Kuriositäten

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omega
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Re: Kuriositäten

Beitrag von omega »

röhrenradiofreak hat geschrieben:Es gibt noch weitere Philips-Radios in diesem Gehäuse:
....
https://www.radiomuseum.org/r/philips_a1001.html

Die Angaben zum letzten Gerät sind widersprüchlich: Es soll Lang- und Mittelwelle empfangen, hat aber einen Anschluss für eine Dipolantenne. Die Skala geht von 3 bis 3,4 Meter, also 88 bis 100 MHz. Das Gerät soll einen (permanentdynamischen) Lautsprecher enthalten, aber es ist keine Endröhre angegeben, und auf der Innenansicht ist kein Lautsprecher zu erkennen. Also ist das wohl auch ein UKW-Vorsatzgerät. Vielleicht ist Dein Gerät ein Prototyp davon. Bei der Röhrenbestückung fehlt die EB41, dafür gibt es eine ECH42 - wenn die Angaben stimmen.

Lutz
Immerhin steht bei dem im RM als A1001 bezeichneten Gerätes "AU1001" auf der Skala und dem Typschild-
und es sind neben dem Netzkabel weitere Kabel (NF ?) zu erkennen, und es steht dabei auch "TIL MODTAGER", das ist dänisch und heißt "zum Empfänger". (Gerät ist laut RM gefertigt von Philips Kopenhagen).
Ich vermute, die Beschreibung im RM ist da in manchen Punkten unrichtig erstellt worden, und es ist tatsächlich auch ein UKW-Vorsatz.

Der Vorsatz-Empfänger von Andreas1962 wurde auch hier schon berätselt:
https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=20505

Viele Grüße, Michael
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röhrenradiofreak
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Kofferradios, die man in eine Autohalterung einsetzen und so als Autoradio betreiben konnte, gab es in der 1960er Jahren von vielen Herstellen, nicht nur in Deutschland. Denn damals waren Radios so teuer, dass sich viele Leute kein extra Autoradio leisten konnten oder wollten. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man in dieser Zeit hierzulande noch für jedes Radio extra Gebühren zahlen musste, in den 1950er Jahren war das noch so.

In Frankreich gab es einige derartige Radios ohne eingebauten Lautsprecher und Batteriefach. Für den Betrieb als Kofferradio war also ein Koffer mit Lautsprecher und Batterien nötig:
https://www.doctsf.com/a-c-e-r-transcar-60-b/f12472/o=y
https://www.doctsf.com/a-c-e-r-transcar-64/f13449/o=y
https://www.radiomuseum.org/r/ducretet_ ... t_104.html
https://www.radiomuseum.org/r/pizon_translitor_900.html

Bei dem Ducretet-Thomson-Radio im dritten Link waren in einem Auto mit 6V-Bordnetz zwei zusätzliche 1,5V-Batterien nötig, weil das Radio 9V benötigte:
https://archives.doctsf.com/documents/f ... =1&slide=0

Ein Autoradio, das teilweise aus dem Auto-Bordnetz, teilweise aus Trockenbatterien gespeist wird, erinnert an die amerikanischen Autoradios bis Anfang der 30er Jahre. Deren Heizstrom kam aus dem Auto-Bordnetz, der Anodenstrom aber oft aus einer Trockenbatterie. Optional gab es Spannungswandler mit Zerhacker oder rotierende Umrichter für die Anodenstromversorgung, die "Eliminator" genannt wurden.

In den 1930er Jahren gab es einige amerikanische Autoradios, bei denen zwar Heizstrom und Anodenstrom aus dem Auto-Bordnetz kamen, aber für die Gittervorspannung der NF-Vorröhre war eine Trockenbatterie eingebaut:
https://www.tubesandmore.com/sites/defa ... _pg7-1.png
https://www.tubesandmore.com/sites/defa ... pg10-1.png
Das Radio im zweiten Link ist ein Farm-Radio, das aus einer 6V-Batterie betrieben wurde, die mit einem Windgenerator wieder aufgeladen wurde (größere Anlagen liefen mit 32V). Bei diesem Radio liegt diese Batterie sogar im Signalweg am Schleifer des Lautstärkepotis! Das hat man später einfacher gelöst.

Lutz
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röhrenradiofreak
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Sieht diese Radio/Plattenwechsler-Kombination auf dem 6. und 8. Bild nicht fast wie ein Flipperautomat aus?
https://www.radiomuseum.org/r/bendix_697a.html

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Yazz »

Ein Röhren-Kofferradio in Form einer Handtasche:
https://www.radiomuseum.org/r/akkord_lady_1.html
https://www.radiomuseum.org/r/akkord_lady.html

Ich habe dieses Teil noch nie gesehen, bis ich heute in der Bucht unterwegs war. Allzu viele werden davon wohl nicht gebaut worden sein.
Ich finde es ganz witzig aber der aufgerufene Preis von 590 € ist alles andere als witzig. Da muss man auf dem Flohmarkt wohl mal ein Auge auf Handtaschen werfen.. vielleicht hat man ja Glück.
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röhrenradiofreak
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

"Tragbares Radio in Form einer Damen-Handtasche, kann auch als solche verwendet werden."
Muss man das Radio dazu herausnehmen? Nein: Es füllt nur eine Hälfte der Handtasche aus, in der anderen ist Platz für "Puderdose, Zigarettenetui, Schlüssel, Kamm, Geldbörse und dgl." (Radio-Magazin, 1952).

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von countryman »

Eigentlich naheliegend. Bei den Herren waren Sportberichte unterwegs ja immer hoch im Kurs. Bei den Damen fällt mir nichts vergleichbares ein. Habe ich die Genderschere im Kopf, oder ist das schon der einfache Grund für die Seltenheit der Geräte?
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Fernseher mit mehreren Bildröhren sind recht selten.

Vor vielen Jahren bekam ich einen Fernseher, der neben der 66- oder 67cm-Farbbildröhre einen kleinen Schwarzweiß-Fernseher mit Kopfhöreranschluss und eigenem Empfangsteil enthielt. Es müsste dieses Gerät gewesen sein:
https://www.radiomuseum.org/r/quelle_un ... _5928.html
Weil sowohl Bildröhre als auch Zeilentrafo des Farbfernsehteils hinüber waren und das Gerät insgesamt in schlechtem Zustand war, habe ich es geschlachtet und nur den Schwarzweiß-Monitor aufgehoben und damit herumexperimentiert.

Auch von Nordmende gab es ein vergleichbares Gerät:
https://www.radiomuseum.org/r/nordmende ... 550d4.html

Das Modell Spectra Studio von Nordmende dürfte wohl, was die Anzahl der Bildröhren betrifft, den Rekord halten:
https://www.radiomuseum.org/r/nordmende ... dio_s.html
Laut Werbung war das Gerät für "Fernsehschaffende und Journalisten" gedacht, die nichts verpassen wollten, was im Fernsehen lief. Wie viele Bildschirme brauchen solche Leute heute? :mrgreen:

Hier ein Fernseher mit zwei gleich großen Bildröhren:
https://www.doctsf.com/duoviseur/f67509
Das Gerät hat zwei 41 cm-Bildröhren, eine Farb- und eine Schwarzweißröhre. Es gab auch eine größere Variante mit zwei 51 cm-Bildröhren. Man kann sie einzeln oder parallel betreiben, ob sie jeweils ein eigenes Empfangsteil hatten, weiß ich nicht. Auf dem Bild in der Werbung sieht man zwei getrennte Antennen, andererseits ist nur ein Bedienteil zu erkennen.
Wozu soll das gut sein?
Frankreich nutzte von 1948 bis Anfang der 80er Jahre eine eigene Fernsehnorm mit 819 Zeilen, nur für Schwarzweiß-Fernsehen. Farbfernsehen wurde in Frankreich, wie in allen anderen europäischen Ländern auch, von Anfang an mit 625 Zeilen ausgestrahlt. Fernseher, die alle Programme empfangen konnten, mussten also zwischen 819 und 625 Zeilen umschaltbar sein. Das war bei einem Schwarzweiß-Gerät noch zu bewerkstelligen, bei einem Farbfernseher war es mit den damaligen Möglichkeiten kaum hinzubekommen. Manche Franzosen stellten sich daher zwei Fernseher ins Wohnzimmer: ein Schwarzweiß-Gerät, das auch die 819 Zeilen-Norm empfangen konnte, und einen Farbfernseher nur für 625 Zeilen. Dieses Gerät fasst beides in einem Gehäuse zusammen. Dass davon viele verkauft wurden, ist zu bezweifeln.

In Großbritannien war die Situation beim Start des Fernfernsehens ähnlich, dort gab es seit den 30er Jahren eine 405-Zeilen-Norm. Aber bald nach Einführung des Farbfernsehens begann man, die 405 Zeilen-Programme simultan auch mit 625 Zeilen auszustrahlen. In Frankreich dauerte das noch etliche Jahre.

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Optamist »

Dann mach ich mal mit einer katholischen Schallwand weiter:
Weihmar.JPG
Machts gut! :bier:
Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Kaum macht man mal etwas falsch ist das auch wieder nicht richtig; Klaus :hello:
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röhrenradiofreak
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Hier ein ungewöhnliches UKW-Radio von Nordmende:
https://www.doctsf.com/nordmende-tasti- ... f40410/o=y
Es hat keine herkömmliche Senderwahl, sondern nur drei Stationstasten, die mit den gewünschten Sendern belegt werden können. Die Tasten dienen auch zum Ein- und Ausschalten und haben die stattliche Größe von etwa 6 x 6 cm.

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Valvotek »

Hallo Lutz

Das ist scheinbar das Pendant zun Seniorenhandy...

Auf jeden Fall ein interessantes Radio.
Grüße aus dem Rheinland
Roman
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Der Vergleich mit dem Seniorenhandy finde ich sehr treffend. :lol:

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Hier noch ein paar Geräte mit ungewöhnlichem Design:

https://www.radiomuseum.org/r/intern_rc ... edral.html
https://www.radiomuseum.org/r/inter_raco_stregis.html
Radios im Kathedraldesign waren wohl in den 30er Jahren recht beliebt, siehe auch mein Beitrag vom 17. September 2019.

https://www.radiomuseum.org/r/jvc_video ... 40_gm.html
Dieser Fernseher erinnert einerseits ein wenig an das Philips-Modell "Discoverer 14GR1220":
https://www.radiomuseum.org/r/philips_discoverer.html
andererseits an die Wegavision 2000 und 3000-Geräte:
https://www.radiomuseum.org/r/wega_wegavision_2000.html
aber der untere Teil des JVC-Gerätes ist nur ein Fuß, die komplette Technik steckt in der Kugel.

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Der Seibt 326, der wegen seiner Form den Spitznamen "Beichtstuhl" hat, wurde weiter oben schon erwähnt.
https://www.radiomuseum.org/r/seibt_326w_ho.html
Weniger bekannt dürfte hierzulande sein, dass die amerikanische Firma Firestone, die eigentlich für Autoreifen bekannt ist und von 1936 bis Mitte der 60er Jahre auch Radios baute, wenige Jahre später einige Radios anbot, die ein wenig Ähnlichkeit mit dem "Beichtstuhl" haben:
https://www.radiomuseum.org/r/firestone_s7403_7.html
https://www.radiomuseum.org/r/firestone_s7397_5.html
https://www.radiomuseum.org/r/firestone_s7398_1.html

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Bevor für UKW-Stereo das Multiplexverfahren eingeführt wurde, gab es in verschiedenen Ländern Stereo-Sendungen, bei denen die beiden Kanäle von verschiedenen Sendern übertragen wurden. Für den Stereo-Empfang brauchte man also zwei Radios, die auf die beiden Sender eingestellt wurden. Oft waren das ein Mittelwellensender und ein UKW-Sender, die dasselbe Programm übertrugen.

In Deutschland gab es nur vereinzelte Versuchssendungen. In Frankreich scheint man erwogen zu haben, dieses Verfahren regulär einzuführen. Jedenfalls wurde dort 1959 ein "Stereo-Tuner" angeboten, der für den gleichzeitigen Empfang eines UKW- und eines Mittelwellensenders konstruiert war:
https://www.doctsf.com/a-c-e-r-tuner-st ... f25521/o=y
1963 kam ein ähnliches Nachfolgemodell heraus, das aber auch schon für das Multiplexverfahren vorbereitet war:
https://www.doctsf.com/a-c-e-r-tuner-pr ... f26002/o=y

Lutz