Nordmende Knöpfe wie polieren?

[Nixraff]

Hallo,
also je mehr ich lese und die Suchfunktion bemühe, um so verwirrter werde ich

- mechanisch: Dremel, Bohrmaschinen-Polierscheibe, per Hand?
- alter Schutzlack ab, Stahlwolle, 1000er Schleifpapier, Feinschleifflies?
- Putzmittel: Elsterglanz, Sidol, Autosol, Nigrin Autopolitur, Gebissreiniger, Eilfix?
- versiegeln: Zaponlack (den ganzen Knopf oder nur die Messingeinlage?), vergolden?
...und tausend Tipps mehr, ich kann das aus dem Gedächtnis heraus alles gar nicht wiedergeben...

Deswegen vorneweg die Frage, sind die braunen Knöpfe von einem Fidelio 56 aus Bakelit oder Plastik/Duroplast?
Lassen sich speziell hier die Messingringe (Beschläge) der Knöpfe ablösen und entfernen?
Mein Ziel, dass die Messingeinlagen schön golden glänzen.
Ist auf dem Messing bei Nordmende eine Schutzschicht drauf?

Beste Grüße,
Stephan

[Hobbybastler]

Hallo Stephan,

ich meine, dass die Drehknöpfe aus Bakelit sind.

Letzten Sommer habe ich einen Nordmende Tannhäuser repariert, bei dem war es jedenfalls so.

Zur Reinigung und Politur der Messingzierringe gehe ich so vor, dass ich zunächst mit einem Glasfaserradierer die Messingringe wieder blank putze.
Anschließend mit Stahlwolle 0000 auf Glanz bringen.
Danach bekommen die Drehknöpfe eine Abreibung mit Hartöl, dadurch bekommen zum einen die Knöpfe wieder Glanz, zum zweiten wird durch die Hartölschicht auch das Messing vor dem wiederanlaufen geschützt.


Viele Grüße

Martin

[achim1]

Die Messingringe auf jeden Fall demontieren. Da ist immer eine alte Zaponschicht drauf die mitunter äusserst widerspenstig ist.
Das muss alles runter. Ich nehm dazu eine Leinenschwabbel und Bimsbrei. Anschließend wird poliert. Bei Messing ist es ziemlich egal was man da nimmt. Sidol geht, Schleif - und Polierpasten aus dem KFZ Bereich auch. Auch die die für Lack gedacht sind.
Nach der Politur reinigen und entfetten und dann entweder in stark verdünnten Zapon tauchen, oder nach dem Tamponverfahren vergolden. Das Vergolden macht dann Sinn wenn es sich um Teile handelt die öfter angefasst werden. Gold hält halt ewig

Gruß,
Achim

[Nixraff]

...Zur Reinigung und Politur der Messingzierringe ...

Danke Martin, demontierst du die Messingringe von dem Bakelitknopf vor dem "schleifen"? Ich habe weder mit Glasfaserradierer noch mit solch feiner Stahlwolle hantiert, deshalb die Frage. Oder wird die Bakelitoberfläche gleich damit mitpoliert?

Beste Grüße
Stephan

[Nixraff]

Die Messingringe auf jeden Fall demontieren...

Die Messingverzierung ist bestimmt aufgeklebt, wie löst man die beiden Materialien? Plastikspatel? Ich will ja nichts verkratzen oder verbiegen und traue mich da nicht so ganz ran...

Den Begriff "Tampongalvanisierung" kannte ich noch nicht, wieder was gelernt.
Weiß man den Fachbegriff, dann birgt die Suchfunktion auch (endlich) entsprechendes:
viewtopic.php?f=33&t=19162 = toll beschrieben, Danke

Beste Grüße
Stephan

[Yamanote]

Hallo,

ich poliere die Zierringe normalerweise immer auf den Knöpfen. Wie schon gesagt ist der schwierigste Part das Entfernen der alten Schutzlackierung. Den Zaponlack trage ich mit dem Pinsel auf, für die Zierkappen verwende ich Zaponlack aus der Sprühdose. Filigrane Zierteile kommen zur Bearbeitung auf einem geeigneten Träger (Styropor, Holz, etc...), die Zierrahmen werden am Radio gereinigt und poliert, dann falls erforderlich entfernt und am Ende wieder am Radio mit der Spraydose lackiert. Das Gehäuse wird dafür in allen Arbeitsschritten abgeklebt.

[Nixraff]

Danke Günter,
das war ursprünglich auch mein erster Gedanke gewesen, nämlich alle Teile akurat abkleben und am Gerät polieren, also auch die Knöpfe abkleben - da wusste ich aber noch nichts von der Schutzlackschicht.
Ich werd' mich da mal langsam rantasten...
Beste Grüße,
Stephan

[Hobbybastler]

Hallo Stephan,

beim Tannhäuser hatte ich die Zierringe auf den Knöpfen gelassen.

Die waren mit Biegelaschen befestigt, diese lagen jedoch so tief, dass nicht ranzukommen war.

Abgeklebt habe ich nichts, die Knöpfe waren schon recht matt, und durch die erwähnte Hartölbehandlung sind sie wieder schön glänzend geworden.


Viele Grüße

Martin

[Yamanote]

Hallo Stephan,

am Ende muß man ohnehin selbst herausfinden, wie man am besten zurechtkommt. Und es hängt auch vom Zustand des Radios und vom eigenen Anspruch ab.

Wenn es perfekt werden soll, müsste man natürlich alles komplett zerlegen, aber die Erfahrung hat mir gezeigt, daß sich gerade die Zierteile nicht immer beschädigungsfrei demontieren lassen. Einmal eine Zierleiste verbiegen oder gar abknicken und schon ist es wieder vorbei mit perfekt. Und jedes Radio ist anders. Was bei einem Radio super funktioniert, klappt beim nächsten Exemplar des gleichen Modells vielleicht überhaupt nicht. Ohne eigene Erfahrung und manchmal auch etwas Lehrgeld geht es nicht.

[achim1]

Das seh ich genauso. In besonders prekären Fällen macht es Sinn, erst einmal an einem Schrottgerät herauszufinden, wie Zierleisten, Ringe, Blenden, ect. befestigt sind und wie man sie am besten demontieren kann.
Das steht mir bei der Graetz Belcanto auch noch bevor und da dürfte das ziemlich haarig werden.
Andererseits ist ohne Demontage einfach kein wirklich gutes Ergebnis möglich. Das ist wie beim Renovieren. Ohne Abschrauben aller Schalter und Steckdosen wird es einfach nichts.

Gruß,
Achim

[Yamanote]

Da hast Du vollkommen Recht Achim!

Mein Hauptziel ist immer, möglichst viel vom Originalzustand zu erhalten. Patina darf ruhig sein, solange das Radio am Ende sauber ist. Und irgendwie sollte auch alles zueinander passen, also wenn das Holzgehäuse perfekt ist, dann sollten es auch die Zierteile und der Stoff sein. Sonst schaut das irgendwie komisch aus, finde ich.

Das Graetz Belcanto ist doch ein Musikschrank, oder?

[achim1]

Ja, der hier:
https://images.app.goo.gl/nThpU1kD2rqSmp1Z9
Meine Eltern hatten so einen 1956 zur Hochzeit bekommen und als kleiner Junge bin ich stundenlang davor gelegen und habe Märchenplatten gehört.
Nun konnte ich zwei Stück zusammentragen und das wird mein erstes großes Projekt wenn ich in Rente bin.

Gruß,
Achim

[Yamanote]

Sehr schön

Das gibt auch ordentlich Arbeit, da ist ein Radio ja Kindergeburtstag dagegen.

[andreas1962]

Moin,

genau die gleiche Graetz-Truhe habe ich in meinem Bestand. Sie steht 3m von meinem Schreibtisch entfernt. Meine Frau erbte diese Truhe vor 25 Jahren von einem Onkel im Ruhrgebiet. Da auch der Hausrat aufgelöst werden sollte, hatten wir uns zur Abholung einen LKW mit Ladelifter ausgeliehen und alles abgeholt.

Die Truhe hatte ich dann hier grundüberholt, viele Papierwickelkondensatoren, viel Staub wurde entfernt, einige Röhren erneuert. Das Gehäuse war sehr gut erhalten, dem PE-Plattenspieler hatte ich neue Antriebsriemen und einen neuen Motorkondensator spendiert. Einige Schellackplatten und die originale BDA fanden wir im "Inneren" der Truhe. Der Klang ist sehr schön, wenn nicht gerade die obere umlaufende Schallöffnung mit einer Tisch-Decke verhängt wird. Bei der Reparatur stellte ich fest, dass jemand vorher die Lautsprecher falsch angeschlossen hatte, die Truhe hatte kaum Bass.

Ab und zu lasse ich sie spielen, die Schellacks hören sich immer noch gut an.

Edit,
damit der Thread nicht Offtopic geht: die Messingzierringe/Scheiben lasse ich an den Bedienknöpfen. Die Knöpfe werden erst einmal zwei, drei Tage ohne die Befestigungsschrauben/Muttern in Spüliwasser gebadet, dann abgebürstet und warm abgespült. Nach dem Trocknen spanne ich eine 6mm Welle (oder 8mm oder... je nach erforderlichen Durchmesser) in meinen Akkuschrauber. Ich nehme einen Putzlappen (z.B. aus einem alten Baumwollshirt), trage etwas Chrompoliturpaste (z.B. von Mellerud) auf den Lappen auf und führe diesen als Ballen gegen die drehende Messingzierleiste/Messingscheibe im Knopf. Vorsicht dabei, damit der Lappen sich nicht um den Knopf wickelt. Mit einiger Übung ist es recht leicht durchzuführen. Schnell wird die Paste/der Lappen schwarz. Dann an einer "freien" Stelle im Lappen erneut Paste auftragen und die Prozedur wiederholen. Ist das Messing wieder blank, entferne ich die Polierpastenreste aus den Rillen des Bedienknopfes mit einer Zahnbürste. Nachlackiert habe ich so behandelte Knöpfe bislang nicht.

Viele Grüße


andreas

[Elko]

Hallo Stephan,

ich meine, dass die Drehknöpfe aus Bakelit sind.

Letzten Sommer habe ich einen Nordmende Tannhäuser repariert, bei dem war es jedenfalls so.

Zur Reinigung und Politur der Messingzierringe gehe ich so vor, dass ich zunächst mit einem Glasfaserradierer die Messingringe wieder blank putze.
Anschließend mit Stahlwolle 0000 auf Glanz bringen.
Danach bekommen die Drehknöpfe eine Abreibung mit Hartöl, dadurch bekommen zum einen die Knöpfe wieder Glanz, zum zweiten wird durch die Hartölschicht auch das Messing vor dem wiederanlaufen geschützt.


Viele Grüße

Martin

Hallo Namenskollege!
Habe nach Deiner Verfahrensweise die angelaufenen und gar nicht mehr messingglänzenden Drehknöpfe an meinem Othello 59 behandelt - und bin von dem Ergebnis begeistert.
Die glänzen ja wieder wie neu


Danke für den Tipp!
Martin[/quote]