Kathodenwiderstand

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Monika B.
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Kathodenwiderstand

Beitrag von Monika B. »

Hallo Röhrenbastler,
mein Sohnemann hat mich überredet, den Gitarrenverstärker seines Kumpels anzugucken und eventuell heile zu machen.
Es handelt sich um einen "VOX AC30", ein recht alter, nein, eher ein sehr alter Verstärker. In der Endstufe sind vier! EL84. Je zwei parallel und dann im Gegentakt. Den Fehler habe ich schnell gefunden, der gemeinsame!!! Kathodenwiderstand der vier Endröhren war defekt. Jetzt meine Frage: weshalb hat nicht jede Endröhre (EL84) einen eigenen Kathodenwiderstand? Wäre das nicht viel besser? Also, bevor ich jetzt so einen 47 Ohm Drahtwiderstand bestelle (wieviel Watt muss der vertragen?) könnte ich doch jeder Endröhre einen eigenen 150 Ohm Kathodenwiderstand geben. Oder ist das Quatsch?
LG, Moni
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holger66
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Re: Kathodenwiderstand

Beitrag von holger66 »

Hallo Monika,

kann man sehen, welchen Wert der alte Widerstand hatte ? Oder ist er vollkommen abgeraucht ?

Wenn Du wirklich wieder nur einen für alle Röhren einsetzen willst, bist Du mit 5 Watt sicher gut bedient. Ich vermute, das hatte der Hersteller damals aus Kostengründen so gemacht. Ich kenne das Gerät nicht, daher weiß ich nicht, ob nicht auch Platzgründe eine Rolle gespielt haben könnten. Geht es da eng drin zu ?

Ansonsten spricht nichts dagegen, die Sparsamkeit aufzugeben und 4 Einzelwerte zu montieren. Ist da etwa auch noch ein Kathodenelko gemeinsam für alle verbaut ?

Gibt es ein Schaltbild ? Wenn ja, wäre es kein Fehler, ein Detail davon hier hochzuladen.

H.
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Munzel
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Re: Kathodenwiderstand

Beitrag von Munzel »

Das ist so eine typische Sparschaltung.
Für jede EL84 einen Katodenwiderstand einzusetzen ist zweckmäßig, man sollte aber vorher die Anodenspannung messen und daraufhin den Katodenwiderstand berechnen, damit Qamax nicht überschritten wird.
fritz52
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Re: Kathodenwiderstand

Beitrag von fritz52 »

Bin ebenfalls der Meinung, dass 160 - 180 Ohm/mind. 2W einzeln, zu empfehlen sind.
M. f. G.
fritz


- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen :wink:
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Monika B.
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Re: Kathodenwiderstand

Beitrag von Monika B. »

Hallo,
wie gewünscht, hier der Schaltplan von dem VOX AC30.

Bild

Munzel fragte nach der Anodenspannung. Da messe ich (ohne Endröhren) ca. 355 V. Dann habe ich mal zwei 100 Ohm/5W Widerstände parallel geschaltet und als gemeinsamen Kathodenwiderstand verwendet. Dann messe ich (jetzt mit Endröhren) noch etwa 335 Volt Anodenspannung.
Würde ich mit 150 Ohm (pro Widerstand) und parallel dazu 100 µF richtig liegen?
LG
Moni
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holger66
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Re: Kathodenwiderstand

Beitrag von holger66 »

Die "gemeine" EL84 verträgt an sich nur 300 Volt Anodenspannung. Hier ein Datenblatt von Siemens:

https://www.jogis-roehrenbude.de/Roehre ... iemens.pdf

Es gibt aber abgeleitete Typen, die mehr vertragen, z.B. die 7189, ich hatte die mal in einem US-Verstärker gesehen:

https://frank.pocnet.net/sheets/127/7/7189.pdf

Die verträgt also 400 Volt. Wenn diese 335 Volt nicht auf einen anderen Fehler zurückzuführen sind, würde ich also zur 7189 tendieren, leider sind die teuer. Ich nehme an, die Spannungseinstellung steht schon auf 240 Volt ?

Was die Kathodenwiderstände angeht, so würde ich 180 Ohm oder 200 Ohm nehmen, der Wert des Elkos ist eher nicht kritisch.

Wikipedia schreibt sogar folgendes:

"Die serienmäßig hohe Ruhestromeinstellung des AC30 lässt sich mit einem höheren Widerstandswert des verbauten gemeinsamen Kathodenwiderstandes verringern. Manche AC30 wurden alternativ mit einem Kathodenwiderstand von 80 Ohm geliefert, wobei die charakteristischen Klangeigenschaften des Verstärkers im Wesentlichen erhalten bleiben und die Endröhren geschont werden."

Fundstelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Vox_AC30

Wollte man das auf vier Widerstände verteilen, wären wir sogar bei 320 Ohm pro Widerstand. Also wäre die Wahl zwischen den üblichen Werten 270 und 330 Ohm. Man schont die Röhren so ganz sicher.

H.
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Monika B.
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Re: Kathodenwiderstand

Beitrag von Monika B. »

Hallo Röhrenbastler,
ich möchte nur kurz mitteilen, dass der Verstärker wieder funktioniert. Jede der vier EL84 hat jetzt einen eigenen Kathodenwiderstand und zwar 270 Ohm / 3 Watt und parallel dazu je einen Elko 100 µF / 63 Volt. Die Endröhren habe ich auch erneuert, ich habe ein "Quartett" gekauft, also vier Röhren mit gleichen Werten.
Danke für eure Unterstützung,
LG, Moni
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holger66
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Re: Kathodenwiderstand

Beitrag von holger66 »

Jetzt hätte ich aber doch gerne noch gewußt, wie hoch die Anodenspannung bei den EL84 nun ist. Und wo der Spannungswähler dabei steht.

H.
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Monika B.
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Re: Kathodenwiderstand

Beitrag von Monika B. »

Hallo Holger,
die Anodenspannung liegt bei ca. 335V. Das scheint aber kein Problem zu sein, ich hatte vor einiger Zeit einen Engl Verstärker, auch mit EL84 und da lag die Anodenspannung bei über 350V. Damals hatte ich hier im Forum eben deswegen nachgefragt und mir wurde gesagt, dass es schon viel früher Verstärker gab, bei denen die EL84 mit solch hohen Spannungen betrieben wurden. (ich glaube Munzel hat mir das gesagt)
Und dieser VOX hat ja auch jahrelang mit dieser Spannung funktioniert.
LG
Moni
P.S. steht auf 240V~ , die Heizspannung ist knapp 6,3V