Philips Philetta 213 (B2D13A)

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strabo
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Philips Philetta 213 (B2D13A)

Beitrag von strabo »

Liebe Freunde,
darf ich mich mich mit einer Frage an euch wenden.

Ich habe eine Philips Philetta 213 (B2D13A).

Am Chassis der Philetta scheinen 220 Volt Wechselspannung anzuliegen.

Ich habe zur Klärung dieses Umstandes folgende Messungen durchgeführt :

1) wenn ich das Chassis mit einem einfachen Stift-Phasenprüfer berühre, wird das Vorliegen einer Spannung anzeigt (das Lämpchen im Griff leuchtet)
2) die Messung mit einem Multimeter Voltcraft VC 850 (Messung Chassis gegen Schutzleiter) ergibt 75 Volt Wechselspannung und Null Volt Gleichspannung.
3) die Messung mit einem analogen Meßgerät (mit Drehspulinstrument) ergibt dagegen nur 1,5 Volt Wechselspannung und Null Volt Gleichspannung

Was bedeutet das nun ? Ist das eine Phantomspannung ? oder ist dies eine reale Spannung, die gefährlich ist ?

Ich bedanke mich für eure Hilfe.
Grüße
Géza

P.S. Diese Nachricht habe ich auch direkt an Axel geschickt, dem ich bzgl. der Philetta noch eine Antwort schuldig war.
fritz52
Kuba Komet
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Re: Philips Philetta 213 (B2D13A)

Beitrag von fritz52 »

Hallo Geza,
wie es leider sehr oft und das nicht nur bei Jungen Anfängern, sondern auch bei älteren "Beginnern" ist, jagt man(n) zuerst einer Phantom Auffälligkeit hinterher.
Auch oft noch, nicht gewusst,....war bei mir vor gut 50 Jahren nicht anders, dass der Phasenprüfer zwar eine brauchbares Instrument ist, mit dem sich Phase und Nullleiter in der 230 V Stromversorgung unterscheiden lässt, wenn bewusst ist, dass dieser "Prüfer" auch gerne LÜGENSTIFT benannt wird und dass, bestimmt nicht zu unrecht. Denn der wahrheitsgemäßer Nachweis von Phase/Leiter und Nullleiter bedarf immer noch einer, wenn auch kleinen Belastung diese Messkreises,weil unbelastet, alle Glimmlampen bestückt basierende Anzeige Instrumente auch induktive und kapazitive Spannungseinflüsse mit einem Aufleuchten, dass Vorhandensein eines Spannungspegels signalisieren, das schon bei gerinster Belastung und dazu gehören schon mal 1-3 mA Belastung, die dem Menschen nicht, dem Tier wohl schon, schaden könnten, wieder zum erlöschen bringt.
Bei Isolationsdefekten von z.B. des hier beinhaltenden vollwertigen Netz Trafos aber können auf dem Chassis und damit ist der metallische und dazu zähle ich auch einen aus Alu geformten Körper, gemeint, können höhere Ströme fließen, die ebenfalls ein sofortiges aufleuchten diese "Lügenstiftes" der dann keiner ist, weil ja idT. eine, gegen Erde gefährliche Spannung auf dem Chassis liegt, die, bei einem heute verpflichtet geerdeten Chassis, den Fi Automaten auslösen würde, wenn der Fehlerstrom die genormten, für trockene Räume mit 30 mA und für Feuchträume mit 10 mA überschreitet.

Somit rate ich dir in diesem, deinem Fall, das Chassis über einen z.B. 1K Widerstand, der gegen den Schutzleiter geklemmt wird, erneut mit den vermeintlichen Lügenstift oder ein Zeiger Messinstrument gegen zu prüfen, ob idT immer noch Spannung nachgewiesen ist.
Falls ja, dann muss der Trafo auf Einhaltung seines Isolationswiderstandes gegen Erde geprüft werden....das aber ist dann ein eher seltener fall

Aber nicht genug, dass du dieses, vermutlich vermeintliches Problem hast, dann gibt es noch das der sogen. Kondensatorkur, hierzu die konkrete Frage: IST die bereits absolviert ? Falls nein, dann bitte das Radio so nicht weiter betreiben und hier auf weiteren Rat hoffen, der dir hier gewiss ist.
M. f. G.
fritz


- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen :wink:
strabo
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Re: Philips Philetta 213 (B2D13A)

Beitrag von strabo »

Liebe Freunde,
heute möchte ich berichten, wie es mit der Philips Philetta 213 weitergegangen ist.
Ich habe ein Reparatur Cafe aufgesucht und mein Radio vorgestellt. Meinen 220 Volt Trafo habe ich mitgenommen. Dort habe ich das Chassis aus dem Gehäuse entfernt und mit einer Drahtverlängerung den im Gehäuse verbliebenen Laufsprecher angeschlossen.

An einem VDE Meßplatz (Schutzklasse 2 ) wurde das Gerät durch einen Elektroingenieur geprüft mit folgendem Ergebnis :
am Chassis wurde, je nachdem wie herum der Netzstecker eingesteckt wurde, eine Spannung von ca. 100 Volt gemessen (Messung : Chassis gegen Schutzleiter).
Dann wurde bei gleichzeitiger 4-händiger Messung der Spannung auch der Strom gemessen. Die Spannung brach sofort zusammen und der Strom lag unterhalb des mA-Bereichs.
Somit handelt es sich bei der am Chassis gemessenen Spannung nicht um eine für den Benutzer gefährlichen Spannung.

Zu der von Fritz aufgeworfenen Frage, ja ich habe die problematischen Kondensatoren gegen neue getauscht.

Das Radio funktioniert und spielt fröhlich.

Ich grüße euch herzlich
Géza
ELEK
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Re: Philips Philetta 213 (B2D13A)

Beitrag von ELEK »

Hallo,

genau deshalb wird am Gehäuse/Metallteile bei SK II-Geräten keine Spannung, sondern ein Strom (der "Berührungsstrom") gemessen. Die beiden Y-Kondensatoren (oder auch die unvermeidlichen Kapazitäten zB im Netztrafo..) von L und N gegen Gehäuse bilden einen Spannungsteiler für die Netzspannung und deshalb hat man immer so 100...130V~ gegen Erde.

Es wird aber auch klar, warum die Y-Kondensatoren speziell aufgebaute und geprüfte Exemplare sein MÜSSEN, damit das Gerät "berührungssicher" bleibt und warum die Kapazität dieser Y-Cs begrenzt ist (mit Schutzleiter sind höhere Kapazitäten zulässig).

Einmal mehr: Bitte bezeichnet den "einpoligen Spannungsprüfer" nicht als Lügenstift ! Die Physik lügt NIE ! Wenn die Anzeige(n) falsch interpretiert werden, liegt es am Fehler vorm Gerät.. Die modernen elektronischen sind noch empfindlicher als Glimmlampen, aber auch damit kann man sehr gut arbeiten, wenn man die Funktion im Hinterkopf hat.
Die Spannungen, die zu "unerwünschten" Anzeigen führen können, sind übrigens fast nie induktiv sondern (fast) immer kapazitiv.
Der induktive Beeinflussungsfall ist natürlich physikalisch auch möglich, aber wenn dadurch mehr als 100V~ auf einem Metallteil...Leitung entstehen sodaß die Glimmlampe leuchtete, dann bestünde aufgrund der Niederohmigkeit der induktiven EInkopplung (Denkmodell Transformator) schon akute Lebensgefahr wie bei galvanischer Verbindung zum Leiter !

(Praxisfall im Alltag Freileitungsbau, aber auch bei Kabelanlagen im Starkstromnetz: Induktive Beeinflussung eines freigeschalteten Leitungssystems bei parallel in Betrieb befindlicher Leitung mit nennenswerter Strombelastung - wichtig ist deshalb immer die "Arbeits-Erde" am Ort der Arbeiten, auch wenn die Leitung an den Schaltstellen geerdet und kurzgeschlossen ist)

Gruß Ingo
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Re: Philips Philetta 213 (B2D13A)

Beitrag von countryman »

Die einpolige Spannungsprüfung liefert bei einigermaßen verständiger Anwendung nie falsch-negative Befunde.
Ein Laie der "Spannung" angezeigt bekommt, wird im Zweifel die Finger weglassen und den Fachmann rufen. "Falsch positiv" ist auf der sicheren Seite. Es ist also völlig in Ordnung diese Prüfstifte zu verkaufen.
Als Schnellprüfung in der Hand von jemandem der sich auskennt lassen sich damit die allermeisten Fehler rund um Haus und Hof schon einkreisen.

@strabo: Glückwunsch zur Philetta!
ELEK
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Re: Philips Philetta 213 (B2D13A)

Beitrag von ELEK »

...volle Zustimmung, "falsch negative" Anzeige ist durch starke Sonneneinstrahlung oder hohe Umgebungshelligkeit möglich (Die Glimmlampe glimmt zwar, das Licht wird aber nicht wahrgenommen), hier punkten die elektron. Anzeiger.
Es ist also völlig in Ordnung diese Prüfstifte zu verkaufen.
Nicht nur das, JEDER ordentliche Spannungsprüfer, auch die zweipoligen, haben die einpolige Messung mit an Bord, es gibt den tückischen Fehlerfall, daß man mit dem zweipoligen Prüfer 2 Leiter (L und N ... PEN) mißt, die auf demselben Potential liegen, dann geht man fälschlich von Spannungsfreiheit aus ! Das kann theoretisch auch alle (3) Leiter betreffen, die einzige Möglichkeit ist dann die Prüfung gegen Erde.

In den VDE-Normen ist dennoch die zweipolige Prüfung zur Feststellung der Spannungsfreiheit vorgeschrieben, sollte aber mit der einpoligen gegen Erde ergänzt werden.
Zur Feststellung der Spannungsfreiheit des Schutzleiters (Prüfung der E-Anlage) ist die einpolige Prüfung ausdrücklich erlaubt.
Der "einpolige Spannungsprüfer" ist nicht nur ein normgerechtes Prüfmittel, aus meiner Sicht ist das Verfahren aus besagten Gründen unentbehrlich.

Gruß Ingo
strabo
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Re: Philips Philetta 213 (B2D13A)

Beitrag von strabo »

liebe Freunde,
lieber Ingo,
ich bedanke mich sehr herzlich für die erklärenden Kommentare und Erläuterungen.
Ich kann in diesem Forum immer nur noch mehr lernen !
Ihr seid halt einfach Käpsele ! (so sagen die Schwaben zu einem, der es echt drauf hat).
Grüße
Géza