Missgeschick: Falsche Gleichrichterröhre eingesetzt

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Udo
Capella
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Missgeschick: Falsche Gleichrichterröhre eingesetzt

Beitrag von Udo »

Hallo,
ich habe in meinen neuerwerb Grundig 495W versehentlich eine AZ12 statt einer EZ12 eingesetzt. Nach ca. 30 Sekunden bemerkte ich den Fehler und schaltete das Gerät sofort aus. Es ist Rauch aufgestiegen. Anschließend untersuchte ich sämtliche Bauteile nach Brandspuren. Ich konnte keine auffälligkeiten feststellen. Nach einsetzen der EZ12 spielte das Radio wieder. Ich nahm es aber nach einigen Minuten vom Netz, weil die Teerkondensatoren noch nicht ausgewechselt wurden (Siebelkos sind neu).
Frage: Kann ein Schaden am Radio entstanden sein und welcher?
Ist es wahrscheinlich, daß die AZ12 jetzt defekt ist?

Gruß Udo
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Niko
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Beitrag von Niko »

Hallo Udo,
die AZ12 ist für 4 Volt Heizspannung ausgelegt, die EZ12 für 6,3 Volt.
Die AZ12-Heizung hat also zu viel Spannung bekommen. Wenn die Heizung noch Durchgang hat, sollte sie noch o.k. sein.
Das Problem ist: die AZ12 ist direkt geheizt, die EZ12 indirekt.

So sieht die Sockelbelegung der EZ12 aus: http://www.radiomuseum.org/images/tubes ... ein/58.png

und so bei der AZ12: http://www.radiomuseum.org/images/tubes ... n/47_1.png

Was da jetzt geraucht hat, weiß ich nicht, vielleicht der Trafo?
Gruss, Niko
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Udo
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Beitrag von Udo »

Hallo,
ist der Trafo jetzt hinüber weil er kurz geraucht hat? Soll ich das Radio mal länger laufen lassen? Warum ist die Sicherung nicht durchgebrannt?

Gruß Udo
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Niko
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Beitrag von Niko »

Wenn das Radio jetzt noch läuft, ist er wahrscheinlich nicht hinüber. Überprüfe mal (nach Kondensatoren-Tausch!!!), ob sich der Trafo bei längerem Betrieb stark erwärmt. Dann ist er hinüber.
Niko
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Radiomann
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Beitrag von Radiomann »

Niko hat geschrieben:Überprüfe mal (nach Kondensatoren-Tausch!!!), ob sich der Trafo bei längerem Betrieb stark erwärmt. Dann ist er hinüber.
Niko
Hallo,

das ist nur aussagekräftig, wenn der NT sich vorher nicht entsprechend erwärmt hat.
Da wir aber unlängst von Trafotemperaturen von >50°C lesen durften, ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen.
Udo
Capella
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Beitrag von Udo »

Hallo, in Spannungswähler-Stellung 220V messe ich 0,41A am Sicherungshalter. Das entspricht einer Leistungsaufnahme von 118W. Laut Schaltbild sollten es ca.80W sein. In Stellung 240V sind es 0,33A. Das wären 94W Leistungsaufnahme. Kann die hohe Leistungsaufnahme auch von defekten Kondensatoren herrühren? Oder macht das eher weniger aus? Das Radio spielt ja gut. Außer den Siebelkos ist noch alles original.

Gruß Udo
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Niko
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Beitrag von Niko »

Hallo Udo,
das kann gut sein. Ein Beispiel von mir (Saba Villingen 6-3d): Mit alten C's 92 Watt, mit neuen C's 60 Watt.
Allerdings ist bei mir 220*0,41=90,2 und 240*0,33=79,2.

:frage:

Niko
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Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Niko,
ich bin technisch leider noch nicht so fit und gebe das auch gerne zu. Habe mich wohl verrechnet. Auf jeden Fall stimmen die Ampere-Angaben. Dann wäre ja alles im grünen Bereich.

Gruß Udo
Christoph
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Beitrag von Christoph »

Mit der Formel UxI=P rechnet man bei Wechselspannung die Scheinleistung(S) aus. Die im Schaltplan angegebene Leistung ist allerdings die Wirkleistung (P). Wirk- und Scheinleistung sind allerdings nur bei realen, rein ohmischen Verbrauchern gleich. Da das bei einem Radio aber wahrscheinlich nicht der Fall ist, kann auch daher der Fehler kommen.

Wenn das Radio noch OK ist, sollte es auch bei einem relativ starkem UKW Sender und voller Lautstärker nicht wesentlich verzerren. Die EL12 sollte gut Krach machen.
Trotzallem sollte man es dann nicht unbeaufsichtigt laufen lassen und ggf. nach längerem Betrieb nochmal die Leistungsaufnahme kontrollieren.
Zu prüfen wäre evtl bei den alten Grundigs ob der Kathodenelko der Endröhre noch OK ist. Grundig hat teilweise so Teerelkos verbaut, die sind meist hin. Ist das schon einer im Alugehäuse, könnte er auch noch gut sein.

Grüße
Christoph
Grundig-1985

Beitrag von Grundig-1985 »

@ Udo:

Auch ich hatte das Problem der zu starken Trafoerwärmung, obwohl alle Elkos, Papierkondensatoren und die Gleichrichter (das Gerät hat hiervon zwei) bereits ersetzt waren.

In dem entsprechenden Thema wies mich jemand auf eventuell schadhafte Isolierungen der Drähte hin - genau das traf zu. Daraufhin isolierte ich die Drähte, deren Isolierungen sich berühren, mit Gewebeschlauch neu. Die verdrillten und durch das Chassis geführten Leitungen ersetzte ich.

Jetzt erwärmt der Trafo sich wieder in zulässigem Maße.

Wahrscheinlich liegt bei deinem Gerät der gleiche Fehler vor.

Schöne Weihnachten,

Gruß
Denis
Grundig-1985

Beitrag von Grundig-1985 »

Sorry,
ich überlas es, dass das Gerät offenbar wieder intakt ist.

Gruß
Denis
Udo
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Beitrag von Udo »

Hallo,
in Spannungswähler-Stellung 220V hatte ich ja eine Leistungsaufnahme von 0,41A gemessen und in Stellung 240V waren es 0,33A. Wodurch kommt der große Unterschied von ca. 20% zustande? Die Differenz zwischen 220V und 240V beträgt nur ca. 10%. Könnte es an einem Trafodefekt liegen z.B. daß die Trafowicklung für 220V schadhaft ist?
Warum ist das Radio laut Schaltbild mit einer 0,8A Sicherung bestückt obwohl die Leistungsaufnahme deutlich geringer ist?

Gruß Udo
Udo
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Beitrag von Udo »

Hallo PL504,
die 0,8A Sicherung gilt nur für 220/240 Volt Betrieb. Bei 125 Volt Einstellung hat die Sicherung einen höheren Wert, ich glaube 1,25A.

Gruß Udo
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röhrenradiofreak
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Beitrag von röhrenradiofreak »

Bei vielen Geräten werden Sicherungen mit Nennströmen verwendet, die größer als die eigentliche Stromaufnahme des Gerätes sind. Das dient dazu, damit die Sicherung nicht durch kurzzeitige Überströme kaputt geht. Bei einem Röhrenradio tritt z.B. beim Einschalten kurzzeitig ein höherer Strom auf, weil die Heizfäden der Röhren noch kalt und deshalb niederohmiger sind. Bei vielen Radios (nicht bei solchen mit Gleichrichterröhre, wie Deins) darüberhinaus auch durch das Aufladen des anfangs leeren Siebelkos. Wäre die Sicherung sehr knapp ausgelegt, würde sie dadurch durchbrennen.

Lutz