Welchr Lotzusammensetzung für Röhrenradios?

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Udo
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Welchr Lotzusammensetzung für Röhrenradios?

Beitrag von Udo »

Hallo,
ich besitze Lötdraht in zweierlei Ausführungen: Sn60Pb40 und Pb60Sn40.
Welcher Lötdraht eignet sich für unser Hobby am besten?

Gruß Udo
Funkschrotti
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Beitrag von Funkschrotti »

Hallo,
60% Zinn mit 40% Blei ist die richtige Mischung und NUR diese Sorte, in manchen ist noch ein geringer Kupferanteil drin (schadet nicht).
Das umgekehrte mit 60% Blei kenne ich nicht, da habe ich noch nie von gehört.
Bitte keine silberhaltigen Lote und keine bleifreien Lote verwenden, die sind nur teuer und taugen überhaupt nichts.

Gruß

Roland
scotty
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Beitrag von scotty »

Hallo,
das Lot mit 60% Blei und nur 40% Zinnanteil ist vorwiegend in der "normalen" Elektrotechnik, wie Motorentechnik und KFz- Elektrik verwendet worden. Es gibt aber sogar Lot mit noch weniger Zinnanteil, wie das LSn25Pb70Cu5. Das gibts z.B. als Stangenlot für Dachklempner zum Löten von Dachrinnen und Schornsteinumkleidungen. Für Elektronik ist Lot mit einem Zinnanteil unter 60% wegen der hohen Schmelztemperatur nicht geeignet. Nach dem 2. WK ist aus der Not heraus solches minderwertige Lot viel in den Notradios verwendet worden. Abbröselnde und "kalte" Lötstellen waren da an der Tagesordnung. Aber es gab ja nichts anderes!

Gruß

Wolfram
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

Standard ist (für uns) immer noch das Lot mit Sn60Pb40. Schmelzpunkt 186 °C.
Jedenfalls verwenden alle Restaurateure die ich kenne dieses Lötzinn.

Lötzinn mit Pb60Sn40 wird häufig als "Bastlerlot" angeboten.
Auch bei Lot für Dachdeckerarbeiten (Dachrinnen) findet man diese Type.
Dieses Lot hat einen höheren Schmelzpunkt (235 °C).

Früher wurde spezielles Lötzinn für Sicherungswiderstände angeboten. Das sind jene, die an einem Ende einen durch Federkraft öffnenden Kontakt haben, der durch Lötzinn zusammengehalten wird das bei Überlast schmilzt und den Kontakt dadurch öffnen läßt. Hier mußte für ein einwandfreies Funktionieren ein Lötzinn mit höherem Schmelzpunkt verwendet werden. Möglicherweise war das ein Pb60Sn40.

Auch das sogenannte RoHS Lötzinn, welches seit einiger Zeit von den EU-Affen vorgeschrieben wird, hat einen höheren Schmelzpunkt (217 °C).
Dieses Lötzinn verwende ich dann - und nur dann - wenn ich aus irgendwelchen Gründen einen höheren Schmelzpunkt benötige!


Gruß

Rocco11
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scotty
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Beitrag von scotty »

Hallo Rocco,
das mit dem Bastlerlot, wie Du es bezeichnet hast und dem Dachdeckerlot hatte ich ja schon in meiner vorstehenden Antwort gepostet. Das von Dir noch angeführte Lot für Sicherungswiderstände, das sich im Fehlerfall selbst auslötet, kann man eigentlich nicht so richtig als Lot bezeichnen, weil es ja neben dem Verbinden eben eine Sicherungsfunktion hat.
Dieses "Roßsche Metall" mit einem Schmelzpunkt ab 58°C darf man, wenn die definierten Eigenschaften (Schmelzpunkt, Sicherungsfunktion) erhalten bleiben sollen, nie mit dem SnPb-, oder auch anderen Loten zusammen bringen. Das gilt besonders für die Lötspitze des Kolbens als auch den Flußmittelbehälter. Einmal einen Rücklöt- Sicherungswiderstand schnell mit einer SnPb- Lötspitze zusammengedrückt, und schon kannst Du den Sicherungswiderstand vergessen, da die Sicherung nicht mehr rechtzeitig schmilzt. Dieser Tipp soll besonders an unsere TV- Sammler appellieren, da in den trafolosen SW- Geräten solche Dinger en masse verwendet wurden. Ich habe mir für solche Widerstände immer eine eigene neue Spitze reserviert, die ich mit neuem Kolophonium und dem von einem alten Widerstand gewonnenen Roßschem Lotmetall "verzinnt" hatte.

Grüße

Wolfram
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo scotty,

das stimmt so keinesfalls.
Das Lot an den Sicherungswiderständen war stets hochschmelzender als normales Lötzinn! Was glaubst Du denn wie lange der Widerstand funktionsfähig geblieben wäre, hätte man da Roses' Legierung als Lot aufgebracht? :wink: Die zementierten Drahtwiderstände werden im normalen Betrieb ohne weiteres 200°C heiß!

Roses' oder Woods Legierung wird im Inneren von herkömmlichen Schmelzsicherungen verwendet. An Hochtemperatur-Sicherungswiderständen haben sie jedoch nichts verloren.

Gruß

Rocco11
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Udo
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Beitrag von Udo »

Hallo,
was versteht man denn unter der Bezeichnung Radiolot? Die bleihaltigere Variante Pb60Sn40 wird häufig so angeboten.

Gruß Udo
scotty
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Beitrag von scotty »

Hallo Rocco,
Du hast mich mit dem höher schmelzendem Lot für die Rücklötwiderstände ganz schön unsicher gemacht und habe noch mal in der Literatur nachgeschaut. Also, bei Finke"RFT- Service- Fernsehempfänger", wird auf die Besonderheiten bei der Rücklötung von Sicherungswiderständen hingewiesen, Zitat: "... jedes Löten mit einer normal verzinnten Lötspitze ERHÖHT die Schmelztemperatur des Lotes und beeinflußt die Sicherungswirkung des Widerstandes unzulässig." Da dort keine Schmelztemperatur angegeben war, habe ich in Serviceanleitungen der SW- TV- Geräte "Stella/Ines" nachgeschaut. Dort war die Auslösetemperatur mit ca. 120°C angegeben. Beim Color- T- Gerät "Colormat/ Colortron 4000" sogar mit nur 90°C! Dort noch mit dem Hinweis, daß die Temperatur des betreffenden, entsprechend dimensionierten (Zement-) Widerstandes in der 145V- Zuleitung für die Zeilenendstufe im Normalbetrieb nicht über 60°C betragen durfte. Diese Widerstandstemperatursicherung war übrigens nicht dazu da, Überströme durch Eigenerwärmung zu unterbrechen, sondern bei einem Wärmestau im Fernsehergehäuse (Einsatz in engen Schrankwänden, Verstopfen der Lüftung mit Deckchen o.ä.) durch Abschalten der Zeilenendstufe auf einen unzulässigen Betriebszustand hinzuweisen und eine weitere Temperaturerhöhung und ggf. einen Brand zu verhindern!

Auch kannte ich das mit dem "niedrig" schmelzenden Lot schon aus meiner Lehrzeit als BMSR- Techniker, da uns unser Lehrmeister häufig eins auf die "Pfoten" gegeben hat, wenn wir eine normale verzinnte Lötspitze heimlich bei der Instandsetzung von elektronischen Reglern oder Rücklöten von Fernmeldesicherungen in Telefonvermittlungen zum Rücklöten genommen haben. Auch in meinem Studium als Nachrichteningenieur (Funk- und Vermittlungstechnik) wurde uns das eingebläut.

Viele Grüße

Wolfram
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Radiowerkstatt
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Wie ist es wirklich?

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo.

Wenn zwei von ein- und derselben Sache reden, bleibt offt die Wahrheit auf der Strecke.

Meine „Heimleiterin“ sagt oft zu mir: ich habe mal wo gelesen oder ich hab mal gehoert.

Belege dafuer. Null!
So auch hier.
Als Dritter erlaube ich mir zu behaupten. Ich weis wie es wirklich ist, bei den Hochlast- Sicherungswiderstaenden von denen ROCCO redet.

Hier steht es:

http://weltklang.homepage.t-online.de/j ... 9186261524
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Zuletzt geändert von Radiowerkstatt am Do Dez 17, 2009 15:02, insgesamt 1-mal geändert.
scotty
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Beitrag von scotty »

Hallo Johann,
wenn Du für diesen speziellen Fall eine Kurvenschar gescannt hast, ist es ja i.O., dass die Zusammensetzung dafür stimmt. Es scheint für die verschiedenen Einsatzzwecke auch verschiedene Lote gegeben zu haben,denn in den von mir angeführten Quellen werden ja auch zwei unterschiedliche Auslösetemperaturen angeführt.
Ansonsten ist es schön, wenn Du so richtig über das ganze Problem Bescheid weißt. Da ist es auch angemessen, dass Du anzweifelst, dass jemand lesen, und Gelesenes interpretieren kann. Ich habe dies bis heute eigentlich von mir gedacht. Mir war und ist es die ganze Sache nicht wert, extra einen Scan von diesen "Belegquellen" zu machen, damit Du es mit eigenen Augen siehst.
Es ist bestimmt nach Deinen Erfahrungen so, dass in eben diesem Fachbuch für die Weiterbildung von Radio- und Fernsehtechnikern, in dem ich eben noch mal nachgeschlagen habe und in den Werksserviceanleitungen von TV- Geräten, die ich zitiert habe, nur unbelegter Mist stehen kann! Es muß ja auch so sein, denn die Serviceanleitung ist vom Fernsehgerätewerk Staßfurt (1967 und 1976) und das Fachbuch ist vom "Verlag Technik (Ost) Berlin" (1978). Wer weiß, ob die darin beschriebenen Geräte jemals richtig funktioniert haben. :oops:

Wolfram
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Radiomann
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Beitrag von Radiomann »

Es scheint für die verschiedenen Einsatzzwecke auch verschiedene Lote gegeben zu haben,...
Dem war tatsächlich so; zumindest kann ich mich erinnern, dass TEKTRONIX früher für seine Geräte eigenes Lot nach besonderer Spezifikation vor schrieb. Ein Hinweis darauf fand sich in den jeweiligen, blauen Manuals mit Ringbuchheftung.
Verwendet wurde von uns allerdings handelsübliches Lötzinn, ohne irgendwelche bekannten Folgen.
Und was die Si.-Widerstände betrifft: Meist konnte ich sie wieder zusammen löten (bzw. kleben :wink:) unter Verwendung der geringen Menge vorhandenen Lötzinns, also ohne Fremdmaterial.