Saba Freiburg Automatic 7

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hf500
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von hf500 »

Moin,
das bringt mich auf eine Idee.
Wenn der Strom fuer das Relais aus dem Kondensator kommt, kann man den Ladewiderstand auch vergroessern, um Folgen bei Falschbetaetigung zu mindern. Man muss u.U. nur etwas warten, bis man die Umschaltung erneut ausloesen kann, der Kondensator also wieder geladen ist.
Die Kraft, die auf den Anker des Relais ausgeuebt wird, ist direkt abhaengig vom Spulenstrom. Er muss nur fuer den Moment fliessen, den es benoetigt, den Anker von einer Endstellung in die andere zu bewegen. Daher reicht es hier aus, wenn der Kondensator fuer diese Zeit einen Spitzenstrom von knapp 3A bereitstellen kann (den Einfluss der Spuleninduktivitaet nicht eingerechnet).

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Peter
Bernhard W
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von Bernhard W »

Obwohl ich schon zwei dieser Geräte besessen habe (und damit viele entfernte Sender empfangen habe), habe ich das Musik/Sprache-Relais nicht näher angeschaut.

Das Relais ist bistabil, es bleibt in seiner Stellung stehen, wenn keine Spule bestromt wird. Die Kontaktkraft muss also irgendwie erhalten bleiben durch eine Feder oder Permanentmagnet(e).

Zum Lösen und Umschalten braucht man dann eine große Kraft, d. h. hohe magnetische Feldststärke. Zu Beginn ist der Luftspalt im magnetischen Kreis noch groß. Um eine hohe magnetische Feldstärke aufzubauen, braucht man deshalb besonders hohen Strom und den liefert der Kondensator. So gesehen macht es Sinn, wenn die Spule nicht so hochohmig ist, wie ich anfangs vermutet habe.

Der hohe Strom ist nur kurzzeitig notwendig zum Überwinden der Haltekraft. Die Schaltung ist schon gut durchdacht.

Durch den geringen Spulenwiderstand im Verhältnis zum Vorwiderstand, würde ich ein Überhitzen der Spule ausschließen. Auch der Kondensator liefert nicht genügend Energie, um den gesamten Spulenwickel zu überhitzen.

Für mich sind Unterbrechungen der Spulen am wahrscheinlichsten an einer geschwächten Drahtstelle und die ist meistens direkt an einer Lötstelle. Das kann man oft reparieren.

Bernhard
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von Bernhard W »

glaubnix-Peter hat das Prinzip gut verständlich skizziert, toll gemacht.
Demnach bleibt die Stellung durch die Reibung der Kontakte erhalten. Einfach und gut.
Vielleicht ist auch nur die gemeinsame Masseverbindung der beiden Spulen unterbrochen.

hf500-Peter: Die RC-Kombination wird auch für den Suchlauf verwendet.
Der Kondensator liefert auch hier den Anzugsstrom des Elektromagneten, aber der Widerstand muss den Haltestrom liefern.
Vergrößern des Widerstandswerts geht deshalb leider nicht.

Bernhard
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KlausM
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von KlausM »

Hallo zusammen,
Ich habe nochmal ein Bild von der Rep. meines Gerätes gefunden.
Spr_Musik Schalter.jpg
Habe den Verlauf des roten Spulenanschlusses mit Pfeilen gekennzeichnet.
SM Anschluesse.jpg
Grüße vom Westerwald
Klaus
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blnralf
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von blnralf »

Hallo Freunde

Wie gesagt, ich kann Spannungen messen an den jeweiligen Kontakten. Somit schließe ich einen Defekt des R111 aus.

mfg, Ralf
hf500
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von hf500 »

Bernhard W hat geschrieben:
Das Relais ist bistabil, es bleibt in seiner Stellung stehen, wenn keine Spule bestromt wird. Die Kontaktkraft muss also irgendwie erhalten bleiben durch eine Feder oder Permanentmagnet(e).
Moin,
nein, das waere zu unzuverlaessig. Das Relais ist bi_stabil_ ;-)
Zwei Elektromagnete (die beiden Spulen) ziehen den beweglichen Teil ("Anker") zwischen sich hin und her. Da gibt es keine Federn etc, die die Lage des Ankers beeinflussen koennen. Ja, die Reibungskraft der Kontakte haelt das Ganze in den Endstellungen fest, ist aber strenggenommen kein Ziel der Konstruktion.

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Peter
Bernhard W
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von Bernhard W »

hf500 hat geschrieben:...Zwei Elektromagnete (die beiden Spulen) ziehen den beweglichen Teil ("Anker") zwischen sich hin und her...
Und jede Spule hat einen gelb und einen rot isolierten Anschlussdraht.

Den Widerstand der Wicklungen würde ich bei beiden Spulen nochmal separat mit einem Ohmmeter messen.

Sind beide defekt? (das vermute ich nicht)
Die defekte Spule würde ich dann näher untersuchen, wo der Draht unterbrochen ist.

Klaus hat wieder gute Fotos eingestellt. So habe ich dieses Relais noch nie gesehen, Danke.
An meinen Freiburg 7 und 9 waren die häufigsten Fehler Lampenausfälle. Bis zum Musik-Sprache-Relais musste ich mich nie Vorarbeiten.

Bernhard
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von blnralf »

Hallo Freunde

Dann werde ich mir mal das ganze am Wochenende noch mal genauer anschauen. Aber wenn nur eine Spule defekt ist, müsste man doch die andere Spule arbeiten hören. Das aber tut es nicht. Merkwürdig finde ich nur, dass nur ein gelber und ein roter Draht ab war. Und sie schienen nicht abgelötet sondern anscheinend abgerissen.

mfg, Ralf
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röhrenradiofreak
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von röhrenradiofreak »

Wenn eine Spule defekt ist, wurde der Anker von der anderen Spule angezogen. Da das, wie schon geschrieben wurde, ein bistabiles Relais ist, bleibt er in der Lage, wenn die andere Spule, die ihn wieder zurückziehen könne, nicht arbeitet. Je nachdem, wie viel Spiel der Anker in dieser Lage hat, kann man vielleicht etwas hören, wenn die noch funktionsfähige Spule bestromt wird, oder auch nicht.

Lutz
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von blnralf »

Ja Lutz, das denke ich auch. Aber es ist absolut nichts zu hören oder zu sehen.

mfg, Ralf
hf500
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von hf500 »

Moin,
unter den Spulenanschlussleitungen kann man ja den Mitnehmer der Schaltschieber sehen. An dem kann man das Relais auch von Hand betaetigen. Mal in die andere Endstellung schieben und sehen, was passiert.

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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von Bernhard W »

blnralf hat geschrieben:... Merkwürdig finde ich nur, dass nur ein gelber und ein roter Draht ab war. Und sie schienen nicht abgelötet sondern anscheinend abgerissen.
Kann man der Schieber von Hand bewegen? (vielleicht hat jemand verharztes Öl verwendet, was ich aber nicht vermute)
Wenn man den Schieber bewegen kann, dann auf die andere Seite verschieben und die Tasten "Musik" und "Sprache" nacheinander betätigen, wie es hf500 eben vorgeschlagen hat.
Wenn eine Spule noch funktioniert, wird der Schieber von der fehlerfreien Spule wieder angezogen.

An der Dimensionierung der Bauteilwerte haben wir gesehen, dass die Spulen thermisch nicht überlastet werden können, also nicht verschmoren können.

- Bei jedem Schaltvorgang werden sich die Spulen und weitere Teile ein wenig bewegen.
- Direkt an den Lötstellen ist der Draht geschwächt. (Das Kupfer ist spröder und ein wenig Kupfer wird im flüssigen Lot gelöst, der Draht wird also dünner.)
- Bei jedem Betätigen der Tasten "Musik" und "Sprache" fließt für kurze Zeit ca. 2 A durch den dünnen Draht.
Das kann dazu führen, dass der Draht direkt an der Lötstelle mit der Zeit unterbricht wie eine gealterte Schmelzsicherung.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Spulen und damit das Relais wieder funktionieren, wenn die Spulenanschluss-Drähte etwas abisoliert, neu verzinnt (zur Kontrolle der Spulenwiderstand gemessen) und wieder angelötet werden. Die Drähte sind lang genug.

Bernhard
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von blnralf »

Den Schieber kann man leicht bewegen. Die Umschaltung klappt so. Aber egal in welcher Stellung der Schieber ist, es reagiert nichts,
Bernhard W
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von Bernhard W »

blnralf hat geschrieben:Den Schieber kann man leicht bewegen. Die Umschaltung klappt so. Aber egal in welcher Stellung der Schieber ist, es reagiert nichts,
Okay, das ist schon mal ein gutes Zeichen, dass die Mechanik in Ordnung ist.

Nun würde ich die abgetrennten roten bzw. gelben Spulenanschluss-Drähte etwas abisolieren und den Draht frisch verzinnen. Der Draht hat eine Lackschicht, die muss vermutlich vorher vorsichtig entfernt werden, z. B. durch abkratzen. Heute gibt es spezielle Spulenlacke, die beim Löten zerstört werden, die gab es damals vermutlich noch nicht.

Anschließend den elektrischen Widerstand der beiden Spulen messen.

Wenn der Widerstand um 100 Ohm beträgt und beim Drücken der Tasten ""Musik" bzw. "Sprache" trotzdem nichts passiert, ist wahrscheinlich C137 (16 µF) defekt. C137 muss kurzzeitig den hohen Strom für die Spulen liefern.
Im Neuzustand wird der Serienwiderstand von C137 um 10 Ohm liegen. Mit dem Verlust von Elektrolyt sinkt nicht nur die Kapazität, auch der Serienwiderstand steigt. Irgendwann kann C137 den notwendigen Anzugs-Strom nicht mehr liefern.

Ist C137 praktisch ganz ausgefallen, bestimmt R111 (10 kOhm) den Strom und der beträgt nur noch 28 mA. Damit macht das Relais mit Sicherheit keinen Mucks mehr.
Zum Testen kann man (ohne Löten) einfach mal einen Kondensator mit ca. 15 µF (350 V) parallel anklemmen.

Eine weitere Möglichkeit wären defekte Kontakte der Tasten "Musik" und "Sprache", die immerhin ca. 2 A schalten müssen. Aber zurzeit halte ich diesen Fehler für weniger wahrscheinlich als den Ausfall von C137.

Bernhard
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Re: Saba Freiburg Automatic 7

Beitrag von glaubnix »

Hallo,

die Spulendrähte sind recht dünn und sind direkt herausgeführt. Es ist schon nicht einfach den Isolierschlauch zu entfernen, ohne die Drähte dabei 'mitzureissen'. Hier empfiehlt sich die vorsichtig angewandte 'Lötkolbenschmorabisoliermethode'. Auch das mechanische Entlacken wäre für die Drähtchen lebensgefährlich. Der Lack schmilzt aber, wenn man ihn an der Lötkolbenspitze etwas länger im Zinn badet. Dabei sollte man darauf achten, dass der Isolierschlauch möglichst gerade gehalten wird, damit sich der Draht nicht seitlich heraus schmilzt. Das kann dann recht unschön aussehen...
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.