Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
Forumsregeln
Regeln
Impressum
uli12us
Transmare
Transmare
Beiträge: 501
Registriert: So Jul 15, 2012 9:58

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von uli12us »

Bei Asbest ists auch noch nicht so schlimm wenns geschnitten wird. Wirklich übel wirds aber, wenn das Zeug geschliffen wird. Einfach weil die Fasern, je kleiner sie sind, umso schädlicher. Wenn irgendwas mit Messer oder Schere geschnitten wird, entstehen solche kleinen Stücke ja gar nicht erst.
Aber, über wenigstens 50 Jahre waren Bremsbeläge von Autos Asbesthaltig. Das Zeug hat da praktisch jeder eingeatmet. Da aber immer noch Leute existieren, die 60 Jahre und älter sind und meines Wissens das Krebsrisiko auch nicht nennenswert ansteigt, wenn man in der Stadt lebt, ist das ganze wohl halb so wild.
Benutzeravatar
weiser_uhu
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1361
Registriert: Mo Okt 15, 2012 14:38

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von weiser_uhu »

...geht noch weiter: Ganze Häuserfassaden waren mit Asbest-Zementplatten geschiefert und sind es heute noch, der Palast der DDR hatte unmengen Asbest in sich (wurde abgerissen...) und in Nachtspeicheröfen war Asbest zur Isolierung der Heizstäbe verwendet worden. Durch die Konvektoren ging die Zimmerluft praktisch ständig durch.

Trotzdem denke ich, dass die Furcht davor einen realen Hintergrund hat. Es sind ja nicht die einzigen Umweltsünden, die begangen worden sind. Und ich glaube auch, dass viele Krankheiten damit in Zusammenhang stehen, mit großen Verschmutzungen, nicht aus einem Radio, aber wer sich davor fürchtet, sollte diese Dinge meiden.

Grüße vom
-charlie-
Benutzeravatar
röhrenradiofreak
Geographik
Geographik
Beiträge: 10246
Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: östliches Niedersachsen

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Um auf die Frage von Checkpointarea zurückzukommen: Es handelt sich um das Modell Tonmeister 818W des Herstellers Körting, der einen Großteil seiner Produktion an Neckermann geliefert hat. Das Baujahr ist 1959/1960. Es gehörte damals nicht zur Spitzenklasse, aber durchaus zu den etwas besseren Radios. Weitere technische Daten findet man hier:
http://www.radiomuseum.org/r/korting_to ... _818w.html

Urdox-Widerstände kommen nur in Allstromgeräten und Gleichstromgeräten vor. Dieses Radio ist ein Wechselstromgerät und enthält daher keinen solchen. Im Übrigen enthalten die sogenannten Urdox-Widerstände seit dem 2. Weltkrieg (nach anderer Quelle seit den 30er Jahren) kein Urandioxid mehr. Daher wird man in Radios der 50er und 60er Jahre keine "echten" Urdox-Widerstände mehr finden.

Auch Wärmequellen, deren Umgebung gelegentlich mit Asbest versehen wurde, gibt es in diesem Radio nicht.

Das bedeutet nun nicht, dass dieses Radio in jeder Hinsicht völlig ungefährlich wäre. Körting hat in allen mir bekannten Modellen der 50er und 60er Jahre Entstörkondensatoren zwischen Netzeingang und Chassis geschaltet. Im Kurzschlussfall, der bei einem 50 oder mehr Jahre alten Kondensator zweifellos vorkommen kann, stehen je nach Polung des Netzsteckers das gesamte Chassis des Radios und damit auch alle eventuell angeschlossenen externen Geräte (z.B. Plattenspieler, MP3-Player, ...) unter Netzspannung. Diese Kondensatoren (2 Stück mit 5 nF oder 10 nF, sitzen in der Nähe des Netztrafos) müssen für einen gefahrlosen Betrieb des Radios entweder ersatzlos entfernt oder durch Entstörkondensatoren der Klasse Y1 ersetzt werden.

Lutz
Benutzeravatar
ColonelHogan9162
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1269
Registriert: Fr Dez 07, 2012 18:24
Wohnort: Hamburg

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von ColonelHogan9162 »

Mein Nachbar hatte seine Dachetage mit Asbestplatten isoliert, UNVERKLEIDET gelassen, in den Räumen 40 Jahre lang gelebt und geschlafen und ist erst letzes Jahr mit weit über 80 an reiner Altersschwäche gestorben
Viele Leute sind einfach gentechnisch für Krebs anfällig und bekommen ihn schon in steriler Lebensweise
Andere können das Zeug inhalieren und bekommen nix

Klar ist Asbest hochgradig gefährlich, aber man darf sich nicht der allgemeinen Hysterie hingeben und bei dem kleinsten Quadratmillimeter schon vor Angst hyperventilieren
Es kommt wie bei allen Giftstoffen immer nur auf die Menge und Handhabung an

Wenn ich nur bedenke wie oft ich allein schon als Kind in einer (damals noch ohne Partikelfilter) schwarzen Dieselabgaswolke stand
dürfte ich nach der Meinung mancher Umweltexperten keine 20 Jahre alt werden dürfen :mrgreen:
Was kann schöner sein auf Erden als von Röhren beschallt zu werden
Was kümmert es die stolze Eiche wenn sich ein Borstenvieh dran wetzt

All that we see or seem is but a dream within a dream? E.A.Poe
rettigsmerb
User gesperrt
User gesperrt
Beiträge: 5838
Registriert: Do Mär 17, 2011 16:23
Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von rettigsmerb »

Moin,

zur Klarstellung: Asbest ist nicht giftig und es ist chemisch sehr stabil und widerstandsfähig. Das eigentliche Problem sind Faserstäube im µ-Bereich. Stark vereinfacht ausgedrückt: Wenn diese eingeatmet werden, gelangen sie in die Lungen, wo sie ins Gewebe eindringen, sie sind "lungengängig" (Asbestose). Dort kommt es zu einer Abwehrreaktion, wodurch die Partikel jedoch nicht komplett abgebaut sondern zum Teil verkapselt werden und das Bindegewebe zwischen den Lungenbläschen zu wuchern beginnt (Lungenfibrose). Daraus kann letztlich Lungenkrebs entstehen.
Kohlefaserstäuben, wie sie bei der Bearbeitung von CFK (Kohlefaserverstärkter Kunsstoff) entstehen, wird eine sehr ähnliche Wirkung nachgesagt.
Benutzeravatar
drahtfunk
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Beiträge: 801
Registriert: Mi Nov 05, 2008 11:48
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: PLZ 16548

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von drahtfunk »

Hallo,

eine "Liste" mit Rundfunkgeräten, in denen Asbestteile verbaut werden, wird es nicht geben. Es gab für die damaligen Hersteller keine Veranlassung, den Einbau eines solchen Hilfsstoffes zu dokumentieren.
Kleine Asbesttafeln mit einer Stärke von 2 bis 3mm wurden bis in die 60er Jahre in vielen technischen Geräten verbaut, in denen es partiell Stellen gab, die durch den Funktionsvorgang überhitzt werden konnten bzw. eine Entflammbarkeit derer oder der direkten Umgebung ausschließen sollten. Einfacher Brandschutz also.

Der vohergehende Beitrag ist gut recherchiert. Wobei der Begriff "giftig" immer mit Blick auf die gesundheitlichen Folgen verwendet wird.
Ansonsten wurde zum Thema Asbest hier recht umfangreich Polemik betrieben oder einfach nur Unfug geschrieben.
Allerlei andere Stäube sind in Ihren Gesundheitsfolgen ähnlich verheerend. Das sind mineralische Stäube ebnso wie solche aus Pflanzenteilen.

Aus meiner Erfahrung sind in eng gebauten Radios mit Holzgehäuse diese Asbestplatten verbaut.
An Bakelitgeräte kann ich mich nicht erinnern. Dort aber oft Alu- oder verzinkte Stahlbleche als Wärmeschirm.

Erstes mir begenetes Gerät war ein VE 301G. Die Platte dort ist mit zwei kleinen Nägeln innen an der Gehäusekante befestigt und schirmt die Strahlungswärme des Röhrenheizvorwiderstandes gegen das Holz ab. Sie ist noch immer dort drin. (Die Erstbesitzerin starb 86- jährig an einem Herzinfarkt im Jahre 1975.)
Aber auch bei Wechselstromgeräten sind die Asbestplatten drin.
Ein jüngst von mir zerlegtes sog. "Konzertgerät", GRUNDIG 1209 aus dem Jahr 1962, trug an der Innenseite oben über der Endröhre eine ausweisgroße Asbestplatte, mit Drahtklammern befestigt.

Desweiteren sind in den auf Berliner Straßen noch zu tausenden montieren Gaslaternen Asbesttrennplatten verbaut. Insbesondere in den hier noch in Funktion stehenden und noch bis in die 70er Jahre hergestellten Gasreihenleuchten, die es mit vier, sechs und neun Brennstellen gibt, sind die Platten in den frühen Modellen noch enthalten. Sie schirmen die Hitze der Brennersockel von der Ventil- und Zündsteuerung ab. Später nahm man dafür 'Klingerit'- Platten.

Asbest ist nach wie vor in zahlreichen, insbesondere öffentlichen Gebäuden aus den 60er und frühen 70er verbaut. Grund auch hier: Brandschutz.
Daran wird aus Kostengründen nichts geändert, ein mögliches Gesundheitsrisiko durch gelöste Partikel in Kauf genommen.
Das Vorhandensein von Asbest dort wird nicht thematisiert, man will nicht "beunruhigen". Es sei denn, ein finanzielles oder politisches Interesse, etwa an einer Immobilie, ist in einem Einzelfall überlagert.
Man geht vielmehr vom Vorhandensein eines dummen Volkskörpers aus, der vergeßlich ist und zudem alles als nicht vorhanden oder unwahr annimmt, was nicht öffentlich publiziert wird. Mit der Politik und deren Präsentation klappt das ja auch, wie die letzte Wahl anschaulich gezeigt hat.

Zurück zumRadio: Im Einzelfall macht sich eine Geräteuntersuchung erforderlich, wenn man Asbest 'finden' will. Aber wozu? Das Gerät wird davon nicht "schlecht".


Gruß drahtfunk
Schützt unsere Muttersprache!

Im übrigen:

Unerlaubtes Drehen am Radioapparat führt zu schweren Verstimmungen beim Hausherren, und ist daher bei Strafe verboten!
Benutzeravatar
weiser_uhu
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1361
Registriert: Mo Okt 15, 2012 14:38

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von weiser_uhu »

Asbest an Gebäuden wird man versiegeln. Ist preiswerter als herunterreißen und entsorgen.
Mich interessiert noch die Frage: Asbest ist doch ein Mineral und wird abgebaut. Vielleicht nicht mit Hacke und Schaufel, aber da entstehen doch auch Stäube und dort arbeiten Menschen, nicht nur Roboter. Wird Asbest heute noch abgebaut und wozu?

Grüße vom
-charlie-
Christoph
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1178
Registriert: Fr Aug 21, 2009 20:57
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von Christoph »

Man muss da ein bischen unterscheiden. Das Asbest in Gebäuden ist meist in Beton gebunden. Solange man nicht gerade daran rumschleift, ist das Asbest gebunden und eher nicht gefährlich. In den Radios gibt es aber fast immer Asbestplatten, bei denen die Fasern eben nicht gebunden sind. Somit ist zumindest das Risiko schon größer.
Grüße
Christoph
Benutzeravatar
ColonelHogan9162
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1269
Registriert: Fr Dez 07, 2012 18:24
Wohnort: Hamburg

Re: Welche Geräte haben Asbest oder Urdox-Widerstände?

Beitrag von ColonelHogan9162 »

Die Aussichts- und Restaurantplattform unseres Fernsehturms (Mein Avatarbild) wurde wegen dem Zeug vor über 10 Jahren bis auf die Grundmauern komplett entkernt und bis heute hat sich noch keiner wieder gefunden, der da was drin machen will :angry:

Vielleicht schaffts ja der Lindenberg, der hat ja letztens abgelassen da 'ne Panikzentrale errichten zu wollen :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Was kann schöner sein auf Erden als von Röhren beschallt zu werden
Was kümmert es die stolze Eiche wenn sich ein Borstenvieh dran wetzt

All that we see or seem is but a dream within a dream? E.A.Poe