Vor einiger Zeit fiel mir bei einer älteren (BJ 90er?) Haushalts-Schuko-Verlängerung Klappern der Kupplung auf, wenn man die sie schüttelte. Ich dachte an ein loses Plastikteil, was evtl. drin herumflog; mechanisch scheinbar alles OK, nur die Erdkontaktklemme möglicherweise etwas mehr im Spiel im Gehäuse - könnte aber schon ab Werk so sein. Die Kupplung funktionierte weiterhin, und auch der Erdkontakt war (fix durchgemessen mit Multimeter) erstmal unauffällig.
Aktuell bin ich dabei, ein älteres Röhrenradio zu reparieren. Das Radiochassis (kein Allströmer!) hatte ich beim Ersetzen der Netzzuleitung auf Schutzerde gelegt. (Das ist traditionell nicht üblich, empfiehlt sich aber m.E. aus Sicherheitgründen, wo möglich.) Das Radio versorgte ich über genannte Verlängerung. Beim Bewegen der Kupplung war nun Krachen im Lautsprecher zu hören - das bedeutet: wackelige Schutzerdung!
Also die Kupplung geöffnet und mal nachgesehen.
Das Versorgungskabel war am Eingang der Kupplung zur Zugentlastung nicht extra mit Schrauben geklemmt wie üblich, sondern nur durch das Schließen des Gehäuses (dieses wiederum geschlossen gehalten durch kleine Plastiknasen). Die Kupplung war offenbar mal irgendwann runtergefallen, dadurch war Spiel ins Gehäuse gekommen (bei genauem Hinsehen zu sehen, Kupplung war nicht mehr satt geschlossen), die Zugentlastung war nicht mehr gegeben, die Zuleitung ruschte daher etwas heraus - was aber aufgrund des Knickschutzkragens der Kupplung optisch nicht weiter auffiel.
Der Erdkontakt besteht aus zwei Teilen, die durch Nietung miteinander verbunden sind. Entweder durch schlechte Nietung, oder den Zug auf den Schutzleiter, oder beides, hat sich die Nietung gelockert, die beiden Teile waren nicht mehr fest verpresst, berührten sich nur noch an wenigen Stellen, teils nur über den Niet elektrisch verbunden. Daher kam der wackelige Erdkontakt.
Doch noch ein weiteres Problem gab es. Offenbar durch einen Fertigungsfehler war einer der beiden P/N-Leiter nicht sauber mit dem Kontakt verpresst. Man sieht beim einen Kontakt dass die Pressung an zwei Stellen erfolgte, beim anderen ist nur eine Pressmarke zu sehen. Offenbar war das Presswerkzeug verrutscht, die zweite Pressung erfolgte vermutlich auf der Litze. Genau an diesem Kontakt rutschte der Leiter heraus, so dass er nur noch an 3 oder 4 Litzendrähtchen hing. Bei etwas größerer elektrischer Last wäre diese Stelle sicherlich in Flammen aufgegangen.
Warum war all dies längere Zeit nicht aufgefallen? Die Leitung verwendete ich fast ausschliesslich zum gelegentlichen Versorgen einer kleinen 20W-Halogen-Tischleuchte (Schutzisoliert, Euro-Stecker), wenn ich diese mal zur Beleuchtung vn Reparaturen an entlegenen Stellen benötigte. Keine Schutzerdung, kleine Last.
Allmählich kann ich verstehen, dass Firmen regelmässig einen E-Check aller elektrischen Geräte machen.
Wer verkauft so einen Schund?
Was lernen wir daraus? Bei Netzzuleitungen nicht sparen, immer wieder mal ein Auge drauf haben, Messung möglichst unter Last.