Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

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Bosk Veld
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von Bosk Veld »

Ein Kohlemassewiderstand ist im Prinzip ein Netzwerk aus vielen parallel und in Reihe geschalteten Widerständen, den winzigen zusammengepreßten Kohlekörnchen. Sobald ein Strom fließt, gibt es lokale Erwärmungen; die Körnchen dehnen sich unterschiedlich stark aus und verändern ihre Position. Dadurch ändern sich Anzahl und Fläche der unzähligen Berührungspunkte, und der Gesamtwiderstand ändert sich. Die Änderungen sind sporadisch (= Rauschen), weil die Körnchen sich dauernd, überall und quasi zufällig bewegen.

Kohleschichtwiderstände rauschen weniger als Kohlepreßwiderstände. Bei ihnen ist die Kohle bei ihnen auf einem Keramikröhrchen aufgetragen, so daß es wesentlich weniger Übergänge zwischen den Kohlekörnchen gibt.
Je homogener der Widerstand aufgebaut ist, desto geringer ist diese Art des Rauschens.

Das ist nicht zu verwechseln mit thermischem Rauschen, das durch die zufällige Bewegung der freien Elektronen entsteht. Ersatzschaltbildmäßig verändert sich hierbei nicht der Widerstandswert, sondern dem Widerstand wird eine Rauschspannungsquelle hinzugefügt.

Gruß, Frank
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MichaelM
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von MichaelM »

Hallo,

um die Verwirrung des Gordischen Knotens noch etwas zu steigern: Es handelt sich möglicherweise um die Kohlepresswiderstände, die heutzutage alle Amp-Ersatzteileschmieden relativ teuer anbieten, also die Carbon Composition Resistors, die ja angeblich Wunderdinge in dene (meist Gitarren-) Röhrenamps verrichten sollen angesichts ihres "amtlichen, authentischen Sounds".

Ja, bestimmte Gitarrenamps sind berüchtigt dafür, sehr verbaut und sehr bauteileverzehrend zu sein (wie VOX AC30. Oder nur z.B. die Combos des berühmten Herstellers mit dem "7", in denen die Röhren kopfüber nach unten hängen und ihre Wärme schön ans Chassis nebst ihren darinnen verbauten Widerständen abgeben, sind auch nicht ganz ohne. Zumal z.B. 7ender ja auch seine Röhren mit z.T. erheblicher Überspannung betreibt, weit ausserhalb jeglicher Normen).

Da ist oder war es schon mal gang und gäbe, dass diverse dieser Kohlepresswiderstände sich in ihren Werten ändern durch zu große thermische Belastung.

LG Michael
Penthode?
edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von edi »

Amp- Fans, bitte klärt doch mal auf, was hier für Widerstände verbaut sind- hier liest man "Kohlepreßwiderstand", "Kohlemassewiderstand" und "Kohleschichtwiderstand".

Massewiderstände: 1 Stück Widerstandsmaterial.
Schichwiderstand: Keramikröhrchen mit Kohleschicht drauf, die wurde meist wendelförmiu gefräst, um den Widerstandswert zu bekommen.
Preßwiderstand sind es eigentlich beide- eine Kappe, geschlossen oder offen, wird maschinell auf die Enden gepreßt.

Letztere sind ja in den Dampfradios verbaut- Massewiderstände kenne ich nur sehr wenige, verwendet hat man die z. B. , wenn die Wendel durch ihre Induktion die Funktion stört, z. B. in UKW- Tunern. kann aber auch Schicht, ungewendelt sein.

Ich erinnere ich mich an "Borkohle- Schichtwiderstände, ich weiß nicht mehr, ob gewendelt- die waren doch wohl nur präziser ? Selbst die ältesten Widerstände, die ich besitze, Anfang 20er Jahre, sind... gewöhnliche, gewendelte Schichtwiderstände.

Ich denke, Kohlemassewiderstände dürften keinen wesentlichen Vorteil ggü. Kohleschichtwiderständen bieten, siehe die Erklärung zum Rauschen, die gilt ja gerade für diese, aber die Kohleschicht auf normalen Widerständen "funktioniert" genauso.

Rauscharme Widerstände- sind eigentlich andere Materialien.

Ja, was sind in den Amps denn für Widerstände drin ?
Ich muß mal dumm fragen- ich bin kein Amp- Spezi- ich würde vermuten, daß man spezielle Widerstände -und wahrscheinlich nicht normale Kohle- nur in hochwertigsten Amps verbaut hat ?

Edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von SK468W »

Hallo edi,

Massewiderstand=Kohlepresswiderstand=schlecht

Kohleschichtwiderstand= besser aber nicht wirklich gut

les mal meine Postings (inklusive Links)vom Sa. ca 22Uhr, da steht alles.

MfG
Volker
edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von edi »

Volker, Ihr genanntes Posting beantwortet die Fragen - eher nicht. Wenn die Kohlemassewiderstände schlecht sind, wie Sie schreiben... warum wurden/ werden sie dann von moderneren Amp- Schmieden und Instrumenten- Herstellerfirmen verbaut ?

Und die Kohlemassewiderstände werden ja auch heute gelegentlich als Wunderteile beworben.
Normale Kohleschichtwiderstände werden ja in älterer Literatur beschrieben, und deren Eigenrauschen erwähnt. Und da hat man dann noch schlechtere Widerstände erfunden ?

Vielleicht hatte man eine bessere Technologie, um die besser hinzubekommen, und die schlechten Effekte sind Folge der Alterung ?

OK- mögen die Dinger in Verstärkern drin sein- in Radios sind sie wahrscheinlich selten.

Immerhin habe ich noch einige, allerdings im niederohmigen Bereich (unter 1 KOhm), ich werde die mal messen.

Edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von SK468W »

Wenn die Kohlemassewiderstände schlecht sind, wie Sie schreiben... warum wurden/ werden sie dann von moderneren Amp- Schmieden und Instrumenten- Herstellerfirmen verbaut ?
Weil die Geräte Massenprodukte sind und jeder Cent zählt. Für die normale Nutzungsdauer der Geräte reicht es meistens. Die Massewiderstände sind je nach Hersteller auch von unterschiedlicher Qualität, die Allen-Bradley aus den Verstärkern sind nicht so katastrophal wie die Vitrohm.

MfG
Volker