Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

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Radiowerkstatt
Kuba Komet
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von Radiowerkstatt »

Munzel hat geschrieben:Ein schönes Gerät. Verwunderlich, daß es äußerlich eher sehr schlicht daherkommt.

MfG
Munzel
Die Schweizer Banken waren damals auch keine Glaspaläste. ;- )
Aber Innen! Money.
johann
Walterh
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von Walterh »

Hallo

Ja, und der 7604 hat viel Geld gekostet und ist daher selten. Hier ein Bild eines seiner kleineren Brüder, der ab und an mal zu finden ist... :wink:
452D.jpg
452D_innen.jpg
Gruss, Walter
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holger66
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von holger66 »

Hallo Walter,

uff, der sieht aber zerbombt aus ! Konntest Du inzwischen mal nach dem Knopf fahnden ?

Inzwischen habe ich das Gerät mal provisorisch zusammengesetzt und dabei feststellen können, daß der Lautsprecher problemlos funktioniert, hoffentlich auch dauerhaft. Zuvor hatte es noch den alten, völlig rotten Schallwandstoff erwischt, der einen Reinigungsversuch nicht überlebte, ich habe einen passenden neuen Stoff aufgezogen.

Die gespreizten Bänder funktionieren auch wieder, nachdem ich die Kontakte mit geringen Dosen K60 behandelt hatte. Lediglich auf dem gespreizten 13m-Band ist noch nichts zu hören, da muß ich also nochmal bei.

Das bringt mich nun dazu, einige Absonderlichkeiten zu beschreiben, die mir so aufgefallen sind. Zunächst reicht die MW-Skala nur bis 1500 Khz, der Zeiger läßt sich zwar noch ein Stückchen darüber hinausdrehen, jedoch ist bei ungefähr 1540 KHz Schluß. Die empfangenen Stationen liegen aber auf den richtigen Stellen der Skala, das ist also so gewollt. Verzeichnet ist übrigens auch der "SWF Freiburg", gemeint ist wohl die alte Frequenz 827Khz, die lt. Wikipedia erst Anfang diesen Jahres endgültig abgeschaltet worden ist.

Noch merkwürdiger wird´s bei den Kurzwellen: der nicht gespreizte Wellenbereich reicht von 49m bis 16m. Naja, aber die gespreizten Bänder sind 31m, 25m, 19m, 16m und 13m ! D.h. gerade die überfüllten 41m und 49m-Bänder sind nicht gespreizt vorhanden, die 31m, 25m, 19m und 16m aber doppelt, einmal gespreizt und einmal nicht gespreizt. Seltsam, oder ? War damals auf 41m und 49m weniger los, als heute ?

Davon mal abgesehen spielt das Radio auch ohne eine Kondensator-Razzia auf einem beeindruckenden Niveau. Auch weit entfernte und schwache Stationen werden in guter Qualität hereingebracht, die Wiedergabe kann auch recht laut erfolgen, da kaum Störgeräusche aufgenommen und verstärkt werden. Das wird auch daran deutlich, daß zwischen den Stationen kaum etwas zu hören ist.

Die Leistung der Endstufe mit 2*6V6 ist "ausreichend", also ungefähr so, wie Rolls-Royce traditionell die Leistung seiner Motoren "beziffert". M.a.W. hier geht die Luzie ab. Ich werde dieser Tage mal einen CD-Player an den TA-Eingang hängen, um zu hören, wie sich das Radio anhört, wenn es mit einem sauberen Signal gefüttert wird.

Ein Blick ins rmorg zeigt, daß das Radio Ende der 40er-Jahre 1125 SFr gekostet hat. Ein Wahnsinnsgeld, ich weiß auch nicht, wie in den ersten Jahren der Bundesrepublik der Wechselkurs der DM zum Franken war, aber sicher schlechter als 1:1.

Fazit: Johann, dieses Modell war ein Radio für Bankdirektoren ! Ob ich mal beim ebay-Verkäufer anfrage, ob der etwas zur Geschichte des Gerätes weiß ?

H.
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von fotoralf »

holger66 hat geschrieben:Das bringt mich nun dazu, einige Absonderlichkeiten zu beschreiben, die mir so aufgefallen sind. Zunächst reicht die MW-Skala nur bis 1500 Khz, der Zeiger läßt sich zwar noch ein Stückchen darüber hinausdrehen, jedoch ist bei ungefähr 1540 KHz Schluß.
Der Bereich oberhalb von 1540 kHz ist erst mit dem Kopenhagener Wellenplan 1949 zugewiesen worden. Vorher war mit den diversen nationalen Gleichwellen um 1530 kHz Schluß.

Zur Geschichte der Wellenpläne auf MW und LW gibt es eine interessante Site: 75 Jahre Frequenzgerangel
War damals auf 41m und 49m weniger los, als heute ?
Die extreme Belegung auf diesen beiden Bändern war vor allem eine Folge des kalten Kriegs und ist seither ja wieder sehr zurückgegangen.

Ralf
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holger66
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von holger66 »

fotoralf hat geschrieben: Der Bereich oberhalb von 1540 kHz ist erst mit dem Kopenhagener Wellenplan 1949 zugewiesen worden. Vorher war mit den diversen nationalen Gleichwellen um 1530 kHz Schluß.
Ralf
Hallo Ralf,

vielen Dank für diese Info, ich wußte nicht, daß der Kopenhagener Wellenplan auch Auswirkungen auf das obere Ende der Mittelwelle hatte. Aber so ist das erklärbar. Für den Erstkäufer hatte das die unangenehme Folge, daß der große MW-Sender Langenberg auf 1593 Khz nicht hörbar war. Das Gerät kommt aus Meerbusch, das ist ja hier um die Ecke.

Die Aufteilung der KW-Bänder finde ich trotzdem unlogisch. Ich hätte es als Käufer damals vorgezogen, die Bänder 49 m, 41m, 31m, 25m, 19m zu spreizen und den Rest bis oben auf einem Band darzustellen. 60m Tropenband ist gar nicht vertreten. (Ich habe einen Lorenz Nymphenburg von 1952, der hat die komplette Kurzwelle von 1650 Khz an bis nach oben, verteilt auf 2 Bänder und mit Lupe. Muß ich mal wieder rausholen, die Kiste...)

Gruß & Dank
Holger
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von fotoralf »

holger66 hat geschrieben:Für den Erstkäufer hatte das die unangenehme Folge, daß der große MW-Sender Langenberg auf 1593 Khz nicht hörbar war. Das Gerät kommt aus Meerbusch, das ist ja hier um die Ecke.
Da waren die beiden UKW-Erweiterungen viel ärgerlicher. Hier geht z.B. der DLF im Kabel nicht mit den ganzen älteren Radios.
Ich hätte es als Käufer damals vorgezogen, die Bänder 49 m, 41m, 31m, 25m, 19m zu spreizen und den Rest bis oben auf einem Band darzustellen.


Das ohne Frage, zumal 16 und 13 m sowieso nur alle paar Jahre geht.
60m Tropenband ist gar nicht vertreten. (Ich habe einen Lorenz Nymphenburg von 1952, der hat die komplette Kurzwelle von 1650 Khz an bis nach oben, verteilt auf 2 Bänder und mit Lupe. Muß ich mal wieder rausholen, die Kiste...)
Es dünnt sich mächtig aus, im Kurzwellenrundfunk. Außer den Russen, den Chinesen und ein paar Missionsbuden ist ja kaum noch was. Was auffällt, ist, daß in Europa genau die, die sowieso keine Kohle haben, auf KW den größten Lärm machen: Griechenland, Spanien, Rumänien usw.

Ralf
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von holger66 »

fotoralf hat geschrieben: Da waren die beiden UKW-Erweiterungen viel ärgerlicher. Hier geht z.B. der DLF im Kabel nicht mit den ganzen älteren Radios.

Es dünnt sich mächtig aus, im Kurzwellenrundfunk. Außer den Russen, den Chinesen und ein paar Missionsbuden ist ja kaum noch was. Was auffällt, ist, daß in Europa genau die, die sowieso keine Kohle haben, auf KW den größten Lärm machen: Griechenland, Spanien, Rumänien usw.
Hallo Ralf,

stimmt schon, erstaunlicherweise gibt es aber doch einige Radios, die über die 100 Mhz ein ganzes Stück hinausgehen. Aus meinem Bestand bspw.:

Metz 403W, geht bis ungefähr 103MHz
Loewe-Opta Altas 9852W und GW, die gehen bis auf ungefähr 102,5 Mhz.

Außerdem die ganzen Nordmende-Geräte aus dem Modelljahr 1952/53, die gehen bis in die Nähe von 104 Mhz, also bspw. der 450-10.

Beim Drüberkurbeln über die Kurzwellenbänder ist immer noch reichlich Betrieb, finde ich, man hört aber viel Arabisch und immer wieder die Chinesen. Deutsch hört man kaum noch, leider ist auch die BBC fast völlig veschwunden, die habe ich früher fast täglich reingedreht, um mal einen unverstellten Blick auf Weltereignisse zu bekommen. Vorbei....

Interessant finde ich auch die Stationen, die man auf MW hören kann, seitdem die dicken Sender auf den betroffenen Frequenzen abgeschaltet haben.

H.
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von holger66 »

So, nun fast zum Abschluß zwei Bilder des Gerätes in zusammengebautem Zustand:

Bild

Mit Absicht etwas knapp belichtet, damit man wenigstens ahnen kann, daß auch die Anzeigeröhre noch tut, was sie soll, nachdem ich ihren 1M und den 50nF in der Gitterleitung getauscht habe

Und dann mal von hinten:

Bild

Wer scharfe Augen hat, sieht, daß das Gerät auf 250 Volt eingestellt wurde. Bei 220 Volt rattert der Trafo etwas, und da wir hier 233 Volt vom Netz bekommen, geht das OK so, denke ich.

Außederm sieht man hier den neu aufgezogenen Stoff. Der Originalstoff ging beim Reinigungsversuch in Fetzen.

H.
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von fotoralf »

Dat haste aber fein jemacht. :-)

Ralf
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von Walterh »

Hallo Holger

Ja, bin fündig geworden. Habe genau einen solchen Knopf. Gib mir mal ne PM mit Deiner Adresse.
452D_fertig.jpg
Gruss, Walter
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von holger66 »

Hallo Walter,

PN ist unterwegs. Dein Gerät brauchte also auch neuen Stoff...sieht sehr gut aus !

Hallo Ralf,

danke, kannst Du gerne besichtigen kommen....

Gruß
Holger
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von Boffzen01 »

Hallo Holger,
das Gerät sieht nach der Restauration sehr gut aus! Aber was sagt Deine Frau dazu, dass Du für die Schallwand schon wieder ein Sofakissen geschlachtet hast? :lol:

Gruß Boffzen 01

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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von holger66 »

Hallo Manni,

hier werden nur Radios geschlachtet :roll: ...keine Karnickel und schon gar keine Sofakissen. Der Stoff stammt aus einem Stoffladen in MG (nein, nicht in Venlo, da wird auch anderer "Stoff" verkauft), wo E.K. ihn entdeckt und gleich ein paar Meter davon gekauft hatte. Habe schon drei Radios damit gemacht: neben dem Paillard auch den Lorenz Comburg und den Loewe-Opta 2740W aus Köln.

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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von radio-hobby.de »

Prima restauriert!
Grüße, Georg N.
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:
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JohnD
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Re: Schwerer eidgenössischer Kreuzer: Paillard 7604

Beitrag von JohnD »

Sehr schön geworden, toller Bericht, viel Spass noch damit!

VG Jochen
ECH81 im Eimer? Mischen impossibel.