Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

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hmueller
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von hmueller »

Hallo,


Hat jemand schon einmal den Unterschied in der Ausgangsleistung bei z.B. 3% Klirrgrad gemessen zwischen einem guten Selen- und einer Si-Brücke mit Wirkwiderstand, z.B bei einer EL84- Eintaktendstufe?
Nur damit man mal weiss, ob der Aufwand lohnt.
Z-Dioden habe ich aus meiner Vergangenheit im Verstärkerbau als oft gemeine Störenfriede in Erinnerung. Würde ich glaube ich nicht gern in der Spannungsversorgungsleitung haben.

Gruß,

Matthias

PS: Habe hier gerade ein Meersburg125 auf dem Tisch, bei dem der GL noch original und ok. ist. Wenn ich am Wochenende Zeit haben sollte, messe ich mal den Unterschied zur Si- Brücke + 120R.
viele Grüße,

Matthias.
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Radiowerkstatt
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Walter und auch Georg.
Im Prinzip kann man den Zusatz-R hinlegenwo man will.
Einen in die Trafoleitung, oder je 1/2 in jede Leitung oder eine zwischen Ladeleko und Gleichrichter.
Ich habe im RMorg so verfahren, weil der Trafodraht eh`vom Selen weg muss,
dann hat man ihn schon mal. Irtum ausgeschlossen.
Der Plusdraht ist aber genauso betroffen, also meine Loesung ist halt eine davon.
Weil: Der Strom in diesem Widerstand ist, weil es ein (1) Stromkreis ist, ueberall gleich.
Vor dem Widerstand wenn er im Gleichstromzweig liegt, ist es auch einseitig (DC) und mehr oder weniger Impulsartiger Strom.

Zu Siebung wuerde er nur nach dem Ladeelko beitragen.

Gruss johann

Skizze kommt noch
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Zuletzt geändert von Radiowerkstatt am Fr Nov 25, 2011 14:06, insgesamt 2-mal geändert.
Bernhard W
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von Bernhard W »

Bei konstantem Laststrom würde ich die Lösung nur mit Widerstand bevorzugen. Damit sind die Stromspitzen geringer, was sich nicht so negativ auf die Bauteil-Lebensdauer auswirkt.

> Z-Dioden ... als ... Störenfriede ...
In meiner Bauteilesammlung liegen hunderte von Z-Dioden, nicht eine stört. ;)
Ob und wie etwas stört hängt immer davon ab, was es tut, d. h. in diesem Fall wie die Z-Diode eingesetzt ist. Sie kommt zwischen Gleichrichter und Siebelko, durch sie fließt pulsierender Gleichstrom, sie wird nie umgepolt.

Bernhard
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GeorgK
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von GeorgK »

Zur Untrstützung (Visuell) der Ausführungen von Johann, am Ende ein Link. Der im Org. übrigens sagt ebenso alles aus.
Ich denke für uns "Quereinsteiger" ist der untere Link Verständlicher.

Ich Pers. verwende gerne anstelle der Einweg GL lieber die Graetz Schaltung, bei der beide halbwellen genutzt werden. Optisch ist das Geschmackssache die Dioden in das alte Gehäuse unterzubringen. Ich lasse den Original GL drinn und "Verstecke" mit Schrumpfschlauch ummantelt die neue Graetz Schaltung mit Dioden. Der R fällt ja nicht auf. im Schaltplan Dokumentieren und fertig.

http://m.schuelerlexikon.de/phy_abi2011 ... tungen.htm
Der Arbeitsplatz
http://up.picr.de/9757217ajq.jpg
Die Homepage
http://www.oldradio.de.tl/Home.htm

"Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“

Matthias Claudius
Grüsse Georg
Bernhard W
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von Bernhard W »

> ... Selen- und einer Si-Brücke mit Wirkwiderstand, ... ob der Aufwand lohnt.

Der Si-Gleichrichter ohne Widerstand hat zwei Nachteile:
1. Die Ausgangsspannung ist höher, das kann nachfolgende Bauteile schädigen (höhere Spannung bedeutet auch höhere Verlustleistung)
2. Der Einschalt-Stromstoß ist höher. Das führt zum früheren Ausfall der Schmelzsicherung am Trafo und zu leicht reduzierter Lebensdauer des Siebelkos.

Bernhard
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hmueller
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von hmueller »

Bernhard W hat geschrieben:> ... Selen- und einer Si-Brücke mit Wirkwiderstand, ... ob der Aufwand lohnt.

Der Si-Gleichrichter ohne Widerstand hat zwei Nachteile:
1. Die Ausgangsspannung ist höher, das kann nachfolgende Bauteile schädigen (höhere Spannung bedeutet auch höhere Verlustleistung)
2. Der Einschalt-Stromstoß ist höher. Das führt zum früheren Ausfall der Schmelzsicherung am Trafo und zu leicht reduzierter Lebensdauer des Siebelkos.

Bernhard
Wir meinen das gleiche. Ich meinte den Unterschied im Pa bei 3%Klirr zwischen:

- Selen Original
- SI- Brücke mit Widerstand in ermittelter Größenordnung (Gleiche Anodengleichspannungen an der EL84 im LL)

mit 'Aufwand' meinte ich Ersatzschaltungen mit MOSFET, Z-Dioden, etc.

Eine SI Brücke ohne weiteres habe ich zwar schon öfter gesehen, aber mich selber nicht getraut einzubauen/drinzulassen. Wundersamerweise waren selbst diese Geräte meist an ganz anderen Stellen waidwund (Leckstrom- C's). Spricht für die Toleranz der alten Schaltung (oder deren seltenem Betrieb).
viele Grüße,

Matthias.
mvd
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von mvd »

Bernhard W hat geschrieben: Der Si-Gleichrichter ohne Widerstand hat zwei Nachteile:
1. Die Ausgangsspannung ist höher, das kann nachfolgende Bauteile schädigen (höhere Spannung bedeutet auch höhere Verlustleistung)
2. Der Einschalt-Stromstoß ist höher. Das führt zum früheren Ausfall der Schmelzsicherung am Trafo und zu leicht reduzierter Lebensdauer des Siebelkos.
Hallo Bernhard

Ist nicht hinsichtlich der Lebensdauer der Röhren auch die Kombination deiner beiden Punkte bedenklich? Und gilt das folgende nicht auch für den Siliziumgleichrichter mit Vorwiderstand?

Die Siliziumdiode weist eine wesentlich steilere Kennlinie auf als eine Diode aus Selen. Klar, daß dadurch der Einschaltstromstoß größer ist, als bei einem Selengleichrichter.
Das hat aber auch zur Folge, daß die volle Anodenspannung viel früher anliegt und zwar eventuell schon bevor die Heizung auf Betriebstemperatur ist, was die Lebensdauer aller Röhren negativ beeinflußt. Und das bei jedem Einschaltvorgang.

Angesichts der Preise die heute schon für alte Röhren vom damaligen Originalhersteller bezahlt werden müssen, frage ich mich, ob so ein paar billige Bauteile rund um einen FET wirklich einen zu hohen Aufwand bedeuten. Die Lagerbestände alter Röhren werden ja nun mal nicht größer.

Bei einem Radio für den alltäglichen Gebrauch würde ich in jedem Fall die FET-Lösung einsetzen, allein aus dem Grund die alten Röhren möglichst schonend hochzufahren.
Bei Geräten für ein Museum, die vieleicht 2 oder 3 mal im Jahr eingeschaltet werden um die Elkos formiert zu halten, wäre mir der Vorwiderstand genug.

Gruß
Michael
Bernhard W
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von Bernhard W »

Wird nur ein Widerstand einegbaut, um den ursprünglichen Arbeitspunkt im Ruhebetrieb einzustellen, sinkt die Spannung unter Belastung stärker.

Unterschiedliche Last entsteht z. B. beim Umschalten des Wellenbereichs oder auf Phonobetrieb und bei unterschiedlicher Lautstärke.

Je nach Aufbau der NF-Endstufe kann deren Stromaufnahme aussteuerungsabhängig nahezu konstant bleiben (A-Betrieb) oder stark schwanken (AB- oder B-Betrieb). Bei stark schwankender Stromaufnahme kommt die Endstufe früher an die Versorgungsgrenze und die Ausgangsspannung wird gekappt. Das geschieht bei Röhrenschaltungen relativ "weich", man hört die Verzerrungen nicht sofort.

Je nach Schaltungsaufbau und Entopplung können dabei allerdings auch andere Schaltungsteile beeinflusst werden, z. B. das Empfangsteil leicht verstimmt werden. Allgemein kann ich das nicht sagen.

Was hinzukommt: Die Geräte wurden meistens für 220 V entwickelt, heute (offiziell seit Mai 1987) haben wir 230 V. Dadurch ist die interne Spannung zusätzlich 5 % höher. Glücklicherweise sind Röhrenschaltungen sehr tolerant.

Bernhard
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von Bernhard W »

Hallo Michael,

die Anodenspannung ist praktisch immer früher hochgelaufen als die Betriebstemperatur der Röhren. Mit steigender Katodentemperatur steigt der Ruhestrom der Röhren, das geschieht relativ langsam. Ohne Z-Diode oder FET-Schaltung ist diese höhere Startspannung zusätzlich höher, das stimmt. Wie stark das die Röhrenlebensdauer beeinflusst weiß ich aber nicht.

Die FET-Schaltung wirkt aus meiner Sicht wie eine Z- bzw. Suppressordiode. Ich sehe in dem FET keinen besonderen Vorteil. Man muss neben der statischen Verlustleistung auch den Einschaltstromstoß berücksichtigen, das gilt für beide Schaltungen.

Ist bei der FET-Schaltung nicht auch eine Z-Diode parallel geschaltet?
--> lass den FET und die Widerstände am Gate weg und wähle den Spannungswert der Z-Diode passend.

Bernhard
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Re: Wie den Zusatzwiderstand berechnen (Wechsel Selengl.)

Beitrag von volvofan58 »

Moin,

ich danke Euch ganz herzlich für die Antworten! Also mal so berechnen geht nicht........
Die Idee mit dem FET passt mir nicht wirklich, mag ich nicht!

Beste Grüße
Peter
Röhre, du im Radio, nur dein Klang macht mich wirklich froh.