Ein neuer stellt sich vor, ein par Tipps sind gesucht

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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UL84
Philetta
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Ein neuer stellt sich vor, ein par Tipps sind gesucht

Beitrag von UL84 »

Hallo zusammen. Erstmal zu mir, so viel Zeit muss sein :) Mein Name ist Matthias, Wohne in der Schweiz, bin 25 Jahre jung. Elektronik war schon immer mein grösstes Hobby, bereits bevor ich gehen konnte interessierten mich Kabel und Steckdosen, leider betrübt mich unsere Wegwerfgesellschaft heutzutage sehr, da könnte einem schon die Freude am reparieren vergehen. Unzufriedene Leute halt.

Nun folgendes: Am letzten Samstag war ich auf unserer regionalen Elektronik-Sammelstelle. Dann stand dort einsam und verlassen auf einem Müllcontainer ein Mediator MD1523 U-70, der dürfte baugleich mit einer Philips Philetta sein (BD263U ? bitte helft mir, ich habe Fotos gemacht) Welches Chassis ist das? Folgende Röhren sind verbaut:
UCC85, UF89, UCH81, UABC80, UL84, UY85

Ich habe das Gerät erstmal ausgestaubt und mit dem Regeltransformator langsam in Betrieb genommen. Leider spielte gar nichts, kein Brummen, nichts, nur die Skalabeleuchtung war an.

Der Thermoschutz am Transformator war ausgelöst, bitte schimpft mit mir wenn ich nun einen Fehler gemacht habe. Ich habe diesen Bimetall-Schalter überbrückt nachdem ich noch zwei offensichtlich defekte Kondensatoren getauscht habe und bin erneut mit dem Regeltransformator langsam hochgefahren. Nun spielen alle AM-Bereiche ganz leise bei voller Lautstärke, wird jedoch von einem ziemlich lauten 50Hz-Brumm übertönt. Auf UKW ist alles stumm. Der Transformator wird heiss.

Zieht eine oder mehrere Röhren zu viel Strom oder ist der Transformator defekt? Nach der Gleichrichter-Röhre (UY85) messe ich eine Spannung von ca. 240V gegen Chassis, welche jedoch nach der Aufwärmzeit auf 170V absinkt. Ich denke darum wird der Trafo heiss.

Wie würdet ihr am besten vorgehen? Ich möchte das Gerät schön restaurieren, wie kann ich das ganze Chassis reinigen? Wie kann ich die Kontakte der Schalter reinigen? Kontaktspray ist mir unsymphatisch.

Ich werde sicher mal alle papierkondensatoren ersetzen. Was kann der Grund sein dass auf UKW nichts spielt? Alle Röhren leuchten! Ich habe mal was gelesen von einem Filter wo der Kern herausfällt, was hat es damit auf sich?

UND: Woher bekomme ich Röhren?

Auf http://www.technicalnet.ch/roehrenradio gibts Bilder.


Vielen Dank für eure Hilfe
Gruss Matthias
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hi,
Was kann der Grund sein dass auf UKW nichts spielt?
Damit sollten wir uns später beschäftigen. Zunächst mal gilt es herauszufinden, wieso der ganze Rest nicht ordentlich funktioniert.

Ich vermute, daß die Überlast - die auch den Brumm verursacht - erst nach dem Anheizen der Röhren entsteht. Überprüfe zunächst mal den Kathodenelko der Endröhre und den Koppelkondensator derselben zur Anode der Vorstufenröhre.
Ich werde sicher mal alle Papierkondensatoren ersetzen.
Ja, - das wäre empfehlenswert. Aber axiale Kondensatoren verwenden! Mit Printkondensatoren im Rastermaß würde das Gerätchen verbastelt werden !!

Wenn sich der Bimetall Thermoschutz nicht wieder aktivieren lassen sollte, dann empfehle ich den zusätzlichen Einbau einer 400 mA (träge) Schmelzsicherung. Verbastelung hin oder her, - Sicherheit geht vor!

Gruß

Rocco11
Funkschrotti
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Beitrag von Funkschrotti »

Hallo,
das Chassis sieht identisch aus wie eine deutsche Philetta (BD263U, BD273U, BD283U), in diesen Geräten gibt es keinen Bimetallkontakt. Der Einbau eines solchen macht auch keinen Sinn, was will man damit schützen ? Eine zusätzliche Sicherung braucht man nicht, eine Netzsicherung ist bereits enthalten. Allerdings sollte diese auf den richtigen Wert überprüft werden: Für Philetta genau 0,315 Ampere träge, nicht größer und nicht kleiner !!
Es ist ein Allstromgerät ohne Netztrafo. Der eingebaute Trafo ist der Tonausgangsübertrager. 170 Volt Anodenspannung sind normal für ein Allstromgerät, da würde ich mir keine Sorgen machen. Infolge des langsamen Anheizens der Endröhre sinkt die Spannung von anfangs 240 Volt auf 170 Volt ab.
Zuerst müßte der Nf-Teil in Ordnung gebracht werden, danach kann man die Ursache für zu leisen Empfang auf AM suchen. Das Brummen liegt vermutlich am ausgetrockneten Netzelko oder dieser hat keinen ausreichenden Massekontakt (Schmutz, Korrosion) zum Metallchassis. Evtl. kann das Brummen auch durch einen Röhrenfehler verursacht werden (Feinschluß), aber hier müßte man auch erst prüfen, ob der Nf-Teil normal arbeitet ohne Brummen (einfach mal TA drücken und Lautstärkeregler auf Linksanschlag).
Wenn es immer noch brummt, liegts am Netzelko oder an den Nf-Röhren UL84 und UABC80 (weniger wahrscheinlich als Elko-Fehler).
UKW kommt wie Rocco schreibt ganz zum Schluß an die Reihe, hier könnte evtl. die UCC85 defekt sein (häufig bei Philettas).

Gruß

Roland
Walterh
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Beitrag von Walterh »

Hallo Matthias


Erst mal eine Warnung! Dieses Gerät hat keine galvanische Trennung vom Netz. Je nach Polung des Netzsteckers in der Dose ist die volle Netzspannung auf dem Chassis.

Zum Fehlerbild: Da ist typisch der Netzteil-Elko hinüber (sitzt links neben der UCH81). Bitte keine weiteren Versuche in laufendem Betrieb – sonst himmelst Du noch die Gleichrichterröhre. Auch der Kathoden C an der UL84 ist verdächtig.

Die Sicherung am (Auto-)Trafo war/ist kein Bimetall, sondern eine gelötete Verbindung zwischen zwei Feder-Kontaktzungen. Das verwendete Lot löst bei einer speziellen, relativ tiefen Temperatur aus und soll so den Trafo vor dem Durchbrennen schützen.

Teste aber erst mal den Trafo selbst: alle Röhren ziehen, die Überbrückung drin lassen und sehen, ob das Teil dann noch warm wird. Wenn ja – dann ist der defekt.....

Gruss, Walter

P.S. Mit Material könnte ich ev. helfen.....
Funkschrotti
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Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Walter,
ohne Röhren kann man den Trafo nicht testen, da wird nichts warm. Es ist ein wie schon gesagt ALLSTROMGERÄT, dieses hat keinen Trafo und auch keinen Autotrafo.
Es ist ein Tonausgangsübertrager, die Lötzunge macht da keinen Sinn.

Gruß

Roland
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo, danke euch vielmals für die Antworten.

Das Brummen liegt sehr wahrscheinlich am Netzelko. Wie bekommt man den raus, unten bei der Mutter ist ja alles verbaut!?

Habe einige Kondensatoren nachgemessen, habe bis jetzt erst einen gefunden der noch gut war! Werde wohl alles ersetzen. Nur wie geht das in dem wirrwarr am besten, man kommt ja an viele Lötstellen gar nicht ran!

An der UCH-81 Röhre ist ein verbrannter Widerstand zwischen Pin 5 und 8. Habe ein Foto gemacht (bitte schauen) Was hat der für einen Wert? Hat jemand einen Schaltplan? Das wäre sehr hilfreich. Wie reinigt Ihr das Chassis? Wie kann ich die Kontakte der Schalter am besten reinigen? Ich möchte nicht irgendwelche Filter oder so kaputtmachen mit Ultraschallbad etc...

Danke erneut :)
Matthias
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,


@all: Also, - ich weiß so langsam nicht mehr was hinten und was vorne ist. :(

Sooo daneben habe ich ja bisher noch nie in einem Antwort-Thread gelegen.

1) Ich habe keinen Schaltplan, und kann deswegen keine Aussagen überprüfen.
Weder die des Threadstarters, - noch die der Forumskollegen.

2) Wenn geschrieben wird (von UL84), daß da ein Netztrafo drin ist, dann gehe ich zunächst mal davon aus daß dies den Tatsachen entspricht.
Es stand da auch (Zitat): Der Transformator wird heiss.

3) Ich ging nicht davon aus, daß ein Bimetall-Thermokontakt so einfach mit einem Stück Draht oder ähnlichem verwechselt werden kann. Ich hatte mich auf diese Aussage verlassen.

4) Am besten, ich halte mich in diesem Thread zurück. Sonst poste ich nur noch mehr Unsinn.

5) Noch ein Schlußwort an UL84:

Chassisreinigung mit Pressluft und/oder Pinsel.
Nicht das Chassis wegen der Reinigung des Tastensatzes in einem Ultraschallbad überfluten !!

Gruß

Rocco11
UL84
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Beitrag von UL84 »

Hi Rocco11

Nur nicht so eingeschüchtert, ich habe es etwas undeutlich geschrieben. Der Trafo ist allem Anschein nach der Uebertrager zum Lautsprecher. Oben drauf ist meiner Ansicht nach wirklich ein Bimetall-Schalter, bitte korrigiert mich wenn ich mist erzähle. Tatsache ist dass dieser heiss wird wenn ich den Kontakt überbrücke. Ich habe inzwischen auf Ebay einen ganzen Satz Kondensatoren und einen kompletten Satz Röhren bestellt. Mich würde nun noch den Verbrannten Widerstand interessieren welchen ich bereits vorher erwähnt habe. Was hat der für einen Wert? Zudem suche ich noch den grossen Elko (100uf + 50uf) und den Koppelkondensator (100 uf 12.5V) Wer könnte sowas haben? Ich möchte auch noch wissen wie ich jetzt die Kontakte der Schalter seriös reinige. Ein Ultraschallbad ist offenbar der falsche Weg. Wer kann helfen? Freundliche Grüsse aus der Schweiz :)
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amiga3000
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Beitrag von amiga3000 »

Der Übertrager darf nicht warm werden,wird er es dennoch,ist er defekt.
Noch ne zwichenfrage,rein interessehalber: Für die heizung ist aber ein trafo in den philettas drinn? Ich kenne diese geräte leider nur *außwendig*. Kein plan vom inneren,außer das es allstromer sind die mit vorsicht zu genießen sind. Haben die alle U-röhren verbaut?
Mfg.
Mario
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hi,

da ich wie schon gesagt kein Schaltbild habe, muß jemand anderer nach dem Wert des Widerstandes sehen. Das wird sich aber sicher machen lassen.

Mit dem Trafo ist es so eine Sache. Entweder ist er kaputt (wie schon geschrieben wurde), oder es fließt ein starker Strom durch ihn hindurch der diese Erwärmung herbeiführt. Würde dieser durch die Röhre fließen, so müßte eigentlich das Anodenblech glühen.

Ein Elko mit 100µF ist leicht zu bekommen. Nimm einen mit 16V oder mehr. Für einen Koppelkondensator wären 100µF aber sehr reichlich. Könnte es vielleicht der Kathodenelko sein?

Mit dem Kombikondensator wird es schon schwieriger. 100µF+50µF findet sich nicht so leicht. 100+100 wäre machbar. Aber auch hier bräuchte man dann wieder den Plan um zu sehen ob man den nehmen kann. Einzeln wäre es kein Problem. Auch hier dann auf Spannungsfestigkeit achten. Willst Du "artgerecht" restaurieren, dann könntest Du den Becherelko aushöhlen und darin einen 100µF und einen 50µF Elko unterbringen. :wink:

Gruß

Rocco11
Walterh
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Beitrag von Walterh »

Hallo Funkschrotti

Du hast Recht - ohne Röhren kann dieser Trafo nicht warm werden ...... (sorry - zu "kurz" überlegt).

Deine restlichen Behauptungen stimmen aber nicht.

Gruss, Walter
Walterh
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Beitrag von Walterh »

Hallo

Hier nun der Schaltplan.... (ist zwar vom B2D93U, sind m.E. aber identisch. Mediator hat z.T. 1:1 deutsche Philips unter eigenem Namen vertrieben). Die Qualität ist zwar mässig, aber besser als Nichts.

Bild

Bild

Gruss, Walter
UL84
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Beitrag von UL84 »

Hallo. Wie kann ich nun den Trafo testen? Ohne Röhren geht ja gar nichts. Gibt es einen Strom den ich messen kann? Vielen Dank für das Schema! :)
Walterh
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Beitrag von Walterh »

Hallo Matthias

Ja, Du kannst messen. Im Schaltplan sind (vmtl.) 48 mA Strom angegeben nach dem zweiten Elko vor dem 1 k Widerstand.

Aber ehrlich gesagt würde ich erst den Netzteilelko (100 uF / 50 uF) tauschen.

Du schreibst ja, dass das Gerät mit Netzbrumm empfängt (wenn auch leise). Der Netzbrumm geht mit grösster Wahrscheinlichkeit auf die genannten Elkos zurück.
Dass der Ton leise ist, wird auf die Unterspannung und/oder defekte Papier-Kondensatoren zurückgehen. Dass der Trafo heiss wird, zeigt ja zu hohe Stromaufnahme. Also Koppel-C's zur Endröhre und Kathoden-C als Erstes tauschen.
Beginne beim Netzteil und arbeite rückwärts von der Endstufe Richtung HF-Teil. Immer mal wieder den Erfolg kontrollieren (man kann auch selber Fehler einbauen.....nobody is perfect)

Gruss, Walter
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

prima, daß wir nun ein Schaltbild haben. Danke Walter. :)

Ich tippe auch auf den C2 mit den 50µF. Wenn der einen Beinahe-Kurzschluß hat, dann siebt er nicht mehr, sondern belastet nur noch.
Ich meine, hier müßte man einen Kondensator von 100µF anstelle von 50µF nehmen können. Denn dann könnte man einen Becherelko mit 100+100µF aus aktueller Fertigung einsetzen. Problematisch wird dann nur die Befestigung. Diese Typen mit Schraubgewinde und der zentralen Mutter findet man nicht mehr. Die anderen Typen gibt es unter anderem hier:

http://www.btb-elektronik.de/de/news_components.html

Dem Äußeren nach zu urteilen, werden diese Becher mit einer Schelle befestigt oder durch Schlitze in einer Platine eingelötet. Passt also nicht so ganz. Läuft auf dann auf eine mechanische Bastelarbeit hinaus.

Alternativ könnte man natürlich zwei herkömmliche axiale Elkos verwenden. Hier gibt es zwei Möglichkeiten für die Ausführung.

a) Man beläßt den kaputten Becherelko (wegen der Optik) an seinem Platz, - schließt ihn aber nicht an. Dann bringt man die neuen Elkos unter dem Chassis an. Von oben nicht sichtbar, - nur von unten.

b) Das ist die elegantere Methode. Man höhlt den Becherelko aus und bringt die neuen Elkos in seinem Inneren unter. Hierbei ist peinlich genau auf korrekte Isolation der Anschlußdrähte (im Inneren) zu achten.

Den gesuchten Widerstand konnte ich trotz Schaltplan nicht finden. Zwischen Pin 5 und 8 der UCH81 gibt es keinen Widerstand. Pin 5 ist einer der Heizungsanschlüsse, - egal aus welcher Richtung man zählt. Prüfe das bitte nochmals nach.

Der andere 100µF ist der Kathodenelko der UL84. Wie vermutet. Wenn dort 12,5V draufsteht, dann kannst Du einen mit 16 oder 25 oder 35 Volt nehmen. Ist egal. Was gerade greifbar ist. Nur weniger darf es nicht sein.

Gruß

Rocco11