Phantasiekondis für Restaurationen ?

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edi
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Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von edi »

Ich mache gerade Kondis für die Rückrüstung meines ehemals verfummelten B18 fertig... da die originalen Kondis ja schon seit dem Umbau 1946 fehlen, ich also keine Vorlagen mehr habe, habe ich einfach... Phantasiekondis mit meinem eigenen Firmenlabel und Herstellungsmonat/ -jahr gemacht.

Vorbild waren die gelb- blauen Siemens- Halske- Kondis im Vorkriegs- SABA.
Ich habe keinen schwarzen Heißkleber, aber da ich ja nichts nachbaue... warum nicht das milchig- graue Zeugs, gab ja auch Wachskondis mit solcher Vergußmasse...

Geht mit jedem Farbdrucker auf stinknormalem Druckerpapier. Schrift Arial Bold 11p.
Einen Kondi habe ich aus einem Stück Garnrolle gebastelt, die andere Rolle aus Druckerpapier selbst gewickelt.

Was haltet Ihr davon ?
Paßt besser als die silbernen Styroflexer aus den 80ern/ 90ern, die in den Pappröllchen drin sind.
Ist ja optisch ähnlich den C's dieser Baujahre, und so kann man als Restaurator ja sogar -in Form eines Logos, Namens, Symbols, Nomogramms o. ä., noch was Eigenes einbringen.

Edi

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Alexander
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Alexander »

Die Idee ist mal wirklich Weltklasse , wenn die orginalen Bauteile verschollen sind ist die Idee etwas neues und ansprechendes zu montieren wirklich lobenswert.

Gefällt mir.

grüße,
Alexander
Erik
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Erik »

Da möchte ich wieder den Begriff "Anmutung" einbringen; wenn die Anmutung stimmt, warum nicht.

Vorschlag; könnte man nicht auch Pappröhrchen besorgen (in Zigarrenkistchen ist die auch manchmal einer ganz unten mit drin), der gelbe C rein und unten und oben einfach schwarze Knetmasse reinpfropfen?
- Ja, der Heesters, das hat er nun davon, von seiner Raucherei... -
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Funkschrotti »

Hallo,
davon halte ich eigentlich nichts. Es gibt doch genügend Vorlagen von Originalen, die man imitieren und ausdrucken kann.

Gruß

Roland
Erik
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Erik »

Funkschrotti hat geschrieben:Hallo,
davon halte ich eigentlich nichts. Es gibt doch genügend Vorlagen von Originalen, die man imitieren und ausdrucken kann.
Sei Beispiel gilt ja nur für den Fall, daß da nun reinweg nichts zu finden ist.
- Ja, der Heesters, das hat er nun davon, von seiner Raucherei... -
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Schumi
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Schumi »

Moin Edi,

Dein Nora B18 stammt aus dem Jahr 1938/39, da gehörte die Firma Nora schon zu Siemens-Schuckert, also hättest Du gleich die Vorlage der Siemens-Kondis ohne Änderung benutzen können :)
Gruß
Schumi

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edi
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von edi »

Dein Nora B18 stammt aus dem Jahr 1938/39, da gehörte die Firma Nora schon zu Siemens-Schuckert, also hättest Du gleich die Vorlage der Siemens-Kondis ohne Änderung benutzen können
OK, Schumi.
Na ja, zu spät... vergeigt...nun hab' ich meine Phantasiekondis fertig.
:D
Bekanntlich bin ich aber auch etwas toleranter beim Teile- Ersatz.

Im Grunde ist der Originalitätswahn ja auch Quatsch.
1. Teile- Ersetzungen gehören schließlich auch zur Geschichte des Gerätes. Und es ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, wenn statt der 75 Jahre alten C's ein modernes, Bauform- passendes Bauteil eingebaut ist.
Technisch muß es ein reststromloser Kondensator sein, wie es der Entwickler/ Hersteller einst vorgab. Silberne Styrowickel, quietschgelbe Lutschbonbons oder schwarze Replika- Kunstfolie- C's tun genau das.
2. Unters Chassis sieht sowieso keiner mehr... wer führt seine Geräte eigentlich so vor (wenn nicht nur eine Bodenpappe die Sicht versperrt) ?
3. Wertvorstellungen von Sammlern sind anders, als die von (technischen) Restaurateuren. Selbst Vergilbung und Dreck der Label- Blättchen per Drucker nachmachen, ich weiß nicht...
Akzeptabel ist für mich das Belassen im absolut unrestaurierten Zustand.
Das schon mal besprochene "Regenerieren" von Papierkondensatoren, um ja kein Bauteil durch was moderneres, auch nicht "gefälscht", ersetzen zu müssen... grenzwertig. Führt zu Geräten, die man zu seltensten Gelegenheiten einschalten kann- Betriebssicherheit, geschweige denn einigermaßen normale Verwendbarkeit, um mal einige Stunden Musik zu hören... wohl kaum.
4. Wie geschrieben... mal was anderes, sein eigenes Signum, passend zum "Baustil" des Teils, zu hinterlassen.

NORA wird kein Museums- Staubfänger, kommt wieder als mobiles Radio- entsprechend seiner Bestimmung- in Einsatz, und das Holzgehäuse (laut NORA- Werbeschrift isses das gleiche Gehäuse wie "Paganini" W18) bekommt z. B. eine richtig schöne Beizung, um die Holzmaserung wieder zu betonen, und Lackierung (wenn ich`s hinbekomme), und viel schöneren Lautsprecherstoff (das originale Zeugs einschl. der Pappe darunter ist sowieso am Zerfallen).

Edi
Zuletzt geändert von edi am Fr Mai 06, 2011 10:04, insgesamt 1-mal geändert.
Gery
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Gery »

Genau meine Meinung, die sie da vertreten. Ihr Projekt sieht Klasse aus.
Petzi
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Petzi »

Hallo Edi,
Ich finde es auch toll.Warum soll man nicht auch mal seine eigenen Ideen umsetzen dürfen?Allemal viiiiel besser als diese häßlichen und plärrigen Replika's mit IC's.
Gruß Petzi
Stoffzge
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Stoffzge »

:D Finde ich auch toll! Hören mit Röhren sollte in erster Linie Spass machen.
edi
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von edi »

Wenn man das weiterspinnt... könnte ja durchaus zu einem Qualitäts- bzw. Bewertungskriterium in Kreisen der Oldieradio- Fans führen, wenn in einem Gerät ...zig Jahre später ein Set rot, grün, blau gelabelter Kondis mit dem Signum eines Restaurateurs vorgefunden wird.

Vorteile hätte es übrigens auch, weil man sich "seine" Kondi- Sets für Restaurationen schon "vorproduzieren" kann... wenn ich sehe, wie viele Geräte bei einigen Dampfradiofreunden über den Werkstattisch gehen.


Aber das nur so nebenbei. Ist ja das erste Gerät, welches die Phantasiekondis bekommt.

Edi
Zuletzt geändert von edi am Sa Mai 07, 2011 7:49, insgesamt 1-mal geändert.
Funkschrotti
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Edi,

Im Grunde ist der Originalitätswahn Quatsch: Finde ich eigentlich nicht....

1. Teile- Ersetzungen gehören schließlich auch zur Geschichte des Gerätes. Und es ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, wenn statt der 75 Jahre alten C's ein modernes, Bauform- passendes Bauteil eingebaut ist.
Silberne Styrowickel, quietschgelbe Lutschbonbons oder schwarze Replika- Kunstfolie- C's: Sieht nur meist alles häßlich und verbastelt aus.

2. Unter das Chassis sieht sowieso keiner mehr hin...: Stimmt zwar in der Regel, aber allein das Wissen das dort alles modernisiert ist reicht mir das Radio häßlich zu finden, so daß ich es nicht mehr haben will.

3. Wertvorstellungen von Sammlern sind anders. Selbst Vergilbung und Dreck der Label- Blättchen per Drucker nachmachen, ich weiß nicht...: Dem kann ich zustimmen, das Nachmachen von Dreck halte ich für überflüssig, dreckig wird es mit der Zeit von allein wieder.

Akzeptabel ist für mich das Belassen im absolut unrestaurierten Zustand: Das mache ich meistens auch so, allerdings eher aus Zeitmangel. Eine ordentliche Restaurierung benötigt schon bei einfachen Fällen mindestens zwei Tage Zeit, bei teuren Großsupern kann man auch schon mal mit zwei bis vier Wochen Arbeitsaufwand rechnen.

Das schon mal besprochene "Regenerieren" von Papierkondensatoren, um ja kein Bauteil durch was moderneres, auch nicht "gefälscht", ersetzen zu müssen... grenzwertig:
Nicht nur grenzwertig, sondern völlig unsinnig und nutzlos (Kategorie Voodoo), da alte Schrottkondensatoren sich nicht betriebssicher wiederbeleben lassen. Da wird viel Arbeit und Zeit für nichts und wieder nichts * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt*, und hinterher ist trotzdem alles verbastelt und verpfuscht, schließlich muß man die Dinger erst auslöten und dann ist es eh nicht mehr original. Da kann man viel besser alte Hüllen neu befüllen, das dauert höchstens ein Zehntel der Zeit des Regenerierens.

Führt zu Geräten, die man zu seltensten Gelegenheiten einschalten kann- Betriebssicherheit, geschweige denn einigermaßen normale Verwendbarkeit, um mal einige Stunden Musik zu hören... wohl kaum: Volle Zustimmung, Regenerieren von Kondensatoren ist eine unbrauchbare Methode.

Gruß

Roland
edi
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von edi »

Silberne Styrowickel, quietschgelbe Lutschbonbons oder schwarze Replika- Kunstfolie- C's: Sieht nur meist alles häßlich und verbastelt aus
.
Oft sieht das wirklich nicht sehr schön aus, darum verwendete ich da schon etwas Sorgfalt, die Silber- Styroflex- Wickelkondis (habe ich am meisten, und habe am meisten DDR- Radios, wo die oft schon zum Teil drin sind) mit genug Drahtlänge, und etwas lötfesten Gewebeschlauch über die Drähte... das sieht schon etwas professioneller aus.
Wenn ich schon nicht tarne, soll die Arbeit des Restaurateurs ansprechend aussehen.
OK, früher habe ich auch nur ausgetauscht, fertig. Heute wende ich da richtig Zeit auf.

Aber wir haben hier auch hervorragende Restaurationen vorgestellt bekommen, alle Funktionen top, mechanisch, elektronisch, und auch Gehäuse super, aber innen die knallgelben Lutscher drin- z. B. das hübsche französische Radio, ich denke, Franz- Josef als Restaurateur ist da über jeden Zweifel erhaben, und das Radio ist auf jeden Fall ein superschönes Schmuckstück, das jetzt sicher wieder Wert hat..

Darum wären eigene Kondis eines Restaurateurs, optisch altersgerecht passend gestaltet, Farbgestaltung nach eigenem Design, mit eigenem Nomogramm oder Symbol, doch eigentlich auch eine feine Sache.

Ich habe jetzt einige Kandidaten, die wieder eine Menge Kondis benötigen, die Geräte spielen sogar noch mit den Gammelkondis, und das sogar noch sehr gut. Eins davon richtig mit "Traumklang".
Und sind vom Design her außergewöhnlich schöne Radios -RFT Sonneberg "Consul" und "Erfurt 1", FuW Dresden "Zwinger 6", und noch einige andere. und einige sind innen noch absolut original und top sauber.

Die "Große Kondi- Kur" mache ich grundsätzlich, da gehe ich nicht von ab... Funktion, Betriebssicherheit, Gebrauch- meine Radios müssen auch was tun.

Gerade weil die innen wie neu aussehen, wären die Silberwickel irgendwie unpassend, da bin ich jetzt erstmals am überlegen, ob ich ein DDR- Gerat mit Nachbauten beglücke, ob ich einfach die Original- Kondis fake, (wodurch ja Aufdruck- Angaben evtl. nicht stimmen) oder die oben gezeigten Phantasiekondis einbaue.

Edi
Zuletzt geändert von edi am Fr Mai 20, 2011 11:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von edi »

So sieht eine komplette Neuverdrahtung mit den Phantasie- "Edi- Kondis" aus, gerade fertiggeworden.
Links ist ein brauner Elko, Pertinaxrohr, der ist neu befüllt, und hat ein neues Label bekommen.
So ist -ohne die Augen zu beleidigen-, das neuere Baujahr bei jedem Kondi klar.

Die Anordnung orientiert sich an der Originalverdrahtung, wobei es ein Vergleichsgerät gab, in dem aber auch schon Verbastelungen waren, sowie einige Details, die mir nicht gefielen, ich weiß auch nicht, ob die original so waren, da waren z. B. nicht genutzte Röhrenfassungsanschlüsse als Lötstützpunkte/ Bauelemente- Haltepunkte genutzt worden. Das gibt's bei mir i. d. R. nicht.
Sämtliche Drähte sind in hitzefestem Gewebeschlauch grün oder braun geführt.
Widerstände hatte ich leider nicht alle in alter, roter Bauform.

Edi

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Zuletzt geändert von edi am Fr Mai 20, 2011 18:12, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Phantasiekondis für Restaurationen ?

Beitrag von holger66 »

Ich find´s gut, würde es aber selber nicht machen, zu viel Arbeit.

Ob der hier im Forum bekannte und auch tätige Lieferant der quietschgelben Axialen es nicht mal schaffen könnte, bei seinem Hersteller eine Sonderserie mit schwarzer Folie und schwarzer Vergußmasse sowie dem Logo DRF zu ordern ? Ich bin sicher, das würde den Verkauf nochmal ankurbeln...

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....