AM-Empfang beim Saba Freiburg W3

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holger66
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AM-Empfang beim Saba Freiburg W3

Beitrag von holger66 »

Hallo Forum,

vor fast 20 Jahren bekam ich für den Spottpreis von 10 Euro erstmals einen Saba Freiburg W3 in die Finger, dem allerdings die Lautsprecher fehlten. Ich setzte andere ein, dieser Zustand ist bis heute unverändert.

Nach einer Kondensator-Razzia lief er bombig auf UKW und nur sehr mäßig auf AM. Da ich schon damals genug andere Geräte hatte, die das besser konnten, habe ich das nicht weiter verfolgt.

Nun bekam ich ein weiteres Gerät auf den Tisch, bei dem das Gehäuse zwar arg ramponiert ist, die Lautsprecher sind aber noch anwesend.

Das Chassis war auf UKW sehr schnell zur Mitarbeit bereit, auch hier bombiger Empfang !

Und wieder: auf AM fast nichts, noch wesentlich weniger als bei dem ersten Gerät. Dabei schwingt der Oszillator laut und an den richtigen Stellen, nachgeprüft mit einem Taschenradio.

Auch hier habe ich bereits fast alle üblen Gesellen getauscht, der Klang und erzielbare Lautstärke sind auf UKW sehr ordentlich.

Ich bin eben mal mal mit dem Meßsender an das Gerät gegangen: ab dem Steuergitter der EF41 kommt das 470 Khz-Signal bestens durch, speist man dort ein, ist es bedeutend lauter als bei der EAF42, soweit ist alles in Ordnung.

Gehe ich hingegen mit einem Signal auf den Antenneneingang, erzeuge ich nur einen sehr schwachen Ton am Lautsprecher dies gilt für K, M und L. Der Fehler muß also in dem großen Bereich um die ECH81 zu finden sein.

In einem Nachbarforum findet sich folgender Thread:

https://www.welt-der-alten-radios.de/r- ... e-503.html

Darin etwa auf Höhe 1/4 folgender Satz:

„Die Mischröhre ECH81 erhält ihre unverzögerte Regelspannung von der reinen Regelspannungs-Diode der EABC80.“

Ich neige fast dazu, den Fehler da zu suchen, habe aber keinen Erfahrungswert, wie hoch die Regelspannung ausfallen müßte, bzw. wie hoch sie sein müßte, um den Empfang so weitgehend zu unterbinden.

Hat da jemand Erfahrungswerte ?
Und können da etwa hochohmig gewordene Widerstände als Fehlerursache in Frage kommen ?

Und weiter: welche anderen Fehlerquellen sind noch denkbar ? Schlechte Kontakte im Tastenaggregat sicherlich – die Röhren habe ich überprüft und auch die Spannungen sind in der Nähe der Sollwerte, nachdem ich den Selengleichrichter mit zwei Dioden gestützt habe. Mit allerdings einer Ausnahme: Am G2/4 der ECH81 messe ich nur 40 statt der verlangten 60 Volt, wobei mir nicht klar ist, warum das so ist.

Wer hat Ideen ? Danke und Grüße

Holger

Ich habe gerade den ersten Versuch unternommen, im neuen Forum ein Bild einzubinden. Es wird die Höchstgrenze von 800 KB angegeben, mein Plandetail hat nur 223 KB, trotzdem erscheint die Warnung, die Datei sei zu groß. Im oben verlinkten Forum sind aber Details enthalten, die den Sachverhalt zeigen.
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röhrenradiofreak
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Re: AM-Empfang beim Saba Freiburg W3

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die negative Regelspannung wird durch ein Signal am Ausgangs des ZF-Verstärkers erzeugt. Ohne Signal entsteht keine Regelspannung, das ist der empfindlichste Zustand des Empfängers. Das wird durch die Angabe im Datenblatt der ECH81 bestätigt: Bei einer Gittervorspannung von -2V (die wohl durch den Anlaufstrom entsteht) ist die Steilheit am größten, bei einer Gittervorspannung von -28V bzw. -42V um den Faktor 100 kleiner.

Du könntest also den Punkt R mit Masse verbinnden oder eine Spannung von -2V einspeisen, dann sollte der Empfänger am empfinddlichsten sein.

Lutz
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Re: AM-Empfang beim Saba Freiburg W3

Beitrag von hf500 »

Moin,
da ist noch was zu beachten:

Schlechter AM-Empfang kann daran liegen, dass es kaum noch LMK-Sender gibt ;-)

ZF am Antenneneingang einzuspeisen, ist eine maessige Idee. In der Regel haben die Geraete im Eingeng einen ZF-Saugkreis, der genau das verhindern soll, naemlich, dass ZF an den Mischereingang gelangt.
Will man den ZF-Verstaerker ueberpruefen, muss die ZF am Ausgang des Mischers eingespeist werden. Das Wie fuer dieses Geraet sollte die Abgleichanleitung beschreiben. Das Geraet hat m.W. in der ZF ein Nullstellenbandfilter, es hat 9kHz beidseids der ZF ausgepraegte Nullstellen. Der ZF-Abgleich sollte daher sorgfaeltig ueberprueft und durchgefuehrt werden.

[quote]Am G2/4 der ECH81 messe ich nur 40 statt der verlangten 60 Volt, wobei mir nicht klar ist, warum das so ist. [/quote]

Roehre ziehen, nachmessen, wie hoch die Schirmgitterspannung dann ist. Wird sie nur ueber einen Vorwiderstand oder einen Spannungsteiler erzeugt?
Diese Roehren haben, wenn sie geregelt werden, eine gleitende Schirmgitterspannung, sie ist also von der Regelspannung mittelbar abhaengig.
Wie vorgeschlagen, auf die Regelleitung niederohmig eine einstellbare negative Spannung (bis etwa -20V) geben und die Spannungsverlaeufe beobachten.

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Peter
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holger66
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Re: AM-Empfang beim Saba Freiburg W3

Beitrag von holger66 »

Hallo Peter,

da hatte ich wohl unklar formuliert: ich hatte natürlich schon passende Hf-Signale vom Meßsender an die Antennenbuchse gegeben, was mich sogar zu der Erkenntnis brachte, daß sogar die Skaleneichung noch ungefähr stimmt. Nur ist das Ergebnis eben ausgesprochen dünn.

Eine passende regelbare Spannungsquelle habe ich auch, das werde ich spätestens am Montag testen.

Gruß & Dank
Holger
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Bernhard W
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Re: AM-Empfang beim Saba Freiburg W3

Beitrag von Bernhard W »

Hallo Holger und Mitleser,

die (negative) Regelspannung für die AM-Bereiche kommt von der EABC80.

Von dort geht's erst einmal über 1 MΩ nach Masse. Ohne HF-Signal wird die Spannung also in Richtung Massepotential gezogen.
Durch das Rauschen der Verstärker und die Gitterströme wird die Spannung auch ohne Signal 0 V nicht ganz erreichen.
Ca. -2 V ohne Signal klingt plausibel.

Die Regelspannung geht über einen weiteren Widerstand 1 MΩ an einen Kondensator 0,1 µF. Der glättet das Signal und bestimmt die Regelgeschwindigkeit (Schwundregelung).
Leckstrom des 0,1-µF-Kondensators führt zu höherer Verstärkung, der kann also nicht die Ursache sein.

Diese geglättete Regelspannung wird über einen Widerstand 500 kΩ an G1 der EF41 geführt und über einen Widerstand 1 MΩ an G1 der ECH81.
Wenn die EF41 noch gut verstärkt, scheint die Regelspannung vermutlich nicht zu hoch (zu negativ) zu sein.

Was mir auffällt: 4 µF an G2+G4 der ECH81, aber auch an G2 der EF41. Der Leckstrom dieses Kondensators führt zu geringerer Spannung an den genannten Gittern. Dadurch sinkt die Verstärkung beider Röhren. Leckstrom des 4-µF-Kondensators könnte also die Ursache sein.

Nebenbei bemerkt:
Zum Empfang über die rückwärtige Antennenbuchse muss der Ferritantennenschalter ausgeschaltet sein.
Der AM-Antennen-Eingang ist hochohmig ausgelegt, z. B. zum Anschluss von "Langdrahtantennen". Die liefern relativ hohe HF-Spannung, aber nur wenig Strom.

Bernhard
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Re: AM-Empfang beim Saba Freiburg W3

Beitrag von holger66 »

Hallo zusammen,

zunächst: den 4µF hatte ich im Vorfeld schon gegen einen neuen Elko getauscht.

Messung: an Punkt "R" liegt konstant eine Spannung von -0,4 Volt an. Wenn ich beim MW-Empfang ein Signal von 1.000 Khz mit voller Leistung des Meßsenders einspeise, ändert sich der Wert nicht.

Speise ich am Punkt "R" eine negative Spannung ein, verschwindet das Signal komplett, wenn ich etwa -6 Volt erreiche.

Schließlich habe ich noch versucht, die 472Khz direkt an das Steuergitter der ECH81 einzuspeisen. Das funktioniert, das Signal geht brüllend laut durch die gesamte Zf.

Erst auf den dritten Blick habe ich eine typische Panne dieser sehr alten Tastenaggregate von Saba auch hier gefunden. Oberhalb des Schalters U9 (der ausgerechnet in der Spannungsversorgung des G2/4 der ECH81 liegt) steht noch eine Massefahne. Zwischen diesen hatte es so heftig gebrutzelt, daß ein früherer Bastler offenbar die Kokelspuren auch bemerkt hatte und das zum Anlaß genommen hatte, den Pertinaxstreifen zu durchteilen, um das zu beenden. Problematisch ist das nicht, da die Massefahne von unten kommend mit einem stabilen Draht gehalten wird und sonst nur einen Kondensator aufnimmt. Auf die Funktion bei AM hat das m.E. keinen Einfluß, da die Massefahne nur dazu dient, diesen einen Kondensator mit Masse zu verbinden. Irgendwie schon sehr blöd gelöst, daneben sofort eine Fahne vorzusehen, die Anodenspannung führt.

H.
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Re: AM-Empfang beim Saba Freiburg W3

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die Regelspannung ist also nicht die Ursache. Und ab dem Steuergitter der ECH81-Heptode ist der Signalweg in Ordnung.

Wahrscheinlich liegt der Fehler also im Bereich der AM-Vorkreise inkl. der dortigen Umschaltkontakte. Ist der Empfang auf der Ortssendertaste in Ordnung? Wenn ja, könnte eines der Plattenpakete des Drehkos defekt sein. Wenn nein, kann der Fehler eigentlich nur im Bereich der Schaltkontakte U11 und O2 liegen.

Theoretisch könnte es auch noch sein, dass die Verbindung zwischen dem Steuergitter der ECH81-Triode und dem Gitter 3 der Heptode fehlt. Dann würde kaum eine Mischung stattfinden, weil das Oszillatorsignal nur durch Übersprechen zum eigentlichen Signalweg gelangt. Ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass die kurze Drahtbrücke zwischen den Stiften 7 zbd 9 der ECH81 unterbrochen ist.

Was das Brutzeln in der Tastatur betrifft: Auch andere Hersteller haben Anodenspannungs- und Massekontakte öfter direkt nebeneinander gelegt. Dass es bei Saba besonders häufig zu diesen Problemen kommt, hat also entweder mit dem verwendeten Pertinaxmaterial zu tun, oder die Abstände sind kleiner als bei anderen Herstellern.

Lutz