Germanium Basteleien

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Fernmelder
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von Fernmelder »

:bier:

Top Sache, ich hab auch ungefähr nen halben Eimer Germanium hier. Mal sehen was ich damit noch anstelle.

Ich hab zumindest nen Projekt für etwa 350 Transistoren im Kopf....

Es wird eine Digitale Uhr Diskret aufgebaut. Sie bekommt dann minütliche Impulse und Zusätzlich noch Sekunden durch meine Hauptuhr.

Bald geht's damit los, Schaltplan ist soweit ausgearbeitet.
Anzeigen sollen erst LEDs sein und Später dann Nixis oder VFD Röhren.

:hello:
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von Gorbi! »

Respekt, was Du mal so schnell "zusammenlötest". Das ist technisches Können. Ich frage mich: Weshalb bewundert man immer die sog. "digital Natives", die nur auf Oberflächen herumwischen, ohne zu verstehen, was im Inneren vor sich geht? :D
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von Fernmelder »

:mrgreen: Bei mir wische ich im Kopf hin und her um eine Schaltung zu Entwickeln :lol:

Habe vor nem Jahr eine ziemlich Aufwendige Sonderlösung für die ansässige Feuerwehr entwickelt. Das war zu 90% was einem so im Kopf herumschwirrt.
Schaltplan zu zeichnen war nur am Ende nötig, das ganze war schon im Holodeck gespeichert :mrgreen:

Ich bin auch so einer der einfach anfängt und dann beim Aufbauen weiterentwickelt. Vorab das zu machen ist mir zu Umständlich, ist halt meine Lösung. Problem ist nur das keiner versteht was ich da mache bis es dann fertig ist. :danke:
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von Black Desire »

Hallo,

Hole dieses Thema mal wieder nach oben. Habe im Netz einen Schaltplan mit AC187K und AC188K gefunden, nur leider fehlen die Werte der Widerstände. Macht es Sinn die durchzurechnen oder ist die Schaltung murks?

https://i.stack.imgur.com/NGie7.jpg

MfG
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Den habe ich mal gebaut und funktionierte.
audio_amp3.6w.jpg
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Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von Black Desire »

Guten Morgen,
danke für diesen Vorschlag Volker. Ist schon komisch, im Netz findet man nicht viele Schaltpläne mit AC187K u. AC188K in der Endstufe. Passende Radiomodelle wo man abkupfern könnte, kenne ich nicht. Vielleicht hat von Euch noch jemand den ein oder anderen Schaltplan auf Lager.

Ich habe folgende Transistoren zur Verfügung:
- AC152
- AC162
- AC187K
- AC188K
- AD161
- AD162

Eine Endstufe mit AD161 u. AD162 ist mir eigentlich schon zu Leistungsstark.
MfG
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Ja mit Ad161/162 bewegst du dich schon gegen 10W, die gezeigte Schaltung entspricht einer Siemens Schaltung, die die mal in ihren Schaltungsbeispielen veroeffentlicht haben.
Schaltungen gibt es im Netz eigentlich haufenweise. Einfach mal bei Tante Gockel AC187/188 eingeben und auf Bilder klickern.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von EQ80 »

Hallo,
diverse Schaltungen mit AC187K/AC188K findet man leicht auch beim radiomuseum.org. Z.B. nach Geräten mit AC188 suchen und dann nach Hersteller sortieren. Grundig z.B. hat diese Transistorkombi sehr häufig verwendet und fast alle Schaltungen sind hinterlegt.
https://www.radiomuseum.org/dsp_treffer ... ker&Page=4
Viele Grüße

Frank
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von Black Desire »

Vielen Dank für den Vorschlag mit den Schaltplänen vom Radiomuseum :super:
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von Black Desire »

Hallo,
habe gerade mal die AC187K und AC188K mit dem Multimeter die HFE gemessen. Der 187er hätte 2500 und der 188er nur 180 :?: Wahrscheinlich kennt das moderne Multimeter nur Silizium, oder sollte das egal sein.
MfG
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von röhrenradiofreak »

Sowohl AC187K als auch AC188K haben eine Stromverstärkung von typisch 165, der Streubereich geht von 100 bis 500. Also kann Dein Messwert von 180 passen. Der Wert von 2500 aber nicht, eine so hohe Stromverstärkung haben diese Transistoren nicht. Das ist also eine Fehlmessung, dafür gibt es zwei mögliche Gründe.

Einmal der Sperrstrom. Einfache Transistortester messen den Verstärkungsfaktor, indem ein kleiner Basisstrom eingespeist und dann der Collectorstrom gemessen wird. Dieser setzt sich aber aus dem Strom, der durch den Basisstrom bewirkt wird, und dem Sperrstrom, der auch ohne Basisstrom fließt, zusammen. Bei Germaniumtransistoren ist der Sperrstrom mitunter recht hoch, dann kommt es zu solchen Fehlmessungen.

Eine andere mögliche Ursache ist, dass der Transistor in der Testschaltung anfängt zu schwingen. Wenn Du das Transistorgehäuse oder die Prüfleitungen anfasst und sich dadurch der angezeigte Wert stark ändert, ist das der Fall.

Lutz
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von elmot »

Hallo,

der Blaupunkt "Derby" hat in der Endstufe die AC 153 verbaut wenn ich mich nicht irre.


Achim
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von röhrenradiofreak »

Von 1961 bis 1981 gab es mehrere Dutzend Kofferradios Blaupunkt Derby. Die ersten hatten eine Endstufe mit 2 x OC74, später gab es 2 x AC117 (ähnlich AC153), dann 2 x AC153K., ab 1968 eine eisenlose Endstufe mit den Komplementärtypen AC153K und AC176K. Letztere eignet sich für einen Nachbau besser, weil man keine Übertrager braucht.

Germanium-Endstufen findet man in praktisch allen Koffer- und Autoradios der 60er bis weit in die 70er Jahre. In Endstufen wurden Germaniumtransistoren lange verwendet, weil man mit ihren kleineren Spannungsabfällen die Betriebsspannung besser ausnutzen konnte.

Lutz
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von radio-hobby.de »

Zitat: "...weil man mit ihren kleineren Spannungsabfällen die Betriebsspannung besser ausnutzen konnte."

Lutz, es gibt noch einen Grund, und der ist vielleicht noch ausschlaggebender gewesen.

Die für das Ansteuern der End-Transistoren notwendige Basis-Emitterspannung ist bei Germanium mit vielleicht 0,2 Volt deutlich niedriger als bei Silizium mit ca. 0,6 Volt.
Beim Übergang von der negativen zur positiven Halbwelle (und umgekehrt) muss die Ansteuerspannung der Basisanschlüsse der Gegentakt-Endstufentransistoren diese Basis-Emitterspannung "überspringen". Dieser Sprung ist bei Germanium mit 2 x 0,2 Volt deutlich kleiner und damit weniger störend als bei Silizium mit 2 x 0,6 Volt. Faktor 2 deswegen, weil es ja zwei Basis-Emitterstrecken der Endstufentransistoren sind.
Schaltungen mit Germanium-Gegentakt-Endstufen-Transistoren haben deswegen von Natur aus deutlich weniger "Übernahmeverzerrungen" beim Übergang von der positiven zur negativen Halbwelle (und umgekehrt).

Solche Verzerrungen werden teils vermieden durch eine entsprechende Basis-Emitter-Vorspannung für beide Endstufen-Transistoren, die dann stets einen gewissen geringen Ruhestrom haben, der sogenannte A-B-Betrieb. Problematisch wird das Ganze bei Erwärmung der Germanium-Endtransistoren, wodurch der Ruhestrom durch "thermische Aufschaukelung" unkontrolliert ansteigen kann und die Endtransistoren brennen durch. So muss eine Kunstschaltung mit einem Thermistor her, der bei Erwärmung der Endtransistoren den Ruhestrom durch Verminderung der Basis-Emitter-Vorspannung absenken soll. Das muss aber sehr ausgewogen passieren: Mit zu viel Absenkung des Ruhestroms bei Erwärmung gibt es hörbare Übernahmeverzerrungen, bei zu wenig Absenkung der Basis-Emitter-Vorspannung brennen die Endtransistoren dennoch durch.

Um dieses Problem zu umgehen, wurde auch eine Schaltung mit Germanium-Endtransistoren entwickelt (z.B. im Tonbandgerät SABA TG 464), die ganz ohne Basis-Emitter-Vorspannung für die Endstufentransistoren auskommt; die beiden Basis-Anschlüsse der komplementären Endstufentransistoren AC 187/ AC188 sind dann direkt miteinander verbunden; dieser sogenannte C-Betrieb kommt ganz ohne Ruhestrom der Endtransistoren aus. Allerdings muss dann die Gegenkoppelung kräftig ausgelegt sein, um die Übernahmeverzerrungen gering zu halten.

Mit Silizium-Endtransistoren wären die entstehenden Übernahmeverzerrungen bei einer solchen Schaltung mit direkt verbundenen Basis-Anschlüssen sehr viel größer und nicht mehr erträglich. Mit Silizium hat man aber weniger das Problem der thermischen Aufschaukelung, so dass man eine Vorspannung vorsehen kann, ohne diese zwingend temperaturabhängig regeln zu müssen.

Dennoch bleiben die Übernahmeverzerrungen bei Germanium einfach geringer, man kommt mit deutlich weniger Gegenkoppelung aus, benötigt also weniger Schaltungsaufwand, und deswegen sind Germaniumtransistoren in Gegentakt-Endstufen noch bis weit in die 1970-er Jahre verwendet worden, während in den anderen Stufen derselben Geräte bereits IC's und/oder Siliziumtransistoren Verwendung fanden.

Gruß
Georg
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:
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Re: Germanium Basteleien

Beitrag von röhrenradiofreak »

Dein Argument mit den geringeren Verzerrungen ist natürlich auch richtig, aber bei einem Koffergerät kommt es nicht so sehr auf geringen Klirrfaktor an wie bei einem HiFi-Gerät.

Die Basis-Emitter-Schwellspannung muss man auch im Verhältnis zur Betriebsspannung sehen, denn je nach Schaltung fehlt diese Spannung dann beim Aussteuerbereich der Endstufe. Bei einer Gegentaktendstufe mit Siliziumtransistoren sind es immerhin 1,2 bis 1,3 Volt, das allein macht bei einem Gerät mit beispielsweise 6 V Betriebsspannung rund 30% weniger Ausgangsleistung aus als bei einer Germanium-Endstufe. Vermeiden kann man das, indem die Basisspannung mit Hilfe einer Bootstrap-Schaltung aus der Ausgangsspannung aufgestockt wird. Das habe ich sowohl in Germanium-, als auch in Silizium-Endstufen gesehen.

Die Endstufe ohne Basisvorspannung ist nur in wenigen Geräten zu finden. Ich hatte vor einiger Zeit ein Becker-Autoradio mit so einer Endstufe auf dem Tisch. Bei geringer Lautstärke störten die Übernahmeverzerrungen so sehr, dass ich die Endstufe umgerüstet habe. Mit Basisvorspannung hörte es sich wesentlich besser an.

Lutz