Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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chrisk
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Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von chrisk »

Hallo liebe Dampfradiofreunde,

bei meinem Opa stand bis vor kurzem ein Blaupunkt M 51W im Keller. Das Gerät hatte er damals, als er Werksstudent bei Blaupunkt war, direkt ab Werk erworben. Ich habe mich erstmalig im Teenie-Alter mit 13 oder 14 Jahren für Röhren interessiert und so hat er das Gerät vorgeholt und mir gezeigt. Ich bin leider nur ein bis zweimal im Jahr bei meinen Großeltern und habe seitdem jedes mal direkt nach der Ankunft das Radio mit großer Vorfreude ausgepackt, angeschlossen und neben das Gästebett gestellt. Abends habe ich dann teilweise stundenlang Musik damit gehört.
Bei meinem letzten Besuch vor etwa einem Monat war ich schon halb eingenickt als ich von Lautstärkeschwankungen und direkt darauf folgend einem lauten Knall und viel Qualm geweckt wurde. Einen der Kondensatoren direkt hinter dem Netztrafo hat es zerrissen.
Mein Opa, dem ich am nächsten Morgen davon erzählte, erzählte mir, dass er lange darüber nach gedacht hätte und mir das Radio eigentlich gerne schenken möchte, auch wenn er selbst noch sehr daran hängt. Dumm gelaufen, jetzt ist es kaputt. Ich habe das Geschenk natürlich trotzdem angenommen und so steht es nun bei mir.

Nachdem mein anderes Radio nun wieder spielt möchte ich jetzt gerne mit dem Blaupunkt weiter machen bevor es draußen wieder wärmer wird.

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Ich habe das Gerät gestern grundgereinigt und die Reste des explodieren Kondensators heraus gepult (hingen echt überall). Dabei habe ich festgestellt, dass folgende Bauteile beschädigt wurden: SCHALTPLAN.

blau ist der explodierte Kondensator und sein Bruder - ich habe beide entfernt.
rot ist ein Widerstand (drauf auf Keramikkern ?) dessen Wicklungen optisch leicht beschädigt aussehen. Ich messe bei dem 15 Ohm Teil etwa 25 Ohm.
grün ist ebenfalls ein Widerstand. Bei ihm war die Punktschweißung (?) der oberen Kontaktierung (siehe Foto oben) aufgegangen und der Widerstandsdraht beschädigt. Ich habe die Messingschelle zusammen gelötet, der Widerstand hat jetzt etwa 19,4 kOhm.

Meine Fragen dazu:
1. Wozu genau dienen die Widerstände?
2. Sollte ich den Widerstand mit den drei Kontaktierungen ( rot) besser austauschen?
3. Gehört bei dem Widerstand dessen Schelle ich neu verlötet habe noch Lack über die Schelle? Wenn ja, welcher?

Ich wollte ansonsten gerne die Netzsicherung austauschen (ist durchgebrannt) und einen Funktionstest machen. Spricht da etwas gegen?


Grüße & schonmal vielen Dank,
Christian
Funkschrotti
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Christian,

der grüne Widerstand hat 10 KiloOhm laut Schaltplan, wenn du fast 20 K mißt, ist er defekt. Der rote Widerstand muß einstellbar sein und hat laut Schaltplan insgesamt 150 Ohm.
Eine erneute Inbetriebnahme des Gerätes ist ohne umfassende Restaurierung der Technik nicht mehr möglich, da noch viele andere Teile (Kondensatoren) defekt sein werden.
Die Kondensatoren, die explodiert sind, gehen immer kaputt wenn man ein altes Gerät nach langer Zeit wieder einschaltet.

Gruß

Roland
chrisk
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von chrisk »

Hallo Roland,

vielen Dank für Deine Antwort.

Der grüne Widerstand ist in meinem Schaltplan definitiv mit 20 K eingetragen - ich habe eben extra nochmal nach geschaut. Der Schaltplan ist an der Stelle etwas undeutlich, daher sieht es auf meinem Foto wie 10 K aus.

Die restlichen Kondensatoren werde ich sowieso tauschen, ich möchte das Gerät nur gerne vorher nochmal in Betrieb nehmen um, falls es nicht funktioniert, die Fehlerursache um den explodierten Kondensator eingrenzen zu können.


Gilt für die Blaupunkt Papierkondensatoren auch "alles raus" oder sollte eine Einzelfallentscheidung getroffen werden? Ich möchte das Gerät täglich nutzen.


viele Grüße,
Christian
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paulchen
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von paulchen »

Hallo!
Ich möchte das Gerät täglich nutzen.
Damit ist die Antwort eigentlich schon gegeben.
Die silbernen Blaupunktkondensatoren sehen zwar schöner und solider als manch andere Papierkondensatoren aus, sind aber ebenso schlecht nach all den Jahren wie diese. Ohne Nachdenken wechseln!

Wenn die Messwerte der Widerstände noch einigermaßen stimmen, würde ich es auf einen Versuch ankommen lassen und nach dem Wechsel der C´s den Probelauf damit versuchen.

Zu Deiner Gehäusefrage.
Ich würde hier ohne Skrupel eine Neulackierung mit Ballenmatttierung vorschlagen. Das Radio hat keine schwierigen Ecken. Dies lässt sich folglich auch von einen Laien mit etwas Motivation machen. Dazu allerdings den alten Lack runter holen.
Die Goldstreifen findest Du bei Ebay oder antikradio inkl. der Kondensatoren.

paulchen
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holger66
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von holger66 »

Heißa ! Den hat´s klassisch zerfetzt. Ein Fingerzeig darauf, daß diese Blaupunkt-Kondis genauso besch...eiden sind, wie alle anderen auch. Also raus damit, wenn Du das Radio häufiger einsetzen willst. Auch wenn´s viel Arbeit ist.

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
Funkschrotti
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von Funkschrotti »

Hallo,
die Blaupunkt-Cs sind alle Schrott. Man kann aber leicht neue Kondensatoren in den alten Hüllen verbauen, nach Öffnen der einen Bördelung läßt sich das Innenleben leicht herausstoßen.

Gruß

Roland
chrisk
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von chrisk »

PL504 hat geschrieben:Wenn ich den Schaltplan richtig interpretiere, geht der grüne 10k direkt von + an Masse. Das ergäbe keinen Sinn.
Ja, so interpretiere ich das auch :angry: Sind übrigends 20k, auch wenn es auf dem Foto wie eine 10 aussieht.


Die Kondensatoren fliegen alle raus, kein Problem. Das habe ich ja gerade bei meinem anderen Radio durch. Dann werde ich mal die Tage eine neue Farnell bestellung fertig machen und ein paar Roederstein Kondensatoren ordern.

Das Tarnen von neuen Kondensatoren mag ich übrigends nicht. Reparaturen gehören für mich zur Historie des Geräts und solange die neuen Teile nicht von außen sichtbar sind kann ich super damit leben. Die alten Kondensatoren packe ich in einer Tüte ins Gerät.

Zu dem roten Widerstand habe ich noch eine Frage: Wie wird der eingestellt, bzw. wofür dient er?

Zum Thema Ballenmattierung werde ich mich noch weiter informieren. Ich bin ansonsten handwerklich begabt und habe auch einiges an Werkzeug, d.h. auch andere Möglichkeiten würden ggf. in Betracht kommen.


Vielen Dank & Grüße,
Christian
chrisk
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von chrisk »

Hallo,

das Radio spielt noch/wieder. Ich habe bisher nur die Defekte, die durch den explodierten Kondensator entstanden sind, repariert. Nun möchte ich gerne neue Folienkondensatoren (Vishay Roederstein MKT181) bestellen.

Bei mir sind im Schaltplan einige Folienkondensatoren explizit als "induktionsfrei" ausgewiesen. Was verstand man damals unter induktionsfrei? Kann ich davon ausgehen, dass alle heute erhältlichen Typen - und damit auch meine Roedersteine - einsetzbar sind?


Schöne Grüße,
Christian
edi
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von edi »

Bei mir sind im Schaltplan einige Folienkondensatoren explizit als "induktionsfrei" ausgewiesen. Was verstand man damals unter induktionsfrei? Kann ich davon ausgehen, dass alle heute erhältlichen Typen - und damit auch meine Roedersteine - einsetzbar sind?
Hatten wir schon mal irgendwo diskutiert... find`s nicht mehr...
WIMA gibt für die Folienkondensatoren eine Eigeninduktivität an, die etwa der eines gestreckten Drahtes mit der Länge der Anschlußdrähte entspricht.
Also weniger geht ja schon rein physikalisch nicht mehr- im Gegensatz zu damals, als man diese Technologien noch nicht hatte.

Kann man bei WIMA u. a. hier nachlesen.
Irgendwo steht auch der Satz etwa so, wie ich ihn wiedergab.

Andere Hersteller, besonders NOS von anno X (Röderstein- gibt`s die Steintal- Kondensatoren- Bude überhaupt noch ?)... schwer zu sagen.

Ich denke, Wickel- oder Folien- Kondis im nF- bis MüF- Bereich mit nennenswert großen Eigeninduktivitäten, die die Eignung in einem Oldie- Radio ausschließen, gibt`s schon sehr lange nicht mehr. In UKW- Empfangsteilen kamen meist Keramik zur Anwendung.

Edi
chrisk
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von chrisk »

Hallo Edi,

danke für die Antwort. Dann mache ich mir desswegen keinen Kopf. Die Roedersteine sind heute auch schon aus England und Belgien an gekommen (keine 12 Stunden nach Bestelleingang) :D

Freitag/Samstag geht es weiter.

Grüße,
Chris
chrisk
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Re: Das expoldierte Blaupunkt M 51W

Beitrag von chrisk »

Mein Blaupunkt hat einen Hochtöner :shock: :shock: :?: :Schulterzuck: