Temperatur Selengleichrichter

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röhri
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Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von röhri »

Hallo, wie warm darf denn ein Selengleichrichter werden? Ich habe einen von den flachen Siemens Brückengleichrichtern, der wird nach einer Stunde ca 35 Grad warm. Der Spannungsverlust ist gegenüber der im Schaltplan angegebenen Spannung 12 Volt.
Gruß
Röhri
fritz52
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von fritz52 »

....die Temp wird mit der Zeit zunehmen, dafür aber sinkt die Spannung mit jedem zusätzlichen mA an Belastung.
Spätestens ab ca. 60° würde ich den rauswerfen.
M. f. G.
fritz


- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen :wink:
edi
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von edi »

fritz52 hat geschrieben:....die Temp wird mit der Zeit zunehmen, dafür aber sinkt die Spannung mit jedem zusätzlichen mA an Belastung.
Spätestens ab ca. 60° würde ich den rauswerfen.
Ein Thermometer gehörte m. W. nie zur Grundausstattung des Funktechnikers. ein Voltmeter schon.
Sind die Spannungen in der Nähe der im Schaltplan angegebenen Spannungen, ist es ok, und kein Handlungsbedarf. Das ist ja auch leicht durch Überschlag P = U x I abschätzbar, 12 V beim Gesamtstrom über den Gleichrichter das sind bei üblichen Strömen 1 -2 Watt, die im Gleichrichter "verbraten" werden.

Die Gleichrichter werden etwas warm, 35°C ist ja nicht bedrohlich.
Ich habe schon Geräte gehabt, bei dene der Selen schon deutlich wärmer wurde, aber alles stimmte.
Übrigens auch Trafos (z. B. öfter bei Philips), die recht heiß wurden. Konnte man auch nachrechnen- leistungsmäßig regelrecht "auf Kante genäht".

Im Zweifelsfalle den Selen gegen Si- Dioden + Schutzwiderstand tauschen, ist immer eine gute Idee.
Der Schutzwiderstand wird, am besten durch Probieren, etwa mit einem größeren Drahtwiderstand mit Abgreifschelle, so bestimmt, daß die Spannungen im Schaltplan in etwa erreicht werden. Das sind meist 50 Ohm bis einige hundert Ohm.
Belastbarkeit dann Spannungabfall x Strom + Reserve.
fritz52
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von fritz52 »

edi hat geschrieben:
fritz52 hat geschrieben:....die Temp wird mit der Zeit zunehmen, dafür aber sinkt die Spannung mit jedem zusätzlichen mA an Belastung.
Spätestens ab ca. 60° würde ich den rauswerfen.
Ein Thermometer gehörte m. W. nie zur Grundausstattung des Funktechnikers. ein Voltmeter schon.

....-.dafür benötige ich auch kein Thermometer, denn wenn ca. 20 V an der Vorgabe der DC der Anodenspannung lt. SP fehlen, dann hat der Selengleichrichter auch schon ca. 60 °C Körpertemperatur nach ca. 1 h Spieldauer.....so jedenfalls meine Erfahrung.
M. f. G.
fritz


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röhri
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von röhri »

Ja, die Spannung fällt ab je länger das Radio läuft. Es soll Weihnachten fertig sein. Ich baue dann doch lieber einen Si Gleichrichter und Widerstand ein. Nicht das es unterm Tannenbaum noch riecht.
Gruß
Röhri
countryman
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von countryman »

20 Volt wären zu viel aber 12V sind absolut normal. In einem Selengleichrichter ist ja nicht nur 1 Schichtübergang wie bei einer Si-Diode sondern etwa 1 Dutzend, weil sonst die Spannungsfestigkeit nicht ausreicht.
35°C ist gerade Körpertemperatur, da würde ich mir noch keine Sorgen machen.
Wenn das Radio natürlich abgegeben werden soll um dort sorgenfrei zu spielen kann man den Tausch trotzdem jetzt machen, klar.
albert66
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von albert66 »

Das wird aber zur Gewissensfrage: Wenn schon gründlich mit Si, dann gehören da ~4* 4,7nF parallel zur Diode und die Elkos raus. Die sind oft (nachmessen) bei der alten 220V Stellung schon an der Kante. Wenn es nicht 450V Typen sind, würde ich die mit raus werfen, ohne erst zu messen.

Alternativ: das Radio mal 24+ Std laufen lassen. Wenn man den Selengleichrichter noch anfassen kann, ....... an sich wäre dann die Wärme normal. Wäre die Frage, wer das Radio kriegt, ......... Die Reparatur kann man jederzeit noch nachholen, wenn der Termin kritisch ist und es bleibt in der Familie.

Gruß Peter
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von Yamanote »

edi hat geschrieben:Ein Thermometer gehörte m. W. nie zur Grundausstattung des Funktechnikers. ein Voltmeter schon.
Sind die Spannungen in der Nähe der im Schaltplan angegebenen Spannungen, ist es ok, und kein Handlungsbedarf.
Dem stimme ich zu, ich hatte auch schon Selengleichrichter die nur lauwarm wurden, aber trotzdem zu wenig Spannung lieferten.
Viele Grüße,
Günter
edi
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von edi »

Genau das.
Ich habe aber auch Selene, die noch funktionieren, die alten, viereckigen Uralt- Selensäulen der 50er, noch ziemlich groß, und die als Graetzbrücke geschalteten der 60er Jahre. Letztere sind in den letzten DDR- Großsupern drin, die ich habe.
Alle ok.

Gut, die heutige, höhere Netzspannung gleicht geringe Verluste noch aus.

Ohne Not tausche ich Selene jedenfalls nicht aus.

Ich habe sogar noch "Neuware"- Selene, selbst noch in den 70ern/ 80ern gekauft.

Und wenn ich mal tauschen muß... Selen bleibt drin, Si- Diode an einen Anschluß, der andere- Anschlußdraht ablöten, kriegt einen isolierten Draht, der zur Öse gebogen wird, da kommt der andere Draht durch, und wird mit dem abgelöteten Draht verbunden.
Kleiner Kondensator parallel an die Diode. Wenn man das in ein Pappröhrchen mit einem Label macht, fällt das nicht mal auf.
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von Yamanote »

Ich war schon immer Selenfreund.

Kein zusätzlicher Vorwiderstand erforderlich, da bereits im Gleichrichter enthalten. Trotzdem nicht so hohe Spannung gleich nach dem Einschalten, also geringere Belastung der Kondensatoren. Keine Probleme mit Störungen, deshalb keine zusätzlichen Kondensatoren erforderlich. Also die perfekte Lösung für Röhrenradios, was will man mehr?
Viele Grüße,
Günter
edi
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Re: Temperatur Selengleichrichter

Beitrag von edi »

Röhren- und Selengleichrichtern sprach man früher eine "weiche Gleichrichtung" bzw. "weiche Gleichrichterkennlinie" (im Gegensatz zu Ge- oder Si- Dioden) zu.
Das sieht man auch bei Nachbildungen durch andere Halbleiter, etwa hier beschrieben.

Wegen der positive Eigenschaften der "weichen Gleichrichtung" habe ich auch ein Akkuladegeraet mit einer Roehre gebaut, solche Röhrengleichrichter wurden einst vom Militär benutzt, und zwar für die Ladung von U- Boot- Akkus.
Und die Röhre stammte auch tatrsächlich aus Militärbeständen, Holland.
Damals hatte man noch nichts anderes.

Das Militär hatte ein reichliches Budget, kaufte reichlich Ersatz, und benutzte die Geräte, weil genug Ersatz da war, sehr lange, so wie z. B. auch den in Schweden den berühmten Maschinensender Grimeton, der U- Boote unter Wasser anfunken konnte, und der vom Militär 70 Jahre (1925- 1995) benutzt wurde- der Sender wird heute noch von Funkamateuren gepflegt und betrieben.

Röhrengleichrichter dieser Art bringen 4 - 6 Ampére Ladestrom, und ist sogar... kurzschlußfest. Die Röhre.... "geht einfach aus".

Eisenwasserstoff- Widerstände (hier und hier) sind ebensolche speziellen Bauteile, die EW's sind echte Konstantstromquellen,
Urdoxwiderstände (hier und hier) lassen Stromkreise langsam "hochfahren".

Sorry für das Abschweifen.

Die alten Bauteile waren also gar nicht mal so primitiv.
Es lohnt sich durchaus, sie zu erhalten, oder, wenn neu oder in gutem Zustand, in Projekten zu verwenden.

Hier gibt es Neu- Selene.