Probleme ohne Lautsprecher??

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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aglef
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Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von aglef »

Hallo an alle Erfahrenen,

kann es irgendwelche Probleme geben, wenn man beim Betrieb eines Röhrenradios oder Röhrenverstärkers mal die Lautsprecher oder ähnliche Last nicht anschließt? Kann dabei der Übertrager durchbrennen? Und, sind ohne angeschlossene Lautsprecher aussagekräftige Messungen am Gerät sinnvoll und möglich? Bin mir sehr unsicher!

Danke für wertvolle Hinweise!
Gruß
aglef
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von röhrenradiofreak »

Eine Röhrenendstufe darf man nicht ohne Last betreiben, weil es durch die Induktivität des Ausgangsübertragers dann hohe Spannungspitzen an der Anode der Endstufenröhre gibt. Das gefährdet den Ausgangsübertrager, die Endstufenröhre und Kondensatoren in diesem Bereich.

Nur, wenn man sicher ist, dass an der Endstufe kein Signal anliegt, darf man sie ohne angeschlossene Last in Betrieb setzen.

Lutz
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von aglef »

Hallo Lutz,
im speziellen Fall handelt es sich um einen Stereo-Röhrenverstärker. Es ist keine Eingangsquelle(Radio, Tonabnehmer o.ä.) an den Eingangsbuchsen angeschlossen und an den Lautsprecherbuchsen sind keine LP angeschlossen. Kann das Gerät in dem Fall Schaden erleiden, wenn man es probeweise nur einschaltet?

aglef
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von Radiomann »

Nur, wenn man sicher ist, dass an der Endstufe kein Signal anliegt, darf man sie ohne angeschlossene Last in Betrieb setzen.
Und selbst dieser Betriebszustand kann sich als problematisch erweisen, wenn aufgrund von Instabilitäten eine Schwingneigung besteht.
aglef
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von aglef »

Und warum wurden solche Gräte gefertigt, die dann sogar kaputt gehen, wenn man nichts anschließt? Oder, besitzen solche Geräte noch einen eingebauten Schutz?

aglef
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von Radiomann »

Ohne Last und ohne Ansteuerung ist die Wahrscheinlichkeit der Zerstörung ziemlich gering, jedoch nicht ausgeschlossen.
Gefahr besteht hauptsächlich durch Ansteuerung und fehlende Last, weil sich dabei hohe Induktionsspitzen aufbauen.
Gelegentlich finden sich in Verstärkern auch Schutzvorkehrungen; problematisch hingegen wird es bei Dampfradios, wenn diese ohne Lsp. betrieben werden und ein Signal (Radio, TA) auf die NF gegeben wird.
aglef
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von aglef »

Sind im speziellen Fall des Telefunken-Stereoverstärkers schaltungstechnisch Vorkehrungen getroffen worden, um solchen "burn out" auszuschließen? Bin da zu weinig bewandert um dies zu erkennen.
Gruß
aglef
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von röhrenradiofreak »

Bei diesem Verstärker gibt es offensichtlich keine Schutzvorkehrungen dagegen.

Warum Geräte gebaut wurden, die kaputtgehen, wenn man nichts anschließt? Weil das damals Stand der Technik war. Die Schutzvorkehrungen hätten zusätzliches Geld gekostet, man war der Meinung, dass der Käufer nicht bereit ist, diese zu bezahlen. In der zugehörigen Bedienungsanleitung wird wahrscheinlich darauf hingewiesen, dass man den Verstärker nicht ohne Lautsprecher betreiben darf.

Das ist übrigens der Grund dafür, dass die meisten Röhrenradios, anders als Transistorgeräte, keine Zweitlautsprecherbuchse haben, die den internen Lautsprecher abschaltet, wenn man einen Stecker hineinsteckt.

Lutz
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von aglef »

Aber parallel sekundärseitig zum AÜ ist doch eine Widerstandsreihenschaltung (2,2K+3,9k+220) die an Masse geht. Somit wäre doch eine dauernde Last am Ausgang des AÜ. Beim Anschluss eines LP mit 5 Ohm, wäre der Gesamtwiderstand beinahe weiterhin 5 Ohm. Oder sehe ich das falsch?

aglef
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von Radiomann »

Leider ist der Schaltplan unvollständig.
Die von dir angesprochenen Bauteile sehen eher aus wie eine Gegenkopplung; möglicherweise bilden sie aber auch in Vbdg mit C12 (0,0033µF) einen Schutz im Leerlauf, zumindest ohne Aussteuerung. Eventl. wurde dieser Schutz sogar empirisch ermittelt?
Was sagt denn die BDA zum Betriebsfall Leerlauf ?
aglef
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von aglef »

Leider habe ich keine Betriebsanleitung; im Anhang ist der andere Teil des Schaltplans. Vielleicht ist damit Näheres zu erklären

Gruß
aglef
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Bernhard W
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von Bernhard W »

Bei diesem Gerät halte ich eine Zerstörung ohne Last für wenig wahrscheinlich, wenn das Ausgangssignal nicht sehr groß wird.

Über den Widerstand W18 (W118) wird der Übertrager ziemlich stark vorbedämpft. Die Hauptfunktion von W18 (W118) ist die Reduzierung der Gleichstrom-Vormagnetisierung des Übertragers (schließlich fließt der Ruhestrom (ca. 30 mA) der Endstufenröhre durch die Primärwicklung des Übertragers), eine Nebenwirkung sind dabei die Verluste in dem Widerstand, die bei Normalbetrieb eher stören, ohne Last aber von Vorteil sind.

Außerdem ist die Ausgangsleistung mit 2 W angegeben. So viel Leistung vetragen die meisten Bauteile zusätzlich für eine kurze Zeit.

Zum Messen muss aber immer eine Last angeschlossen sein, sonst stimmen einige Messwerte nicht. Der Ausgang an der Anode von Röhren ist sehr hochohmig (Stromquelle), die Röhre bedämpft parasitäre Schwingkreise paraktisch nicht. Diese Schwingkreise entstehen durch die Induktivität des Übetragers in Kombination mit der eigenen Wicklungskapazität und mit externen Kapazitäten (hier: C9 bzw. C109).

Der Leerlaufbetrieb von Übetragern ist kritisch sowohl bei Röhren- als auch Transistorverstärkern.

Bernhard
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von röhrenradiofreak »

aglef hat geschrieben:Aber parallel sekundärseitig zum AÜ ist doch eine Widerstandsreihenschaltung (2,2K+3,9k+220) die an Masse geht. Somit wäre doch eine dauernde Last am Ausgang des AÜ.
Im Prinzip ja, aber diese Last ist gegenüber einem Lautsprecher verschwindend klein. Mehr als 6 k Ohm gegenüber etwa 5 Ohm des Lautsprechers, das belastet den Ausgang nicht wirklich.
Radiomann hat geschrieben:Die von dir angesprochenen Bauteile sehen eher aus wie eine Gegenkopplung...
Richtig, das ist eine Gegenkopplung. Sie belastet trotzdem den Ausgang, aber nur minimal, siehe oben.
Bernhard W hat geschrieben:Bei diesem Gerät halte ich eine Zerstörung ohne Last für wenig wahrscheinlich, wenn das Ausgangssignal nicht sehr groß wird.
Das trifft bei den meisten Röhrenendstufen zu. Aber wie soll man ohne angeschlossenen Lautsprecher feststellen, ob wirklich kein oder nur ein kleines Ausgangssignal vorhanden ist? Selbst wenn der Lautstärkeregler auf Null steht, kann es durch Fehler im Verstärker durchaus große Signale geben. Ohne Lautsprecher sollte man einen Lastwiderstand anschließen, dann ist man auf der sicheren Seite.

Ich besitze ein Stereo-Chassis, von dem beim Vorbesitzer ein Kanal als Verstärker für eine Lichtorgel benutzt wurde. Der andere Kanal lief leer. Nach einiger Zeit war die Endstufenröhre (ELL 80) durch Funkenüberschläge defekt. Der Ausgangsübertrager hat es zum Glück überlebt.

Lutz
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von aglef »

Ganz herzlichen Dank für Eure Hilfe; mir wurde sehr damit geholfen!

Viele Grüße
aglef
Bernhard W
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Re: Probleme ohne Lautsprecher??

Beitrag von Bernhard W »

röhrenradiofreak hat geschrieben:
Bernhard W hat geschrieben:Bei diesem Gerät halte ich eine Zerstörung ohne Last für wenig wahrscheinlich, wenn das Ausgangssignal nicht sehr groß wird.
Das trifft bei den meisten Röhrenendstufen zu. Aber wie soll man ohne angeschlossenen Lautsprecher feststellen, ob wirklich kein oder nur ein kleines Ausgangssignal vorhanden ist? Selbst wenn der Lautstärkeregler auf Null steht, kann es durch Fehler im Verstärker durchaus große Signale geben. Ohne Lautsprecher sollte man einen Lastwiderstand anschließen, dann ist man auf der sicheren Seite.
Klar, wenn man einen Fehler im Bereich der Endstufe vermutet, dann immer mit Lastwiderstand betreiben. An der Temperdur des Widerstands kann man auch leicht feststellen, ob die Endstufe schwingt.
röhrenradiofreak hat geschrieben:Ich besitze ein Stereo-Chassis, von dem beim Vorbesitzer ein Kanal als Verstärker für eine Lichtorgel benutzt wurde. Der andere Kanal lief leer. Nach einiger Zeit war die Endstufenröhre (ELL 80) durch Funkenüberschläge defekt. Der Ausgangsübertrager hat es zum Glück überlebt.
Ein Transistorverstärker mit Ausgangsübetrager hätte sicherlich nicht lange überlebt.

Bernhard