren mit der spinnerten und meist kaum noch zu reparierenden Duplex-Umschaltung gibt es häufiger. Aber die Modelle W45 Typ 5010 und W46 Typ 5029 (der hat zusätzlich ein Klangregister mit 5 Tasten) sind rar.
Kölner Radiosammler scheinen dem Sammeltick (noch) eifriger und mit noch weniger Rücksicht auf ihre Platzverhältnisse zu frönen, als dies anderswo der Fall ist. Nachdem vor Jahren die Riesensammlung aufgelöst wurde, bin ich mit einem weiteren Sammler aus der Domstadt bekannt, der im 4. OG eines alten Hauses wohnt. Dieses hat keinen Aufzug, so muß er alle seine Schätzchen mit Muskelkraft hinauf und herunter wuchten. Nun mußte er einen Teil seiner Wohnung renovieren lassen, wofür einige Zimmer leergeräumt werden mußten. Seine Platzreserve im Keller war allerdings bereits erschöpft. Und zwar restlos. Wenn man die Kellertür öffnet, steht man einer geschlossenen Radiowand gegenüber, an der man sich irgendwie vorbeiquetschen muß, um in die hinteren Gefilde zu kommen. Was mir nicht eben leichtfällt.
Nun aber war dieser Keller bereits komplett voll. Was machte der gute Mann ? Er mietet seit einigen Monaten eine Box bei so einer Umzugs-, Lager- und Logistikfirma, die in der Nähe von Autobahnausfahrten neuerdings allenthalben aus dem Boden schießen. Zum happigen Preis von 59 Euro im Monat lassen sich dort weitere geschätzt 40 bis 50 Radios unterbringen und die stehen da auch drin. Dasselbe Bild: Tür auf, betreten unmöglich. Deckenhohe Radiostapel bis ins letzte Eck.
Von einigen erbärmlichen Kandidaten wollte er sich nun trennen, eben auch von dem Schrottsu..... Goldsuper W46.
Ich habe selten ein Radio in einem dermaßen desolaten Zustand gesehen. Das Gehäuse ist zwar noch stabil und nicht verwurmt, aber das Radio muß mal mit der Rückwand auf eine Kante gefallen sein. Von dieser Rückwand gibt es nur noch Trümmer. Die sich ergebende Öffnung bot nun Einlaß für unglaubliche Mengen Dreck, das Innere des Radios sah aus, wie eine Bauschuttdeponie. Ganz davon ab muß der Erstbesitzer schwerer Raucher gewesen sein. Alles braun, wie Oma Theklas Gardinen anno 1969. Opa Willi ist daher auch schon 1972 an Lungenkrebs verstorben.....so weit ging die Phantasie mit mir durch.
Immerhin ging die Phantasie meines Kölner Bekannten nicht so weit, dafür noch Geld verlangen zu wollen, diesen Haufen Elend bekam ich geschenkt. Ich habe mich dann dieser Tage tatsächlich drangemacht, den erst einmal zu demontieren.
Sichtkontrolle: Es steckten statt der etatmäßigen 2*EZ80 zwei EZ81 drin ! Da war also ein übereifriger Bastler dran. Der unglaublich fette Netztrafo hatte aber keinen Schaden durch die höhere Heizleistung genommen. (Ich dachte so: eigentlich hätte in der Produktion ja eine EZ81 statt zwei EZ80 gereicht, die EZ81 gab es aber von Lorenz eher nicht, habe ich jedenfalls noch keine gesehen.)
Seilzüge beide drauf, nach Reinigung und Schmierung hat der für UKW schon wieder Traktion, der für AM noch nicht. Die Konstruktion ist nicht so bekloppt, wie bei den späteren Duplex-Umschaltungen dieses Herstellers, aber auch von hinten durch die Brust ins Auge.
Becherelko etwas ausgelaufen. Da Koppel-C schon getauscht war, sofort Probleauf. Leistungsaufnahme ging bis auf 170 Watt hoch. Zuerst die 2.200pF-Kondis an den beiden EL84 getauscht, da die schrecklich aussahen: keine Besserung. Dann den SAF-Becherelko gegen einen von Siemens getauscht. Leistungsaufnahme 75 Watt, AM-Empfang sofort möglich, UKW nach Rütteln an der ECC85 auch.
Auf den Bildern ist der blank wirkende Siemens Becherelko gut von seiner Umgebung zu unterscheiden, jetzt will ich Euch nicht länger auf die Folter spannen:




Lustiges Detail: der Schalter der Bandbreitenumschaltung liegt in der Mulde der Schwungmasse:

Der Stoff ist gepflegt nikotingelb bis -braun. Hat jemand den geschwungenen Schriftzug auf der Fußleiste abzugeben ?

Das Gehäusedach, da hilft wohl nur noch abbeizen:

Beispiele für die Kontamination im Gehäuse:


Ergebnis: wieder so ein Grenzfall, da ich das Gerät immer schon haben wollte, werde ich wohl in die ernsthafte Instandsetzung einsteigen. Der fehlende Schriftzug wird kaum zu ersetzen sein, also kommen mir auch Zweifel. Natürlich muß das Gehäuse abgebeizt werden und vermutlich wird ein neuer Stoff fällig.
H.